21.08.2019 – Vom Dezadeash Lake (Kanada) nach Haines (Alaska/USA)

Die Nacht ist wieder sternenklar und eiseskalt, – diesmal hat es richtig Nachtfrost, 3 Grad minus.
Der Morgen am See, herrlich, – gegen 7 Uhr kommt die Sonne raus und heizt kräftig ein, es ist, wie bei uns an schönen Spätherbsttagen im Oktober, – nachts schon frostig, am Tag sonnig und angenehm warm, – nur ist es halt noch August, – nunja, hier ist halt Alaska.

Gegen 10 Uhr fahren wir weiter, auf der „Haines Road“ nach Süden, – schon gestern, aber erst recht heute, erleben wir eine der schönsten Strecken unserer gesamten Alaskareise. Unser Weg führt uns durch eine weite, offene Mittelgebirgslandschaft, – „Alpenfeeling“, nur viel weiter, fast 200 Kilometer fahren wir durch lichte Wälder, rechts und links am Horizont immer wieder herrliches Bergpanorama, schneebedeckte Gipfel und Gletscherzungen, die weiß in der hellen Sonne leuchten, davor weite Flächen, karges Land, – wir kommen in eine viele Kilometer lange Hochebene, – noch stehen vereinzelt Fichtenbäume oder kleine Fichtenwäldchen in den weiten Tundraflächen, – Moose, Flechten und niedrige Soapberrysträucher bedecken den Boden, – wir sind auf etwa 900 Metern Höhe, hier ist die Baumgrenze, die Hügel und niedrigen Berge am Rand der Ebene sind schon baumlos, nur Flechten bedecken ihre Oberfläche und lassen sie grün leuchten, die hohen Felsmassive dahinter sind ganz kahl.

Es ist ein Traum, – hinter jeder Kurve ein noch schönerer Anblick, riesige Flächen abgeblühter Weideröschen leuchten lila und rot in der Sonne, das niedere Buschwerk und die vereinzelt stehenden Laubbäume haben bereits begonnen, ihre Blätter gelb einzufärben, – langsam beginnt der Indian Summer.
Wenige Kilometer später kommen wir noch einige Meter höher hinauf und lassen die Bäume ganz hinter uns, – jetzt gibt es hier oben nichts mehr, das den Blick in die Ferne unterbricht, alles ist leer, kleine Wasserflächen leuchten in den Senken, kleine Rinnsale fliessen von den nahen Hügeln herab.

Trotz herrlichem Sonnenschein bleibt heute das Thermometer bei 10 Grad stehen.
Irgendwann überqueren wir den Chilkatpass mit 1.065 Metern, dann geht es nur noch bergab, – „Haines“ liegt am Meer, also 1.065 Meter runter in den nächsten Kilometern, irgendwann beginnt die Vegetation wieder zu grünen, erst Sträucher und Büsche, dann kommen die Bäume wieder und weiter unten dann gar Wiesen und richtige Wälder, dort gibt es auch wieder menschliche Ansiedlungen, eine Ranch, ein paar Häuser, – die Temperatur steigt stetig an, bis zum Nachmittag erreicht sie heute gar wieder 20 Grad.

Etwa 50 Kilometer vor „Haines“ erreichen wir dann noch einmal die Grenze Kanada / USA.
Heute und auch die nächsten Tage werden wir immer entlang dem „Pfannenstiel“ Alaskas nach Süden fahren.
Alaska, das ja den nordwestlichen Teil Nordamerikas wie auf einer großen Halbinsel belegt und eine runde, also „pfannenähnliche“ Form hat, setzt sich an der Westküste Nordamerikas, westlich von Kanda, an der Pazifikküste entlang, in einem schmalen Streifen, der dem Stiel einer Pfanne ähnelt, nach Süden fort und reicht weit in Richtung USA hinunter. Dieser Streifen ist etwa zwischen 50 und 150 Kilometer breit und mehr als 1.000 Kilometer lang. Er besteht nur aus zerklüfteten Buchten, Fjorden, vorgelagerten Inseln und Inselchen, hohen Bergen und Gletschern und ist (fast) nur vom Meer aus zugänglich.
Ähnlich den norwegischen Fjorden wird auch die „Inside Passage“ regelmäßig mit Schiffen und Fähren bedient, es gibt dort zahlreiche Dörfer und Städte, sogar „Juneau“, die Hauptstadt Alaskas mit mehr als 20.000 Einwohnern liegt dort und hat keine Straßenanbindung ans Festland.
Die Straße von Alaska im hohen Norden hinunter in die USA führt durch Kanada, teilweise viele hundert Kilometer von der Küste und dem „Pfannenstiel“ Alaskas entfernt.
Die beiden Orte „Haines“ und „Skagway“, das wir morgen mit der Fähre erreichen, sind die beiden einzigen Orte, die von Kanada aus erreicht werden können, so haben wir heute, und dann auch morgen auf dem Weg nach Norden wieder einen Grenzübertritt.
Heute geht das locker, eine Ausreisekontrolle aus Kanda gibt es nicht, die Einreise in die USA geht prompt und freundlich, der Zöllner schaut in die Papiere, stellt die obligaten Fragen, – das wars, keine 5 Minuten und drin sind wir.

Etwa 30 Kilometer vor „Haines“ liegt am breiten „Chilkat River“ das Winterquartier der Weißkopfseeadler, wenn dort im Oktober die „späten“ Lachse den Fluß hinauf ziehen, sind schon tausende dieser stolzen Vögel gekommen, um sich am reichlich gedeckten Futterplatz zu laben. Wir sind leider zu früh dran, kein Einziger läßt sich dort blicken.

Wenig später erreichen wir „Haines“, einen kleinen Küstenort, am Ende eines langen Fjordes gelegen, – viel los ist hier nicht, – ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen vor Anker, einige Fischerboote, ein, zwei Lokale, ein paar Geschäfte und das wars dann schon.
Nein, – stimmt nicht, – unten am Hafen in einer Baumgruppe treffen wir ihn doch noch an, – einen Weißkopfseeadler, dort hat er seinen Horst, ein Jungtier ist auch zu sehen, – schaut stolz aus, wenn er seinen Blick über das Gelände schweifen läßt.

Wir fahren zum Fährterminal, erkundigen uns nach dem Fahrplan der Fähre nach Skagway, – in der Saison fährt sie täglich, – unsere Überfahrt ist morgen mittag um 13 Uhr, sie dauert 1 Stunde und spart uns fast 600 Kilometer Rückweg auf der Straße.
Dann fahren noch ein paar Kilometer nach Norden, auf einen Campground am „Chilkoot River“, dort wandern die Lachse den Fluß hinauf und gelegentlich sollen dort Grizzlys anzutreffen sein.
….und so kommt es: Direkt neben der schmalen Zufahrt fließt der Fluß und auf der gegenüberliegenden Seite, aber sehr deutlich zu beobachten, kommt ein kräftiger Grizzly aus dem Wald und trottet auf Futtersuche am Ufer durch das Wasser, – ganz toll, dieses Schauspiel so hautnah zu erleben.

Wenig später treffen wir auf dem Campground ein, die Plätze stecken tief in den Bäumen, das macht ziemlich dunkel, – heute ist es eh schon spät und wird bald dunkel werden, wir haben uns an der Stadtbücherei beim Internetgang „verbummelt“, also bleiben wir. ( N 59° 20′ 05.6″ W 135° 34′ 04.3″ )

Tagesetappe:     234 km          Gesamtstrecke:     17.164 km

20.08.2019 – Vom Lake Creek über Haines Junction zum Dezadeash Lake

Welch eine Ruhe in der Nacht hier draußen im Wald, selbst der Fluß verkneift sich jegliches Geräusch, er fließt gemächlich und geräuschlos das flache Tal hinunter.
Mit Temperaturen um den Gefrierpunkt ist die Nacht wieder ziemlich kalt, – gegen 10 Uhr, als wir losfahren sind es 7 und auch heute werden es nicht mehr als 10, trotz blauem Himmel und Sonnenschein am Morgen, – am Nachmittag schieben sich wieder die obligaten Wolken vor die Berge.

Die Landschaft entlang des „Alaska Highway“ gibt auf unserem heutigen Stück noch einmal Alles, – sie mit „schön“ zu beschreiben, trifft nicht wirklich, – „herrlich“ wäre vielleicht angebracht, oder „traumhaft“.
Gemächlich schlängelt sich der Highway durch die Alpenlandschaft, – lockere Wälder mit unzähligen Bächen und einigen großen Flüßen und Seen, – die Sichtstreifen neben der Straße schön breit, dort leuchten auf großen Flächen die abgeblühten Weideröschen in einem wunderschönen rot, – der Farbtupfer in dem weiten grün der Bäume, die hier nicht besonders hoch sind, das läßt den Blick weit gehen, – am rechten Rand des Blickfeldes immer irgend ein Bergmassiv, am Morgen noch die „Kluane Ranges“, nicht so sehr hoch, jedoch schon schneebedeckt, – dann noch einige Berge der „Wrangell Mountains“, denen sich übergangslos die mächtigen Berge der „St. Elias Mountains“ anschließen, der „Mt. St. Elias“ mit 5.489 m, der „King Peak“ mit 5.173 m, einige 3 und 4.000er und der alle überragende 5.959 m hohe „Mt. Logan“. Sie liegen alle im „Kluane Nationalpark“, riesige Gletscher überdecken das gesamte Massiv, von hier unten ist das allerdings kaum zu erkennen, auch durch den frisch gefallenen Schnee, – der sorgt allerdings dafür, daß sie herrlich weiß leuchten, auch wenn die Wolken wieder mal grau darüber hängen.

Wir passieren den mehr als 40 Kilometer langen „Kluane Lake“, einen herrlich zwischen den Bergen eingebetteten See mit klarem Wasser, an dem die kleinen Ansiedlungen „Burwash Landing“ und „Destruction Bay“ liegen, – meist nur Versorgungspunkte für das Nötigste, – allein auf viele, oft hunderte Kilometer, – Tankstelle, ein kleiner Laden, eine Bar, in der Regel ein Büro der Naturpark- und Forstbehörde, – das wars dann, – achso, eine Start- und Landepiste natürlich, die hat es hier bei jeder Ansiedlung.
Dann machen wir einen kleinen Abstecher zur Ghosttown „Silver City“, einem zerfallenen Dorf aus der Pionierzeit, – hier hatten sich einige Glücksritter niedergelassen, um nach Silber zu suchen, später wurde das Dorf verlassen, die Häuser zerfallen, alte Gerätschaften rotten vor sich hin.

Am späten Nachmittag erreichen wir „Haines Junction“, ein kleines Städtchen an der Kreuzung „Tok“, „Whitehorse“ und „Haines“, wir fahren Richtung Süden, nach „Haines“ weiter, 240 km sind es noch bis dort hin.
Einige Kilometer südlich haben wir dann unser tägliches „Wildlife-Erlebnis“, 3 Schwarzbären spielen friedlich auf dem Sichtstreifen neben der Straße, ein PKW-Fahrer hat sie schon gesichtet und hält, wir ebenfalls, – die Vorstellung dauert nicht lange, nach kaum 1 Minute verschwinden sie wieder im Wald.

Am frühen Abend taucht linker Hand der „Dezadeash Lake“ auf, leuchtet türkisfarben in der Abendsonne, die sich noch mal hinter den Wolken hervortraut. An seinem südlichen Ende gibt es den „Dezadeash Lake Campground“, wieder so einer der Yukon Provinz, wunderschön und herrlich am Seeufer gelegen. Natürlich kehren wir hier ein und bleiben über Nacht. ( N 60° 23′ 51.9″ W 137° 02′ 37.4″ )

Tagesetappe:     269 km          Gesamtstrecke:     16.930 km

19.08.2019 – Von Tok (Alaska/USA) zum Lake Creek (Kanada)

Glasklarer Himmel in der Nacht, die Temperatur nahe der Frostgrenze, – schon um 6 Uhr in der Früh scheint die Sonne hell vom Himmel, winterlich ist es.
Trotz hellem Sonnenschein schafft es das Thermometer bis Mittag gerade mal auf 10 Grad, das ist alles für heute und am Nachmittag ziehen wieder die obligaten dicken Wolken vor die Sonne.

Heute verlassen wir Alaska, – erst noch volltanken in Tok, Diesel ist in Kanada teurer als hier, – gegen 11 Uhr fahren wir los.
Auf dem „Alaska Highway“ nach Süden, großartige Attraktionen haben wir die nächsten 750 Kilometer nicht zu erwarten, – außer denen der Natur natürlich, – entlang der Strecke gibt es kaum Ansiedlungen, 2 oder 3 kleine Städtchen, über weite Strecken noch nicht mal eine Tankstelle.

Knapp 140 Kilometer fahren wir noch in Alaska, es hat wenig Verkehr, nur einige Fahrzeuge sind unterwegs, – der Highway ist an vielen Stellen ziemlich ramponiert, immer wieder langgezogene Wellen im Asphalt, Frostschäden, sie lassen den HerrMAN wieder heftig schaukeln, an einigen Stellen wird die Straße noch ausgebessert, an Anderen ist sie schon fertig.
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Grenze, eine Ausreisekontrolle auf US-Seite gibt es gar nicht, nur drüben auf der gegenüberliegenden Seite werden die Einreisenden kontrolliert, – wir haben nur ein Hinweisschild, daß die kanadische Einreise erst in 20 Kilometern Entfernung stattfindet.
So kommen wir bis kurz vor „Beaver Creek“, der ersten kanadischen Ansiedlung, dort ist die Grenzstation, – wir sind im Moment die Einzigen und sofort dran, – der Zöllner ist freundlich, schaut sich unsere Papiere an, stellt die obligaten Fragen nach dem Woher und Wohin, nach der Ersteinreise vor Wochen, dann nach Waffen, Drogen, Alkohol, Geldmitteln und nach Feuerholz, – das darf nicht mitgenommen werden, man hat hier große Angst, Baumschädlinge zu verschleppen, die in manchen Regionen bereits erhebliche Schäden angerichtet haben. Offensichtlich kann ich all seine Fragen zur Zufriedenheit beantworten, – nach 5 Minuten wünscht er uns einen angenehmen Aufenthalt, – alles erledigt, – eine Fahrzeugkontrolle findet nicht statt.

Mit dem Wechsel nach Kanada gibt es wieder die metrischen Systeme, Kilogramm, Liter, Kilometer, auch die Geschwindigkeitsangaben auf den Schildern sind wieder in km/h, die Temperatur wird wieder in Grad Celsius angegeben. Unsere Uhr springt um eine Stunde vor, von der „Alaskan Time“ auf die „Pacific Time“, wir sind jetzt nur noch 9 Stunden hinter der deutschen Zeit zurück.

An der Landschaft ändert sich durch die Grenze rein gar nichts.
Vorher wie nachher fahren wir durch die ewig weiten borealen Nadelwälder mit den Tundraflächen, die wie Inseln dazwischen liegen, – kleine Tümpel und Seen, auf denen Arktikschwäne zu Hause sind, – in einem dieser Tümpel steht wieder ein äsender Elch, – weitläufige Flußbetten, kleine Bäche, die wir kreuzen und am Horizont immer die schneededeckten Berge der „Wrangell Mountains“, dieses Gebirgsmassiv haben wir nun in den letzten Tagen in einem weiten Bogen von mehr als 900 Kilometern fast umrundet.

Die nächsten gut 100 Kilometer fahren wir gemütlich Richtung Süden, wärmer wird es trotzdem nicht, – kann noch was dauern.
Der kanadische „Alaska Highway“ ist etwas besser als der auf US-Seite, trotzdem ist Vorsicht geboten, die ekligen Bodenwellen kommen immer recht plötzlich, sie sind kaum zu sehen, – dann gibts wieder eine kleine Flugeinlage.

Am Abend finden wir im „Niemandsland“ einen kleinen, staatlichen Campground, „Lake Creek Yukon Camp“- herrlich am Fluß gelegen, – vor der Kulisse der schneebedeckten „Kluane Berge“, an jedem Platz Picknickgarnituren, Feuerstellen mit Grillrost und fertiges Brennholz. Eine schöne Einrichtung der Provinz Yukon, – etwa 50 solcher Plätze gibt es im gesamten Yukon Gebiet, 12 kanadische Dollar (ca. 8 Euro) per self-registration kostet die Übernachtung, – wir haben sie schon auf der Herfahrt im Yukon immer wieder genossen und in Alaska vermisst haben, – dort sind die Campgrounds überwiegend privat und profitorientiert, d.h. ziemlich teuer. Hier, direkt am Fluß werden wir die Nacht verbringen. ( N 61° 51′ 15.4″ W 140° 09′ 10.6″ )

Tagesetappe:     252 km                    Gesamtstrecke:     16.661 km

18.08.2019 – Von Glennallen nach Tok

Trotz der relativen Nähe zum Highway ist die Nacht ruhig und friedlich.
Nur wackeln tut es immer wieder mal heftig, schon am Nachmittag kommen kräftige Windstöber auf, die sich bis zum Abend zu einem richtigen Sturm aufbauen, – unser Nachtplatz liegt ein wenig im Tal, das ist angenehm, auf einem Hügel oder Berg hätten wir vielleicht gar nicht bleiben können.

Das Wetter wird uns auch heute am Tag mehr beschäftigen als die Landschaft.
7 Grad in der Nacht, heute am Tag gerade mal 8, der Herbststurm hält an, er kommt direkt aus dem Norden, die Arktis ist gerade mal 800 Kilometer weit weg, entsprechend eisig kalt ist der Wind, – gestern noch sommerliche Temperaturen, heute tiefster Winter, – 8 Grad Luft, – bei diesem starken, eiskalten Sturm sind das gefühlte Minusgrade, es zieht durch jede noch so kleine Ritze, – Winterklamotten sind angesagt, – etwas weiter im Norden schneit es, als wir am Abend in „Tok“, unserem Tagesziel ankommen, sind die umliegenden Berge frisch eingeschneit.

Heute fahren wir von „Glennallen“ auf dem „Richardson Highway“ bis zum Abzweig bei „Galkona Junction“, dort auf den „Tok Cutoff Highway“ bis „Tok“, 250 Kilometr nach Norden, um dann auf dem „Alaska Highway“ wieder nach Süden zu fahren, der Bogen muß sein, es gibt nur diese Straße nach Süden.

Anfänglich fahren wir westlich der „Wrangell Mountains“ entlang, später dann über viele Kilometer an deren Nordflanke, – die hohen Berge, die gestern so herrlich zu sehen waren, verstecken sich heute schon wieder hinter einem Dunstschleier, später in den nördlicheren Gefilden hinter den dunklen Schneewolken.
Trotz der bissigen Kälte scheint die Sonne bis zum frühen Nachmittag noch herrlich, dann verschindet auch sie hinter den Wolken.
Um so weiter wir nach Norden kommen, um so mehr verschwinden die 4.000er, die Bergkette wird flacher und flacher und verschwindet letztendlich ganz aus unserem Blickfeld.

In „Tok“ erscheinen die Berge der „Alaka Range“ am Horizont, – frisch eingeschneit, – ganz normal um diese Jahreszeit erklärt mir ein Einheimischer, mit dem ich mich ein wenig unterhalte, die Sommer sind kurz, der Winter kommt immer ganz schnell.
Mit „Tok“ erreichen wir heute, zum Abschluß unserer Alaska-Rundreise, den für die Rückfahrt nördlichsten Punkt, ab morgen früh geht es nur noch nach Süden, – tagelang, – wochenlang, – ja sogar Monate, – hoffentlich wird es schnell wieder sommerlich.
Hier in „Tok“ schließt sich der Kreis, – hier sind wir vor fast 4 Wochen angekommen, morgen werden wir von hier aus wieder nach Kanada hinüber fahren.

Heute finden wir unseren Stellplatz im Ort, hinter einer Tankstelle auf einem Schotterplatz stehen schon einige Camper, wir gesellen uns dazu. ( N 63° 20′ 05.0″ W 142° 59′ 10.0″ )

Tagesetappe:     259 km          Gesamtstrecke:     16.409 km

17.08.2019 – Von McCarthy nach Glennallen

McCarthy ist nicht an das Stromnetz angeschloßen, die Nacht ist herrlich dunkel, kein Kunstlicht am Himmel, – Auto fährt sowieso keines mehr, – irgendwann läuft ein Fußgänger im Schein seiner Taschenlampe die Schotterstraße entlang, – irgendwie nostalgisch schön hier.
Die Nacht ist mit 7 Grad mal wieder richtig „knackig“ und es regnet heftig, – am Morgen sind auf den mittelhohen Bergen frische weiße Hauben zu sehen, – der erste Schnee.
… und wir werden von einem herrlich blauen Himmel und strahlendem Sonnenschein geweckt, der Regen hat den Himmel klargewaschen, auch die total eingestaubten Bäume und Hecken entlang der Straße sind wieder grün.

Also nach dem Frühstück gleich noch einmal runter zur Fußgängerbrücke und nach dem Icefall schauen, – wooowh ! – welch ein Anblick, – diese riesige weiße Wand zwischen den mächtigen Bergen, mehr als 2.000 Meter hoch soll sie sein und mindestens genau so breit. Leider hängen über den Gipfeln noch weiße Dunstschleier und verdecken das Blau des Himmels, – nun sind auch endlich mal die Spitzen der umliegenden Berge zu sehen, über 4.000 Meter hoch sind sie.

Gegen 11 Uhr ziehen wir dann weiter, am Visitor-Center treffen wir andere Reisende aus Deutschland und der Schweiz, wir reden kurz übers woher und wohin, – sicher treffen wir uns irgendwo wieder, – dann verabschieden wir uns und fahren los.
Über die rumpelige Schotterstraße geht es die nächsten 75 Kilometer nach Westen, wenigstens hat sich die Nässe des nächtlichen Regens schnell verzogen, die Straße ist nicht matschig und stauben tut es heute auch nicht, eigentlich optimal.
Die Fahrt geht zurück, wieder durch diese ewig langen Nadelwälder, vorbei an den Tundraflächen, den Tümpeln und Seen, – am „Crystal Lake“ hat sich jemand ein kleines Paradies geschaffen, – Haus am See, Bootsanlager, Badesteg, riesige, frisch gemähte Rasenfläche mit freistehenden Birken, vielleicht ein eigener Golfplatz, – daneben gleich eine Start- und Landepiste fürs Flugzeug.
Weiter geht es über die eingleisige, mit Holzbrettern belegte Eisenbahnbrücke und dann entlang des riesigen „Copper River“ bis nach „Chitina“, hier beginnt die Asphaltstraße „Edgerton Highway“, die bis hinaus auf den „Richardson Highway“ und dieser weiter bis nach „Glennallen“ führt.

Irgendwann kurz vor „Chitina“ tauchen sie plötzlich am Horizont auf, – die riesigen, weißen Berge, auf deren Anblick wir schon lange warten, – erst nur einer, dann nach und nach die anderen, insgesamt sind es 4, die man von hier aus sehen kann, alles 4.000er, der „Mount Blackburn“ gar fast 5.000 Meter hoch, – einer von ihnen, der „Mount Wrangell“ mit seinen 4.317 Metern ist ein Vulkankegel.
Endlich ist uns das Glück mal hold und wir erleben dieses Panorama, mächtig und schneeweiß leuchten sie vor dem blauen Himmel, – bis zum Abend, über fast 150 Kilometer begleiten sie uns, bei passendem Wetter morgen noch einmal ein weites Stück.

Kurz vor „Glennallen“, bei „Tazlina“ gibt es rechts am Fluß, etwas abseits der Straße, einen Picknickplatz, das wird unser Nachtplatz. ( N 62° 03′ 10.7″ W 145° 25′ 39.8″ )

Tagesetappe:     212 km          Gesamtstrecke:     16.150 km

16.08.2019 – Vom Gilahina River nach McCarthy und Kennicott

Auch heute scheint die Sonne wieder, – es ist halt hier bei uns nur eine dicke Wolkenschicht dazwischen …..
… wie immer, wenn wir in den Bergen sind, ist alles zugezogen, die „dicken Weißen“ sind wieder nicht zu sehen.

Naja, – also weiter, – wieder raus auf die „McCarthy Road“ und weiter nach Osten.
Die Schotterstraße ist weiterhin von feinstem Wellblech, – bei langsamer Fahrt fallen die Zahnplomben raus, aber mit Volldampf schnurrt es, wie auf der Autobahn, um die 70 km/h ist das Maß der Dinge, weil auch die Strecke keine engen Kurven hat, ist ja die alte Eisenbahnstrecke, – nur an 2 oder 3 Stellen wurden offensichtlich kleinere, alte Brücken abgerissen und die Strecke durch das Tal geführt, dort wirds etwas enger.
Entlang der Straße begleitet uns meist dieser karge Nadelwald, oft auch Tundraflächen, Schilf und Sumpf mit Tümpeln, aber auch ein paar schönen Seen, an denen gleich wieder einige schmucke Häuschen stehen, Bootsanleger davor, Flugpiste in Steinwurfweite, – hier geht Wochenende und Ferien anders als anderswo.

Nach einer Stunde kommen wir in „McCarthy“ an, – die Straße geht exakt bis zum „Kennicott River“, dann ist Endstation, – abgeschlossen.
Eine schmale Autobrücke geht über den Fluß in den Ort und weiter zur alten Kupfermine „Kennecott“, die wird allerdings durch eine Schranke versperrt, – 250 Meter weiter drüben ist ein (kostenpflichtiger) Parkplatz und ein komplett überteuerter Campground, – naja Campground ist vielleicht übertrieben, eher eine unebene Stellfläche im Kiesbett des Flußes, – das alles neben einer ziemlich neuen Fußgängerbrücke über den Fluß, – nebenan ist noch das dicke Drahtseil gespannt, an dem noch bis vor einigen Jahren die Fußgänger mit einer schwankenden Gondel über den reißenden, eiskalten Gletscherfluß transportiert wurden. Ab hier geht es nur noch zu Fuß oder mit dem Shuttlebus weiter.
Wir fahren zurück zum Visitor Center, dort gibt es die Tickets, 15 Dollar für die Hin- und Rückfahrt ins 8 Kilometer entfernte „Kennecott Minengelände“, – dann wieder zur Fußgängerbrücke, 5 Dollar fürs Parken, – und los.

Beim Gang über die Fußgängerbrücke sind die riesigen „Stairway Icefalls“ als weiße Wand hinten am Berg schemenhaft zu erkennen, die zweitgrößten Icefalls der Welt, hier steht der Gletscher senkrecht an den Felsen, quasi ein riesiger, gefrorener Wasserfall, – in den etwas breiteren Flußstücken des „Kennicott River“, den die Brücke überspannt, schwimmen dicke Eisbrocken, die sich aus ihm gelöst haben.
Der Shuttlebus fährt alle halbe Stunde, die Fahrt über „Downtown McCarthy“ zur Mine führt über eine übelst holprige, enge Straße und dauert fast 30 Minuten. „Downtown Mc Carthy“ ist das alte Museum, ein Schmuckgeschäft, ein alter Western Saloon und ein kleiner Laden, dazwischen 3 oder 4 kleine „Häuschen“, naja, eher noch kleiner, – oh, am Ortsausgang dann das nagelneu gebautes „Restaurant Potato““ mit Freisitz.

Oben am Berghang angekommen steht die beeindruckende Industrieruine, halb zerfallen, dem Untergang geweiht, – zu spät hat man wohl den touristischen Wert erkannt und ist nun in kleinen Schritten bemüht, irgendwie zu retten und zu erhalten, was noch zu retten ist.
„Kennecott“ war im beginnenden 20. Jahrhundert eine Kupfermine von großer Bedeutung, Alaskaforscher hatten auf ihrem Streifzug durch die Wildnis die von Grünspan bedeckte Bergspitze und damit einen mit fast reinem Kupfer gefüllten Berg entdeckt, der dann schnellstens „ausgebeutet“ wurde. In Windeseile wurden 3 Schächte in den Berg getrieben, Förderanlagen errichtet und die über 300 Kilometer lange Eisenbahnstrecke mit Brücken und Tunnels im tiefsten arktischen Winter bis nach „Cordova“ am Golf von Alaska gebaut, auf ihr wurde von 1911 bis 1938 das Kupfererz ans Meer transportiert, auf Schiffe verladen und in den USA weiter verarbeitet. Dann war Schicht im Schacht. 1970 wurde die Eisenbahnlinie teilweise zur Straße umgebaut, auf der heute die Touristen von „Chitina“ bis hierher fahren.

Von der Minenanlage hat man einen herrlichen Blick auf das vom „Kennicott Gletscher“ und „Root Gletscher“ über Jahrhunderte geschundene Tal, riesige Maulwurfhaufen hat die Gletscherzunge wohl vor sich hergeschoben, ist aufgetaut, wieder eingefroren, Teile haben sich gehoben und wieder abgesenkt, – eine riesige Mondlandschaft, eingebettet zwischen den Ausläufern der mächtigen „Mangell Mountains“. Von der Mine führt der fast 3 Kilometer lange „Glacier Trail“ durch den Wald hinunter zur Gletscherzunge des „Root Gletscher“, ich mache mich los, mir das aus der Nähe anzusehen, – ein mächtiger Ausläufer füllt das gesamte Tal, den Icefall kann ich leider immer noch nicht sehen, er ist noch viel weiter hinten und zudem um die Ecke im nächsten Tal.
Also zurück zur Mine und mit dem nächsten Shuttlebus zurück über die Holperstraße nach McCarthy, zur Fußgängerbrücke und zum Parkplatz.

Wir suchen uns einen Platz für die Nacht, nicht ganz einfach, hier ist alles abgesperrt und überall Stehen verboten. Letztendlich landen wir am Visitor Center, dort kann man ganz vernünftig über Nacht stehen, – sicher kein Traumplatz, aber nach 20 Uhr herrlich still, – und für nen 5er schon wesentlich besser als der rumpelige Campground unten am Fluß. ( N 61° 26′ 06.2″ W 142° 57′ 12.2″ )

Tagesetappe:     57 km          Gesamtstrecke:     15.938 km

15.08.2019 – Von Valdez zum Gilahina River

Der Sommer ist zurück, die Sonne lacht, Nebel und Dunst haben sich über Nacht ganz verzogen. So sehen wir nun endlich auch die herrliche Bergwelt rings um Valdez und den „Valdez Arm“.

Heute fahren wir zurück nach Norden, über den „Richardson Highway“ bis „Tonsina“, dort auf den „Edgerton Highway“ bis „Chitina“ und dann auf der „McCarthy Road“ weiter nach Osten.
Zunächst geht es wieder durch den „Keystone Canyon“ hinauf in die Berge, – Schilder am Straßenrand verweisen auf den alten „Trail 98“, den steilen Anstieg über den Paß, über den sich ab 1898 die Goldsucher mit Sack und Pack auf den Weg machten. Der klare Himmel und die Sonne lassen heute herrliche Blicke auf die Gletscher der umliegenden Berge zu, je nach Blickwinkel leuchten sie weiß bis türkisblau, – auch der „Worthington Gletscher“ zeigt sich uns noch einmal in all seiner Pracht.

Nach dem Abzweig auf den „Edgerton Highway“ durchfahren wir wieder über weite Strecken kleinwüchsige Nadelwälder, später säumen vermehrt Wohnhäuser unseren Weg, dazwischen auch einige Farmen, große Wiesen sind zwischen den Waldstücken zu sehen, Rinderherden, gefüllte Heuschober, – hier wird wieder ein wenig Landwirtschaft betrieben.
Hinter „Chitina“ endet offiziell die Asphaltstraße, – mit dem schmalen Felsdurchbruch nach dem Ort beginnt die „McCarthy Road“, begleitet vom mächtigen „Chitina River“, immer wieder ein toller Anblick, wie sich diese Flüße das gesamte Tal erobert haben, – oft aufgeteilt in unzählige, durch Sandbänke getrennt parallel fließende kleine Flüßchen, Unmengen von Treibholz liegt angeschwemmt an den Ufern und auf den Sandbänken, – wir können nur erahnen, welche Wassermaßen sich im Frühjahr, während der Schneeschmelze von den Bergen kommend das Tal hinunter ergießen, – hier in den Hochlagen dieser Regionen können in den Wintern bis zu 25 Meter (!!) Schnee fallen, – für uns unvorstellbar, – wie dann der „Alltag“ hier aussieht, – gibt es dann überhaupt noch Alltag ?
Die „McCarthy Road“ ist anfänglich noch asphaltiert, jedoch sehr wellig und uneben, der HerrMAN springt darüber wie ein Geisbock, später dann wird sie zur Schotterstraße mit starken Wellblechstrukturen, – fahren geht aber recht gut, Tempo 50 ist ausreichend, um ruhig und ohne Scheppern drüber zu fahren, sogar bis Tempo 75 geht gut.
Wir fahren auf der abgebauten, ehemaligen Eisenbahnstrecke, die einst zu den Kupferminen „Kennecott“ geführt hat, – Nadelwälder, Tundraflächen, kleine Tümpel und Seen prägen nun das Bild, sogar Arktikschwäne haben sich hier niedergelassen, – wir sind im „Wrangell-St.Elias Nationalpark“ angekommen. Seinen Namen hat er von den beiden gleichnamigen, 4.317 und 5.489 Meter hohen Bergen „Mount Wrangell“ und „Mount Elias“, die ihre weißen Spitzkegel bisher allerdings noch in einer Wolkendecke verstecken. Vielleicht morgen !?

Heute fahren wir zunächst noch über die abenteuerliche, ehemalige Eisenbahnbrücke, die einspurig über eine hohe Schlucht führt, dankenswerterweise hat man die Holzbretter der Fahrbahndecke, über die wir fahren müssen, gerade gegen Nagelneue ausgetauscht, – Glück gehabt.
Ein Stück weiter, am „Gilahina River“ überspannt die uralte, hölzerne Eisenbahnbrücke das Tal, – glücklicherweise müssen wir die nicht benutzen, sie ist mehr als baufällig, ein Teil davon ist bereits zusammengestürzt, – die Straße führt mittlerweile neben der Brücke durch das Tal und über den kleinen Fluß „Gilahina“. Dort unten am Fluß finden wir eine kleine Stellfläche, gerade passend für die kommende Nacht. ( N 61° 26′ 17.1″ W 143° 43′ 06.0″ )

Tagesetappe:     232 km          Gesamtstrecke:     15.881 km

14.08.2019 – Valdez

Die Nacht ist herrlich ruhig; – nur der Morgen, – plötzlich ein Höllenlärm neben uns, – Punkt 8 Uhr fängt eine große Maschine an, nur wenige Meter neben unserem Schlafzimmerfenster den Asphalt von der Straße zu fräsen, – naja 8 Uhr, – eigentlich ist es ja Zeit zum Aufstehen, – und als wir endlich so richtig wach sind, hören die Jungs auf und machen Pause, – möchten wissen, wer uns die geschickt hat ?

Heute ist ein Regentag, – dicke graue Wolken hängen über der Stadt und der Bucht, – von den herrlichen Bergen ringsum keine Spur, nur dicker Nebel überall.
Also dann, erst mal das Museum nebenan besuchen.
Valdez hat 3 bedeutende Ereignisse in seiner Historie,
– das war zuerst die Pionierzeit um die vorletzte Jahrhundertwende, als abertausende Glücksritter mit kleineren Schiffen aus den USA, meist aus Seattle, hier angekommen sind und sich ab hier zu Fuß mühsam durch Schnee und Eis über die Berge nach Norden quälten, um beim Goldsuchen in den unberührten Weiten Alaskas ihr großes Glück zu machen. Vor dieser Zeit gab es den Ort „Valdez“ eigentlich nicht, erst durch die Ereignisse dieser „wilden Jahre“ wurde die Bucht bekannt und zu einer Siedlung, später zu einer Stadt ausgebaut.
– das zweite bedeutende Ereignis der Stadt war der 27. März 1964, – als auch hier das weltweit zweitstärkste Erdbeben zuschlug und den gesamten Ort vernichtete, zuerst die starken Erdstöße, 5 Minuten lang mit Stärke 9,2 Magnitude, dann ein heftiger Tsunami. Ein Großteil des Ortes, samt Hafenanlage verschwand gänzlich, der restliche Teil einschließlich des Ölterminals war komplett zerstört, leider mussten auch 30 Menschen ihr Leben lassen.
Der Ort wurde innerhalb von 2 Jahren an einem 4 Kilometer entfernten, besser geschützten Teil der Bucht komplett neu aufgebaut, – das heutige „Valdez“.
– das dritte bedeutende Ereignis der Stadt war das große Tankerunglück der „Exxon Valdez“ im Jahr 1989, als ein Öltanker, der hier von Valdez ausgelaufen war, wenige Seemeilen außerhalb durch einen technischen Defekt auf die Klippen auflief, die Tankerhülle aufriß und sich 40.000 Tonnen Rohöl ins Meer ergoßen, – Valdez, die gesamte Bucht „Valdez Arm“ und Teile des „Prince William Sound“ erlebten eine Ölpest schlimmsten Ausmaßes. Fischerei und Tourismus kamen komplett zum Erliegen, die gesamte Tierwelt in und am Wasser war dem Tod geweiht. Heute ist davon dankenswerterweise nichts mehr zu sehen.
Ein beeindruckender Film zu all diesen Ereignissen wird im Museum gezeigt, Bilder und Dokumente ergänzen das Gesehene.

Am Nachmittag, – das Wetter hat sich gebessert, – fahren wir aus der Stadt hinaus, östlich um die Bucht herum und drüben auf der anderen Seite wieder nach Westen, bis die Straße endet. Dort sind die großen Ölterminals Alaskas. Hier endet die „Alyeska“ Trans-Alaska-Erdölpipeline, die über fast 1.300 Kilometer ganz aus dem Norden Alaskas, von „Prudhoe Bay“ quer durch das Land bis hierher gebaut wurde, um das schwarze Gold hierher an einen ganzjährig eisfreien Hafen zu pumpen, an dem die großen Öltanker zu jeder Jahreszeit laden können. Bis zum 11. September 2001 waren die Terminals zu besichtigen, danach wurde dies aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubt. Ein Blick aus der Ferne muß genügen.

Das Erlebnis des Tages war wieder einmal die Lachswanderung, die Straße führt hier direkt an der Wasserlinie der Bucht entlang, – schon vom fahrenden Auto aus ist zu sehen, wie sich viele Lachse am Ufer entlang schlängeln. Kurz vor dem Ende der Straße ist dann auch der Zug der Lachse zu Ende, ein Gitter versperrt ihnen den Weg in einen Fluß, eine Fischtreppe bietet ihnen die Möglichkeit weiter zu kommen, – sie führt in eine Lachsaufzuchtstation. Ein innerer Trieb zwingt sie zum Laichen über tausende Kilometer zurück, genau zu dem Ort, an dem sie selbst geboren wurden, um dort für den Erhalt der Art zu sorgen und dann zu sterben.
Tausende, ja vielleicht zigtausende Lachse schwimmen hier im Wasser, – was ein Anblick, überall wuselt und brodelt es, es hat den Anschein, als würde das Wasser kochen. Einige sind schon gestorben, die Strömung nimmt sie mit weg, sie versinken irgendwann im Meer.

Am Abend bummeln wir ein wenig durch den kleinen Fischerhafen des Städtchens, hier wird wieder der Fang des Tages an Land gebracht und zerlegt, ein mächtiger Heilbutt ist heute dabei.
Später fahren wir aus der Stadt hinaus, etwa 2 Kilometer außerhalb gibt es einen schönen freien Platz, den wir uns für die Nacht ausgesucht haben. ( N 61° 07′ 41.0″ W 146° 17′ 09.4″ )

Tagesetappe:     59 km          Gesamtstrecke:     15.649 km

13.08.2019 – Vom Tolsona Lake nach Valdez

Welch ein Kontrastprogramm, die Nacht hier im Wald und gestern dort in der Stadt, – kein Ton ist zu hören, still ruht der See.
Aber auch das Wetter geht auf Kontrastprogramm, in der Nacht hat es sich bewölkt, ein paar wenige Regentropfen fallen, die Temperatur hängt bei 16 Grad fest.

Wie immer gegen 10.30 Uhr fahren wir weiter, – hinaus auf den „Glenn Highway“, hinüber nach „Glennallen“, dort rechts weg auf den „Richardson Highway“ und hinunter ans Meer, nach „Valdez“. Zunächst fahren wir noch durch diesen unendlichen Nadelwald, – der „Glenn Highway“ führt schnurgerade hinüber nach „Glennallen“, dabei fällt der Blick immer geradeaus auf die mächtigen, um die 5.000 Meter hohen Spitzkegel der „Wrangell Mountains“, die wir gestern aus der Ferne schemenhaft und heute wegen der Wolkenschleier mal wieder fast gar nicht erkennen können, – wir hoffen nur, daß sich der Wolkenschleier in den nächsten Tagen wieder auflöst, denn wir werden uns diesem Bergmassiv in den nächsten Tagen noch mehrmals nähern, – vielleicht klappt es ja noch mit einem Blick.

Auf dem Weg nach Süden ändert sich die Landschaft wieder, aus den reinen Nadelwäldern werden Mischwälder, es kommen wieder Hügel und Berge in Sicht, Flußtäler, – und später dann die mächtigen Gletscher der „Chugach Mountains“, immer wieder strecken sie ihre Zungen die Bergflanken herunter, Sturzbäche fließen aus ihnen heraus, oft stürzen kleine und mittlere Wasserfälle die Bergmassive herunter und verschwinden im „Lowe“, einem breiten Fluß, der neben der Straße herläuft.

Der mächtige „Worthington Gletscher“ kommt weit ins Tal herunter, eine kurze Stichstraße bringt uns noch etwas näher an ihn heran, – es ist, wie bei allen Gletschern, – wo noch vor Jahren die Aussichtsplattformen direkt an das Eis gebaut waren, muß man heute immer erst noch 1 bis 2 Kilometer zu Fuß gehen, – sie schmelzen ab, ziehen sich zurück.

Wenige Kilometer vor dem „Valdez Arm“ rücken im „Keystone Canyon“ die Felswände so eng zusammen, daß sich Fluß und Straße nur gerade eben so den wenigen Platz dazwischen teilen können, hier stürzen gleich mehrere Wasserfälle beidseits der Straße von den steilen Felswänden herunter.

Gegen Abend kommen wir nach „Valdez“ hinein, – ein eher verträumtes, kleines Örtchen, – wir hatten nach dem Rummel in „Homer“, „Seward“ und „Whittier“, den anderen Hafenstädten des „Golf von Alaska“ eigentlich Schlimmstes erwartet, – doch hier geht es gemächlich zu, am Hafen kehren Fischer und Sportangler mit ihrem Fang vom Meer zurück, Ausflugsfahrten werden angeboten, der Yachthafen ist wesentlich kleiner als in den anderen Orten, die Gastronomie entlang der Hafenmeile macht eher einen verschlafenen Eindruck auf uns, die RV-Stellplätze sind, anders als in den anderen Orten, nicht riesig und bieten noch reichlich Platz.

Wir ziehen es vor, uns auf dem großen Parkplatz des Valdez-Museum mitten im Städtchen niederzulassen, dort ist es trotzdem herrlich ruhig, kaum Verkehr und die Stadtbücherei nebenan bietet wie fast alle „Libraries“ in den Städten und Dörfern einwandfreies Internet für Jedermann, so auch hier. ( N 61° 07′ 47.3″ W 146° 21′ 19.9″ )

Tagesetappe:     229 km          Gesamtstrecke:     15.590 km

12.08.2019 – Von Anchorage zum „Tolsona Lake“

Die Nacht ist natürlich hier mitten in der Stadt nicht so leise, wie draussen in der Natur, – Flugzeuge starten und landen schon früh am Morgen, aus der Ferne dringen die Geräusche der Fernstraße zu uns herüber und auch auf den umliegenden Straßen brummen bereits die Fahrzeuge, trotzdem ist es nicht zu laut und absolut ok so.

Der Sommer geht weiter, gegen 10 Uhr bereits 21 Grad, – wir fahren los, aus der Stadt hinaus, nach Norden, nach mehr als 50 Kilometern rechts weg auf den „Glenn Highway“, nach „Palmer“ und weiter Richtung „Glennallen“ und „Valdez“.
Von „Seward“, wo wir gestern losgefahren sind, hätten wir auch quer durch den „Prince William Sound“ mit der Fähre hinüber nach „Valdez“ fahren können, spart 450 Kilometer „Umweg“. Allerdings hat bekanntlich jede Medaille zwei Seiten, die Schiffspassage kostet etwa 450 Dollar, außerdem soll die Strecke von „Palmer“ nach „Glenndallen“ äußerst reizvoll sein, weshalb wir uns für die Straße entscheiden.

Und das ist gut so, – schon hinter „Palmer“ beginnt eine wirklich herrliche Strecke, die Straße führt durch das Tal des breiten „Manatuska Rivers“, rechts und links ragen wunderschöne Berge in den Himmel, – kurz hinter „Palmer“ wird noch etwas Landwirtschaft betrieben, gerollte Heuballen liegen auf den Wiesen, – wenig später dann nur noch Natur pur, – das breit ausgeschwemmte Flußbett, – Wälder und Tundraflächen, – die Berge am Fuß bewaldet, in der Mitte noch mit niederem grünen Bewuchs und oben nur noch der blanke Fels, einige sind mit Gletscherresten bedeckt, – die Straße wird kurvig und geht stetig bergauf und bergab, manchmal wird sie ein wenig schmal, – sie läßt sich jedoch gut fahren.
Ständig sind wir irgendwo am Anhalten, weil jeder Ausblick schöner als der Letzte ist.
Irgendwann auf einer Anhöhe sehen wir ganz weit hinten zwischen den Bergen ein weißes Tal, – was ist das ?, – sieht total unwirklich aus. Mit dem Fernglas können wir es dann erkennen, – es ist tatsächlich ein Gletscher, – dort unten im Tal zwischen den Bergen meterdick Schnee und Eis, während die umliegenden Berge schnee- und eisfrei sind, – total unwirklich.
Schilder, die später auf einem Parkplatz stehen, weisen darauf hin, daß wir hier den „Manatuska-Gletscher“ vor uns haben, er kommt von den zurückliegenden, hohen Bergen der „Chugach Mountains“ und schiebt seine Eismassen durch das Tal, jeden Tag wandern sie 30 Zentimeter talwärts, schmelzen natürlich auch ab, der breite „Manatuska River“ wird von ihm gespeist, und der bringt unglaubliche Wassermassen und weißlichgraue Sedimente mit sich.

Viele Kilometer später ändert sich die Landschaft komplett, wir befahren eine Hochebene, – weite, lichte Wälder mit Tundraflächen und kleinen Seen bestimmen das Bild bis fast zum Abend.
Gegenüber des „Tolsona Lake Resort“, oben am Hang im Wald sehen wir eine schöne kleine Lichtung, fahren hin, – und das passt, – unser heutiger Nachtplatz. ( N 62° 05′ 50.6″ W 146° 02′ 40.7″ )

Tagesetappe:     271 km                    Gesamtstrecke:     15.361 km