Wir sind hoch im Norden, die Nacht war taghell und mit nur 5 Grad ganz schön knackig frisch.
Unsere Aspro ist ein toller Wachhund, – zweimal hat er in der Nacht verbellt, – unser Nachschauen bleibt ohne Ergebnis, kein tierischer und auch kein menschlicher Besuch ist irgendwo zu sehen. – Ruhe kehrt ein. – Beim Morgenspaziergang sehen Heike und Aspro das Warum, – etwa 150 Meter weiter, hinter einer Buschreihe hatten sich gestern Abend noch Nachbarn eingefunden, die auch hier geschlafen haben. – Gutes Gefühl, – gut bewacht zu werden.
Gegen 10 Uhr am Morgen fahren wir weiter, auf dem „Dempster Highway“ nach Norden, – das Wetter ist gut, schon ganz früh am Morgen scheint die Sonne vom blauen Himmel und heizt die Kälte der Nacht schnell weg. Das ist allerdings bald vorbei, Wolken tauchen auf, teilweise ziemlich Dunkle, es bleibt aber trocken, – nur hie und da kommt die Sonne noch für wenige Minuten durch, so bleibt es bei 18 bis 19 Grad, – naja ist für die Arktis ja auch ok.
Die Straße läßt sich recht gut fahren, meist festgefahrener Schotter, fast wie Asphalt, 75 km/h geht hier, – nur wenige Passagen, die schlecht sind, mit Schlaglöchern übersät oder mit ruppiger Oberfläche, dann halt nur 40 bis 50 km/h.
Verkehr hat es ganz wenig, – am Anfang versuchen wir noch zu zählen, irgendwann vergisst man es dann, – ich denke, daß es heute auf fast 330 Kilometer nicht mehr als 50 Fahrzeuge sind, die uns begegnen, – bis auf einige wenige Raser, die einfach durchknallen und dann auch „mit Steinen werfen“, verläuft der Begegnungsverkehr sehr diszipliniert, beide Fahrzeuge nehmen Tempo weg, mit 25 km/h fährt man vernünftig aneinander vorbei, winkt sich zu, und gut ist es.
Später am Nachmittag wird der Highway schmaler, eigentlich ist nur mittig eine Spur gefahren, so daß sowieso beide ausweichen müssen, das ist gut so, weil dann auch die Raser ausgebremst werden.
Die Landschaft ist der Hammer, – wir sind echt heilfroh, daß wir den „Dempster“ fahren, – das war nämlich bis vorgestern noch gar nicht so auf unserem Plan, – es ist die landschaftlich schönste Strecke auf unserer gesamten, bisherigen Reise, wahnsinnig abwechslungsreich, spannend und wunderschön. Die Tundra, – die arktisch niederen Wälder, – Grün in all seinen Variationen, – das alles vor einer ständig wechselnden Bergkulisse, von den Pässen, die wir überqueren haben wir traumhafte Aussichten über weite Täler, durch die sich Bäche und Flüße schlängeln und in denen sich kleine Seen aufgestaut haben.
Am frühen Nachmittag führt der Highway auf einem Bergkamm entlang, von dem aus wir diesen weiten Blick nach beiden Seiten geniessen können. Allerdings wird er getrübt durch die sichtbaren Folgen heftiger Waldbrände, die hier vor 1 oder 2 Jahren getobt haben müssen, – über zig Kilometer in alle 4 Richtungen, so weit das Auge reicht verkohlter Wald, braune und schwarze Stümpfe, verbrannte Baumwipfel, traurig hängen sie ihre Köpfe nach unten, – schätzungsweise mehrere tausend Hektar, – schön anzusehen ist wiederum, wie schnell sich die Natur erholt, am Boden wächst und blüht es schon wieder und es wachsen frische Bäume nach, viele rußgeschwärzte Stämme treiben neu aus, – in einigen Jahren wird man kaum noch Schäden sehen können.
Am späten Nachmittag überqueren wir den 66. Breitengrad, – den Polarkreis, jetzt sind wir wirklich in der Arktis angekommen, – ein Schild weist darauf hin, – begehrtes Fotomotiv, – natürlich auch für uns.
Wenig später macht uns eine Braunbär im Grün neben der Straße seine Aufwartung, gemächlich spaziert er seiner Wege und läßt sich auch durch unser Anhalten und fotografieren nicht wirklich stören.
Schon seit einer halben Stunde halten wir Ausschau nach einem geeigneten Nachtplatz, – die sind allerdings hier oben dünn gesät, – denn kaum ein Weg führt seitlich weg, die Straße ist hoch auf einem Damm gebaut, – als plötzlich ein Hinweisschild auf den „Rock River Campground“ verweist, – der kommt uns gerade recht, – also rein mit uns und „Gute Nacht“. ( N 66° 54′ 50.5″ W 136° 21′ 27.2″ )
Tagesetappe: 326 km Gesamtstrecke: 10.904 km