9 Grad minus zeigt das Thermometer in der Nacht, es ist wohl Winter hier oben in den Bergen, der Morgenhimmel wie immer herrlich blau und die Sonne wieder kräftig, allerdings geht ihr hier oben bei scharfem Nordwind die Puste aus, 13 Grad ist heute das Maximum.
Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, zurück auf die 64 und nach Norden, bis Mittag erreichen wir den „Grand Canyon Nationalpark“ und gehen zu Fuß auf den kurzen Wandertrail, der hier am „Mather Point“ am „South Rim“, dem Südrand des Canyon entlangführt.
Der Anblick haut einem fast um, – wir haben schon viel darüber gelesen und Fotos gesehen, – wie das allerdings ist, wenn man selbst vor diesem „Monster“ steht, ist unbeschreiblich. Drüben, das sind etwa 26 Kilometer, die der Canyon breit ist, sieht man zuerst die Abbruchkante, wie sie abrupt in die Tiefe stürzt, – rote, weiße und braune Querstreifen in der mächtigen Felswand ziehen sich über die gesamte Breite, stufenförmig fällt der Abhang 1.400 Meter fast senkrecht in die Tiefe, unten, kaum noch sichtbar glänzt das silberne Band des „Colorado River“, der sich dieses monströse Bett in mehr als 270 Millionen Jahren gegraben hat. In Schlangenlinien windet er sich über die Talsohle, einzelne halbhohe Berge aus hartem Gestein haben sich ihm in den Weg gestellt, trockene Seitencanyons bringen wohl im Frühjahr ein wenig Schmelzwasser von den Bergen.
Fast 450 km lang ist der Canyon insgesamt, hier an der Südflanke kann man etwa 15 km bequem entlang gehen, radeln oder sich mit dem Shuttlebus zu den besten Viewpoints fahren lassen.
Wir nehmen den Weg nach Osten, eine etwa 40 km lange Asphaltstraße führt meist dicht an der Canyonkante entlang, an vielen Stellen gibt es Anhaltemöglichkeiten, die besten Aussichtspunkte haben größere Parkplätze und sind mit Geländern gegen das Abstürzen gesichert. Wir halten viele Male an, bewundern die andersartigen Perspektiven, auch der veränderte Lichteinfall der Mittags- und Spätnachmittagssonne mit entsprechendem Licht und Schattenfall wirkt beeindruckend.
Bis zum späten Abend erreichen wir den „East Rim“, den östlichen Rand, von hier kann man bereits weit in die Wüste hinaus blicken.
Eigentlich haben wir auf dem Plan, den „North Rim“, den nördlichen Rand des Canyons zu besuchen, dieser ist wesentlich weniger touristisch besucht und bietet noch spektakulärere Ausblicke auf den Canyon, die Berge dort drüben sind 2.700 Meter hoch, hier sind es „nur“ etwa 2.100. Obwohl der „North Rim“ nur etwa 26 km auf der anderen Seite liegt, muß man etwa 350 Kilometer um den Canyon herumfahren, um dort hin zu kommen. Etwa 250 km davon liegen sowieso auf unserer weiteren Route nach Nordwest, also wären es nur 100 km mehr. Wären, – ja, das Thema hat sich gerade erledigt, als wir im Visitorcenter nach den Straßenverhältnissen fragen, erfahren wir, daß die Straße dorthin bereits seit einigen Tagen wegen des bevorstehenden Winters für dieses Jahr gesperrt ist, erst Ende Mai wird sie wieder eröffnet werden.
Kurz hinter dem „East Rim“ verlassen wir den „Grand Canyon Nationalpark“ in südliche Richtung. Wenige Kilometer südlich gibt es im „Kaibab National Forest“ wieder freie Stellplätze, ein Stück entfernt von der Straße, zwischen niedrigen Pinien finden wir unseren Nachtplatz. ( N 35° 58′ 37.8″ W 111° 47′ 49.9″ )
Tagesetappe: 149 km Gesamtstrecke: 30.591 km