27.08.2019 – Von Bell 2 Crossing (Kanada) nach Hyder (Alaska/USA)

In der Nacht schüttet es weiter, der Morgen jedoch läßt Hoffnung aufkeimen, immer mal wieder kommt ein zaghafter Sonnenstrahl durch die noch immer dicken Wolken und spiegelt sich auf der Oberfläche des Sees, an dem wir stehen.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, wieder auf den „Cassiar Highway“ (37) nach Süden, wieder alpenländische Landschaften, – und so langsam können wir auch wieder ein wenig was davon sehen, die Sonne setzt sich tatsächlich zunehmend durch, – alle paar Kilometer verschwindet sie wieder und immer wieder regnet es auch ein wenig, – aber immerhin werden die Lichtblicke länger und die umliegenden Berge sind zu sehen.
Nach etwa 100 km, bei „Meziadin Junction“ biegen wir auf den „Stewart Cassiar Highway“ (37 a) Richtung „Stewart“ ab. „Stewart“ ist über den „Portland Canal“, einem mehr als 150 Kilometer langem Fjord mit dem Pazifischen Ozean verbunden und ist der nördlichste ganzjährig eisfreie Hafen Kanadas, die Berge rundum sind mit zahlreichen Gletschern bedeckt unter denen wertvolle Bodenschätze liegen. Schon seit dem 19. Jahrhundert werden Gold, Silber und Kupfer abgebaut und auch heute noch leben viele Menschen des kleinen Städtchens vom Bergbau.

Draußen vor der Stadt empfängt uns der „Baer Glacier“, eine Gletscherzunge des riesigen „Cambria Icefield“, die weißblau in der Mittagssonne leuchtet. Unglaublich viel Wasser strömt aus ihm heraus und unzählige Bäche und Wasserfälle stürzen von den umliegenden Bergen ins Tal herunter.
„Stewart“ besteht aus einer bunten Mischung von Häusern, teilweise aus den 1970er Jahren, als hier die Bergwerke ihre Blütezeit hatten, zum anderen Teil aber auch gut erhaltene Gebäude aus der vorletzten Jahrhundertwende, denn auch an „Stewart“ ging der um diese Zeit überall herrschende Goldrausch nicht unbemerkt vorbei.

Von „Stewart“ fahren wir 4 Kilometer weiter und kommen nach „Hyder“. „Hyder“ gehört zu Alaska / USA, ist aber nur über diese Straße erreichbar, es gibt keinen anderen Zu- oder Ausgang, deshalb wird hier Grenzabfertigung auch nicht wirklich Ernst genommen, zwar reisen wir offiziell in die USA ein, – die Zeit springt wieder um, – andere Maße und Gewichte gelten, – natürlich auch andere Gesetze, – nur, – schert es eigentlich niemanden, – Grenzer sind keine da, man fährt einfach rein und gut ist es, auch die geänderte Uhrzeit nimmt niemand wirklich Ernst, – außer auf dem Postamt wird auch überall mit kanadischen Dollar bezahlt. Geben tut es eh nicht viel, – ein paar alte Häuser, zum Teil noch aus der Gründerzeit, ein Saloon, – hier gibt es keine Sperrstunde, weshalb die kanadischen Gäste aus „Stewart“ am Abend lieber hier trinken gehen, – ein kleines Hotel und ein Campground, das wars schon, – unten am Fjord scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, die Hafenanlagen werden kaum noch genutzt.
Was wir hier wollen ?
Hier ziehen im August Schwärme von Lachse zum Laichen über den „Portland Canal“ den „Fish Creek“ herauf, – und hier ist Bärenland, – überall an den Straßen warnen Schilder vor kreuzenden Bären, – uns kreuzt heute nur Einer, andere erzählen uns von 10 oder 15, die ihnen die letzten 50 Kilometer vors Auto gelaufen sind.
Dann gibt es gleich hinter „Hyder“ eine über den Fluß gebaute, „bärensichere“ Aussichtsplattform, von der aus man zusehen kann, wie sich die Bären am Flußufer im Wasser stehend ihren Anteil am Lachszug holen, sie schlagen sich die Bäuche voll um für den kommenden Winterschlaf gerüstet zu sein.
Eine gute Stunde sind wir dort, das Glück ist uns nicht hold, – außer dem Spektakel der zu Tausenden ziehenden Lachse und vieler Möven, die sich ihren Teil davon holen, gibt es leider heute nichts zu sehen. Vielleicht klappt es morgen noch, – mal schauen.

Heute fahren wir noch etwa 1 Kilometer in den Wald hinaus, – dort, auf einem lichten Schotterplatz finden wir unseren Stellplatz für die Nacht.
Zwei weitere Fahrzeuge mit Reisebekanntschaften, die wir in den letzten Wochen mehrfach getroffen haben, gesellen sich noch dazu, – am Abend gibt es Lagerfeuer und wie immer Geschichten aus aller Welt zu hören. Ich bin mir sicher, daß der eine oder andere Bär hinter dem Busch bestimmt auch zuhört. ( N 55° 58′ 21.1″ W 130° 03′ 40.6″ )

Tagesetappe:     161 km                    Gesamtstrecke:     18.335 km

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