Trotz der Nähe zum Highway ist auch hier die Nacht sehr ruhig, – wie überall in den abgelegenen Gegenden Kanadas und in Alaska fährt nachts kaum ein Fahrzeug, wenn es abends dunkel wird kehrt Ruhe ein, – lange Strecken durch die ewigen, unbewohnten Wälder und das viele Wild auf den Straßen, dazu 8 Monate lang winterliche Bedingungen, die eine Panne schnell zum lebensgefährlichen Risiko werden lassen, haben dies zur Gewohnheit werden lassen. Erst gegen Morgen, wenn es hell wird, hören wir die ersten Laster brummen.
Das Wetter meint es wieder gut mit uns, die Sonne scheint, der Tag beginnt mit 12 Grad, wird schnell wärmer und am Nachmittag erreicht das Thermometer 22 Grad, – endlich können die Winterklamotten raus, es scheint sich doch bemerkbar zu machen, daß wir jeden Tag weiter nach Süden kommen.
Heute wieder auf dem „Cassiar Highway“ (37), Attraktionen sind keine angesagt, fahren ist Tagesziel, Strecke machen.
Der „Cassiar“ ist recht gut ausgebaut, die Seitenstreifen über weite Strecken gut übersehbar, das macht Spaß. Dort, wo die Seitenstreifen hoch mit Gras und Gestrüpp bewachsen sind, ist es wesentlich anstrengender, das Auge scannt ständig die Ränder nach Bewegung und dunklen Schatten, … und trotzdem wäre es fast passiert, irgendwann steht plötzlich ein schwarzer Jungbär direkt am Asphaltrand auf dem Grünstreifen, – unvorhersehbar, – die Reaktionszeit reicht noch nicht mal zum Anheben des Fußes, und schon bin ich vorbei, – dankenswerterweise überlegt es sich der Kleine anders und dreht um, denn hinter uns fahren noch zwei dicke Brummer, die hätten ihn mit Sicherheit erwischt.
Einen ersten kurzen Stop machen wir in „Kitwanga“, einer alten Indianersiedlung, – die einfachen neuzeitlichen Fertighäuser geben nichts her, – allerdings steht in der Mitte des Ortes eine Ansammlung alter, schön geschnitzter Totempfähle und etwas weiter vorne eine alte Holzkirche mit einem noch älteren Glockenturm daneben.
Heike macht nach der Besichtigung eine kleine Runde mit Aspros und auch ein Bewohner des Indianerdorfes geht mit seinem großen Hund unten am Flußufer spazieren, – als es alle plötzlich eilig kriegen, – erschrocken springt ein kräftiger Schwarzbär am Ufer entlang, – wer jetzt vor wem mehr erschrocken war, ließ sich letztendlich nicht mehr klären.
Nach dem Überqueren des „Skeena River“ fahren wir auf dem „Yellowstone Highway“ (16) in Richtung „Prince George“ weiter.
Unser nächster Stop gilt dem Städtchen „Old Hazelton“, – eine alte, einspurige Stahlbogenbrücke führt in 80 Metern Höhe über den „Hagwilget Canyon“, da müssen wir natürlich schnell mal hinüber und gleich wieder zurück fahren, die eisernen Gitterroste als Fahrbahnbelag lassen „tief“ blicken.
Die Gegend hier ist landwirtschaftlich geprägt, Wiesen und Felder tauchen auf, Rinderherden auf der Weide, Schafe und Ziegen, kleine Bauernhöfe, Traktoren – die Heuernte ist in vollem Gange, – alles total ungewohnt und irgendwie fremdartig, wochenlang haben wir nur Wildnis gesehen. Wir haben gelesen, daß sich vor langer Zeit hier in dieser Gegend sehr viele Deutsche und Schweizer niedergelassen haben, sicher ist es diesem Umstand geschuldet, daß es hier so „heimisch“ aussieht.
Endstation machen wir heute in „Smithers“, – schon vorhin in „Hazelton“, aber auch hier ist es deutlich zu sehen, daß wir die Wildnis Kanadas und Alaskas nun allmählich verlassen haben, die Städtchen sehen gepflegt aus, gemähte Böschungen und Parks, angelegte Gehwege, schmucke Häuschen, – das haben wir lange nicht gesehen, – und natürlich, – plötzlich gibt es wieder die üblichen Einkaufszentren in den Städten, – alle hier gängigen Warenhausketten, Burgerbrater, – Canadian Tire, Safeway und Co, – alle sind wieder da, – nicht daß wir sie wirklich vermißt hätten, aber es fällt halt auf, wenn sie nicht da sind, – die letzten haben wir in Alaskas größter Stadt, „Anchorage“, gesehen und das liegt schon seit 3.700 Kilometern hinter uns.
Wir loggen uns heute mal wieder auf einem ihrer Parkplätze ein, füllen einige Vorräte auf und geniessen ein gut funktionierendes Internet. ( N 54° 46′ 24.5″ W 127° 09′ 15.2″ )
Tagesetappe: 277 km Gesamtstrecke: 18.747 km