21.07.2019 – Vom Two Moose Lake zum Rock River

Wir sind hoch im Norden, die Nacht war taghell und mit nur 5 Grad ganz schön knackig frisch.
Unsere Aspro ist ein toller Wachhund, – zweimal hat er in der Nacht verbellt, – unser Nachschauen bleibt ohne Ergebnis, kein tierischer und auch kein menschlicher Besuch ist irgendwo zu sehen. – Ruhe kehrt ein. – Beim Morgenspaziergang sehen Heike und Aspro das Warum, – etwa 150 Meter weiter, hinter einer Buschreihe hatten sich gestern Abend noch Nachbarn eingefunden, die auch hier geschlafen haben. – Gutes Gefühl, – gut bewacht zu werden.

Gegen 10 Uhr am Morgen fahren wir weiter, auf dem „Dempster Highway“ nach Norden, – das Wetter ist gut, schon ganz früh am Morgen scheint die Sonne vom blauen Himmel und heizt die Kälte der Nacht schnell weg. Das ist allerdings bald vorbei, Wolken tauchen auf, teilweise ziemlich Dunkle, es bleibt aber trocken, – nur hie und da kommt die Sonne noch für wenige Minuten durch, so bleibt es bei 18 bis 19 Grad, – naja ist für die Arktis ja auch ok.

Die Straße läßt sich recht gut fahren, meist festgefahrener Schotter, fast wie Asphalt, 75 km/h geht hier, – nur wenige Passagen, die schlecht sind, mit Schlaglöchern übersät oder mit ruppiger Oberfläche, dann halt nur 40 bis 50 km/h.
Verkehr hat es ganz wenig, – am Anfang versuchen wir noch zu zählen, irgendwann vergisst man es dann, – ich denke, daß es heute auf fast 330 Kilometer nicht mehr als 50 Fahrzeuge sind, die uns begegnen, – bis auf einige wenige Raser, die einfach durchknallen und dann auch „mit Steinen werfen“, verläuft der Begegnungsverkehr sehr diszipliniert, beide Fahrzeuge nehmen Tempo weg, mit 25 km/h fährt man vernünftig aneinander vorbei, winkt sich zu, und gut ist es.
Später am Nachmittag wird der Highway schmaler, eigentlich ist nur mittig eine Spur gefahren, so daß sowieso beide ausweichen müssen, das ist gut so, weil dann auch die Raser ausgebremst werden.

Die Landschaft ist der Hammer, – wir sind echt heilfroh, daß wir den „Dempster“ fahren, – das war nämlich bis vorgestern noch gar nicht so auf unserem Plan, – es ist die landschaftlich schönste Strecke auf unserer gesamten, bisherigen Reise, wahnsinnig abwechslungsreich, spannend und wunderschön. Die Tundra, – die arktisch niederen Wälder, – Grün in all seinen Variationen, – das alles vor einer ständig wechselnden Bergkulisse, von den Pässen, die wir überqueren haben wir traumhafte Aussichten über weite Täler, durch die sich Bäche und Flüße schlängeln und in denen sich kleine Seen aufgestaut haben.
Am frühen Nachmittag führt der Highway auf einem Bergkamm entlang, von dem aus wir diesen weiten Blick nach beiden Seiten geniessen können. Allerdings wird er getrübt durch die sichtbaren Folgen heftiger Waldbrände, die hier vor 1 oder 2 Jahren getobt haben müssen, – über zig Kilometer in alle 4 Richtungen, so weit das Auge reicht verkohlter Wald, braune und schwarze Stümpfe, verbrannte Baumwipfel, traurig hängen sie ihre Köpfe nach unten, – schätzungsweise mehrere tausend Hektar, – schön anzusehen ist wiederum, wie schnell sich die Natur erholt, am Boden wächst und blüht es schon wieder und es wachsen frische Bäume nach, viele rußgeschwärzte Stämme treiben neu aus, – in einigen Jahren wird man kaum noch Schäden sehen können.

Am späten Nachmittag überqueren wir den 66. Breitengrad, – den Polarkreis, jetzt sind wir wirklich in der Arktis angekommen, – ein Schild weist darauf hin, – begehrtes Fotomotiv, – natürlich auch für uns.
Wenig später macht uns eine Braunbär im Grün neben der Straße seine Aufwartung, gemächlich spaziert er seiner Wege und läßt sich auch durch unser Anhalten und fotografieren nicht wirklich stören.

Schon seit einer halben Stunde halten wir Ausschau nach einem geeigneten Nachtplatz, – die sind allerdings hier oben dünn gesät, – denn kaum ein Weg führt seitlich weg, die Straße ist hoch auf einem Damm gebaut, – als plötzlich ein Hinweisschild auf den „Rock River Campground“ verweist, – der kommt uns gerade recht, – also rein mit uns und „Gute Nacht“. ( N 66° 54′ 50.5″ W 136° 21′ 27.2″ )

Tagesetappe:     326 km          Gesamtstrecke:     10.904 km

20.07.2019 – Von Pelly Crossing zum Two Moose Lake

Ein wirklich schönes Plätzchen, sogar stechmückenfrei, – draußen sitzen und essen, – schön wars.
….. und als wir um Mitternacht schlafen gehen, ist es hell wie am Tag.

Wir fahren weiter auf dem „Klondike-Highway“ (2) nach Norden.
Die Landschaft ist, wie sie hier meist ist, – Wälder, Seen und Flüße, – das klingt irgendwie langweilig, – ist aber alles andere als das, – hinter jeder Kurve, nach jeder Kuppe erwartet uns ein neues „Aaaah“ oder „Ooooh“, – unglaublich variantenreich kann die Natur sein.
Auch der Highway ist wie gestern, – eine gut ausgebaute Landstraße mit wenig Verkehr, – wir kommen zügig voran.

So kommen wir nach 200 Kilometern, etwa 40 Kilometer vor „Dawson City“ an den Abzweig zum „Dempster Highway“ (5), – hier fahren wir nun unseren Abstecher zum „Arktischen Meer“, – hier wird es nun tatsächlich abenteuerlich, – der Flair des alten „Alaska Highway“ hängt über der Tour, – der „Dempster Highway“ ist die große Wildnisstraße durch die kanadische Arktis, – 900 Kilometer Schotterstraße, sie werden hier „Gravelroad“ genannt, hin und 900 Kilometer Schotterstraße wieder zurück, – immer nach Norden, – fast keine Versorgungsmöglichkeiten, – wir haben alles gebunkert, – am Abzweig gibt es eine Tankstelle, wir machen randvoll, 600 Liter insgesamt, das sollte reichen, – unterwegs gibt es auf den ersten 350 Kilometern nichts, – danach bis zum Ende des Highway 2 kleinere Ansiedlungen und Inuvik, das „Zentrum“ des Nordens, mit 3.200 Einwohnern, – zwei mal müssen wir Flüße mit der Fähre queren. – Wir sind gespannt.

Die ersten paar Kilometer sind landschaftlich nicht anders, wie wir es bisher erlebt haben, – doch dann steigt die Straße immer leicht an, – die Vegetation ändert sich komplett, die Bäume werden immer kleiner, letztlich besteht der Wald nur noch aus dünnen Stangen in Weihnachtsbaumgröße, mit wenig Grün daran, bevor wir über die Baumgrenze hinaus kommen und den „North Fork Pass“ mit 1300 Metern überschreiten, – die Arktis läßt grüßen, – Tundra und niedriges Buschwerk bedecken das Land, – grün bewachsene Berge rahmen weite Täler, – dazwischen kleine Seen, die im Sonnenlicht silbern spiegeln, – „wooowh“, das ist doch was, das sieht wirklich wunderschön aus. Irgendwie erinnern uns die Bilder an unsere Mongoleireise, dort gibt es weite Landstriche, die genau so aussehen. Wir halten ständig an, geniessen die Ausblicke und fotografieren.

Die Schotterpiste ist ganz in Ordnung, – bis auf wenige Stellen mit Schlaglöchern, fährt sie sich ziemlich gut, ist knallefest gefahren, wie Asphalt, und läßt oft Geschwindigkeiten von 70 km/h und darüber zu. So kommen wir heute schon mal mehr als 100 Kilometer voran.
Am frühen Abend steht rechts im Flußbett ein mächtiger Elch (US-engl.: „moose“) und nur wenige Meter weiter ist auf der linken Seite ein kleiner See, in dessen Mitte ein zweiter Elch irgendwelche Unterwasserpflanzen fischt. Als wir am See zum fotografieren anhalten steht dort das Hinweisschild „Two Moose Lake“. – Die wollen uns doch auf den Arm nehmen ? …oder was ? – Haben die beiden aus dem Zoo geholt und hier hingestellt !?? – Wir lachen herzlich über die Episode und finden wenige Kilometer weiter nördlich in einem kleinen Laubwäldchen am Fluß einen schönen lichten Stellplatz für die Nacht. ( N 64° 49′ 11.3″ W 138° 21′ 10.5″ )

Tagesetappe:     315 km          Gesamtstrecke:     10.578 km

 

19.07.2019 – Von Whitehorse nach Pelly Crossing

Trotz der Nähe zur Stadt und der Straße war die Nacht angenehm ruhig.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, zunächst wieder auf den „Alaska-Highway“ (1).
Etwa 10 Kilometer hinter der Stadt verlassen wir diesen vorübergehend und fahren die nächsten Tage eine große Schleife von mehr als 2.000 Kilometern, über den „Klondike Highway“ und den „Dempster Highway“ bis hinauf an den Arktischen Ozean bei „Tuktoyaktuk“ und treffen dann wieder bei Tok in Alaska auf den „Alaska Highway“ zurück.
Das ausgelassene Stück von etwa 650 Kilometern fahren wir auf dem Rückweg in entgegengesetzter Richtung.

Heute begeben wir uns erst mal auf die Spuren des Goldrausches, – von „Whitehorse“ dem „Klondike Highway“ (2) folgend immer nach Norden, den „Yukon River“ über lange Strecken parallel zum Highway, mit dem Endziel „Dawson City“.
Der „Klondike Hwy“ ist nicht ganz so gut ausgebaut wie der „Alaska Hwy“, – etwas schmaler, die Seitenstreifen fehlen meist, der breite Sichtstreifen beidseits der Straße ist über lange Strecken mit Buschwerk zugewachsen, das macht die Fahrt wesentlich anstrengender, die Augen suchen ständig die Büsche nach Wild ab.

Der nordische Sommer hat hier oben einen festen Rythmus, – die Nächte frisch bei 10 bis 11 Grad, – der Morgenhimmel meist leicht bedeckt, deswegen die Temperatur mit 14 bis 15 Grad im Fröstelbereich, – mit zunehmendem Morgen lockern die Wolken immer mehr auf, der Himmel wird blau und die Sonne wärmt kräftig auf, bis zum Nachmittag werden 25 bis 27 Grad erreicht, – die Abende bleiben durch die lange sichtbare Sonne angenehm warm, meist fällt die Temperatur erst gegen 23 Uhr unter die 20-Grad-Marke, dann wird es schnell kühler. Im Laufe des Nachmittags bilden sich immer wieder kleine, kräftige Gerwitterwolken, manchmal ist ein einzelner Blitz am Himmel zu sehen, manchmal fällt ein kleiner Schauer, oft nur über 500 Meter Strecke, dann ist es wieder sonnig.
Allgemein scheint es hier oben knochentrocken zu sein, entlang der Straße steht verdörrtes Gras, an vielen Flecken ist erst gar nichts gewachsen, an manchen Stellen im Wald werden junge Laubbäume braun oder werfen bereits ihr dürres Blattwerk ab.

Die Landschaft entlang des „Klondike Hwy“ ist ähnlich, wie die letzten Tage, – ewige Wälder, seitlich der Straße jetzt der Yukon oder andere Flüße, immer wieder auch Seen, sie sind herrlich anzuschauen, der blaue Himmel und die weißen Wolken spiegeln sich in ihrer ruhigen Oberfläche, zusammen mit den Fichtenbäumen, die die Ufer säumen und der Berge oder Hügel, die dahinter am Horizont stehen. Bilder, – die schon fast kitschig wirken, – würden wir an jedem dieser wundervollen Anblicke anhalten, kämen wir wohl vor dem Winter nicht mehr weg von hier.
Am späten Nachmittag erreichen wir den Aussichtspunkt „Five Finger Rapids“, – der Blick geht hinunter ins Tal des „Yukon“, wo 5 Felsen quer durch den Fluß aus dem Wasser schauen und Stromschnellen bilden, die vielen Booten zum Verhängnis geworden sind und durch die die großen Schaufelraddampfer hindurch manövriert werden mussten.

„Carmacks“ ist die einzige Ansiedlung über die gesamte 450 Kilometer-Strecke bis „Dawson City“, – daneben gibt es nur gelegentlich eine „Raststätte“ mit Tankstelle und hie und da einen Campground. Dankenswerterweise weisen Hinweisschilder darauf hin, daß lange Zeit keine Tankmöglichkeit gegeben ist, so heute über 250 Kilometer.

Gegen Abend treffen wir bei „Pelly Crossing“ ein, eine Stahlbrücke quert den „Pelly-River“. Traditionell waren solche Querungen schon immer Versorgungspunkte, – das hat sich bis heute so gehalten, – ein Rasthaus und eine Tankstelle stehen dort, – gegenüber gibt es einen kostenlosen Campground, – am Ufer des „Pelly-River“, sauber, im Wald gelegen, mit weitem Abstand zu den Nachbarn, mit Picknickgarnitur, Feuerstelle und Brennholz, – diese Campkultur hier im Land gefällt uns sehr, – das wird unser Nachtplatz. ( N 62° 49′ 31.8″ W 136° 35′ 03.3″ )

Tagesetappe:     280 km          Gesamtstrecke:     10.263 km

18.07.2019 – Whitehorse

Am Abend sind wir zunächst erschrocken, denn über uns schweben kurz hintereinander 3 richtig große Verkehrsmaschinen zum Flugplatz „Whitehorse“ ein, – unser Nachtplatz liegt direkt in der Einflugschneise. Erstaunlich, daß ein so relativ kleiner Ort ein solches Flugaufkommen hat, – aber hier ist alles anders. „Whitehorse“ ist mit 27.000 Einwohnern die größte Stadt und Hauptstadt des „Yukon Territory“ und das ist mal eben so groß wie Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammen, die nächsten Orte sind etwa 500 Kilometer weg, – logisch, daß die Menschen hier fliegen, anstatt mit dem Auto zu fahren.
Allerdings ist nach den 3 Abendmaschinen dann auch Feierabend und es ist eine herrlich stille und helle Nacht hier draussen an unserem See.

Zum Frühstück kommt gleich das Fernglas zum Einsatz, – draußen im See dreht ein Biber seine Ehrenrunde.
Heute wird mal nicht gefahren, wir besichtigen „Whitehorse“, das legendäre Städtchen am „Yukon River“.
Hier wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts Handel mit den Indianern des Nordens getrieben und Abenteurer, Trapper und ab 1898 die Goldsucher haben „Whitehorse“ schon immer als Ausgangspunkt für ihre Unternehmungen in den hohen Norden genutzt, Straßen gab es keine, so wurde alles mit Booten auf dem „Yukon“ erledigt, der ab hier schiffbar ist. Kanus waren schon immer unterwegs, – zum Abtransport der Erze aus den Silberminen im Norden wurden die Boote immer größer, letztlich wurden Schaufelraddampfer hier in „Whitehorse“ gebaut, die den speziellen Anforderungen des Yukon River gewachsen waren.
Die alte „S.S. Klondike II“ beförderte von 1937 bis 1955 Fracht und Passagiere zwischen Whitehorse und Dawson City, sie wurde in den 1970er Jahren stilgerecht restauriert und kann jetzt hier besichtigt werden, – ausgestattet mit dem originalen Inventar, Acessoires und Gütern im Frachtraum, – die Wände dekoriert mit Aufnahmen aus der damaligen Zeit, verleiht sie einen tollen Einblick in die Abläufe und Geschehnisse, die sich hier über viele Jahrzehnte abgespielt haben.

Um das Ganze noch abzurunden, besuchen wir dann das „MacBride-Museum“ in der Stadt, – auch dort sind Utensilien und viele Fotos der damaligen Zeit aus dem gesamten Yukon Gebiet zusammengetragen und ausgestellt, – von den Kupfer- und Silberminen des Nordens, dem Goldrausch ab 1897, als sich innerhalb kürzester Zeit 100.000 Glücksritter hierher auf den Weg gemacht haben, um das schnelle Geld zu machen, bis zur Illustration des Baus des „Alaska-Highways“ in 1942, – verständlich erklärt, – teilweise mit kleinen Filmen hinterlegt, die aus original alten Aufnahmen der damaligen Zeit zusammengeschnitten sind, – eine wirklich lohnenswerte Sache.

Um 15 Uhr haben wir einen Termin bei „Auto-Glass“, unsere Windschutzscheibe „reparieren“. So ist das, – bei uns heißen die „Car-Glas“, hier nennen sie sich „Auto-Glass“, – Hauptsache anders ! Hier in der Stadt ist man dafür bestens gerüstet, alleine 4 Firmen bieten ihre Dienste an, – wir haben noch nie so viele Autos mit kaputten Frontscheiben gesehehn, wie hier in der Stadt, – offensichtlich kommt hier keiner „ungeschoren“ an.
Nach gut einer halben Stunde sind die Einschläge verklebt, – es bleibt die Hoffnung, daß das irgendwie hält.

Danach besichtigen wir die „Fischtreppe“ unten am Staudamm, mit 360 Metern eine der längsten der Welt.
Der Stromschnellen des Yukon wurden hier durch einen Staudamm gezähmt, ein Kraftwerk ist dabei entstanden, das die gesamte Region mit Strom versorgt.
Um den Lachsen weiterhin ihre jährliche Wanderung aus der Beringsee zu ihren Laichgebieten am oberen Yukon zu ermöglichen, hat man schon in den 1950er Jahren diese Fischtreppe gebaut, seitlich eingebaute Glasfenster ermöglichen es, die Lachse bei ihrer Wanderung zu beobachten.
Nur leider derzeit noch nicht, erfahren wir vor Ort, sie werden hier erst Ende Juli eintreffen, – auf einer Karte ist der momentane Standort des Lachszuges markiert, er befindet sich derzeit noch etwa 450 Kilometer weiter nördlich, bei Dawson City, – nun vielleicht können wir die Lachse nächste Woche dort beobachten, wir sind auf dem Weg dorthin.

Gegen Abend ist noch Einkaufen angesagt, – alles Proviant, Trink- und Brauchwasser und Diesel nachfüllen, – für die nächsten 10 Tage und gute 2.000 Kilometer wird die Versorgung recht dürftig, dafür teuer, werden, – morgen beginnt die Fahrt ans nördliche Eismeer.

Heute übernachten wir am Parkplatz bei der „S.S. Klondike II“, hier hat es extra Wohnmobilparkplätze und keine „No overnight“-Schilder, also warum nicht, – ruhig und leer ist es am Abend hier sowieso. ( N 60° 42′ 48.1″ W 135° 02′ 55.2″ )

Tagesetappe:     28 km          Gesamtstrecke:     9.983 km

17.07.2019 – Von Watson Lake nach Whitehorse

„Weiße Nächte“ hat es hier oben, – noch keine Mitternachtssonne, – aber so richtig dunkel wird es auch nicht, – mittlerweile bleibt es bis gegen 23 Uhr hell, – dann dämmert es, und so bleibt es ein paar Stunden, bis es gegen 3 Uhr in der Früh schon wieder hell ist. Und noch sind wir erst am 60. Breitengrad, – wir werden noch einmal etwa 1.500 Kilometer weiter nach Norden fahren, bis wir das nördliche Ende des amerikanischen Kontinentes erreichen werden.

Heute jedoch sind wir noch in „Watson Lake“ und fahren zurück auf den „Alaska-Highway“, der hier im „Yukon Territory“ die Nr. 1 trägt, und uns weiter nach Westen bringt.
Unser Highway führt in etwa am 60. Breitengrad entlang, allerdings in einigen Bogen, was dazu führt, daß wir insgesamt 9 mal die Provinzgrenze „British Columbia“ – „Yukon Territory“ überschreiten, – mal hin, – mal zurück, – der Highway heißt dann immer wieder 97 in BC und 1 im Yukon, – spielt auch keine Rolle, eine Grenze gibt es nicht wirklich und alles geschieht fast unbemerkt.

Unsere heutige Strecke führt ohne jegliche Sehenswürdigkeit, die zum Anhalten zwingen würde, einfach durch die Sehenswürdigkeit schlechthin, – durch die ewigen Wälder des Yukon, mit vielen Seen, den beiden Großen, „Teslin Lake“ und „Marsh Lake“, mit Flüßen, die uns begleiten, die Ausläufer der Rocky Mountains immer noch vor Augen.
Der Highway ist gut ausgebaut, meist ziemlich gerade und über lange Strecken erhöht, auf dammähnlichem Gelände gebaut, – der Verkehr ist mäßig, – es läuft prima, wir kommen sehr gut voran.
Vom Music-Player singt uns heute John Denver sein komplettes Repertoire, von „Country roads“ über „City of New Orleans“ bis zu „Rocky Mountain high“, das passt wunderbar hierher und macht gute Laune.
Unterwegs gibt es auf fast 450 Kilometern Strecke neben dem kleinen Städtchen „Teslin“ nur ein paar vereinzelt stehende Häuser, meist Rasthäuser mit Tankstelle, davon auffallend viele verlassen.

Gegen Abend erreichen wir das Tal des „Yukon River“ und kommen tatsächlich noch in „Whitehorse“ an, – hatten wir so gar nicht geplant, mag uns aber Recht sein, so haben wir morgen mehr Zeit, hier gibt es ein wenig was anzuschauen und zu erledigen haben wir auch Einiges.
In der Stadt schauen wir wieder mal, was das Internet für Neuigkeiten parat hält, – unseren Nachtplatz finden wir dann außerhalb am kleinen „Ear-See“. ( N 60° 40′ 45.7″ W 135° 02′ 21.0″ )

Tagesetappe:     440 km          Gesamtstrecke:     9.955 km

16.07.2019 – Vom Liad River nach Watson Lake

Herrlich still war es wieder in unserem Wald.

Auf dem Nebenplatz hat sich gestern Abend eine deutsche Familie mit ihren Zelten niedergelassen, – heute früh unterhalten wir uns ausgiebig und so wird es schon fast Mittag, bis wir auf die Strecke gehen, – wieder hinaus auf den „Alaska-Highway“ (97) und weiter Richtung „Watson Lake“.

Die Landschaft ist wie sie gestern schon war, – eher alpenländisch, – wir fahren immer noch durch die Berge der „Northern Rockies“, – Wälder, Flüße und Seen säumen den Weg, – die Straße manchmal breit ausgebaut und relativ gerade, oft aber auch schmaler und kurviger, ein wenig von allem.
Schon kurz nach unserer Abfahrt gibts eine längere Baustelle, – über mehrere Kilometer Länge wird die Asphaltdecke geflickt, – flüssiges Bitumen wird in die Löcher gekippt, Split draufgeschüttet und drübergewalzt, das hält wieder einige Zeit. Beim Drüberfahren staubt es jämmerlich und die Steine fliegen, – und es kommt, wie es kommen musste; – an einer Stelle an der ich keine Chance zum Ausweichen habe, kommt uns so ein irrer Trucker mit einem Affentempo entgegen, die Autos vor uns wirbeln mächtig Staiub auf, der Truck noch mehr und haut uns wie Trommelfeuer eine kräftige Ladung Kieselsteine aus seiner Staubwolke heraus entgegen, – die Sicht ist Null, es rappelt und scheppert und als sich der Dunst lichtet, sehen wir die Bescherung: 3 kräftige Steinschläge in der Windschutzscheibe, – die ist hin ! Hoffentlich werden die Risse erst mal nicht größer, bis wir eine Lösung für das Desaster gefunden haben.

Einige Kilometer weiter, – der Schreck sitzt noch in den Knochen, – sind sie dann doch noch da, – die Bisons, vor denen gestern schon auf Schildern gewarnt wurde, – eine Bisonherde verteilt sich über die Straße und die beiden Grünstreifen rechts und links davon und läßt es sich gut gehen, – das sind mächtige Viecher, – die Bullen furchteinflößend, manche haben Reisigstücke aus dem Wald an ihren Hörnern hängen, die sie irgendwo aufgespiesst haben. Wir bleiben stehen, können sie schön beobachten und fotografieren, sie kommen ganz nahe ran, – dann fahren wir weiter, – im Lauf des Tages sehen wir noch einige Einzeltiere, aber auch noch eine kleine Herde, die es sich im Schatten des Waldrandes gemütlich macht.

Anzusehen gibt es heute nicht wirklich was, – etwa zur Mitte unserer Tagesstrecke passieren wir das Hinweisschild „Contact Creek“, das ist die Stelle an der sich 1942 die Straßenbautrupps vom Norden und vom Süden getroffen und den „Alaska-Highway“ in seiner damaligen Bauweise vollendet haben.

Später passieren wir den 60. Breitengrad, die Provinzgrenze zwischen „British Columbia“ und „Yukon Territory“, – ein kleines Hinweisschild am Straßenrand weist darauf hin, ohne dieses wäre der Wechsel unbemerkt vor sich gegangen, ändern tut sich nichts, alles sieht gleich aus, – auch die Zeit bleibt gleich.

Gegen Abend erreichen wir „Watson Lake“, mit 1.400 Einwohnern drittgrößte „Stadt“ im Yukon und Einzige auf 1.000 Kilometern Entfernung zwischen „Fort Nelson“ und „Whitehorse“. Hier im Ort gibt es den mittlerweile legendären „Schilderwald“.
Karl K. Lindley war 1942 mit am Bau des „Alaska-Highway“ beschäftigt und hatte solches Heimweh nach seinem „Danville, Illinois,USA“, daß er ein Schild mit dem Namen seines Heimatortes hier an einen Baum mitten im Ort nagelte. Später haben es ihm Viele nachgemacht und so ist im Laufe der Jahre der größte Schilderwald der Welt entstanden, über 80.000 Schilder hängen dort mittlerweile an extra dafür aufgestellten Stelen. Viele Menschen aus aller Welt haben hier Schilder ihrer Heimatorte, ihres Landes, ihrer Straße oder Autokennzeichen angebracht und so zum prächtigen Wachstum dieses „Waldes“ beigetragen. Unter anderem findet man dann solche Kuriositäten wie „Stadt Köln – Zulassungsstelle – Öffnungszeiten von … bis …“.
Ab heute sind es dann 80.001, denn wir haben auch eines unserer Nummernschilder geopfert, mit dem Eddingstift das heutige Datum, unsere Namen und unsere HP-Adresse hinzugefügt und uns dort verewigt.

Etwa 4 Kilometer weiter westlich befindet sich die Einfahrt zum hiesigen Campground der Provinz Yukon, – eine Stichstraße führt bis fast hinunter an den gleichnamigen See „Watson Lake“, – die Stellplätze sind weitläufig im Wald verteilt, wie immer mit Picknicktischen und Eisengrill ausgerüstet, – als Nachtplatz immer wieder sehr willkommen. ( N 60° 05′ 34.1″ W 128° 48′ 17.6″ )

Tagesetappe:     214 km                    Gesamtstrecke:     9.515 km

15.07.2019 – Von Fort Nelson zum Liard River

Wie immer gegen 10 Uhr fahren wir los, zunächst rüber nach „Fort Nelson“, nochmal volltanken, – die Tankmöglichkeiten werden jetzt immer seltener, – dann wieder auf den „Alaska Highway“ (97) Richtung Watson Lake. Hier im Land ist es üblich, die Highways mit ihren Namen zu bezeichnen, die Nummern haben eher wenig Bedeutung.

Der Tag beginnt sonnig, 23 Grad sind es heute, am Nachmittag gibt es ein paar dunkle Wolken, es bleibt aber trocken und der Abend ist wieder sonnig.
So geht das eigentlich schon eine ganze Weile, – nordischer Sommer, – rauh aber herzlich, – die Sonne scheint kräftig und macht angenehm warm, – wenn ein Wind oder Wolken aufkommen, wirds aber gleich frisch, – die Abende bleiben recht angenehm, – die Nächte dann meist kalt.
Jetzt, wo wir schon tagelang nach Norden fahren, bleiben die Abende immer länger hell, jetzt schon bis 22.30 Uhr und jeden Tag etwas länger, – Mitternachtssonne werden wir leider nicht mehr haben, bis wir oben in Alaska ankommen, die endet am 18. Juli, – aber die Nacht wird wohl kaum länger als 1 Stunde sein.

Heute fahren wir durch eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend, am Horizont tauchen die „Northern Rockies“ auf, – nördliche Ausläufer der „Rocky Mountains“, – nicht mehr so gewaltig hoch, aber angenehm alpenländisch. Der Highway ist nicht mehr schnurgerade, sondern mutiert öfters zur einfachen Landstraße, die sich über die Hügel schlängelt und an steilen Felsmassiven und Seen vorbei führt, – ständig geht es bergauf und bergab, eine Kurve folgt auf die Nächste, -es geht wesentlich weniger Tempo wie gestern, macht aber bedeutend mehr Spaß, weil alles abwechslungsreich und weniger monoton ist.
Eine ganze Zeit lang schlängelt sich unsere Straße parallel mit dem „Tetsa River“ durch das „Tetsa Valley“ und führt dann über den „Summit Pass“ hinüber zum „Muncho Lake“, – eingezwängt zwischen zwei Bergkämmen, gesäumt von Fichtenwäldern und Wiesen liegt er türkisblau schimmernd im Sonnenlicht.
Regionalparks sorgen für die entsprechenden Möglichkeiten, hier die Ferien zu verbringen, Campgrounds, kleine Motels oder Guesthäuser versorgen die Gäste mit dem Nötigsten.

An Wildtieren ist wieder Einiges unterwegs, – 2 Schwarzbären, – einer davon läßt uns sehr lange beim Fressen zuschauen, bevor er sich in den Wald verzieht, – am Nachmittag steht wieder mal eine Elchkuh auf der Straße und einige Kilometer später ein kleiner Jungelch, beide sind unerschrocken und bleiben ganz selbstbewußt einfach stehen, wir haben gefälligst einen Bogen um sie zu fahren, ist ja schließlich ihr Zuhause hier. Speziell für diesen Streckenabschnitt wird auf Hinweisschildern vor kreuzenden Bisons und Dallschafen gewarnt, – Dallschafe, – eine gemsähnliche Art, haben wir einige gesehen, – die Bisons haben sich uns bisher nicht gezeigt.

Gegen Abend erreichen wir die „Liard River Hot Springs“, – heiße Quellen am Liard River, die bei Touristen sehr beliebt und deswegen entsprechend überlaufen sind. Wir sehen im Vorbeifahren die beiden knallvollen Campgrounds und verzichten lieber darauf. Etwa 2 Kilometer weiter erreichen wir den einfachen „Mould Creek Campground“, hier ist es ruhig und es gibt genug freie Stellplätze, – hier, – mitten im Wald bleiben wir für die Nacht. ( N 59° 26′ 15.6″ W 126° 07′ 50.3″ )

Tagesetappe:     307 km          Gesamtstrecke:     9.301 km

14.07.2019 – Von Kiskatinaw nach Fort Nelson

Die Stille in den tiefen Wäldern Kanadas ist schon fast beängstigend schön, – und kalt dazu, 8 Grad.

Heute schauen wir uns kurz die alte Holzbrücke über den „Kiskatinaw-River“ an, die einzig erhaltene Originalbrücke aus dem Jahr 1942, – nicht mehr ganz frisch, aber beeindruckend als Bauwerk, dann fahren wir zurück auf den „Alaska-Highway“ (97) und weiter Richtung Norden, über „Fort St. John“, „Wonowon“ und „Pink Mountain“ nach „Fort Nelson“.

Unsere Reise-Handbücher versprechen für die heutige Fahrt keine Highlights, – nichts liegt an der Strecke, was zu besuchen oder anzusehen wäre, nur Kanadas ewige Wälder und pure Natur. So ist das dann auch, – über hunderte Kilometer kaum ein Ort, nur unsere Straße und ewig Wald. Riecht irgendwie nach Langeweile.
Doch denkste ! – Keine Highlights ! – haben die eine Ahnung ? – heute ist unser Glückstag ! – 6 Schwarzbären, – 3 Kraniche, – 1 Luchs und eine Elchfamilie, – das war echt spannend !
Der Wald steckt wahrlich voller Wildtiere, – die Straße ist schnurgerade, wie mit dem Lineal gezogen, – an beiden Seiten mit einem etwa 20 Meter breiten Streifen als Sichtfeld versehen, das meist sauber gemäht ist oder zumindest nur mit niederem Gras bewachsen, so ist das Wild bereits aus der Ferne gut zu sehen.
Schon bald taucht der erste Bär am Straßengraben auf, frißt völlig unaufgeregt das frische Gras und läßt sich auch nicht stören, als wir anhalten und ihn beobachten. Lange bleiben wir so am Straßenrand stehen, nur 10 Meter von ihm entfernt, bis er sich dann in den Wald verzieht.
Die anderen 5 sind ebenfalls Einzelgänger und tauchen schön der Reihe nach im Abstand von 30 bis 50 Kilometern immer wieder mal auf, – manche sehr gut zu sehen, – andere huschen schnell durchs Bild, – immer wieder halten wir an und beobachten sie, – einer quert vor uns die Straße und kriegts dann richtig eilig, als ein schwerer Sattelschlepper gerade an uns vorbeizieht und auf ihn zu fährt, – er schafft es unversehrt auf die andere Seite.

Irgendwann kommt rechts im Grünstreifen ein merkwürdiger Schatten daher, – ich halte an, setze ein Stück zurück, – ein Luchs geht dort durchs Gras, läßt sich von uns überhaupt nicht stören und geht nur wenige Meter vor unserem HerrMAN ganz gelassen über die Straße, – ein winderschönes Tier.

Wenig später stehen Kraniche am Waldrand, – hier braun gefärbt, – auch sie lassen sich nicht stören, als wir anhalten, zurückfahren und sie fotografieren.

Ja und am späten Nachmittag, – wir trauen unseren Augen kaum, – kurz hinter einer Kuppe, – steht mitten auf der Straße eine Elchkuh mit ihren beiden Jungtieren, – vollkommen ruhig und ohne Eile, – ich habe genug Zeit um rechtzeitig anzuhalten, – sie schauen kurz zu uns herüber und verlassen dann ruhig die Straße Richtung Wald.

Heute wirds spät, aber wir wollen noch bis „Fort Nelson“, denn dazwischen im Wald ist es eher schwierig, einen Nachtplatz zu finden, die meisten Seitenwege sind von den Gasfirmen gebaut und belegt. In „Fort Nelson“ selbst ist auch kein geeigneter Platz zu finden, der Campground ist sündhaft teuer, den lassen wir lieber links liegen. Wir fahren ein kleines Stück zurück zum „Muskwa-River“, dort an seinem breiten Kiesstrand finden wir einen herrlichen Platz, – das lange Suchen hat sich gelohnt. ( N 58° 47′ 32.0″ W 122° 38′ 34.7″ )

Tagesetappe:     447 km          Gesamtstrecke:     8.994 km

13.07.2019 – Vom Musreau Lake über Dawson Creek nach Kiskatinaw

Die Nacht war angenehm mild und unglaublich ruhig, so weit weg von jeglicher Zivilisation dringt kein Auto oder Zug mehr durch, – Totenstille, nur eine Eule ist irgendwann zu hören.

Gegen 10 Uhr geht es weiter, wieder zurück auf den „Bighorn Highway“ (40) nach Norden bis „Grande Prairie“, dann auf den Highway 43 bis „Dawson Creek“ und noch etwa 30 Kilometer aus der Stadt hinaus bis „Kiskatinaw“.

Der Tag beginnt verheissungsvoll mit viel Sonne und frühen 20 Grad, – warm bleibt es, bis 23 Grad, am frühen Nachmittag jedoch wird es gewittrig und mehrmals steht eine schwarze, bedrohlich aussehende Gewitterfront am Himmel, – Blitze zucken, – kurze, starke Windböen schütteln an unserem HerrMAN und ein kräftiger Regenschauer prasselt herunter, – 10 Minuten später ist es wieder freundlich, – bis zum nächsten Stöber, – 3 mal geht das so, – am Abend ist es dann wieder freundlich und warm.

Die Landschaft entlang des „Bighorn Highway“ ist, wie gestern schon, – ewige Fichtenwälder, durchzogen von Gas- und Ölförderanlagen, – zudem gibt es noch einige Baustellen am Highway, – der Sommer ist kurz, – sie müssen sich beeilen.

„Grande Prairie“ ist überraschend groß, – Holzindustrie und natürlich alles, was in den zahlreichen Gas- und Ölanlagen benötigt wird, – unzählige Baufirmen, überall stehen Baumaschinen, – auch Rohre für Pipelines werden hergestellt, – Transportfirmen haben sich angesiedelt, – Autohäuser, überwiegend Pickups und Trucks werden angeboten, – zahlreich sind auch die überall präsenten Einkaufsmärkte und Tankstellen aller bekannten Marken.

Zwischen „Grande Prairie“ und „Dawson Creek“ sieht es wieder ganz anders aus, – Farmland, – flach und weitläufig, kaum noch Wald, riesige Rapsfelder, Weizen, aber auch Grasland mit Rindern und Pferden darauf.

Bevor wir am späten Nachmittag „Dawson Creek“ erreichen, wechseln wir mal wieder die Provinz, – wir verlassen Alberta und fahren nach British Columbia hinein, – gleichzeitig springen unsere Smartphoneuhren wieder mal eine Stunde zurück, – wir sind jetzt also 9 Stunden hinter der deutschen Zeit zurück. Aus der „Mountain Time“ wird die „Pacific Time“. Allerdings sind wir uns nicht wirklich sicher, ob der Zeitzonenwechsel gleichzeitig mit dem Provinzenwechsel tatsächlich stimmt, – wir haben 4 Landkarten dabei, auf 2 ist der Wechsel der Zeitzone an der Provinzgrenze eingetragen, auf den 2 Anderen etwa 400 Kilometer weiter Richtung Nordwest. Naja, so ganz wichtig ist das für uns jetzt heute und morgen auch nicht und morgen abend stimmt die Zeit dann auf jeden Fall wieder.

„Dawson Creek“ ist ein modernes, kleines Städtchen und Ausgangspunkt des legendären „Alaska-Highways“, – hier steht der „Milepost Zero“ der 2.446 Kilometer langen Straße, die bis hinauf nach „Delta Junction“ und als „Richardson Highway“ weiter bis nach „Fairbanks“ führt.
Wegen der Kriegsereignisse im 2. Weltkrieg und der vermeintlichen Bedrohung Alaskas durch Rußland und Japan haben Amerikaner und Kanadier im Frühjahr 1942 mit dem Bau dieser „Militärstraße“ von 2 Seiten gleichzeitig begonnen und diese mit 27.000 Arbeitern in nur 9 Monaten fertiggestellt, – eine echte Pionierleistung.
Über viele Jahrzehnte war der „Alaska-Highway“ die einzige Landverbindungsstraße hinauf nach Alaska, – bei Trockenheit unglaublich staubig, – bei Nässe eine Schlammwüste, – gefährlich und abenteuerlich, – mitten durch die Wildnis, – sie wurde jedoch seitdem immer wieder ausgebaut, – umgelegt und erneuert und ist heute durchgehend asphaltiert, – geblieben ist die Entfernung, – die Wildnis und , – … immer noch ein wenig Abenteuer. – Wir werden es in den nächsten Wochen sehen und erleben …..

Heute fahren wir noch etwa 30 Kilometer aus der Stadt hinaus, – dort läuft der alte „Alaska-Highway“ in seinem Originalausbau, ein Stück parallel zum heutigen Neubau, – wir fahren dort hinaus und finden kurz vor der alten Holzbrücke einen netten Zeltplatz im Wald, direkt am „Kiskatinaw River“, hier bleiben wir für die Nacht. ( N 55° 57′ 39.3″ W 120° 33′ 43.6″ )

Tagesetappe:     243 km          Gesamtstrecke:     8.547 km

12.07.2019 – Von Hinton zum Musreau Lake

Hier, ein Stück weg von den Bergen, ist es gleich viel angenehmer, – die Nacht nicht mehr kalt und auch der Morgen angenehm warm, die Sonne lacht vom blauen Himmel.

Heute beginnt unsere Anreise nach Alaska, 10.30 Uhr fahren wir los.
Allerdings zunächst noch einmal ins Städtchen, die Reifen der Vorderachse unseres HerrMAN müssen gedreht werden, bevor wir ins totale Outback kommen, sonst placke ich mich wieder selbst mit denen rum. Beidseitig außen haben sich wieder „Sägezähne“ gebildet, die Stollen beginnen schon zu radieren und es hoppelt schrecklich beim langsameren fahren.

So wird es 14 Uhr bis wir wirklich loskommen.
Etwa 3 Kilometer auf dem „Yellowhead Highway“ (16) zurück, dann rechts weg auf den „Bighorn Highway“ (40), er führt fast 300 Kilometer nach Norden bis „Grande Prairie“.
Der Highway ist gut zu fahren, – anfänglich ein wenig hoppelig, nach wenigen Kilometern aber gut in Schuß und mit wenig Verkehr, – so kommen wir doch noch ein Stück voran.

Die Landschaft ist anfänglich eher Wald und Wiese, die Laubbäume überwiegen, links am Horizont sind noch lange Zeit die Berge der Rocky Mountains zu sehen, – erst später beginnt wieder der so typische kanadische Nadelwald, – so weit das Auge reicht, – die Berge lassen wir hinter uns, – es wird hügelig, – immer wieder kreuzen Flüsse und Bäche unseren Weg oder fließen eine Zeit lang neben der Straße her.
Hier im tiefen, kanadischen Wald wird die Natur heftig ausgebeutet, – zunächst passieren wir eine Kohlemine mit einer großen Verarbeitungsanlage, aus der eine riesige, schwarze Staubwolke aufsteigt, die schon von Weitem zu sehen ist, – die Bahnlinie führt durch das Werk und einige, ewig lange Güterzüge stehen auf den Gleisen und werden beladen.

Kilometerlang ist hier die Holzernte im Gange, riesige Schneisen werden geschlagen, – Kahlschlag, – ob dies wirklich nur der Holzernte dient oder ob die Flächen evtl. anderweitig gebraucht werden ?
Denn wenig später sehen wir die ersten Gasförderanlagen im Wald stehen, – das gesamte Gebiet ist über viele -zig Kilometer von Wegen durchzogen, die schachbrettartig durchnummeriert sind und offensichtlich nur dem Zweck dienen, die Förderanlagen zu erreichen, – immer wieder sind brennende Abfackelschlote zu sehen.

Noch etwas später reihen sich zu den Gasförderanlagen noch Ölpumpen, die das schwarze Gold aus der Erde holen.

Eigentlich wollen wir uns hier irgendwo im Wald einen Platz für die Nacht suchen, – nicht daran zu denken, – jeder freie Fleck und jeder Feldweg sind irgendwie belegt.
Etwa 75 Kilometer vor „Grande Prairie“ weist ein Schild auf ein Freizeitgelände am „Musreau Lake“ hin, 6 Kilometer abseits. Wir fahren hin zum schauen, – ein schöner Zeltplatz mit weitläufigen, im Wald verteilten Parzellen, Picknickbank, Feuerstelle und Grill inclusive, – nicht viel los, – das paßt, – nehmen wir. ( N 54° 33′ 31.7″ W 118° 37′ 09.3″ )

Tagesetappe:     265 km         Gesamtstrecke:     8.304 km