Der Abend bleibt recht lange warm, – mal wieder draussen sitzen, hat was, – gegen 23 Uhr sind es noch immer über 20 Grad, erst gegen Morgen kühlt es auf 12 Grad ab, was wir eher als erfrischend empfinden, denn schon gegen 10 Uhr sind es schon wieder 27 Grad, – die Sonne knallt gnadenlos von einem stahlblauen Himmel, am Nachmittag erreichen wir hochsommerliche 34 Grad.
Mehrere Gebirgszüge reihen sich östlich und westlich vom Tal nebeneinander und verhindern so fast jede Wolkenbildung, – die Wolkenfronten, die vom Pazifik landeinwärts ziehen, regnen sich am ersten, zweiten, spätestens am dritten Gebirgszug restlos aus und das „Death Valley“ geht leer aus. Irgendwann im Winter klappt es dann doch und der jährliche Regen von max. 60 mm fällt, – manchmal leider auch innerhalb kürzester Zeit und erzeugt dann Sturzfluten, die sich die Berghänge herunter stürzen und zu Überschwemmungen führen können. In manchen Jahren bleibt jedoch auch dieser spärliche Regenfall aus.
Wir machen uns gegen 10.30 Uhr los, das Tal zu erkunden, – zunächst die 190 ein kleines Stück nach Norden, dort sind die Überreste der ehemaligen „Harmony Borax Werke“zu finden, die sich 1883 bis 1888 mit der Herstellung von Borax beschäftigt haben. Legendär sind die alten Holzwagen, die von 20 Maultieren 165 Meilen durch die Wüste gezogen wurden, um die fertigen Boraxprodukte zum nächsten Bahnhof zu bringen. Sie stehen noch im Original dort, wegen der extrem trockenen Luft verwittern sie so gut wie überhaupt nicht.
Wir fahren zurück, die 190 ein Stück Richtung Osten, dann eine Seitenstraße zum „Dantes View“, zusammen etwa 40 Kilometer einfache Strecke.
Ein erster Stop wäre am „Zabriskie Point“, wo wir die Aussicht auf eine bunte Canyonlandschaft geniessen könnten, wenn da nicht schon 10 Busse stehen würden, – also ohne Stop gleich weiter, vielleicht auf dem Rückweg.
Zweites Ziel ist der „Twenty Mule Team Canyon“, eine ca. 4 km lange Einbahn-Piste, die durch diese herrliche Canyonlandschaft führt, – na das ist doch eher was für uns, ganz alleine kurven wir gemächlich durch eine wundervolle Landschaft aus gelben, schwarzen und cremefarbenen Hügeln, ohne jegliche Vegetation, immer wieder kriegen wir herrliche Fotomotive vor die Linse, kein anderes Fahrzeug weit und breit, also anhalten nach Lust und Laune. An manchen Stellen geht es richtig eng zu, die steilen Wände stehen weit in die Straße und zwingen zu besonderer Vorsicht, man kann sie aus dem offenen Fenster fast mit der Hand berühren.
Endziel auf dieser Strecke ist „Dantes View“, ein Aussichtspunkt, der eine gigantische Fernsicht weit in das „Death Valley“ hinein ermöglicht. Dazu müssen wir allerdings den HerrMAN erst wieder mal auf 1.669 Meter Höhe quälen. Das allerdings lohnt sich wirklich.
Von einem großen Aussichtsplateau schauen wir fast wie aus einem Flugzeug über das Tal, unten in der Talsohle leuchten die Salzkrusten wie ein See mit Seitenarmen schneeweiß in der Mittagssonne, gelbbraune Sand- oder Lehmflächen sind zu sehen, dahinter die hohen Berge der „Panamint Range“ mit dem 3.368 Meter hohen „Telescope Peak“, alles wirkt wie eine Spielzeuglandschaft im Modellformat. Irgendwie verfällt hier jeder automatisch in einen regelrechten Fotorausch, auch wir können gar nicht mehr aufhören, am liebsten möchte jeder den Ausblick irgendwie mitnehmen.
Dann fahren wir die 40 km wieder zurück, diesmal bergab bis auf die Talsohle, die hier so etwa bei 70 Metern unter dem Meeresspiegel liegt, und fahren auf der 178 südlich.
Zuerst ein kurzer Stop am „Golden Canyon“, ein kurzer Blick hinein soll uns heute mal reichen, – gelbe Felswände bilden eine Schlucht, die tief in die Berge hineinführt und bei Wanderern beliebt ist.
Dann befahren wir den „Artist Drive“, eine 14 km lange Asphaltstrecke, die durch die bunten Felsen der Westflanke der „Amargosa Range“ führt. Auch hier ist die Strecke wieder einbahngeregelt, – das ist praktisch, weil ja doch kaum jemand auf den Verkehr achten würde, denn alle schauen nur gebannt, die Hänge hinauf und auf die Felsen, sie strahlen in den irresten Farben in der Nachmittagssonne, bunte Flecken, Streifen und verschiedenfarbige Hügel scheinen nicht von dieser Welt, als wäre das alles von Künstlern inszeniert, – nein, das wäre nichts geworden, – so was schafft nur die Natur selbst. Vor einigen Millionen Jahren wurden Vulkanasche und Gesteine aus den umliegenden Vulkanen hier abgelagert und durch chemische Reaktionen, die durch Wasser und Vermischung mit anderen Stoffen hervorgerufen wurden, sind diese herrlichen Farben entstanden.
Nächster Halt dann am „Devils Golf Course“, dort auf der Talsohle befand sich einst ein uralter Salzsee, der austrocknete und Salzschichten hinterließ, die hart und knorrig wurden und sich im Laufe vieler Jahre durch Erosion teilweise aufgestellt haben, – des „Teufels Golfplatz“.
Letzte Station für heute ist wenige Meilen südlich die „Natural Bridge“, ein natürlich entstandener Fels-Torbogen im unteren Teil einer Schlucht. Auch hier sind einige Wanderer unterwegs, ich begnüge mich mit einem kurzen Spaziergang bis zum Torbogen.
Zum südlichen Ausgang des „Death Valley“ sind es noch über 80 Kilometer, das wird uns zu viel für heute, außerdem ist die plötzliche Hitze ganz schön anstrengend, so fahren wir etwa 25 Kilometer zurück zum „Furnace Creek Campground“, auf dem wir letzte Nacht schon standen, der war ganz ok und morgen gehen wir das südliche Tal in aller Ruhe an. ( N 36° 27′ 47.8″ W 116° 52′ 09.7″ )
Tagesetappe: 161 km Gesamtstrecke: 29.375 km