02.10.2019 – Von Ferndale nach Westport

Es bleibt so kalt, 3 Grad in der Nacht, 9 Grad am Morgen, die Sonne scheint herrlich von einem stahlblauen Himmel.

Der „Humboldt County Fairground RV Park“ gehört offensichtlich zu einem alten, riesig großen Gutshof, auf dem wir hier stehen und dessen Gebäudekomplex mit Stallungen und Lagerhallen gleich mehrere Fußballfelder groß ist, die gesamten Liegenschaften rund um Ferndale gehören offensichtlich zum Hof, Wiesen, so weit das Auge reicht und riesige Rinderherden, eine eigene Veterinärpraxis ist gleich hier nebenan und gehört auch zum Gutshof.

Gegen 10 Uhr fahren wir los, erst einmal hinüber in das kleine Städtchen, – dort hat man den historischen Stadtkern mit herrlich alten und bunten Holzhäusern im viktorianischen Stil erhalten und hütet dieses Kleinod auch weiterhin, in vielen Häusern sind heute Geschäfte oder Hotels beheimatet, – es ist ein wahrer Augenschmaus, die Hauptstraße entlang zu gehen und zu sehen, mit welch einem handwerklichen Geschick und welcher Hingabe diese Häuser einst entstanden sind.

Von Ferndale fahren wir nicht zurück auf den Hwy 101, sondern nehmen die kleine Nebenstraße 211 über „Petrolia“ und „Honeydew“, die über die Berge hinaus an den Pazifik und dann weiter in den „Humboldt Redwoods State Park“ führt, dort geht die „Avenue of the Giants“ von Westen kommend noch einmal einige Kilometer durch die mächtigen Redwoods des „Rockefeller Forest“.
Die 211 ist schmal, holprig und kurvig, – es ist eine ewige Kurbelei und wir brauchen mehr als 3 Stunden, bis wir bei den Redwoods ankommen, – das wäre über die 101 sicher schneller gegangen. Allerdings bietet die 211 herrliche Ausblicke, viel Natur und Einsamkeit, – zunächst geht es lange durch dichten Fichten- und Kiefernwald bergauf, bis wir die Kuppen der Berge erreicht haben, der Wald endet und eine wunderschöne Prärienlandschaft beginnt hier oben, – einzelne Ranchhäuser stehen zwischen den Hügeln, Rinderherden grasen auf den verdörrten Flächen.
Auf der anderen Seite geht es dann genau so lange bergab, – von den Bergen hier oben bieten sich uns immer wieder herrliche Aussichten auf den Pazifik, weit hinaus, – wilde, weitgehend naturbelassene Landschaft, die Strände natürlich und unbebaut, übersät mit Treibholz.
Unten angekommen geht es einige Zeit am Meer entlang, – anfangs besteht der lange, weite Strand aus schwarzem Lavasand, – wenig später wechselt seine Farbe auf gelb, – Sanddünen haben sich aufgetürmt, Dünengras bedeckt ihre Oberfläche und auch dort grasen Rinder, sie leben hier ein herrlich freies Dasein.
Dann geht es wieder ewig lange hoch in die Berge, in den kleinen Hochtälern rund um „Honeydew“ stehen vereinzelt Farmhäuser, in Gewächshäusern und auf dem freien Feld wird hier Cannabis in großem Stil angebaut, in der Luft hängt ein seltsam angenehmer Geruch, – irgendwann sind wir schon so weit, daß wir mit der Nase aufspüren, daß wir uns wieder einer Plantage nähern.

Ach ja, hier oben in den Bergen haben wir uns dann schon mal unser nächstes Reisemobil angesehen, – wird wohl etwas rustikaler ausfallen, als der HerrMAN, – die Verhandlungen laufen noch ….

Dann, nach einer ewig langen Fahrt durch gefühlt mindestens 1 Million Kurven, kommen wir im „Humboldt Redwoods State Park“ an, allerdings sind erst einmal kilometerlang keine Giganten zu sehen, lediglich normaler Wald, – wir sind schon fast enttäuscht, wegen der langen Anfahrt, als sie dann doch noch auftauchen, – oh ja, das hat sich dann doch noch gelohnt, – wieder, wie gestern schon bei „Crescent City“, diese riesig hohen Bäume, – mächtige Stämme, der Fußboden ist übersät von roten Nadeln, zaghaft fällt das Sonnenlicht durch die Wipfel, auch hier stehen die Bäume wahnsinnig eng beieinander, der Weg hindurch allerdings ist frisch asphaltiert, welch ein Luxus gegen die Holperstraße von gestern. Einige Kilometer lang geht das so, dann kommen wir auf die Verlängerung der „Avenue of the Giants“, die parallel zur 101 nach Süden bis „Phillipsville“ führt, auch dort stehen immer wieder Giganten beidseitig entlang der Straße.

Von „Phillipsville“ bis „Leggett“ fahren wir auf der 101, dann biegen wir auf die Pazifik-Küstenstraße 1 nach Süden, Richtung „San Francisco“ ab.
Schon ab „Phillipsville“ beginnt wieder die Stellplatzsuche, ein paar Plätze gibt es bereits im „Märchenwald“, die sind uns allerdings wesentlich zu dunkel, – „Phillipsville“ und „Garberville“ wollen wir mal lieber auslassen, dann geht es wieder durch den ewig langen Bergwald über ewig viele Kurven hinaus ans Meer, im Wald gibt es zwei Campgrounds, der erste 45, der zweite 35 Dollar, nichts für uns, – heute wirds wohl etwas später, – am Meer angekommen, hoffen wir auf Stellmöglichkeiten am Strand, – aber denkste, alles ist wieder mal versperrt, verboten oder untauglich, bis wir bei „Westport“ einige Wohnmobile auf den Klippen über dem Meer sehen, das gefällt uns.
Auf einer Länge von mehr als 1 Kilometer sind immer wieder kleine Parkbuchten oder Picknickplätze eingerichtet, die Wohnmobile stehen weit auseinander, hie und da auch ein Zelt dazwischen auf dem Gras. Als wir ankommen, trauen wir unseren Augen nicht, – Schilder, staatlich gemanagte Plätze, ein Platzwart in seinem Wohnmobil überwacht das Ganze und kassiert 35 Dollar (!!), – für Nichts, – auch für ein Zelt (!!), – keine sanitären Anlagen, kein Wasser, kein Strom, keine Entsorgungsmöglichkeit, – nur ein schlecht gepflegter Schotterplatz mit Nichts, – die schämen sich für nichts mehr !

Lieber fahre ich bis morgen früh durch, als dieses Trauerspiel mitzuspielen. Wir ziehen weiter, es beginnt schon zu finstern, als wir dann doch noch fündig werden, – einige Kilometer weiter südlich, oberhalb des Strandes finden wir einen asphaltierten Parkplatz, weitläufig und sauber, ohne Verbotsschilder und zwei andere Fahrzeuge stehen auch schon hier, die Fahrer berichten, daß sie über Nacht bleiben und auch gestern schon problemlos hier gestanden haben. Na also, geht doch ! ( N 39° 35′ 57.7″ W 123° 47′ 05.8″ )

Tagesetappe:     241 km         Gesamtstrecke:     27.057 km

 

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