Hier oben in den Hügeln ist ein Mountainbike-Gelände, noch lange am Abend strampeln die Biker an uns vorbei, mit der Dunkelheit wird es dann still.
Die Nacht ist wieder mal stockdunkel, der Sternenhimmel ausgezeichnet, alles klar und deutlich, – mit 7 Grad plus ist die Nacht deutlich wärmer als die Letzte.
Der Morgen, wie immer, sonnig, allerdings ist schon in der Nacht ein frischer Wind aus Norden aufgekommen, er bringt Kühle mit, zuerst schafft es die Sonne noch auf 18 Grad, als wir am Nachmittag den Park verlassen, fällt die Temperatur immer weiter, bis auf 10 Grad geht sie runter, – es wird wohl Winter in Utahs Bergen.
Es ist fast 11 Uhr als wir losfahren, hinunter auf die 9 und wieder über „Springdale“ hineien in den „Zion Nationalpark“.
Der Name des Parks „Zion“ und verschiedene Namen für die verschiedenen Felsmassive oder Abschnitte sind biblischen Ursprungs und wurden durch die Mormonen vergeben, die hier einst siedelten.
Heute mache ich mich zum Shuttle-Bus und lass mich durch den Nordteil kutschieren, Heike bleibt mit Aspro beim HerrMAN.
Der Nordteil ist ein knapp 10 Kilometer langer Canyon mit roten Sandsteinfelsen, die bis zu 500 Meter hoch senkrecht aufsteigen, der Canyon ist meist nur 100 Meter oder weniger breit, durch seine Talsohle läuft neben der Straße der kleine „North Fork Virgin River“, der dafür sorgt, daß der Canyon durchweg mit Gras, Büschen und Bäumen bewachsen ist, die jetzt ein herrlich gelbes Herbstlaub tragen, – unter ihnen stehen immer wieder Rehe, so gar nicht scheu, bleiben zwar ein paar Meter auf Distanz, fürchten aber den Menschen nicht wirklich, sogar auf dem Grünstreifen am Straßenrand legt sich eins zur Mittagsruhe, von dem Bus, der nur 2 Meter neben ihm vorbeifährt, läßt es sich nicht stören.
An verschiedenen Haltestellen steige ich aus, gehe ein Stück zu Fuß, schaue mir die mächtigen Felsen an und fotografiere, sie sehen unglaublich aus, riesig, mit Strukturen, die einem Kunstwerk gleichen, – Falten, Risse, Bögen, farbige Muster, wie aufgemalt, – an den steilsten Wänden hängen Kletterer in ihren Seilen, mir wird schon beim Hochschauen schwindelig. Das obere Ende des Canyons gleicht einem großen Kessel, der „Temple of Sinawava“ ist fast rundum durch steile Felsen verschlossen, nur zwei schmale, fast unsichtbare Öffnungen lassen den Fluß im Norden in den Kessel hinein und Richtung Süden, zusammen mit der Straße wieder hinaus.
Beim „Big Bend“-Haltepunkt gibt es einen „Kalifornischen Condor“ zu bestaunen, der sich dort angesiedelt hat, ein Ranger gibt Erklärungen dazu und hat ein Fernrohr auf seinen aktuellen Sitzplatz gerichtet, durch das ihn sich jeder mal aus der Nähe anschauen kann, – das ist ein mächtiger Kerl, mit fast 3 Metern Flügelspannweite.
Etwa in der Mitte des Canyon wird eine Lodge betrieben, ein Cafe und Restaurant wird von den Wanderern gerne besucht, natürlich sind hier auch Übernachtungen möglich.
Die Shuttle-Busse fahren in ziemlich kurzen Abständen, also aussteigen und später wieder einsteigen ist überhaupt kein Problem. So schaffe ich mich langsam wieder das Tal hinunter, nach mehr als 2 Stunden bin ich durch.
Dann fahren wir weiter, zur Parkausfahrt nach Osten, wo uns nach einigen ansteigenden Serpentinen der Tunnel erwartet.
Das Procedere ist recht einfach, der Verkehr wird angehalten, die „Dicken“ müssen ihre Gebührenquittung vorzeigen, es entsteht ein kleiner Stau, bis der Gegenverkehr durch ist, drüben auf der anderen Seite wird der Verkehr angehalten, der Ranger gibt noch ein paar Anweisungen, dann geht es los.
Naja, bei der Tunneleinfahrt zucke ich schon mal kurz, die sieht wirklich verdammt niedrig aus, aber wenn 4 Meter draufsteht, sollten 3,90 mtr. durchpassen, ich muß halt nur schauen, daß ich immer schön in der Mitte bleibe, rechts und links außen wirds durch die Wölbung zu niedrig, – eine durchgezogene Mittellinie hilft dabei, im Tunnel ist es stockdunkel, Beleuchtung gibt es keine, – die 1,8 Kilometer kommen mir lange vor, aber es funktioniert alles ohne Probleme.
Nach der Tunnelausfahrt fahren wir noch etwa 15 km durch den Ostteil des „Zion“, – was eine fantastische Landschaft, die Berge und Felsen rücken dicht an die Straße, leuchten in allen Farben und Schattierungen und tragen unglaubliche Strukturen in ihrer Oberfläche, Riffelungen, Absätze und gleichmäßige Risse sehen total irreal aus.
Dann fahren wir aus dem Park hinaus, kommen nach „Mount Carmel Junction“, – wir haben gelesen, daß im dortigen „Thunderbird-Restaurant“ tatsächlich anständig gekocht werden soll, mangels gestriger Gelegenheit holen wir Heikes Geburtstagsdinner hier und heute nach, – und tatsächlich, es gibt es, – gutes Essen, – Gastlichkeit, – ein Gläschen guten Wein aus heimischer Produktion und freundliche Bedienung. Wir hatten schon nicht mehr daran geglaubt.
Nach dem Abendessen fahren noch etwa 2 km hinaus in die Prärie, dort haben wir uns bereits vorhin einen kleinen, freien Stellplatz am Ufer des schmalen „Virgin River“ angeschaut und für gut befunden, unser heutiger Übernachtungsplatz. ( N 37° 12′ 32.5″ W 112° 41′ 12.9″ )
Tagesetappe: 84 km Gesamtstrecke: 31.464 km