Nach einem kräftigen Regenguß in der Nacht, scheint heute früh wieder die Sonne und es ist warm.
So hatten wir uns das vorgestellt, für unseren Ausflug zu den Wasserfällen.
Gegen 10 Uhr fahren wir die paar Kilometer hinüber, Parkplätze gibts genug, der Preis geht auch in Ordnung.
Zu Fuß ziehen wir los, – den oberen Promenadeweg am Casino entlang, – wunderschön parkähnlich angelegt, – sehr stilvoll das Casino und die Hotels, – mittendrin der 160 Meter hohe Skylon-Tower, von dessen Aussichtsplattform der Blick grandios ist.
So früh am Morgen ist noch relativ wenig los, bei 13 Millionen Besuchern im Jahr sind es gerade die Ferienmonate, die wahnsinnig überlaufen sind.
Zuerst sehen wir den „amerikanischen Niagarafall“, mit „nur“ 260 Metern Breite und maximalen 34 Metern Höhe stürzt sich hier der kleinere Arm des Niagara Rivers von der amerikanischen Seite hinunter in den Eriesee, imposant und beeindruckend. Drüben sind Stege und Aussichtsplattformen mit vielen Besuchern zu erkennen.
Allerdings wird von hier oben der Blick immer wieder durch Bäume unterbrochen, so daß uns ein vernünftiger Gesamteindruck verwehrt bleibt.
Also laufen wir in weitem Bogen hinunter an die untere Promenade, sie gibt den ungestörten Blick auf beide Wasserfälle frei.
Wir gehen nach rechts hinüber zum „kanadischen Niagarafall“, – in einem hufeisenförmigen Bogen mit 670 Metern Länge stürzen die Wassermassen mit ohrenbetäubendem Lärm 57 Meter in die Tiefe, über seiner Mitte hängt eine hoch aufsteigende Gischtwolke, in der sich, bei passendem Blickwinkel, das Sonnenlicht zu einem Regenbogen bricht.
Unten auf dem Eriesee fahren Ausflugsboote mitten hinein in das Inferno, die Passagiere sind durch Regencapes vor dem „Dauerregen“ geschützt, – am rechten Ende des Hufeisens führt ein Laufsteg auf einen Felspfad hinter den Schleier der Wasserfälle, auch dort sind schemenhaft in Regencaps verpackte Gestalten zu sehen.
Die Mächtigkeit der Naturgewalten hinterlässt schon einen tiefen Eindruck, – hier läßt es sich einen Augenblick länger aushalten.
Heike fährt mit dem Lift auf den „Skylon-Tower“, den Ausblick läßt sie sich nicht entgehen, – ich gehe die Uferpromenade zurück und weit nach links um an den Parkplatz zurück zu kommen, dabei gerate ich irgendwie in das touristische Vergnügungszentrum der Stadt, – hier ist vielleicht was los ! – Ballermann pur, – Fastfoodlokale, Souvenirshops, Musikkneipen, Spielsalons, Geisterbahnen, Go-Kart-Bahn, Dino-Adventuregolf mit feuerspeiendem Vulkan, – eine wilde Mischung zwischen Jahrmarkt und Las Vegas. Nichts wie weg hier.
Am frühen Nachmittag verziehen wir uns, – zunächst die ersten 50 Kilometer über die Strecke, die wir gestern gekommen sind, -naja ging geradeso glimpflich ab mit dem Verkehr, – ein, zwei mal kurz gestaut, – dann biegen wir ab, um Toronto zu umgehen, hinaus aufs Land, von Hamilton auf die 6 nach Guelph und dann noch bis Fergus.
Dort wird es endlich wieder ländlich und ruhiger. Am Ortseingang von Fergus erblicken wir auf der linken Seite eine schön ruhig gelegene, ziemlich neu erbaute Wohnanlage mit breiter Zufahrtstraße, einem großen Ententeich mit Rundspazierweg und einem großen, asphaltierten Wendeplatz davor. Das wird unser Stellplatz für die Nacht ( N 43° 41′ 38.2″ W 080° 22′ 11.1″ )
Ach ja, dann war da am Nachmittag noch das seltsam komische Erlebnis mit einem Sheriff der hiesigen Polizei:
Auf dem Highway, kurz vor Hamilton höre ich plötzlich eine Polizeisirene, – im Rückspiegel erkenne ich einen Streifenwagen mit flackernden Blau- und Rotlichtern hinter mir fahren, – zunächst denke ich, der möchte vorbei, – will der aber nicht, – der meint mich, – ok, Blinker rechts, Standspur, anhalten, warten.
Zuerst telefoniert der noch seelenruhig, dann kommt er ran, fragt nach den Papieren, – welches unser Heimatland sei und ob wir eine Autoversicherung hätten. „Ja, die haben wir“, die Unterlagen sind hinten in der Wohnkabine, – wir gehen zusammen hinein, ich händige ihm alles aus, dabei unterbreitet er mir, daß es nicht erlaubt wäre, mit europäischen Autokennzeichen auf Kanadas Highways unterwegs zu sein. Häääh ? Hab ich was verpasst ? So ein Quatsch, das gibts doch gar nicht ! Innerlich schwanke ich etwas zwischen „Ich lach mich tot“ und „Was nun“ und erkläre ihm, daß meines Wissens für eine temporäre Einfuhr das wohl für mindestens 90 Tage durchaus die Regel sei, evtl. sogar noch länger, – ich gebe ihm auch noch die Zollpapiere und erkläre ihm, daß uns unsere Reiseagentur sicher darüber aufgeklärt hätte, wenn das tatsächlich so sein sollte.
Dann bittet er mich zu warten und verzieht sich in seinen Streifenwagen. Gute 5 Minuten später trifft Verstärkung ein, – ein zweiter Streifenwagen, – der Kollege grüßt freundlich zu mir herüber, – dann reden sie lange miteinander und kommen irgendwann mit den Papieren zu mir.
„Ja, eigentlich wäre es ja in der Tat so, daß Europäer ihr Fahrzeug in Kanada registrieren und ein kanadisches Kennzeichen anbringen müssten, – nur US-Amerikaner könnten mit ihrem US-Kennzeichen in Kanada fahren, – Europäer hingegen eigentlich nicht, – eigentlich, – aber …. und weil…. und blablabla ….. es wäre alles in Ordnung und wir könnten jetzt weiterfahren“. Sie wünschen uns eine gute Weiterreise, – natürlich nicht, ohne daß Kollege Nr. 2 vorher noch einen verstohlenen Blick in die Wohnkabine wirft…..
Naja, was war das jetzt ? – Da hat wohl einer damals auf der Polizeischule gerade einen Tag gefehlt, als dieses Thema dran war !?
Tagesetappe: 153 km Gesamtstrecke: 3.644 km