Das mit dem wenigen Autoverkehr in der Nacht hat geklappt, – war alles ruhig, – wenn da nur nicht dieses monotone Klopfen auf dem Dach wäre !
Ja, es hat wieder mal kräftig geschüttet und auch der Morgen verspricht wieder nichts Gutes, – Gruselwetter wie am 32. November, – dunkel, – alles naß, – Regen von oben, – Pfützen auf dem Weg, – 5 Grad zeigt das Thermometer, – Fluchtgedanken kommen auf.
Nutzt ja nichts, gegen 10.30 Uhr raffen wir uns auf, fahren die paar Kilometer rüber zum Eingangsportal vom Yellowstone Nationalpark.
35 US-Dollar kostet der Eintritt für ein Wohnmobil mit 2 Personen normalerweise, – wir haben uns schon in Alaska den „America-The beautiful-Pass“ besorgt, eine Eintrittskarte für alle US-amerikanischen Nationalparks, kostete 80 US-Dollar und gilt ein ganzes Jahr, – für unser Vorhaben mit etwa 15 Nationalparks ein Schnäppchen.
Auf einer extra Spur sind wir im Nu drin und die etwa dreitägige Erkundungstour kann losgehen.
Der Yellowstone Nationalpark wurde bereits im Jahr 1872 als erster Naturpark Amerikas und der Welt eingerichtet, er erstreckt sich über etwa 9.000 qkm, also etwa 100 mal 90 Kilometer, 5 Zufahrtstraßen rundum führen auf die Parkstraße, die sich wie eine 8 durch den gesamten Park schlängelt und die jährlich etwa 3 Millionen Besucher zu den Sehenswürdigkeiten führt. Er ist Teil der „Rocky Mountains“, ist überwiegend durch Vulkanismus entstanden und liegt heute auf etwa 2.000 bis 3.500 Meter über dem Meer. Über viele Jahrzehnte haben die Geologen und Vulkanologen nach dem Vulkan gesucht, der dies alles irgendwie über Jahrmillionen geformt hat, mittlerweile weiß man durch spezielle Satellitenaufnahmen, daß nicht eine der Bergspitzen im Park der Vulkan war, sondern eigentlich das gesamte Zentrum des „Yellowstone Nationalparks“ einen Riesenkrater von fast 50 Kilometern Durchmesser bildet, dessen Eruption vor mehr als 2 Millionen Jahren das Gestein bis zu 50 Kilometer hoch in die Atmosphäre schleuderte und seine Druckwelle mehrmals um den Erdball schickte. Noch heute sitzt eine gewaltige Magmakammer unter dem Gebirge und zeigt seine Aktivität durch heiße Quellen, zischende Geysire und blubbernde Schlammlöcher, neben der allgemeinen Schönheit der Landschaft der eigentliche Anziehungspunkt des Parks.
Kurz hinter der Einfahrt verlassen wir den Staat „Montana“ und kommen nach „Wyoming“, auf dessen Staatsgebiet der „Yellowstone“ zu 96 % liegt.
Wie bei allen Nationalparks herrscht auch hier schon am Eingangsportal und später auf der Straße reger Betrieb, eine Vielzahl von Parkplätzen und Haltebuchten geben allerdings genug Raum zum Anhalten, Schauen, Beobachten und Fotografieren. Die Geschwindigkeit ist oft beschränkt auf 35 bis 45 mph, – gut so, so ist wenigstens auch für mich als Fahrer noch Raum für den Blick ins Grüne. Schilder warnen vor Wildtieren, – Bison, Hirsche und Bären sollen wohl öfters die Straße kreuzen.
Anfänglich geht die Fahrt durch das Tal des „Madison River“, Auenwiesen, Schilfzonen und rechts und links an den Hängen die üblichen Nadelwälder, alles frisch gewaschen, – der Regen hat mittlerweile nachgelassen, später hört er zumindest zeitweise ganz auf und die Temperatur steigt noch bis auf 10 Grad.
In „Madison“ erreichen wir die zur 8 geformte Ringstraße durch den Park, wir beginnen mit der Erkundung des Nordens.
Schon bald passieren wir die „Gibbson Falls“, – schön anzusehen, wie sich der Fluß sein Bett durch die rötlichen Steine gegraben hat und hier über Stufen nach unten stürzt.
Kurz vor „Norris“ erreichen wir die „Artists Paintpot“, – natürlich ist der Parkplatz davor überfüllt, der Stau dauert etwa 10 Minuten, dann klappt es doch noch, – mit Fotoapparat, Hut und Notfall-Regenschirm bewaffnet machen wir uns los, auf eine knapp 2 km lange Wanderung durch ein Feld brodelnder Schlammlöcher und zischender Wasserbecken, auf Holzstegen führt der Pfad mitten hindurch, – hier spüren wir zum ersten mal die Naturgewalten unter uns, überall zischt und blubbert es, heißes, dampfendes Wasser läuft den Hang herunter und färbt die Pools und Bäche in den tollsten Farben, die Luft stinkt nach Schwefel.
Ein Stück weiter, bei „Norris“ wartet schon die nächste Attraktion, das „Norris Geyser Basin“, – schon von der Straße aus sind die Dampfwolken zu sehen, die überall aus dem weiten Tal und dem Felshang dahinter strömen, schwefeliger Geruch hängt auch hier in der Luft, überall blubbert und zischt es, – ein knapp 2 Kilometer langer Holzsteg führt direkt durch das „Porcelain Basin“ und läßt tiefe Einblicke in die Heißwasserpools zu, die in allen Farben leuchten, – durch die fehlende Sonne nicht ganz so intensiv, aber immerhin, – schön anzusehen, wie sie eingebettet in den vegetationslosen, weißen Boden, hellblau, gelb oder grün leuchten. Die verschiedenen Farben entstehen durch unterschiedliche Bakterienkulturen, die sich in den Pools angesammelt und entsprechend der Wassertemperatur nach Arten getrennt niedergelassen haben.
Weiter geht es am Nachmittag nach Norden, durch eine schöne Gebirgslandschaft, – hie und da liegt ein Bison faul in der Aue, – ein Weißkopfseeadler sitzt auf dem höchsten Baum des angrenzenden Waldes und hält nach Beute Ausschau, – wir kommen am „Roaring Mountain“ vorbei, einem Felshang direkt an der Straße, der weiß in der Sonne leuchtet und aus verschiedenen Spalten heißes Wasser und Dampf von sich gibt.
Nach einer Fahrt durch den beeindruckenden „Norris Canyon“ erreichen wir das etwa 400 Meter tiefer liegende Tal „Mammoth“ und seine Hot Springs. Heiße Quellen, auch hier, sie sprudeln auf der Anhöhe aus dem Berg und haben in Jahrmillionen durch ausgeschwemmte Kalksandstein-Sedimente Terrassen gebildet, über die das Wasser heute kaskadenförmig nach unten läuft, die Felsen dahinter leuchten weiß und braun, ein schöner Kontrast. Unten im Ort „Mammoth“ liegt eine Herde wildlebender Wapiti-Hirsche friedlich auf der Rasenfläche eines nahen Gebäudes, sie stören sich nicht daran, daß die Menschen nahe an sie herankommen und Fahrzeuge nur wenige Meter an ihnen vorbeifahren.
So erreichen wir den nördlichen Ausgang des Parkes bei „Gardiner“. Nachdem wir die teuren und meist überfüllten Campgrounds im Park möglichst meiden wollen, passt das recht gut, wir finden nur wenige Kilometer außerhalb auf einer Anhöhe den herrlichen, kleinen Platz „Eagle Creek“, hier kann man für 7 US-Dollar wunderschön und in einer herrlichen Ruhe mit Blick auf die Berge stehen. So mögen wir das. ( N 45° 02′ 45.5″ W 110° 40′ 42.4″ )
Tagesetappe: 97 km Gesamtstrecke: 21.741 km