20.06.2019 – Von Cobourg zu den Niagara Falls

Unser Nachtplatz war top
…. und diesmal ohne irgendwelchen nächtlichen oder morgendlichen Lärm,
…. naja, auf unserem Dach trommelt es heute früh, es regnet wohl draussen, – macht nichts, – Decke über die Ohren, weiterschlafen bis 9 Uhr.

Warm ist es trotzdem und als wir gegen 11 Uhr wieder hinaus auf den Highway 20 (401) fahren dauert es nicht lange und der Himmel klart auf, es wird trocken.
Wir fahren heute immer am nördlichen Rand des Ontariosees entlang bis zu den Niagara-Fällen, – eigentlich keine besonders schwierige Aufgabe; – wenn da nicht Toronto dazwischen läge.

Der Ontariosee ist der Kleinste der „Großen Seen“, allerdings für deutsche Verhältnisse schon ganz schön mächtig, mehr als 350 Kilometer lang und etwa 100 Kilometer breit, ist er schon eher ein kleines Meer, die vier anderen Seen sind noch größer, teilweise um ein Vielfaches.
So fahren wir nun schon den zweiten Tag an der Nordseite des Sees entlang, müssen um die Westspitze herum, um an der westlichen Südseite die Niagara-Fälle von der kanadischen Seite aus zu sehen, sie soll den schöneren Anblick zu bieten haben.

Toronto ist mit 2,7 Millionen Einwohnern die größte Stadt Kanadas und zusammen mit seinen Trabanten und der gesamten Umgebung eine Mega-Boom-Town, – hier liegt nicht nur die Hochburg der kandischen Finanzwelt, sondern auch das industrielle Herz Kandas, 20 % aller in Kanada produzierten Waren werden hier in der Umgebung hergestellt.
…. und so sind nur die ersten und letzten jeweils 50 Kilometer unserer heutigen Tagestour einigermaßen entspannt zu fahren, die anderen fast 160 Kilometer kämpfen wir uns über Autobahnen mit bis zu 8 Spuren und Schnellstraßen, die sich gefüllt mit einer nicht enden wollenden Schlange aus abertausenden Fahrzeugen durch ein Labyrinth aus Beton und Stahl schlängeln, – eine Fahrt während der Rushhour durchs Rhein-Main-Gebiet ist dagegen ein „Sonntagsausflug“.
Bereits weit vor Toronto, bei Oshawa beginnt der „Moloch“, setzt sich über Toronto fort und geht dann nahtlos in die Städte Mississauga, Oakville, Burlington und Hamilton über.

Auf den letzten 50 Kilometern wird es dann noch einmal ländlich, das besonders milde Klima zwischen Ontario- und Eriesee ermöglicht den Anbau von Wein und Obst, Weingüter und Destillerien säumen hier unseren Weg.
Naja, nach über 6 Stunden kommen wir in „Niagara Falls, Kanada“ an, – nur 2 Kilometer weiter, über eine Brücke, wären die USA und die Schwesterstadt „Niagara Falls, USA“ zu erreichen.

Unser Rückweg sollte uns dann wieder durch Toronto nach Norden führen, – ich denke, wir suchen uns besser eine andere Route aus, – vielleicht ein wenig länger, dafür aber weniger anstrengend, – mal schauen.

Die Parkplätze am Visitor-Center der Niagara-Fälle sollen heftig teuer sein, – heute geht sowieso nichts mehr.
So schlagen wir wieder den Weg zum nächstgelegenen Walmart-Parkplatz ein, lediglich knappe 10 Minuten von den Wasserfällen entfernt ( N 43° 04′ 00.4″ W 079° 07′ 14.5″ ).
Die schauen wir uns dann morgen in aller Ruhe an.

Tagesetappe:     256 km                    Gesamtstrecke:     3.491 km

19.06.2019 – Von Montreal nach Cobourg

Auch hier zeigen wir wieder ein gutes Gespür für die Auswahl unseres Nachtplatzes.
Als wir uns irgendwann gegen Mitternacht in die Federn kuscheln, wird es auf dem Parkplatz des angrenzenden Einkaufszentrums laut, – Bauarbeiter rücken an, es klappert rasselt und zischt, ein Generator brummt laut vor sich hin, – die Parkflächen kriegen heute Nacht mal eben neue Striche aufgemalt, – naja irgendwann schlafen wir trotzdem.

Auch heute scheint die Sonne schon früh durch die Fenster und haut uns raus, so gehen wir auch wieder recht früher auf die Piste.
Weiter auf der 20, die Navigation ist eigentlich super einfach, immer am St.-Lorenz-Strom entlang Richtung Toronto.

Zu berichten gibt es heute eigentlich Nichts, – alles ist wie gestern, – Wetter, Landschaft, Lust und Laune, – die Gegend ist ziemlich eintönig.
Oh ja, gibt doch was, – ein Stück hinter Montreal verlassen wir die frankophone Provinz Quebec und kommen in die, nun wieder englischsprachige, Provinz Ontario.
Die Sprache ändert sich, – jetzt sind auch die Schilder wieder zweisprachig, – in Quebec gabs nur Französisches, – die Autos haben wieder zwei Kennzeichen, – entlang des Highway gibt es wieder „Raststätten“, – der Spritpreis ist anfänglich höher als in Quebec, weiter südwestlich ändert sich das allerdings und Benzin und Diesel sind billiger.

Heute gibts außer der vorbeiziehenden Landschaft gar nichts anzuschauen, so machen wir Strecke.
Schon seit dem Nachmittag führt uns der Highway immer parallel zum Ontariosee, nur zu sehen kriegen wir ihn bisher nicht, – als es Zeit wird, einen Nachtplatz zu suchen, entdecken wir die Hinweisschilder nach „Cobourg“, das ist doch was für uns und direkt am See.
Wir fahren hin, direkt am Hafen, der „Marina“, stellen wir uns in den Schatten halbhoher Bäume neben einem parkähnlichen Gelände mit Blick auf den See und die kreuzenden Segelschiffe, – schön ist das hier, und nette, freundliche Menschen wohnen im Städtchen, viele gehen am Abend noch eine Runde am See spazieren, – mit einigen haben wir eine nette Unterhaltung. ( N 43° 57′ 18.6″ W 078° 10′ 08.7″ )
Wir drehen auch noch eine Runde am See entlang, wirklich schön, – Gaststätten, Eiscafe, – schöne Appartmenthäuser, – parkähnlich die Anlage um den Yachthafen mit Blumenrabatten und Ruhebänken und weiter drüben ein Campingplatz und der weitläufige Badestrand der Stadt.

Tagesetappe:     420 km                    Gesamtstrecke:     3.235 km

18.06.2019 – Von La-Pocatiére über Quebec nach Montreal

Des Kanadiers Lieblingsbeschäftigung ist Rasen mähen, immer und überall sieht man herrlich gepflegten Rasen vor den Häusern und fast auf jedem Zweiten zieht knatternd der passende Aufsitzmäher seine Runden. Heute früh um 7 Uhr direkt neben unserem HerrMAN, – der Picknickplatz ist heute dran. Also, warum nicht mal um 7 Uhr in der Früh aufstehen ? Morgens um 7 soll die Welt noch in Ordnung sein …….

Der Tag ist übrigens in der Tat total in Ordnung, die Sonne lacht und es ist schon früh warm.
So fahren wir dann bereits gegen 9 Uhr los, – hinaus auf den Highway 20 und ab nach Südwest, immer am St.-Lorenz-Strom entlang, – Etappenziel sind die etwa 1.000 Kilometer entfernten Niagara-Fälle.
Aber zunächst sind wir noch hier oben, – wir durchfahren heute und die nächsten Tage das Herz Kanadas mit den Städten Quebec, Montreal, Ottawa und Toronto, hier sieht alles sehr belebt aus, – der Verkehr hat beträchtlich zugenommen, – das Straßennetz ist dichter geworden und die Natur ist weit zurückgedrängt worden.
Vielerorts sieht es irgendwie aus, wie bei uns in Deutschland, – Felder und Wiesen, – ein paar Wälder, – freistehende Bauernhöfe in der Flur, – naja Bauernhöfe sind das eigentlich schon nicht mehr, die Landwirtschaft scheint hier sehr industrialisiert vonstatten zu gehen, – riesige Hallen mit mächtigen Siloanlagen stehen überall in den Fluren.
Dörfer und kleine Städtchen sind zu sehen, – Gewerbegebiete, – kleinere Fabriken, – eben das industrielle Kanada, – die pure Natur werden wir erst wieder einige tausend Kilometer später erleben, wenn wir die „Großen Seen“ hinter uns gelassen haben.

Wir passieren Quebec, – hinein fahren wir mal wieder nicht, – die Städte, – Ihr wisst schon, nicht unser Ding.
Aber schauen wollen wir schon mal, – so fahren wir vom Highway runter in Richtung Stadt, queren aber nicht den breiten Strom, sondern fahren auf der hiesigen Seite durch das auffällig schöne Städtchen Levis, – runter an die Uferpromenade, von hier haben wir einen herrlichen Blick auf die Silhouette von Quebec, – hoch oben thront das altehrwürdige „Chateau Frontenac“, in dem sich schon 1943 Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt getroffen haben, um die Invasion in der Normandie vorzubereiten, später sind solch illustre Gäste wie Queen Elizabeth, Charles de Gaulle und Grace Kelly dort ein- und ausgegangen.

Weiter über die 20 kommen wir irgendwann nach Montreal, – 1,6 Millionen-Metropole, – zweitgrößte Stadt Kanadas, – hier müssen wir irgendwie durch, über die riesige Brücke auf die andere Seite des St.-Lorenz-Stromes.
Es ist Rushhour und entsprechend geht es zu in der Stadt, schon beim Einfahren sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite des Highways stadtauswärts lange Staus. Wir kommen ganz gut durch, trotz massenhaftem Verkehr, – das Problem sind die Baustellen, ganz Montreal ist eine einzige Baustelle, alles ist unübersichtlich, eine Umleitung folgt auf die Nächste, Polizisten regeln irgendwie den Verkehr, indem sie je nach Bedarf die Ampeln von Hand schalten.
Eigentlich wollten wir uns irgendwo in der Stadt ein Plätzchen für die Nacht suchen, – aber wir müssen hier erst mal raus, nichts wie weg.
Es interessiert uns auch nicht wirklich, daß Montreal eine schöne Altstadt hat, daß im Zentrum fast jeden Tag irgendein Festival stattfindet, das man besuchen kann, und daß man den besonderen Flair Montreals erlebt haben muß. Wir erhaschen ein paar Blicke auf das ehemalige Olympia-Gelände mit seinem „Schiefen Turm“, auf die runde Kugel des „La Biosphere“ und auf die Skyline, das soll uns reichen.
Nach gut einer Stunde sind wir durch den dicksten Pulk durch und fahren heute mal einen Walmart-Parkplatz in einem der Einkaufszentren an der Peripherie an, dort ist über Nacht stehen meist erlaubt und WiFi gibts oft auch noch dazu. ( N 45° 27′ 04.3″ W 073° 36′ 31.7″ )

Tagesetappe:     384 km                    Gesamtstrecke:     2.815 km

17.06.2019 – Von Hartland nach La-Pocatiére

Unser Nachtplatz war wirklich genial, – fast.
Schon am Abend und erst recht in der angenehm warmen Nacht hatten wir zahlreiche Besucher bei uns, die mehr als lästig waren – Stechmücken ! – ohne Ende !
Die erste Nacht fern vom Atlantik mit seinen Salzwasserarmen, dort ist diesbezüglich Ruhe, – und schon ist der Teufel los, – trotz Fliegenvorhängen kommen immer wieder welche irgendwie durch, – heute abend müssen wir aufrüsten !

Schon früh fahren wir heute los, auch am Morgen noch hat uns das widerliche Summen neben den Ohren immer wieder aus dem Schlaf geholt und uns letztendlich zum frühen Aufstehen gezwungen. Aber auch der herrliche Sommermorgen lockt uns raus, – kein Nebel, kein Wind, pralle Sonne ab 6 Uhr und schon gegen 8 Uhr angenehmes T-Shirt-Wetter.

Wir fahren über die 2, den Trans-Canada-Highway gen Norden, bis an den St.-Lorenz-Strom, dann auf die 20, die an ihm entlang bis Quebec führt.
Landschaftlich tut sich heute nichts Neues auf, die Gegend sieht hier tatsächlich meist aus, wie zu Hause bei uns, kleinere Wälder, Wiesen und Felder, Hügel und Flüsse, Häuser, zunehmend Bauerngehöfte und auch kleinere Städtchen. Auffällig ist, daß mit unserem Weg nach Norden, die Besiedelung dichter wird, auch der Verkehr auf dem Highway nimmt jetzt zu, trotzdem bleibt es ein Genuß, hier unterwegs zu sein, entspanntes Fahren, meist gut ausgebaute Straßen, wenig Verkehr.

Am frühen Nachmittag fahren wir nach Edmundston rein, mal wieder Vorräte auffüllen und eine Kleinigkeit essen, – wir sind schon zu richtigen „Fast-Food-Junkies“ geworden.
Auffällig ist, daß hier bereits meist französisch gesprochen wird, – klingt zwar irgendwie anders, als das französisch, das wir aus Frankreich kennen, ist aber trotzdem französisch.

Wenig später wechseln wir von der Provinz New Brunswick in die Provinz Quebec.
Quebec ist das französische Kernland in Kanada schlechthin, die Verkehrsschilder sind französisch beschrieben, – die Straßen ein wenig schlechter, – der Diesel ist dafür wieder etwas billiger als in New Brunswick, – die Fahrzeuge haben wieder nur hinten ein Kennzeichen, – achja und unsere Uhr springt eine Stunde zurück, wir sind jetzt 6 Stunden hinter der mitteleuropäischen Sommerzeit zurück, aus der bisherigen „Atlantic Standard Time“ wird die „Eastern Standard Time“.

So fahren wir am Abend ein Stündchen länger, erreichen noch den St.-Lorenz-Strom, – der hat selbst hier im mittleren Bereich eine beeindruckende Breite, seeähnlich plätschert er vor sich hin, – im Unterlauf ist er mehr als 3 mal so breit. Nach weiteren 50 Kilometern fahren wir bei La-Pocatiére vom Highway runter und haben Glück, bereits im ersten Dörfchen gibt es einen schön angelegten Picknickplatz mit Stellplätzen für Camper ( N 47° 20′ 21.3″ W 070° 05′ 31.0″ ), hier bleiben wir.
Den Verkehr auf dem entfernt vorbeilaufenden Highway hört man zwar ziemlich deutlich, doch später am Abend lässt er deutlich nach und es wird angenehm ruhig.

Tagesetappe:     341 km                    Gesamtstrecke:     2.431 km

16.06.2019 – Von den Hopewell Rocks nach Hartland

Die Nacht war windig und kühl, – wie meist, sind es 13 Grad am Morgen. Bereits ab 8 Uhr kommen die ersten Besucher, um 9, als der Park offiziell öffnet, auch Busse. Wir können uns gut vorstellen, was hier in der Ferienzeit los sein wird.

Wir machen uns gegen 10.30 Uhr auf die Straße, nach Alma auf die 114, über die 1 nach Sussex, über die 10 nach Norden bis auf die 2, den „Trans-Kanada-Highway“, der uns über Fredericton, Nackawic und Woodstock am Abend nach Hartland bringt.

Bis Alma bleiben wir nahe der „Bay of Fundy“, mit 14 Grad ist es nicht gerade sommerlich.
Als wir dann in den „Fundy Nationalpark“ einfahren, führt die Straße weg vom Meer und einige Kilometer immer bergan, innerhalb weniger Minuten steigt die Temperatur auf angenehme 20 Grad, – wir haben den Einflußbereich des kalten Atlantik verlassen, – es gibt ihn tatsächlich, – Sommer in Kanada, – bis zum Nachmittag erreicht das Thermometer die 25 Grad, die Sonne scheint, der kalte Wind ist weg, – so kanns gerne bleiben !

Landschaftlich wechseln sich die beiden Bilder ab, die wir schon von den Vortagen kennen, – ewige Wälder, durch die sich die Straßen schlängeln, oft sumpfig, hie und da ein paar Häuser in der Wildnis, – oder weniger Wald, dafür viele Wiesen mit Rindern, Felder und Bauernhöfe, dann sogar mit kleinen Dörfern, oder gegen Abend, also weiter nördlich, sogar kleine Städtchen mit Gewerbegebieten, – Mittelgebirgslandschaft, – fast wie bei uns zu Hause.

Außer der sehenswerten Landschaft gibt es heute entlang unserer Strecke kaum echte Sehenswürdigkeiten, – Strecke machen ist angesagt.

Gegen Abend finden wir im Reiseführer den Hinweis auf das Städtchen „Hartland“, direkt am Highway, dort steht die, mit fast 400 Metern Länge, weltweit längste überdachte Holzbrücke der Welt, – die schauen wir uns kurz mal an, denn viel interessanter noch klingt der Hinweis auf den danebenliegenden Picknickplatz am Fluß, der sich als idealer Nachtplatz entpuppt ( N 46° 17′ 50.4″ W 067° 32′ 01.9″ ).
Überdachte Brücken, was soll das denn ?
Holz ist in Kanada traditionell der Werkstoff Nr. 1, gibt ja Unmengen davon. So hat man althergebracht auch die Brücken daraus gebaut, was sich leider als nicht so dauerhaft herausstellte, – die Lebensdauer war auf maximal 15 Jahre begrenzt, – nicht wirklich viel. So wurde die Idee geboren, die hölzernen Brücken komplett einzuhausen, also seitlich Wände dran und oben ein Dach draufzubauen, – das hat die Lebensdauer einer solchen Brücke auf bis zu 80 Jahre verlängert. Heute hat man die wichtigen, statischen Teile überwiegend in Beton oder Stahl erneuert und so noch mehr Jahre draufgelegt.

Tagesetappe:     333 km          Gesamtstrecke:     2.090 km

15.06.2019 – Von Burntcoat Head zu den Hopewell Rocks

Auch heute früh hängt dicker Nebel über uns, 13 Grad.
Trotzdem gehen wir gegen 10.30 Uhr noch einmal hinunter an die Bay, – gegen 12 Uhr soll der Wasserstand seinen höchsten Pegel erreichen.
Oh ja, – das ist ein gewaltiger Unterschied, – obwohl noch deutlich die Flut des einströmenden Wassers erkennbar ist und bis um 12 Uhr sicher der Pegel noch um mindestens einen ganzen Meter steigen wird, ist ganz deutlich zu sehen, was sich über Nacht getan hat.
Vergleicht mal das erste Bild der heutigen Serie mit dem Letzten von gestern, darauf ist der Unterschied sehr gut zu erkennen.
Die „Strandlinie“ ist von weit draußen direkt an die Uferklippen gewandert, der Wasserspiegel um etwa 15 Meter angestiegen, – dort wo ich gestern abend noch gemütlich im Meer spazieren war, steht heute das rötlichbraune Wasser meterhoch, – die Felsen sind darin verschwunden, – die vorgelagerte Insel, die ich gestern abend noch umwandert habe, ist nun tatsächlich eine Insel. – Phantastisch !
Über 100 Milliarden Kubikmeter Wasser werden Tag für Tag durch die Kraft des Mondes in der „Bay of Fundy“ hin und her bewegt, – Gezeitenkraftwerke produzieren 350 Megawatt Strom.

Über die 215 und 236 fahren wir weiter nach Truro, dort auf dem Highway 104 nach Norden bis Moncton und auf der anderen Seite der „Shepody Bay“ auf der 114 wieder nach Süden bis zu den „Hopewell Rocks“, nun auf der Nordseite der „Bay of Fundy“.

Als wir uns auf dem Highway 104 nach Norden bewegen, ändert sich die Landschaft, weg vom Wasser, hinein in die Wälder, – so weit das Auge reicht.
Erst am Abend, als wir uns dem Atlantik wieder nähern, enden auch wieder die großen Wälder, Wiesen, Felder und farmen prägen das Bild, später dann der Anblick der jetzt wieder leergelaufenen Bay.
Heute haben wir die Provinz „Nova Scotia“ (Neu Schottland) verlassen und sind in der Provinz „New Brunswick“ (Neu Braunschweig) angekommen, – hier tragen die Autos wieder zwei Nummernschilder, – in „Nova Scotia“ ist nur das Hintere Pflicht, vorne kann jeder tun und lassen, was er will, der Platz ist an den meisten Autos „leer“, einige tragen aber dort auch Phantasiekennzeichen, Werbeschilder, flotte Sprüche oder sonstwas, – ist schon sehr gewöhnungsbedürftig.
Ansonsten bleibt es bei der gleichen Uhrzeit, bei der englischen Sprache, – der Sprit ist wohl fast 20 Cent teurer, haben wir gesehen, – und der Müll wird nicht mehr so stremg getrennt, wie in „Nova Scotia“.

Die Hopewell Rocks sind spektakuläre Felsformationen mit tiefen Auswaschungen, die bei niedriger Tide sehr gut zu sehen sind und unter denen man hindurchgehen kann.
Gegen 17.30 Uhr kommen wir an, um 17.44 ist der niedrigste Wasserstand, – optimales Timing.
Wir wandern den Trail hinunter zum Meer, an verschiedenen Aussichtspunkten kann man die spektakulärsten Formationen bestaunen und hat einen tollen Ausblick auf die leergelaufene, schlammige Bay, – am Ende des Trails führt eine lange Stahltreppe hinunter auf den Meeresboden, – dort spaziere ich zu den ausgewaschenen Felsen mit den Torbogen und Fenstern, die dort am Strand hoch aufragen. Schön anzuschauen und schon auch faszinierend, der Gedanke, auf dem Meeresgrund zu stehen.

Auf dem Parkplatz zum „Visitor Center“ dürfen wir nicht stehen bleiben, der wird um 18 Uhr mit Schranken geschlossen, draußen vor dem offiziellen Parkplatz, auf einem kleinen Neben-Parkplatz schon. ( N 45° 49′ 15.1″ W 064° 34′ 39.7″ ) Um 21 Uhr verziehen sich die letzten Besucher, es wird ruhig draussen, wir sind alleine.

Tagesetappe:     260 km          Gesamtstrecke:     1.757 km

14.06.2019 – Von Tiverton nach Burntcoat Head

Auch heute früh wird es nichts mit dem Gang zum „Balancing Rock“, der Regen hat zwar in der Nacht irgendwann aufgehört, dafür hat es heute früh Nebel, daß man die Hand kaum vor den Augen sehen kann. Durch das Zusammentreffen des warmen Golfstroms aus dem Süden und des kalten Labradorstroms aus dem Norden hat es diese dicke Nebelsuppe hier über der Landzunge an mehr als der Hälfte aller Tage. Die Temperatur dabei heute früh bei 11 Grad. – Danke und Tschüs !

Mit der Fähre geht es von „Long Island“ wieder zurück auf den „Digby Neck“, – die Rückfahrt mit der Fähre ist übrigens bereits mit den 7 Dollar der Hinfahrt mitbezahlt.
45 Kilometer die Landzunge hinauf, dann von Digby über die 1 nach Annapolis Royal, einem von britischen Siedlern gegründeten Städtchen, mit schönen alten Häusern und dem Fort Anne mit seinem gepflegten „englischen“ Park.
Irgendwo unterwegs endet der Nebel, die Sonne kommt durch und die Temperatur steigt schon mal auf 15 Grad, am Nachmittag sogar noch auf 20, – geht doch.
Dort, direkt gegenüber dem Fort Anne entdecken wir die „German bakery und Sachsen Cafe“, da müssen wir doch gleich mal reinschauen, – Roggenvollkornbrot gibts hier, ein echtes Highlight zwischen dem vielen labberigen Toast, den es hier überall nur gibt. Außerdem gibts Apfelstrudel mit Vanilleeis und Kaffee und eine Terrasse zum Draußensitzen, – das lassen wir uns nicht entgehen !

Danach ziehen wir weiter, über die 1 auf den Highway 101, – Middleton, – Kentville, – bis kurz vor Windsor, dann auf die 215 bis hinüber nach „Burntcoat Head“ am Ufer der „Minas Bay“.
Unterwegs wechselt das Landschaftsbild, wo bisher nur Wasser, Wälder und die kleinen Häuschen zu sehen waren, tauchen nun auch Wiesen und Felder auf, es wird Landwirtschaft betrieben, Rinder stehen auf den Weiden, die Felder tragen noch die Stoppel der Maisernte vom letzten Jahr, große Farmen mit entsprechend großen Hallen betreiben die Aufzucht von Tieren, dem Aussehen und dem Geruch nach, würden wir auf Geflügelfarmen tippen.
Bei Berwick säumen große Apfelplantagen den Weg, die meisten stehen derzeit in voller Blüte, – bei Wolfsville ist das älteste Weinanbaugebiet Kanadas, die „Grand Pré“.

Die „Minas Bay“ ist die Verlängerung der „Bay of Fundy“, – durch eine Engstelle am „Cape Split“ entsteht hier der weltweit größte Tidenhub mit mehr als 16 Metern, bei Springfluten gar bis zu 21.
Schon bei der Anfahrt sehen wir immer wieder die fast völlig leergelaufene Bay, sieht irre aus, – überall kleine Häuschen am See, – Bootsanleger, – nur alles ohne Wasser, – weg, – irgendwer hat den Stöpsel rausgezogen, – eine unendlich weite, braune „Schlammlandschaft“ ist übrig, – fast bis zum Horizont, – sogar die Flüsse und Bäche im Zulauf sind völlig leergelaufen.
Als wir gegen Abend im „Burntcoat Head Park“ ankommen, führt die Bay gerade den niedrigsten Wasserstand des Tages, – über eine Treppe am Hang gelangen wir die rotbraunen Klippen hinunter bis auf den Meeresgrund.
Das ist der Hammer, was wir hier sehen ! Wir stehen hier unten, schauen über die teilweise von den Wassermassen ausgespülten Klippen hoch in den Wald, weit über uns. Der Meeresboden ist steinig, kleine Tümpel mit Restwasser, ein wenig Seetang und vereinzelte Muschelschalen weisen darauf hin, daß wir hier tatsächlich im Meer sind. Eine völlig freistehende, kleine Insel mit einem Wäldchen obendrauf wird hier „flowerpot“ genannt. Sieht tatsächlich aus wie ein überdimensionaler Blumentopf.
Ich gehe eine große Runde, bis fast hinunter an die 16 Meter tiefer liegende Wasserkante, – sieht aus, wie ein ganz normaler Strand, nur eben immer nur für kurze Zeit, dann kommt die Flut zurück und verdeckt alles weit unter sich.

Hier auf dem Parkplatz vor dem Eingang zum Park ist es am Abend herrlich ruhig, hier bleiben wir über Nacht ( N 45° 18′ 37.4″ W 063° 48′ 21.8″ ) und gehen morgen früh noch einmal hinunter an die Klippen, der höchste Pegel soll gegen 12 Uhr mittags erreicht werden, wir sind gespannt, wie das dann aussieht.

Tagesetappe:     289 km          Gesamtstrecke:     1.497 km

13.06.2019 – Von Lunenburg nach Tiverton

Der Nachtplatz war super, – schön ruhig, – am Abend kommen drei Hirsche vorbei und holen sich direkt neben uns das frische Grün von den Hecken.

Der Morgen ist angenehm warm, 17 Grad schon, der Himmel leicht bedeckt, aber insgesamt nicht unschön.
Gegen 10 Uhr machen wir uns los, verlassen die „South Shore“ Region und queren die Halbinsel von „Nova Scotia“, – hinauf an die Nordküste auf die Landzunge „Digby Neck“ und hinunter nach „Long Island“. Wir möchten in Tiverton einen Bootsausflug in die „Bay of Fundy“ machen, wo man Wale beobachten kann.

Wir fahren über die 3 von Lunenburg nach Bridgewater, dann weg vom Meer, durch das Landesinnere über Chelsea nach Caledonia und auf der 8 bis kurz vor Annapolis Royal, von dort über die 101 nach Digby an der „Bay of Fundy“, anschließend die Landzunge hinunter und mit der Fähre hinüber nach „Long Island“.

An der Südküste zunächst noch das gewohnte Bild von kleinen „Schwedenhäusern“ am Meer, bunt und meist gut gepflegt, – später im Landesinneren überrascht uns, daß fast über die gesamte Strecke entlang der Straße rechts und links in den endlosen Wäldern in gebührenden Abständen auch diese kleinen Häuser stehen, oftmals gar Mobilheime, Briefkasten an der Straße, der Rasen top gemäht, Pickups und riesige Wohnanhänger daneben, – oft fragen wir uns, was Menschen bewegt, so weit vom Schuß zu leben und auf welche Art und Weise sie wohl ihren Lebensunterhalt bestreiten. Allerdings sehen wir zunehmend auch weniger schöne, manchmal verkommene oder gar verlassene Häuser, oft mit jeder Menge Unrat drumherum, – kleine Schrottplätze mit alten Autos, Traktoren, Landmaschinen oder gar Bulldozern, – übriggeblieben, – wertlos.

An der nördlichen Küste, in der „Bay of Fundy“ zeigt sich zwei mal täglich ein Naturschauspiel sondersgleichen, Ebbe und Flut heben und senken den Meeresspiegel um bis zu 16 Meter, hier in Digby so etwa um 8 bis 10 Meter, – zum Vergleich: in der Nordsee sind dies etwa 2 Meter, die Ostsee bringt es gerade mal auf 30 Zentimeter.
Wir bummeln durch Digby, lassen uns am Hafen zum Fischessen nieder und beobachten mit Erstaunen, wie der Hafen leerläuft, irgendwann sehen wir nur noch Schlick und Steine, Seetang, hie und da einen alten Autoreifen und kreischende Möwen, die irgendetwas aus dem Schlamm picken. Die Stege an den Anlegern sind schwimmend gebaut, sie heben und senken sich mit dem Wasserspiegel, so daß der Bootsbetrieb nahezu reibungslos weiterlaufen kann.
Morgen werden wir evtl. bis „Burntcoat Head“ im „Minas Basin“ kommen, dort soll die Tide die 16 Meter sogar überschreiten, – wir sind gespannt.

Nach dem Mittagessen fahren wir die Landzunge hinunter, 45 Kilometer sind es wohl bis zur Fähre und mit ihr hinüber auf die vorgelagerte Insel, mt 7 Dollar sind wir dabei.
Beim Touranbieter in Tiverton halten wir und fragen, wann es morgen losgehen wird, – er spricht ein sehr gutes Deutsch, erzählt uns, daß er fast in jedem Jahr mal Deutschland besucht und lässt uns dann wissen, daß er derzeit nicht hinausfährt, weil zu wenig los sei, – erstens bezüglich der Touristen und zweitens bezüglich der Wale, es sei noch zu früh, erst Ende Juni kommen sie in großer Zahl aus dem Süden heraufgezogen, derzeit sollen nur vereinzelte Exemplare bereits hier sein, er möchte aber, daß seine Gäste auch tatsächlich was zu sehen kriegen. – Ok, fair, – 74 Dollar für den Ausflug ist ja nicht gerade ein Pappenstiel !
Am Eingang zum „Balancing Rock Trail“ auf „Long Island“ treffen wir eine deutsche Familie, die heute bei einem anderen Touranbieter eine solche Bootstour mitgemacht und leider keine Wale angetroffen hat.
Wir verschieben das Projekt auf später, es gibt noch einige Gelegenheiten für uns, zur Walbeobachtung hinaus zu fahren.

Hier auf dem Parkplatz im Wald bleiben wir für die Nacht stehen ( N44° 22′ 03.7″ W 066° 14′ 07.7″ ), sauber und schön ruhig ist es hier.
Die Wanderung zum „balancierenden Felsen“ verschieben wir auf morgen, es beginnt nämlich gerade heftig zu regnen.

Tagesetappe:     228 km          Gesamtstrecke:     1.208 km

12.06.2019 – Von Halifax nach Lunenburg

In der Nacht hat es aufgehört zu regnen, der Morgenhimmel zeigt sich blau, – allerdings pfeift ein kräftiger, zudem kalter Wind vom Meer herein.

Heute nun geht es endlich los, zunächst noch volltanken und dann über die McKay-Brücke Richtung Süden, auf die 333 bis Peggys Cove.
Das kleine Fischerörtchen an der Südwestküste ist mit seinem malerischen, rotweißen Leuchtturm auf dem mächtigen Granitfelsen das wohl meistfotografierte Motiv Nova Scotias, entsprechend viel ist hier los, schon am frühen Vormittag werden Heerscharen von Touristen mit Bussen herangekarrt, um ihr Foto zu schiessen.
Wir tun es Ihnen gleich und verschwinden ganz schnell wieder.

Weiter geht es nun über die 329, immer am Atlantik entlang, rund um St. Margarets Bay, über die 3 nach Chester.
Dort in der Stadt gibt es gut erhaltene und restaurierte kleine Holzhäuser, klein, bunt und hübsch anzuschauen.
Unsere gesamte heutige Strecke erfüllt so alle Klischees, die man über Kanada gehört hat, – riesige Waldflächen, – Unmengen von Seen und Meeresbuchten und überall dazwischen liegen verstreut diese herrlichen, kleinen Holzhäuser, – verspielt, – der Rasen davor, sauber gemäht, – Rasenmähen ist wohl die Sonntags-Lieblingsbeschäftigung der Kanadier, das haben wir bereits gelernt, – an vielen Häusern weht die kanadische Flagge, neben den Häusern oft diese riesigen Pickups, oder noch größere Wohnwagen oder Reisemobile.
Eine Vielzahl der Häuser haben einen eigenen Bootssteg, natürlich überall auch ein Boot davor, – auch draussen auf dem Meer sind sie überall zu sehen, – das Ganze erinnert uns irgendwie an unsere Schwedenreise vor vielen Jahren.
Richtige Dörfer oder Städte gibt es eigentlich gar nicht, die Häuser sind weit verstreut, überall entlang der Straße stehen sie in den Wäldern und am Ufer entlang, – selbst die Stadt Halifax ist mit Ausnahme des alten Stadtkernes eigentlich ein riesiges Dorf mit freistehenden, kleinen Häusern und Rasen drumherum, viel Bäume und Grün dazwischen, – schön anzuschauen.

Von Chester fahren wir über die 324 bis Lunenburg, ein Stück hinaus bis zu den Blue Rocks und letztendlich doch wieder zurück nach Lunenburg.
Das Städtchen, einst von deutschen und schweizer Einwanderern gegründet, beeindruckt mit seinen schönen Holzhäusern, dessen Ältestes aus dem Jahr 1760 stammt, das Gesamtensemble wurde zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Der idyllische Naturhafen mit seiner schönen Promenade und einigen 3-Mast-Seglern, beeindruckt nicht viel weniger.
Lunenburg war der Heimathafen der legendären „Bluenose II“, eines zweimastigen Großseglers, der dort 1921 vom Stapel lief und fast 20 Jahre lang jede Regatta gewann, was ihm letztendlich einen Platz auf der kanadischen 10-Cent-Münze eingebracht hat. Ein originalgetreuer Nachbau des Originals, das leider 1946 bei Haiti gesunken ist, schmückt heute wieder die Stadt und kann dort für Segeltouren gemietet werden.

Wir bummeln ein wenig durch das Städtchen, – draussen am Stadtrand gibt es einen „Dogs Park“, Aspro kann mal wieder frei laufen, – wir finden den Parkplatz dort Klasse und bleiben gleich für die Nacht. ( N 44° 22′ 49.4″ W 064° 19′ 02.5″ )

Tagesetappe:     176 km          Gesamtstrecke:     980 km

11.06.2019 – Rama dama

Es nimmt kein Ende.
Alles muß raus, alle Kisten, Kästen und Fächer, – ausräumen, – sortieren, – neu einräumen, – und immer wieder kommt noch was auf den Einkaufszettel.
Für die Verschiffung mussten wir ja alles rausnehmen, was irgendwie „gefährlich“ oder unzulässig war, also selbst Gewürze, Feuerzeuge, Batterien, elektr. Geräte, Hundefutter, Öle, Fette, Sprays, selbst Spülmittel war nicht erlaubt.
Fürs Fahrzeug muß ich auch Vieles neu besorgen, Öle, Sprays, Rostlöser, Bremsenreiniger, zudem Additiv für den Diesel, dessen Qualität hier ziemlich schlecht ist und der letztendlich ohne diesen Zusatz zu Schäden am Motor führen kann.

Bis wir richtig fertig sind, ist es schon wieder früher Nachmittag und so beschließen wir, heute noch hier zu bleiben, machen es uns gemütlich, das Wetter ist immer noch angenehm, also warum beeilen.
Am Abend beginnt es dann heftig zu regnen und zu winden, – das Wetter ist sehr wechselhaft, das haben wir schon gelernt.

Tagesetappe:     0 km           Gesamtstrecke:     804 km