Das war mit Abstand die ruhigste und zugleich dunkelste Nacht seit langer Zeit, – traumhaft, keine Straße, kein Flieger, kein Kunstlicht, – das Städtchen liegt weit unten im Tal, sogar der Mond versteckt sich hinter dicken Wolken. Die „heulen“ sich wieder aus und lassen es regnen heute Nacht, – der Morgen bleibt dann trocken, die dicken Wolken und Nebelfetzen vor den Bergen bleiben uns.
Gegen 11 Uhr fahren wir los, – durch „Gardiner“, dann wieder in den Nationalpark hinein bis „Mammoth“ und dann links weg, – heute sind die Nord- und Ostseite des Parks dran, hier sind die Highlights eher dünn gesät, die Landschaft ist deswegen nicht weniger schön.
In „Gardiner“ und „Mammoth“ gibt es unglaublich viele Wildtiere, Wapitihirsche, Rehe und antilopenähnliche Pronghorns, – beeindruckt hat uns die Art des Zusammenlebens von Wildtier und Mensch, die Tiere haben nichts zu befürchten und kommen deswegen in die Stadt, in die Vorgärten, auf die Grünflächen, sie lassen sich von den Menschen nicht stören, – andererseits lassen die Menschen sie in Ruhe, so liegen Hirsche vor einem Hotel auf dem Rasen, das frische Grün scheint ihnen besonders zu schmecken und sie brauchen erst mal eine Pause, – weiter drüben in der Stadt steht ein Reh mit seinem Nachwuchs im Vorgarten eines Hauses, direkt vor dem Fenster, Menschen gehen vorbei, wir halten an und fotografieren, das stört sie nicht im Geringsten und drüben beim historischen Einfahrtstor zum „Yellowstone Park“ grasen ebenfalls zwei Hirsche, ein Mann geht nur wenige Schritte an einem vorbei, es schaut sich kurz nach ihm um und grast weiter.
Vorbei an den „Undine Falls“ und dem „Phantom Lake“ beginnt hinter „Tower-Roosevelt“ der stete Anstieg in die Berge, – leider ist die „Trockenzeit“ des Tages schon wieder um, seit 30 Minuten regnet es wieder kräftig, das macht natürlich wenig Hoffnung auf schöne Fernsichten, zudem ist die Straße wieder rutschig, – über steile Kurven durch lichten Nadelwald führt sie hinauf, Nebelschwaden ziehen vorbei, bis wir den „Mount Washburn“ passiert und den „Dunraven Pass“ erreicht haben, 2.715 Meter zeigt unser Höhenmesser, 6 Grad das Thermometer. Haltebuchten mit „View Point“-Schildern lassen uns erahnen, daß es bei anderem Wetter sicher tolle Aussichten zu geniessen gibt, wir brauchen erst gar nicht reinzufahren, die Sichtweite beträgt wohl maximal 500 Meter.
Wir passieren „Canyon Village“ und erreichen kurz dahinter den „Yellowstone River“, der sich dort den „Grand Canyon des Yellowstone“ gegraben hat. Nun, an die Größe des Grand Canyon kommt er nicht heran, aber die Wände des Canyon sind eine Pracht, in allen Farben leuchten sie, auch ohne Sonne, weiß, gelb, rot, braun und grün, das ist herrlich anzusehen und unten im Tal fließt schäumend der Fluß, der sich kurz vorher über zwei nicht weniger schöne Wasserfälle dort hinunter gestürzt hat, „Artist Point“ und „Inspiration Point“ sind zwei Aussichtsplattformen, von denen aus man sich all das bequem anscheuen kann, – leider sind auch hier die Parkplätze und die Plattformen ziemlich voll, – wir möchten nicht wissen, wie es hier in der Hauptsaison zugeht.
Weiter südlich, – immer am „Yellowstone River“ entlang, erreichen wir „Sulphur Caldron“ und „Mud Volcano“, – schon aus der Ferne sehen wir den Dampf aus dem Wald aufsteigen und der schwefelige Gestank kommt uns entgegen, – hier sind wieder Thermalquellen, kleine Geysire und Schlammlöcher, aus denen heißes Wasser und heißer Dampf, hier stark vermischt mit Schlamm und Erde, aufsteigen, – es blubbert und brodelt, vor lauter Dampf sind die Löcher kaum zu sehen.
Einige Kilometer weiter kriegen wir endlich mal eine richtige Bisonherde zu sehen, – Einzeltiere und eine kleine Herde am Alaska-Highway hatten wir ja schon mal, – doch diese, mindestens 150 bis 200 dieser mächtigen Tiere, Bullen können bis 1.000 kg schwer werden, stehen verteilt über die weite Fläche der Talaue, die Hälfte drüben auf der anderen Seite des Flußes, die andere herüben, – Bisons können übrigens richtig gut schwimmen und so ein Fluß stellt für sie gar kein Hindernis dar, – auch hier herüben stehen sie weitläufig verstreut in kleinen Gruppen rechts und links der Straße, aber auch auf der Straße, die Autos stören sie überhaupt nicht, nur wenige Zentimeter vor der Motorhaube kreuzen sie die Straße, – wie zum Beweis ihrer Stärke, schauen sie sich dabei noch nicht einmal nach ihm um.
Dann erreichen wir „Lake Village“ und den „Yellowstone Lake“, – es schüttet mittlerweile aus Eimern, – das macht keinen Spaß mehr, – wir versuchen doch mal in „Bridge Bay“ auf dem Campground einen Platz zu kriegen und hoffen, daß das Wetter morgen vielleicht wenigstens ein wenig besser wird.
Und wahrlich, das klappt, es gibt noch freie Plätze, – nun, 30 US-Dollar ist nicht gerade ein Schnäppchen, aber was hilft es, – rausfahren bedeutet mindestens 60 Kilometer einfach, das macht auch keinen Sinn, bei dem Regen schon gar nicht. ( N 44° 32′ 09.8″ W 110° 26′ 04.0″ )
Tagesetappe: 139 km Gesamtstrecke: 21.880 km