21.10.2019 – Von Red Lake zum Grand Canyon

9 Grad minus zeigt das Thermometer in der Nacht, es ist wohl Winter hier oben in den Bergen, der Morgenhimmel wie immer herrlich blau und die Sonne wieder kräftig, allerdings geht ihr hier oben bei scharfem Nordwind die Puste aus, 13 Grad ist heute das Maximum.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, zurück auf die 64 und nach Norden, bis Mittag erreichen wir den „Grand Canyon Nationalpark“ und gehen zu Fuß auf den kurzen Wandertrail, der hier am „Mather Point“ am „South Rim“, dem Südrand des Canyon entlangführt.
Der Anblick haut einem fast um, – wir haben schon viel darüber gelesen und Fotos gesehen, – wie das allerdings ist, wenn man selbst vor diesem „Monster“ steht, ist unbeschreiblich. Drüben, das sind etwa 26 Kilometer, die der Canyon breit ist, sieht man zuerst die Abbruchkante, wie sie abrupt in die Tiefe stürzt, – rote, weiße und braune Querstreifen in der mächtigen Felswand ziehen sich über die gesamte Breite, stufenförmig fällt der Abhang 1.400 Meter fast senkrecht in die Tiefe, unten, kaum noch sichtbar glänzt das silberne Band des „Colorado River“, der sich dieses monströse Bett in mehr als 270 Millionen Jahren gegraben hat. In Schlangenlinien windet er sich über die Talsohle, einzelne halbhohe Berge aus hartem Gestein haben sich ihm in den Weg gestellt, trockene Seitencanyons bringen wohl im Frühjahr ein wenig Schmelzwasser von den Bergen.

Fast 450 km lang ist der Canyon insgesamt, hier an der Südflanke kann man etwa 15 km bequem entlang gehen, radeln oder sich mit dem Shuttlebus zu den besten Viewpoints fahren lassen.
Wir nehmen den Weg nach Osten, eine etwa 40 km lange Asphaltstraße führt meist dicht an der Canyonkante entlang, an vielen Stellen gibt es Anhaltemöglichkeiten, die besten Aussichtspunkte haben größere Parkplätze und sind mit Geländern gegen das Abstürzen gesichert. Wir halten viele Male an, bewundern die andersartigen Perspektiven, auch der veränderte Lichteinfall der Mittags- und Spätnachmittagssonne mit entsprechendem Licht und Schattenfall wirkt beeindruckend.
Bis zum späten Abend erreichen wir den „East Rim“, den östlichen Rand, von hier kann man bereits weit in die Wüste hinaus blicken.

Eigentlich haben wir auf dem Plan, den „North Rim“, den nördlichen Rand des Canyons zu besuchen, dieser ist wesentlich weniger touristisch besucht und bietet noch spektakulärere Ausblicke auf den Canyon, die Berge dort drüben sind 2.700 Meter hoch, hier sind es „nur“ etwa 2.100. Obwohl der „North Rim“ nur etwa 26 km auf der anderen Seite liegt, muß man etwa 350 Kilometer um den Canyon herumfahren, um dort hin zu kommen. Etwa 250 km davon liegen sowieso auf unserer weiteren Route nach Nordwest, also wären es nur 100 km mehr. Wären, – ja, das Thema hat sich gerade erledigt, als wir im Visitorcenter nach den Straßenverhältnissen fragen, erfahren wir, daß die Straße dorthin bereits seit einigen Tagen wegen des bevorstehenden Winters für dieses Jahr gesperrt ist, erst Ende Mai wird sie wieder eröffnet werden.

Kurz hinter dem „East Rim“ verlassen wir den „Grand Canyon Nationalpark“ in südliche Richtung. Wenige Kilometer südlich gibt es im „Kaibab National Forest“ wieder freie Stellplätze, ein Stück entfernt von der Straße, zwischen niedrigen Pinien finden wir unseren Nachtplatz. ( N 35° 58′ 37.8″ W 111° 47′ 49.9″ )

Tagesetappe:     149 km                    Gesamtstrecke:     30.591 km

20.10.2019 – Auf der Route 66 von Kingman nach Red Lake

In der Nacht kommt Wind auf, ziemlich frischer Wind, – die Temperatur kommt heute am Tag nicht mehr über die 19 Grad raus, trotz strahlend blauem Himmel.
Als wir uns gegen 11 Uhr auf den Weg machen, ziehen Staubwolken draußen vor der Stadt durch die Wüste, der HerrMAN wackelt heftig beim Fahren.

Direkt in der Stadt beginnt die legendäre „Route 66“, die erste durchgehende Straßenverbindung von Ost nach West, 1926 fertiggestellt und fast 4.000 km lang, ein Mythos, – unbegrenzte Freiheit in einem schier unendlich erscheinenden Land. Allerdings war sie schon nach 25 Jahren dem Verkehr nicht mehr gewachsen und wurde Stück für Stück durch mehrspurige Highways und Interstates ersetzt, nur noch kleine Reststücke sind übriggeblieben, die den Flair der alten Zeit noch versprühen.

Eines davon führt von „Kingman“ ostwärts, parallel zum neuen Interstate 40 über mehr als 150 Kilometer durchs Land, bis hinüber nach „Seligman“ und ein Stück darüber hinaus.
Schon gleich hinter „Kingman“ läßt der Verkehr merklich nach, alle fahren über die I 40, – gut so ! So sind wir auf der einspurigen Landstraße mit nur wenigen anderen Fahrzeugen unterwegs, – gemütliches, entspanntes Cruisen, – Johnny Cash aus dem Musikplayer sorgt mit „Ring of Fire“ und seinen „Old Cottonfields“ für das richtige Feeling, – die Straße ist meist schnurgerade, also Überholen für die Eiligen kein Problem.
Meist durchfahren wir die weite Wüste Arizonas, immer noch durch das Reservat der „Hualapai-Indianer“, herrliche Ausblicke durch weite Täler und Ebenen, – nur vereinzelt stehen meist mobile Wohnunterkünfte irgendwo in der Prärie, mit dem bereits beschriebenen Umfeld, einer Mischung aus Altwarenlager und Schrottplatz.

Bei „Hackberry“ machen wir einen ersten Stop, eine wirklich sehenswerte Location an der Straße, – ehemals Tankstelle und Reparaturwerkstatt, – heute eher Museum, Trödel und Souvenirshop, aber so was von sehenswert, ein Traum, – der gesamte Platz rund um das kleine Gebäude ist pure Nostalgie, – Zapfsäulen, Utensilien und Werbeschilder aus den 1950er und 60er Jahren, daneben unrestaurierte Oldtimer aus der selben Zeit und älter, – was für ein Augenschmaus, – ich kann mich kaum von den alten Sachen losreissen, – Heike nicht vom Souvenirshop, der wirklich extrem ausgefallene Sachen in den Auslagen bereithält.

Irgendwann klappts dann doch und wir fahren weiter.
Einige Kilometer später, ebenfalls eine ehemalige Tankstelle, heute ein Restaurant, – auch hier hat man sich ganz der damaligen Zeit verschrieben und Utensilien zusammengetragen und ausgestellt, vom Kleintransporter im durchlöcherten „Al Capone Stil“ bis zum alten Greyhoundbus, einigen Feuerwehrtrucks und einem ehemals wohl recht schnellen Polizeifahrzeug.

Die Landschaft ändert sich, die weite Wüste wird von Sandsteinbergen abgelöst, die Vegetation wird dichter, sogar kleine Grünflächen tauchen in dem schmalen Tal auf, es wird ein wenig Landwirtschaft betrieben, Pferde und Rinder stehen auf den wenigen Weiden. Auch Büsche und Bäume sind wieder zu sehen, sogar lichte Wälder, zuerst große Wacholderbäume, später dann wieder Pinien.

Irgendwie zieht sich der Hauch von marodem Flair, von Nostalgie und besseren Zeiten, die es hier sicher einmal gab, durch den gesamten Tag, – auch als wir am späten Nachmittag in „Seligman“ ankommen, – das Städtchen rühmt sich, die „Wiege“ der „Route 66“ zu sein. Durch den ganzen Ort zieht sich dieser Flair, – alte Tankstellen, die heute Bars, Gaststätten oder Souvenirshops beherbergen, – Motels, die alle irgendwie „Route 66“ im Namen haben, und alle machen irgendwie auf sich aufmerksam, indem sie die Höfe und Fassaden irgendwie „verrückt“ gestalten, – großformatig bunt bemalt, – nostalgische Autos vor der Türe, – witziges Interior, wie Schaufensterpuppen, die auf Vordach, Terrasse und im Schaukelstuhl sitzen, bis hin zum Oldtimer, der mit 2 Zigarette rauchenden Skeletten besetzt ist, – alles irgendwie total „crazy“.

25 km hinter „Seligman“ fahren wir dann auf den Interstate 40 und noch einmal 40 km weiter nach Osten, wo wir dann auf den Highway 64 nach Norden abbiegen, der uns morgen zum Grand Canyon bringen wird.
Heute fahren wir bis kurz vor „Red Lake“, dort in einem lichten Pinienwald auf einer großen, hellen Lichtung gibt es einen „wilden“ Stellplatz, – wunderschön gelegen, hell und großzügig, ein paar Camper verteilen sich auf einen ganzen Kilometer, – hier werden wir übernachten. ( N 35° 17′ 17.9″ W 112° 08′ 00.2″ )
Auf der heutigen Tagesetappe sind wir unmerklich aber stetig in die Höhe gefahren, denn am Abend sind wir bei 2.060 Metern angelangt, – die Temperatur, die am Morgen bei 19 Grad lag, ist jetzt auf 14 Grad gefallen, – als um 18 Uhr die Sonne untergeht, fällt die Temperatur rapide, bis auf 2 Grad, es wird wohl Frost geben in der Nacht.

Tagesetappe:      213 km          Gesamtstrecke:      30.442 km

19.10.2019 – Servicetag in Kingman

Das schöne Wetter bleibt uns treu, die Nacht ist mit 3 Grad ziemlich frisch, der Tag dann sonnig und 26 Grad warm, ein wirklich schöner Spätsommertag.

Servicetag ist heute angesagt, erstmal lassen wir es ein wenig gemütlicher angehen und trödeln rum, mal wieder ein wenig im Netz surfen, lange nicht gehabt, immer nur mal zwischendurch an der Tankstelle oder beim McDonalds kurz reingeschaut.
Dann hat Heike heute Waschtag, hier am Platz gibt es genug Waschmaschinen und Trockner dazu, die werden von ihr zum „Glühen“ gebracht.

Ich beschäftige mich mit dem HerrMAN, da sind immer wieder mal Kleinigkeiten zu erledigen, die sich jetzt angestaut haben und dringend erledigt werden müssen, mal ein loser Türgriff, alle Schlösser sind schwer gängig und müssen mal durchgeölt werden, Solarplatten reinigen, einen kleinen Schaden am Dach reparieren, den ein herabhängender Zweig verursacht hat, und, und, und…..

Ja, und ein wenig ausruhen wollen wir uns natürlich auch mal.
Seit Anfang Juni sind wir nun jeden Tag gefahren, nur einen Tag haben wir irgendwo in Kanada mal Pause gemacht, irgendwie freuen wir uns auch auf Mexiko, dort werden wir im Dezember erst mal ein wenig Urlaub machen.

Tagesetappe:      0 km          Gesamtstrecke:      30.229 km

18.10.2019 – Vom Valley of Fire nach Kingman

Der warme Wind wird in der Nacht etwas kühler, kräftig bleibt er, der HerrMAN schüttelt sich immer wieder mal kräftig, – ist das jetzt der Herbstanfang ?
Gestern noch 32 Grad, heute steigt das Thermometer nicht über 24 Grad hinaus.

Am Morgen habe ich erst mal Bastelstunde am HerrMAN, gestern ist plötzlich irgendwo in der Elektrik ein Problem aufgetaucht, verschiedene Funktionen sind ausgefallen, allerdings nichts Tragisches, – gestern Abend war es mir zu spät zum Nachschauen, also muß ich heute gleich nach dem Frühstück ran.
Elektrik ist ja so gar nicht mein Spezialfach, aber ich habe Glück und finde innerhalb weniger Minuten in dem Schrank voller Kabel, Relais und Sicherungen unter dem Armaturenbrett eine ausgelöste Sicherung, reindrücken, Starten, Kontrolle, – alles funktioniert wieder, – Glück gehabt !

Gegen 11 Uhr kommen wir dann los, – der Himmel ist nach wie vor makellos blau mit herrlichem Sonnenschein, – wir fahren rüber zur Landstraße, die nach einigen Kilometern auf den Interstate 15 trifft, wir wollen Richtung Süden. Nach etwa 60 Kilometern müssen wir noch einmal durch „Las Vegas“, – diesmal nehmen wir allerdings nicht das Zentrum zum Durchfahren, eine parallel verlaufende dreispurige Straße führt an der Peripherie auch nach Süden, – das klappt wunderbar, ganz gemächlich kommen wir hindurch. Dann geht es auf dem Highway 93 nach Süden, noch einmal am „Hoover Dam“ vorbei, noch ein schöner Blick auf den „Lake Mead“ und dann ab durch die Wüste.

Die 93 führt etwa 100 Kilometer schnurgerade nach Süden, immer durch die endlos lange Wüste des „Colorado Plateaus“, verdörrte Büsche, kleine Yuccapalmen und ein paar kümmerliche Joshuatrees ist alles, was es an Vegetation auf der Strecke gibt, sie führt durch das Gebiet der „Hualapai und Navajo-Indianer“, – auf der ersten Hälfte der Strecke gibt es keinerlei Bebauung, dann folgt ein kleines „Nest“, das nur der Versorgung dient, also 3 Tankstellen mit Laden und Schnellrestaurant, – und schon sind wir durch.  Wenig später beginnt eine recht seltsame Bebauung, drüben an der Hügelkette, die uns schon den ganzen Tag begleitet und in der weiten Ebene davor stehen über viele Kilometer vereinzelt oder in kleinen Gruppen überwiegend mobile Heime, Wohnwagen, Container und Motorhomes, nur vereinzelt sind richtige, aber kleine Häuser zu sehen, alles ist ziemlich chaotisch und unaufgeräumt, viele Höfe gleichen Schrottplätzen. Wir kennen das schon aus anderen Regionen, „First Nations“ und ihre Art zu wohnen ist mit unserer Vorstellung von „Trautem Heim“ überhaupt nicht kompatibel, – für sie scheint es normal zu sein.

Einige Kilometer vor „Kingman“ dann die erste richtige Siedlung nach 90 Kilometern, „Golden Valley“, wir fahren kurz in das kleine Städtchen hinein, – zu sehen gibt es nicht viel, allerdings erspähen wir eine günstige Tankstelle, – in den „Indianergebieten“ ist Sprit durch steuerliche Vergünstigungen in der Regel um 18 Cent günstiger, das nehmen wir gerne mit und tanken voll.

Dann fahren wir nach „Kingman“ hinein. Hier werden wir uns für zwei Tage niederlassen, es gibt eine Menge an Erledigungen und Aufgaben, die unbedingt gemacht werden müssen. Heute ist schon gleich noch Einkaufen angesagt.
Dann suchen wir uns einen Campground in der Stadt, der Preis ist (räusper) ganz ok, aber wir müssen da jetzt mal hin. Der Platz ist ok, der Empfang super freundlich, es gibt Waschmaschinen und Wifi, also passt doch. ( N 35° 14′ 05.0″ W 114° 01′ 00.9″ )

Tagesetappe:     246 km                    Gesamtstrecke:     30.229 km

17.10.2019 – Von Boulder City ins Valley of Fire

Sicher gibt es auch in Las Vegas ein Nachtflugverbot, denn irgendwann ist Ruhe am Himmel und die Nacht ist herrlich, – und 18 Grad warm, der Morgenhimmel ist leicht bewölkt, die Luft wirkt schwül und schon um 10 Uhr, als wir losfahren hat das Thermometer 28 Grad erreicht.

Zunächst schaukeln wir die 5 km Schotterstrecke zurück und steuern den „Hoover Dam“ an, – ein kurzes Stück Highway, dann die Nebenstraße und einen Sicherheitscheck, – ja, der „Dam“ und der Stausee sind als lebenswichtig und somit als „gefährdet“ eingestuft und jeder, der sich dem Bauwerk nähert, muß sich einem Check unterziehen, so werden wir gebeten, rechts anzuhalten, – ein Securitymitarbeiter kommt und nimmt den HerrMAN genau unter die Lupe, alle Staufächer und Kofferräume muß ich öffnen, den Innenraum möchte er sehen, die großen Schränke möchte er kurz geöffnet haben, – er ist mit dem Ergebnis zufrieden, freundlich und korrekt ist das abgelaufen, er gibt uns noch einen Tip für die beste Parkmöglichkeit am „Dam“ und wünscht uns „Gute Weiterreise“.
Steil windet sich die Straße in die Schlucht hinunter, nach zwei, drei Kurven sehen wir ihn, – das ist schon ein mächtiges Ding, 4 Türme stehen wie bei einer Trutzburg oben auf der Krone, stählerne Gittermasten führen die Kabel den Hang hinauf, die den Strom hinüber in die Stadt bringen, – ein riesiges Parkhaus und Besucherzentrum hat man daneben in den Fels gebaut, unzählig viele Touristen sind hier unterwegs, begehen den „Dam“, fotografieren und bestaunen, – wir tun es ihnen gleich, wir können mit dem HerrMAN über die Dammkrone hinüber zur anderen Seite und wieder zurück fahren, komfortabel und kostenlos (wie das denn ?), – hier an den weißen Rändern der Schlucht ist der drastische Abfall des Wasserspiegels deutlich zu erkennen, in einiger Entfernung ist ein stählernes Netz über den See gespannt, er soll den „Dam“ vor einfahrenden Booten schützen. Kurz und schmerzlos haben wir alles gesehen, was uns interessiert hat, – schön anzuschauen, – monumental und ein Meisterwerk der Baukunst anno 1931-1935.

Wir fahren den Berg hoch und hinüber auf die Landstraße, die westlich und nördlich komplett am aufgestauten „Lake Mead“ entlangführt, unser nächstes Ziel heißt „Valley of Fire“, knapp 100 Kilometer weiter nördlich. Die Straße führt durch einsamste Gegend, keine Siedlung, nichts, – nur immer den Stausee im Auge, oder das, was von ihm übrig ist, – hier wird das ganze Elend deutlich sichtbar, überall wurden Rastplätze, Badestellen, Picknickplätze oder gar ganze Ferienanlagen mit Hotels und Schiffsanlegestellen gebaut, die heute längst hunderte Meter vom Wasser entfernt und entsprechend verlassen sind, – wir fahren nach „Echo Bay“ hinunter, einer Ferienanlage am See, – 5 km Zufahrt vom Feinsten, mit bestem Asphalt, Straßenlampen und braunen Bordsteinen, – unten in der Anlage dann alles tot, – das Hotel verwaist, der Hafen stillgelegt, die „Slipanlage“ für die Boote endet im Sand anstatt im Wasser, selbst die Campingplätze sind verwaist, eine kleine Tankstelle gibt es noch, Diesel gibt es keinen.
Hier kann man die „guten, alten Zeiten“ noch erahnen und irgendwie werden die Straßen und Gehsteige, die Bushaltestelle und die Parkplätze top in Schuß gehalten, – soll ja alles in Ordnung sein, wenn das Wasser mal wieder kommt !?

Wir machen einen kurzen Abstecher nach „Overton“, etwa 14 km nördlich des Parkeinganges, der erste kleine Ort mit ein wenig Infrastruktur nach 100 Kilometern.
Dann fahren wir in den „Valley of Fire State Park“ hinein, – erste Enttäuschung, – unser Amerika-Annual-Paß wird nicht anerkannt, wir müssen gesondert Eintritt bezahlen, ok 10 Dollar für das Fahrzeug mit Insassen für die Tageskarte ist jetzt nicht so viel, trotzdem ärgerlich, denn der Paß gilt eigentlich für alle amerikanischen Parks.
Der etwa 25 km lange Weg durch den Park führt durch farbenfrohe Schluchten, – Sandsteinformationen in allen nur erdenklichen Farben leuchten in der Sonne, braun, rot, gelb, rosa, weiß, grün und grau, traumhaft schön, und hinter jeder Kurve wartet das nächste Highlight schon darauf fotografiert zu werden, – kurze Wandertrails führen zwischen den Felsen hindurch, vorbei an den Schönheiten abseits der Straße, so wage auch ich mich am späten Nachmittag auf einen 5 km langen Rundgang um einen rot leuchtenden Monolithen herum, hinter dem eine Unzahl von herrlich bunten, rot-gelb gestreiften Sandsteinhügeln zu bestaunen sind.
Leider haben wir uns am Nachmittag ein wenig verbummelt und jetzt kein so tolles Licht mehr zum Fotografieren, trotzdem ein tolles Erlebnis.

Wir fahren westlich aus dem Park hinaus und finden auf dem Weg zum Interstate 15, draussen in der Wüste einen schönen Stellplatz, einige Andere stehen schon hier, weit verteilt auf einer geraden Schotterfläche. Am Nachmittag ist es noch 32 Grad warm geworden, mittlerweile pfeift ein starker, warmer Wind durch die Wüste, immer wieder ziehen Staubfahnen durch die Luft, – unsere europäischen Nasen sind staubtrockene Wüstenluft nicht so gewohnt, seit Tagen schon sind sie ausgetrocknet und tun weh. ( N 36° 26′ 26.4″ W 114° 40′ 24.2″ )

Tagesetappe:     207 km                    Gesamtstrecke:     29.983 km

16.10.2019 – Von Mountain Springs über Las Vegas nach Boulder City

So soll es sein, wunderbar die Stille in der Nacht, selbst der Verkehr des Highway ist nicht zu hören und auch das Kunstlicht von Las Vegas wird durch einen Berg weitgehend abgeschirmt. Die Nacht mild, der Morgen warm, so langsam wird das mit dem Wetter hier.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir zurück auf den Highway 160, ein Stück Richtung „Las Vegas“, dann biegen wir nach Norden über „Bonnie Springs“ und erreichen nach wenigen Kilometern den „Red Rock Canyon“.
Eine ca. 20 km lange, zweispurige Einbahnstraße führt durch diese bezaubernde Landschaft, – zweispurig bedeutet schön gemächlich cruisen, die Anderen können gerne überholen, – rote Sandsteinformationen, weiße Klippen, quergestreifte Muster, dahinter graugrün gestreifte, mit vereinzelten grünen Büschen bewachsene Berge bieten eine wirklich traumhafte Kulisse, es gibt viele Möglichkeiten zum Anhalten und Fotografieren, aber auch Wandertrails sind ausgewiesen und werden gut genutzt und Kletterer probieren sich an den steil aufragenden Klippen. Der Bewuchs der Landschaft davor ist unheimlich abwechslungsreich, – von trockener Wüste mit spärlichen vertrockneten Grasbüscheln, über Yuccapalmen, Joshuatrees bis hin zu einem kleinen Pinienwäldchen, das sich in einem tiefer liegenden, ausgetrockneten Bachbett gebildet hat und tapfer dem trockenen Sommer trotzt, in der Hoffnung, daß der Winter doch wieder ein wenig Wasser bringen wird.

Dann fahren wir hinüber nach „Las Vegas“, – andere Reisende freuen sich wahnsinnig auf diese Stadt und verbringen einige Tage dort, – für uns ist sie eher ein notwendiges Übel, – ja, natürlich erzeugt sie auch ein wenig Neugier und Interesse, aber diese künstlich aufgeblasene Glitzerwelt, deren einziger Sinn und Zweck ist, sich selbst zu feiern, und dies auf Kosten anderer, – nein, das ist nicht unser Ding.
Trotzdem, wir fahren mit dem HerrMAN einmal gemächlich hindurch, – mitten durch das Zentrum, über den „Strip“, den „Las Vegas Boulevard“, – obwohl unsere Reisebücher von Chaos und Überfüllung schreiben, – nein, das ist eher ein gemütlicher Spaziergang, – macht Spaß und ist recht interessant, gibt wirklich viel zu sehen hier und für ein paar Fotos und einen ausgiebigen Plausch mit einem Taxifahrer an der roten Ampel reicht die Zeit auch noch.
Die Casinos, die Paläste, Protz und Prunk, wo man hinschaut, Palmen, grüne Parks, Wasser, das über Kaskaden in künstliche Seen läuft, alles eingefasst in kunstvoll geschwungene, weiß-gold lackierte Eisenzäune, Golfplätze in leuchtendem Grün, Showpaläste werben mit haushohen Bildschirmen für ihre Stars, Stretchlimousinen fahren über den Boulevard, jedes Hotel mag sein Nachbarhotel in der Auffälligkeit der Form, der prunkvollen Farbe bunten Glases an der Fassade oder das Beiwerk in Form von riesigen Fabelwesen oder Disneyland-Gehabe oder gar dem Nachbau des Pariser Eiffelturms oder einer Pyramide mit der Sphinx den Rang ablaufen. Hier übertrifft sich wahrlich jeder selber.

„Las Vegas“, das ist diese Glemmerstadt, die mitten in der Wüste entstanden ist, als 1930 eine Straße hier durch gebaut wurde und zeitgleich in Nevada das Verbot für Glücksspiel aufgehoben wurde, hat man hier gleich ein Casino errichtet, Menschen, die sich dort amüsieren konnten, waren ja gerade genug da, – dann der Bau des „Hoover-Dam“ 1931-1932, an dem bis zu 21.000 Arbeiter tätig waren, – Aufwind für die damals noch kleine Stadt, – und so hat sich das dann weiter entwickelt, noch mehr Casinos, Hotels dazu, Restaurants, Vergnügungsparks, Bühnenshows, Paläste, Glanz und Glemmer, – heute leben und arbeiten hier in „Las Vegas“ etwa 600.000 Menschen, mit den Vor- und Trabantenstädten fast 2 Millionen, – eigentlich unvorstellbar, – geboren aus dem Nichts, – aber real !

Und alles wurde nur möglich durch den Bau des „Hoover Dam“, – mit einer 223 Meter hohen Betonmauer von bis zu 180 Metern Dicke hat man 1936 den „Colorado River“ in einer Schlucht bei „Boulder City“ zum 185 km langen „Lake Mead“ aufgestaut, Trinkwasserreservoir und somit Lebensader für die gesamte Region, über Turbinen wird am „Dam“ Strom erzeugt, der die Nacht in der Stadt zu einem Spektakel werden läßt, jeder möchte den Anderen übertreffen, indem die Leuchtreklamen größer und größer und immer aufwendiger werden, mittlerweile gar Lichtershows am Abendhimmel stattfinden. Hier gibt es sogar einen „Leuchtreklamen-Friedhof“, wo man alte, nicht mehr gebrauchte Neonwerbeschilder abgestellt hat, – mittlerweile ist ein Museum daraus geworden.
Nach unserer City-Durchquerung ist der „Hoover-Dam“ unser nächstes Ziel, etwa 40 Kilometer außerhalb der Stadt, bei „Boulder City“, – den „Dam“ kriegen wir heute noch nicht zu sehen, dafür den See, der sehr schön zwischen den Bergen liegt und mehrere kleine Inseln aus ihm herausschauen.
Wir drehen eine Runde zum „Hafen“, dort wird dann das Desaster schon recht deutlich, von dem wir schon gelesen haben, – seit vielen Jahren wird wesentlich mehr Wasser aus dem Stausee entnommen, wie der Colorado-River nachliefern kann, was natürlich zu einem enorm gesunkenen Wasserspiegel geführt hat, – die Boote liegen auf dem Trockenen, Campingplätze und ehemalige Badestrände sind mittlerweile mehrere hundert Meter vom neuen Ufer entfernt, – wie drastisch der tiefe Pegel ist, ist deutlich an den gefluteten Berghängen zu sehen, weiße Ränder zeigen den ehemaligen Pegel, – das dürften gut und gerne 25 Meter sein, die der Pegel heute tiefer liegt.

Wir suchen uns einen Stellplatz für die Nacht, – ein Parkplatz mit einer herrlichen Aussicht auf den See, oben in den Bergen soll es werden, da tauchen aber schon bald wieder die Ranger auf und weisen darauf hin, daß das nicht sein dürfte, – so fahren wir noch ein Stück weiter auf die andere Seeseite, über eine 5 km lange Schotterstraße geht es dort zu einer ziemlich abgelegenen Bucht, wir bleiben etwa 500 Meter davor auf dem ehemals strandnahen Picknickplatz in einem weitläufigen Canyon stehen, dort ist es ruhig und friedlich. – Naja, ein paar startende Flugzeuge vom Las Vegas Airport hören wir schon, – man kann nicht alles haben. ( N 36° 01′ 59.8″ W 114° 42′ 19.5″ )

Tagesetappe:     173 km                    Gesamtstrecke:     29.776 km

15.10.2019 – Vom Death Valley nach Mountain Springs

Auch diese Nacht ist wieder angenehm mild, der Morgen recht schnell wieder heiß.
Die Ruhe auf solchen Campgrounds läßt immer ziemlich zu wünschen übrig, – nachts ist das total ok, – am frühen Abend allerdings lassen die hiesigen Camper stundenlang ihre Stromgeneratoren laufen, ohne den Krach fühlen sie sich offensichtlich nicht heimisch und morgens ab 7 Uhr geht es dann schon wieder los, zudem fahren die Miet-Wohnmobile schon unglaublich früh vom Hof, – die Mietpreise sind halt richtig hoch, also muß der Tag damit wohl optimal ausgenutzt werden. Sind wir froh, daß wir dann doch einen gesunden Schlaf haben und zwischendurch immer wieder unsere „Wald- und Wiesenplätze“ finden, an denen wir absolut alleine, ohne jegliche Störgeräusche, irgendwo im Wald oder in der Wüste übernachten.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir dann wieder los, die 25 km zurück auf die 178, zu unserem letzten Besuchspunkt vom gestrigen Spätnachmittag.
Wenige Kilometer südlich erreichen wir das „Badwater Basin“, den tiefsten Punkt des „Death Valley“ und zugleich des gesamten amerikanischen Kontinents, 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel. Drüben an der Felswand hat man ein Schild „Meeresspiegel“ angebracht, das verdeutlicht, wie tief wir da drunter sind, zur Verdeutlichung setzte ich auf dem Foto zwei Pfeile hin, sonst ist es nur schwer zu erkennen.
Das „Badwater Basin“ ist ein ehemaliger Salzsee, dessen Oberfläche vertrocknet und verkrustet ist, wabenförmig haben sich die Kristalle abgelagert und leuchten herrlich in der Mittagssonne, ich laufe zum Fotografieren auf den See raus, – mal eben schnell 500 Meter, denke ich, – ja, denkste, – das zieht sich ewig dort hinaus, letztendlich sind es wohl 1,5 bis 2 Kilometer und wieder zurück das Doppelte, – und plötzlich verspüre ich so etwas wie Hitze, die Sonne brennt gnadenlos, die weißen Kristalle spiegeln das Sonnenlicht und auf den letzten 500 Metern denke ich dann, daß ein Hut und etwas zu trinken sicher nicht geschadet hätten.

Hier stehen an allen Stellen, an denen Trails beginnen, feuerrote Stop-Schilder und weisen in 9 Sprachen darauf hin, daß man sich in einer der heißesten Zonen der Erde befindet und sich entsprechend vorsorgen und schützen soll, bzw. nach 10 Uhr morgens gar nicht mehr auf Wanderschaft begeben soll.

Dann fahren wir weiter nach Süden, mehr als 80 km zieht sich die Straße durch das Tal, mittlerweile sind wir fast alleine, nur gelegentlich begegnet uns noch ein Fahrzeug, – zunächst zieht sich noch der Seeboden im Tal entlang, das Verdunstungsbasin ist über 60 km lang, – die Bergketten rechts und links bleiben die selben, – später dann führt die Straße ein wenig höher und es folgen sandige und steinige Wüstenflächen mit spärlichem Bewuchs, ein paar vereinzelte Grasbüschel, ein paar verkrüppelte Tamarisken und diese unscheinbaren „Kreosotbüsche“, vereinzelt und gar nicht groß stehen sie überall in der Wüste, – dabei sind sie die Herren der Wüste, wahre Überlebenskünstler, oft schon tausende Jahre alt, – sie haben die Gabe sich selbst zu klonen und versprühen in ihrem Nahbereich einen Saft, der jeglichen anderen Bewuchs verhindert, so sichern sie sich ihren spärlichen Lebensraum.

Irgenwann biegt die 178 nach Osten ab, steigt dann auch aus dem Tal heraus und führt durch mehrere höher gelegene, wunderschöne Wüstengegenden hinüber nach „Shoshone“ und von dort weiter nach „Pahrump“ und „Las Vegas“. Dabei führt die recht einsame Straße desöfteren schnurgerade über viele Kilometer durch das Land.
Kurz vor „Pahrump“ verlassen wir Kalifornien und sind nun wieder in Nevada, – schon gleich in „Pahrump“ stehen die ersten Spielcasinos und buhlen um Kundschaft.

Ca. 20 km vor „Las Vegas“, – die Hochhäuser der Megastadt schauen schon hinter der nächsten Hügelkette hervor, bei „Mountain Springs“ finden wir etwa 1 km abseits des Highway in einem kleinen Seitental einen kleinen, versteckten Parkplatz, ideal für die nächste Übernachtung, diesmal ohne Stromgeneratoren. ( N 35° 59′ 20.7″ W 115° 26′ 35.9″ )

Tagesetappe:     228 km                    Gesamtstrecke:     29.603 km

 

14.10.2019 – Im Death Valley

Der Abend bleibt recht lange warm, – mal wieder draussen sitzen, hat was, – gegen 23 Uhr sind es noch immer über 20 Grad, erst gegen Morgen kühlt es auf 12 Grad ab, was wir eher als erfrischend empfinden, denn schon gegen 10 Uhr sind es schon wieder 27 Grad, – die Sonne knallt gnadenlos von einem stahlblauen Himmel, am Nachmittag erreichen wir hochsommerliche 34 Grad.

Mehrere Gebirgszüge reihen sich östlich und westlich vom Tal nebeneinander und verhindern so fast jede Wolkenbildung, – die Wolkenfronten, die vom Pazifik landeinwärts ziehen, regnen sich am ersten, zweiten, spätestens am dritten Gebirgszug restlos aus und das „Death Valley“ geht leer aus. Irgendwann im Winter klappt es dann doch und der jährliche Regen von max. 60 mm fällt, – manchmal leider auch innerhalb kürzester Zeit und erzeugt dann Sturzfluten, die sich die Berghänge herunter stürzen und zu  Überschwemmungen führen können. In manchen Jahren bleibt jedoch auch dieser spärliche Regenfall aus.

Wir machen uns gegen 10.30 Uhr los, das Tal zu erkunden, – zunächst die 190 ein kleines Stück nach Norden, dort sind die Überreste der ehemaligen „Harmony Borax Werke“zu finden, die sich 1883 bis 1888 mit der Herstellung von Borax beschäftigt haben. Legendär sind die alten Holzwagen, die von 20 Maultieren 165 Meilen durch die Wüste gezogen wurden, um die fertigen Boraxprodukte zum nächsten Bahnhof zu bringen. Sie stehen noch im Original dort, wegen der extrem trockenen Luft verwittern sie so gut wie überhaupt nicht.

Wir fahren zurück, die 190 ein Stück Richtung Osten, dann eine Seitenstraße zum „Dantes View“, zusammen etwa 40 Kilometer einfache Strecke.
Ein erster Stop wäre am „Zabriskie Point“, wo wir die Aussicht auf eine bunte Canyonlandschaft geniessen könnten, wenn da nicht schon 10 Busse stehen würden, – also ohne Stop gleich weiter, vielleicht auf dem Rückweg.
Zweites Ziel ist der „Twenty Mule Team Canyon“, eine ca. 4 km lange Einbahn-Piste, die durch diese herrliche Canyonlandschaft führt, – na das ist doch eher was für uns, ganz alleine kurven wir gemächlich durch eine wundervolle Landschaft aus gelben, schwarzen und cremefarbenen Hügeln, ohne jegliche Vegetation, immer wieder kriegen wir herrliche Fotomotive vor die Linse, kein anderes Fahrzeug weit und breit, also anhalten nach Lust und Laune. An manchen Stellen geht es richtig eng zu, die steilen Wände stehen weit in die Straße und zwingen zu besonderer Vorsicht, man kann sie aus dem offenen Fenster fast mit der Hand berühren.
Endziel auf dieser Strecke ist „Dantes View“, ein Aussichtspunkt, der eine gigantische Fernsicht weit in das „Death Valley“ hinein ermöglicht. Dazu müssen wir allerdings den HerrMAN erst wieder mal auf 1.669 Meter Höhe quälen. Das allerdings lohnt sich wirklich.
Von einem großen Aussichtsplateau schauen wir fast wie aus einem Flugzeug über das Tal, unten in der Talsohle leuchten die Salzkrusten wie ein See mit Seitenarmen schneeweiß in der Mittagssonne, gelbbraune Sand- oder Lehmflächen sind zu sehen, dahinter die hohen Berge der „Panamint Range“ mit dem 3.368 Meter hohen „Telescope Peak“, alles wirkt wie eine Spielzeuglandschaft im Modellformat. Irgendwie verfällt hier jeder automatisch in einen regelrechten Fotorausch, auch wir können gar nicht mehr aufhören, am liebsten möchte jeder den Ausblick irgendwie mitnehmen.

Dann fahren wir die 40 km wieder zurück, diesmal bergab bis auf die Talsohle, die hier so etwa bei 70 Metern unter dem Meeresspiegel liegt, und fahren auf der 178 südlich.
Zuerst ein kurzer Stop am „Golden Canyon“, ein kurzer Blick hinein soll uns heute mal reichen, – gelbe Felswände bilden eine Schlucht, die tief in die Berge hineinführt und bei Wanderern beliebt ist.
Dann befahren wir den „Artist Drive“, eine 14 km lange Asphaltstrecke, die durch die bunten Felsen der Westflanke der „Amargosa Range“ führt. Auch hier ist die Strecke wieder einbahngeregelt, – das ist praktisch, weil ja doch kaum jemand auf den Verkehr achten würde, denn alle schauen nur gebannt, die Hänge hinauf und auf die Felsen, sie strahlen in den irresten Farben in der Nachmittagssonne, bunte Flecken, Streifen und verschiedenfarbige Hügel scheinen nicht von dieser Welt, als wäre das alles von Künstlern inszeniert, – nein, das wäre nichts geworden, – so was schafft nur die Natur selbst. Vor einigen Millionen Jahren wurden Vulkanasche und Gesteine aus den umliegenden Vulkanen hier abgelagert und durch chemische Reaktionen, die durch Wasser und Vermischung mit anderen Stoffen hervorgerufen wurden, sind diese herrlichen Farben entstanden.

Nächster Halt dann am „Devils Golf Course“, dort auf der Talsohle befand sich einst ein uralter Salzsee, der austrocknete und Salzschichten hinterließ, die hart und knorrig wurden und sich im Laufe vieler Jahre durch Erosion teilweise aufgestellt haben, – des „Teufels Golfplatz“.

Letzte Station für heute ist wenige Meilen südlich die „Natural Bridge“, ein natürlich entstandener Fels-Torbogen im unteren Teil einer Schlucht. Auch hier sind einige Wanderer unterwegs, ich begnüge mich mit einem kurzen Spaziergang bis zum Torbogen.

Zum südlichen Ausgang des „Death Valley“ sind es noch über 80 Kilometer, das wird uns zu viel für heute, außerdem ist die plötzliche Hitze ganz schön anstrengend, so fahren wir etwa 25 Kilometer zurück zum „Furnace Creek Campground“, auf dem wir letzte Nacht schon standen, der war ganz ok und morgen gehen wir das südliche Tal in aller Ruhe an. ( N 36° 27′ 47.8″ W 116° 52′ 09.7″ )

Tagesetappe:     161 km                    Gesamtstrecke:     29.375 km

13.10.2019 – Von Trona ins Death Valley

Wir sind total bescheuert !
Seit unseren ersten Wüstenbesuchen 1993 in Marokko sind wir offensichtlich total vom Wüstenvirus befallen.
Wir fahren gestern in die Mojave-Wüste und hierher zu den „Trona-Pinnacles“ und da ist es wieder, – das Gefühl von „Heimkommen“, – eine innere Ruhe kehrt in uns ein, alles ist so friedlich und still und plötzlich gibt es keine Eile mehr, eher das Bedürfnis, länger zu bleiben, – das haben wir während unserer gesamten Reise so noch nicht erlebt.
Der Vollmond setzt die gigantische Kulisse hinter uns in ein mystisches Licht, fast taghell ist es draussen, – die Nacht ist angenehm mild, der Morgen schnell richtig warm, die Luft staubtrocken, – das ist doch mal ein Wohlfühlwetter.

Trotz aller Schönheit und nur in dem Wissen, daß wir die kommenden Tage weiter durch die Wüste fahren werden, ziehen wir dann gegen 11 Uhr doch noch weiter.
Gute 8 km Rüttelpiste, hinaus auf die 178 und weiter nach Norden, „Trona“ ist ein Wüstennest vom „Allerfeinsten“, an der südlichen Flanke ein großer Industriebetrieb, hier wird Phosphat aus der riesigen Ebene der weiten Wüste im Tagebau abgebaut, verarbeitet und per Bahnwaggons weggebracht.
Dann der Ort, – Baracken, Buden, halbverfallene Mobilheime und klapperige Wohnmobile dienen als Unterkünfte, um viele der Behausungen türmen sich Berge von altem Schrott, hier wird alles aufgehoben, alte Autos aus den 1950er Jahren, verrottete Baumaschinen, alte Laster und Maschinenteile, – vielleicht wird ja doch noch mal was davon gebraucht. Die einzig nicht vergammelten Bauwerke sind der Schulkomplex, ein paar Kirchen, ich glaube, 9 waren es, die wir gesehen haben und noch ein oder zwei öffentliche Gebäude. Am nördlichen Ortsende dann gleich noch ein großer Industriebetrieb, offensichtlich die Schwester zum Anderen. Also, wer hier nicht irgendwie sein muß, sucht besser das Weite.

Dann erleben wir auf fast 100 Kilometern Wüste vom Allerfeinsten, – hier gibt es nichts mehr, ein paar verdörrte Büsche, keine Gebäude, kaum noch Verkehr, – dafür eine recht gut ausgebaute Straße und eine Landschaft zum „Niederknien“, den herrlichen Talkessel um „Trona“ verlassen wir über einen nicht sehr hohen Pass, – nur um auf der anderen Seite ein noch viel schöneres Tal zu finden, – von der Paßhöhe geht der Blick bis zum Horizont, zig Kilometer weit, – ein Wahnsinnspanorama, – auf der linken Seite die Ausläufer der „Inyo Mountains“, rechts die bunt gefärbten Berge der „Panamint Range“, dazwischen die schier endlose Weite des „Paramint Valley“, – ein fast unglaublicher Anblick.

Am Ende dieser schier endlos geraden Straße treffen wir bei „Panamint Springs“ auf die querende 190, dort biegen wir rechts ab und quälen unseren HerrMAN innerhalb kürzester Zeit auf den 1.511 Meter hohen „Towne-Pass“, die Blicke zurück sind nicht weniger faszinierend, der Talboden im „Paramint Valley“ leuchtet weiß in der heißen Mittagssonne, die Berge leuchten in den schönsten Farben, in bunten Streifen ziehen sich rot, weiß, gelb, grün und braun horizontal durch die Felsen.
Hinter dem „Towne-Pass“ geht es genauso rasant wieder nach unten, bis wir auf Höhe 0 bei „Stovepipe Wells Village“ im Tal des Todes ankommen.

Während in Alaska der Winter Einzug gehalten hat und in Kanada und den nördlichen USA, die wir hinter uns haben, die Campgrounds nacheinander geschlossen werden, weil die Saison zu Ende geht, beginnt hier gerade die Saison und die meisten Campgrounds öffnen erst zum 15. Oktober. Im Sommer ist das „Death Valley“ kaum zu bereisen, normale Tagestemperaturen von 43 Grad und mehr am Tag und 30 Grad und mehr in der Nacht machen dies nahezu unmöglich, die höchste jemals gemessene Temperatur liegt bei 56 Grad im Schatten, – lebensgefährlich, und namensgebend für das Tal. Das „Death Valley“ ist der trockenste und heißeste Flecken auf dieser Erde.

Wir werden mit 32 Grad empfangen, die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, ein Stück weit nachzuempfinden, wie das hier im Sommer zugeht.
Kurz vor „Stovepipe Wells Village“, – das besteht aus einem Laden mit Restaurant, einem Hotel / Motel und einem Campground, führt eine Piste zum „Mosaik Canyon“, – nach knapp 4 km Rüttelpiste folgt ein 500 Meter langer Fußweg zum Anfang des Canyons, – dort hat Wasser in vermutlich Jahrmillionen einen Canyon in den Fels geschliffen, an manchen Stellen nur knapp 1 Meter breit, dafür oft bis 25 Meter hoch, die Felswände sind glatt geschmirgelt, die feinen Linien und Strukturen des hellen Gesteins kommen wunderbar zum Vorschein und leuchten in der Sonne. Bis zu 3 km führt der Canyon den Berg hinauf, nach der Hälfte drehen wir um, es ist gnadenlos heiß.

Wenige Kilometer weiter östlich gibt es auf der linken Seite die „Mesquite Flat Sand Dunes“, ein Gebiet, in dem der Wind den Sand zu schönen, bis zu 30 Meter hohen Dünen aufgetürmt hat. Das Gebiet ist streng geschützt und darf mit keinerlei Fahrzeug befahren werden, – gut so, denn hier würden die Quads und Pickups alles in wenigen Tagen platt gemacht haben. So kann man nur zu Fuß hinüber gehen oder eben das gesamte Gebiet aus der Ferne bestaunen.

Ab hier führt die 190 wieder nach Süden, wir fahren gute 30 Kilometer durch das langgezogene, von den Bergen der „Amargosa Range“ und der „Panamint Range“ eingefasste Tal und landen in „Furnace Creek“, 70 Meter unter dem Meeresspiegel, – ein Visitor-Center, zwei Hotels, 3 Campgrounds und eine sündhaft teure Tankstelle ist alles, was es hier gibt. Wildes Campen ist im Nationalpark nicht erlaubt, zwei von drei Campgrounds im Ort sind noch geschlossen, einer läuft auf „Sommer-Sparflamme“, wird aber am Abend dann doch noch ziemlich voll. Hier bleiben wir, die Anlage ist recht großzügig, der Preis mit 16 Dollar ok, auch hier zahlen wir wieder dank „Seniorenrabatt“ nur die Hälfte. ( N 36° 27′ 52.5″ W 116° 52′ 08.6″ )

Tagesetappe:     189 km                    Gesamtstrecke:     29.214 km

12.10.2019 – Von Glennville nach Trona

Das ist wieder mal ein Spitzenplatz diese Nacht, mitten im Wald, ohne Nachbarn, ohne Autoverkehr, der Mond beleuchtet den Wald recht gut, wir sitzen noch lange und beobachten, – zu sehen gibt es leider Nichts, trotzdem ein Erlebnis.
Die Nacht ist nicht wirklich kalt, – frisch ja, aber das ist ok, ist ja schließlich Oktober, – der Morgen wieder sonnig und schnell angenehm warm.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir hinaus auf die schmale Landstraße 155, mindestens 20 Kilometer lang schlängelt sie sich durch den Wald, es ist wenig Verkehr, also bestens zu fahren, – die Landschaft ist wirklich ein Idyll, – ein weites Tal reiht sich an das Nächste, der Wald ist aufgelockert, wir können also immer sehen, wie die Landschaft und die gegenüberliegenden Berge aussehen.
Dabei windet sich unsere Straße immer weiter nach unten, bis wir einen herrlichen Blick auf den „Lake Isabelle“ haben, – ein wunderschönes Tal liegt dort, eingebettet in die letzten Berge der „Sierra Nevada“, der See leuchtet herrlich blau, eine grüne Zone um ihn herum bildet einen schönen Kontrast, – ein wenig weiter weg vom See beginnt die Dürre der Prärie, gelb ist dort angesagt, und dahinter dann die rötlich braun leuchtenden Berge.
Wir erreichen „Kernville“, ein kleines Städtchen am See, auf etwa 600 Metern Höhe, – recht nett anzuschauen, – ein wenig Tourismus, – ein paar Hotels / Motels und ein Campground. Unser Weg führt uns weit um den See herum, auch er ist nach dem langen, trockenen Sommer ein ganzes Stück kleiner geworden, der Winter mit dem vielen Schmelzwasser aus den Bergen wird ihn sicher wieder füllen.

Wir wechseln auf die 178, die uns hinüber nach „Ridgecrest“ und weiter zum Westeingang des „Death Valley“ bringen wird.
Zunächst führt sie nach Osten, – gleich hinter dem See beginnt eine wunderschöne Halbwüste, eingerahmt von sanften Bergen steht hier nur noch spärlich ein wenig dürres Gras, meist nur noch niederes Buschwerk, Gestrüpp und später wunderschöne kakteenartige, baumgroße Pflanzen, – „Joshuabäume“, die größte Yuccaart, – ganze Wälder davon stehen an manchen Stellen.

Vor „Ridgecrest“ kreuzen wir den Highway 395, auch er führt nördlich zum Westeingang des „Death Valley“, wir wählen aber bewusst die kleine Nebenstraße 178, sie wird als eine der einsamsten Straßen Kaliforniens beschrieben, das ist doch unser Ding.
In „Ridgecrest“ füllen wir noch Diesel nach, die nächsten 500 km wird die Auswahl an Tankstellen nicht besonders groß, vor allen Dingen aber die Preise recht hoch sein.
Dann gehts zur Stadt hinaus, ein Stück nach Osten, dann schwenkt sie nach Norden, – ja, und hier ist wirklich nicht viel los, die Straße ist gut ausgebaut, der Verkehr sehr gemäßigt, – das wird wohl später noch weniger werden.

Vorbei an einem Testgelände der US-Armee erreichen wir endgültig die Wüste, das sind die Randausläufer der „Mojave-Wüste“, – hier wächst nun so gar nichts mehr, niedrige Berge aus braunem Fels, weite Flächen mit Geröll und blanker Erde, hie und da ein dürrer Busch, – trotzdem schön, Mutter Erde in „Reinstform“.
Auf einer unserer ersten Saharareisen begleitete uns ein Geologe als Reiseleiter, er pflegte zu sagen: „Das schöne an der Wüste ist, daß die Schönheit der Erde nicht durch irgendwelche Vegetation verdeckt wird“. Da ist was dran.

Kurz vor „Trona“ erreichen wir die „Trona Pinnacles“, eine 8 km lange Schotterpiste führt zu ihnen hinüber, weit in die Wüste hineien, mächtige Tuffsteinschlote unterseeischen Ursprungs stehen hier in einer weiten Wüstenebene, bizarr stehen sie einzeln oder in Gruppen, – eine Piste führt rund um und schlängelt sich hindurch, – hier kann man alles er“fahren“. In dieser Landschaft wurden übrigens einige Szenen aus „Star Trek“ und dem „Planet der Affen“ gedreht.

Hier ist es wirklich traumhaft schön und zum ersten mal kommt richtiges Wüstenfeeling bei uns auf, – wir beschließen spontan, hier zu bleiben und suchen uns einen schönen Übernachtungsplatz hinter einem dieser Schlote. Wir sitzen mal richtig draußen in der Sonne, 28 Grad warm ist es heute hier, Aspro kann sich herrlich frei bewegen und geniesst das, wir stöbern auch ein wenig zwischen den Felsen und erleben dann einen herrlichen Sonnenuntergang und gleichzeitigen Vollmondaufgang, welch ein Erlebnis ! ( N 35° 37′ 15.4″ W 117° 22′ 02.2″ )

Tagesetappe:     169 km                    Gesamtstrecke:     29.025 km