23.07.2019 – Ausflug ans Ende der Welt (nach Tuktoyaktuk)

Mitternachtssonne, – ein ganz besonderes Erlebnis, – bis um 2 Uhr in der Früh geistern wir umher, – doch irgendwann müssen wir doch mal schlafen gehen.
Die beiden ersten Fotos sind nachts gegen 1 Uhr aufgenommen, eins gegen die Sonne, das Zweite mit der Sonne im Rücken.

Der Morgen ist dafür trübe, dicke Wolken hängen über dem Städtchen, ohne Sonne bleibt auch die Temperatur bei 14 Grad hängen.
Heute fahren wir die letzten 145 Kilometer nach Norden, nach „Tuktoyaktuk“, – dort, am Eismeer, ist die Welt zu Ende, der amerikanische Kontinent, Kanada, die Straße, alles endet dort.

Bis vor 2 Jahren war Inuvik der nördlichste, erreichbare Ort, das Ende des „Dempster Highway“, dann hat man weitere 145 Kilometer Schotterstraße hinzugefügt, den „Mackenzie Valley Highway“, der bis hinauf an den Arktischen Ozean führt.
Und so kommt es, daß der neueste Highway der Schlechteste ist, – die Straße hat sich noch nicht fertig gefestigt, Bodenwellen, auch Schlaglöcher, oft weicher Untergrund oder aufgefahrene Rillen, – all das hindert oft am zügigen Fahren, – trotzdem gehen 50 km/h, öfters gar 70 km/h. Der arktische Winter mit 9 Monaten Frost tut sein Übriges, es wird noch viele Jahre dauern, bis sich der Highway so gefestigt hat, wie der „Dempster“, auf dem man tatsächlich unglaublich gut fahren kann.

Fast 3 Stunden brauchen wir bis zu unserem Ziel, „Tuktoyaktuk“ am Eismeer, – unterwegs fällt die Temperatur immer weiter, bis auf 11 Grad, dazu pfeift ein eisiger Wind direkt von der Arktis herunter, der die Temperatur gefühlt in den Minusbereich drückt, – so ist das im arktischen Sommer, – gestern noch hochsommerliche 24 Grad, – heute eisiger Winter.
„Tuktoyaktuk“, ein nicht wirklich einladend wirkendes „Kaff“, – schön ist hier kaum etwas, nur praktisch, – am Ortseingang erwartet uns ein großer, eingezäunter Müllhaufen, – nicht wirklich schön anzusehen, alles, von der Cola-Dose bis zum alten Auto wird dort hingeworfen, – dann folgen Öl- und Benzintanks, Baumaschinen, die im Freien vor sich hin rotten, Lagerhallen, Schneeschieber und Schneemobile vor den Häusern warten auf ihren nächsten Einsatz, – kleine Fischerhäuser, davor Pickups, rundum ziemlich viel Unaufgeräumtes, altes Zeug, Boote, Fischereizubehör, – Idylle geht anders.
Am Ende des kleinen Dörfchens auf einer Landzunge dann das Ende der Straße, ein Platz mit einer Infotafel, dem Hinweis auf den Arktischen Ozean, ein paar Picknickbänken und dem Blick hinaus aufs Meer, in den kleinen Buchten unglaubliche Mengen an Treibholz.
Hier erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise, ( N 69° 27′ 20.0″ W 133° 02′ 13.0″ ) – der Nordpol ist nur noch etwa 2.000 Kilometer entfernt.
Ein Fischer aus dem Dörfchen fährt mit seinem Quad eine Runde durch die wenigen Touristen, die sich hierher getraut haben und bietet geräucherten Fisch zum Verkauf, dabei erzählt er uns, daß sie sich mächtig freuen, jetzt eine Straße zu haben und daß Fremde zu ihnen kommen, letztes Jahr zum ersten mal, in diesem Jahr läuft die zweite Saison.

Unterwegs schlängeln wir uns meist durch weite, hügelige Tundra-Landschaften mit unglaublich viel Wasser, – Seen und Arme des weitverzweigten „Mackenzie-Deltas“, – Wälder gibt es hier oben keine mehr. Straßenschilder warnen immer wieder vor Grizzlys, Elchen und Karibous, – uns ist das Glück allerdings nicht hold, – wir kriegen heute keines dieser Tiere zu sehen, lediglich ein paar Raritäten aus der Vogelwelt zeigen sich, Küstenseeschwalben, die in jedem Jahr über 30.000 Kilometer reisen, um in den jeweiligen Polargebieten im Süden oder Norden den Sommer zu verbringen, – Trappen und Arktikschwäne.

„Grandma´s Café“ lockt uns ein Schild in eine Nebenstraße des Ortes. Es erwartet uns ein Wohnzimmer mit Eßtisch als Gastraum und vor dem Haus ein Imbißwagen, in dem Speisen zubereitet werden, die einzige Möglichkeit in „Tuktoyaktuk“ etwas zu Essen. Wir hatten davon gehört und auch, daß es urig und gut sein soll, also schlagen wir zu, es gibt Fisch und Fries, allerdings ist der Wohnzimmertisch mit 4 Leuten gut gefüllt, das „Restaurant“ also voll, – wir ziehen es vor im HerrMAN zu essen. Gut war es, – dann treten wir die Rückfahrt an.

Der Bereich um „Tuktoyaktuk“ ist das Gebiet der „Pingos“, das sind mittelgroße Erdhügel und kleine Berge, die durch den Permafrost entstanden sind, meist kreisrund, wie große Maulwurfhaufen, – durch den Wechsel von Frost und Tauwetter hat unterirdisches Wasser, das zu Eis geworden ist, diese merkwürdigen Gebilde hervorgebracht. Hier oben im Permafrostgebiet ist die Erde 30 Meter tief gefroren, selbst im 1.200 Kilometer weiter südlich gelegenen „Whitehorse“ noch 8 Meter, – nur die Oberfläche taut über den Sommer durch die intensive Sonne bis zu 3 Meter tief auf und läßt die Natur wachsen und erblühen, bevor im Herbst alles wieder zu Eis erstarrt.

Spät am Abend kehren wir wieder auf den Campground in „Inuvik“ zurück, das war ganz nett hier letzte Nacht, wir haben auch Einiges am HerrMAN zu machen, heute waren Teile der Strecke naß und schlammig, alles ist verdreckt, Fenster, Spiegel, Solarzellen, alles muß zumindest provisorisch gesäubert werden, – ich habe noch ein paar Kleinigkeiten zu reparieren, Heike hat gestern die „Waschnacht“ gefallen, sie macht heute gleich noch 2 Durchgänge, – erst gegen 23 Uhr ist heute Feierabend. ( N 68° 21′ 35.3″ W 133° 44′ 15.4″ )

Tagesetappe:     304 km          Gesamtstrecke:     11.491 km

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