Auch hier herrscht wunderbare Stille in der Nacht, – unten im Tal ist das unendliche Band des Interstate Highway zu sehen, rote Lichter rechts, weiße Lichter links, dankenswerterweise weht der Wind talwärts und es dringt kein Laut von dort unten zu uns hoch.
Die Nacht ist mit 13 Grad schon fast warm, der Morgen bringt wieder herrlich Sonnenschein mit sich, allerdings weht ein frischer Wind vom Norden.
Kurz nach 10 Uhr fahren wir los, heute einmal quer durch den „Joshua Tree National Park“, – zur Einfahrt ist es weniger als 1 Kilometer.
Im Visitor-Center zeigen wir unseren „All American Paß“, somit ist der Eintritt frei, und kriegen einen Straßenplan des Parkes dazu.
Wir fahren nordwärts und bergwärts, kommen so heute von etwa 500 auf knapp 1.600 Meter Höhe, entsprechend pendelt sich die Temperatur bei 16 Grad ein.
In der ersten Hälfte, bis zu einer Höhe von etwa 900 Metern durchfahren wir die übliche Wüstenlandschaft, hier ist es die „Colorado-Wüste“ mit Sand, Büschen, niedrigen Bäumen und vereinzelten Kakteen, oft „jumping“ Chollas´s, auch „Teddybär-Cholla´s“ genannt. Man sollte sich aber keinesfalls dazu verleiten lassen, den hübsch aussehenden „Teddybären“ anzufassen, – er ist ein überaus ekliger Kaktus, – das vermeintliche, weiße Blütenkleid besteht durchweg aus Stacheln, die sich mit ihren Widerhaken überall festhängen, sich bei Berührung „festbeißen“ und sich so gut wie nicht mehr entfernen lassen. Am Visitor-Center haben wir einer Frau zugesehen, wie sie einen stacheligen Ball an ihrer Hand mit der Schere abgeschnitten hat, ihr Begleiter hat sie dann mit dem Auto weggebracht, vermutlich mussten sie erst mal einen Arzt aufsuchen, um die Stacheln zu entfernen.
Ob sie den Teddy nun streicheln wollte, oder sich der ihr an den Hals geworfen hatte, – wissen wir nicht, – denn die Unart dieses Kaktus ist, daß er seine „Ableger“, also kleine, tischtennisballgroße Stücke seiner Arme abstoßen und bis zu 2 Meter weit „schießen“ kann.
Am „Cholla Cactus Garden“ stehen sie dicht an dicht auf einer mehrere Fußballfelder großen Fläche, – wunderschön anzusehen, – aber mit Vorsicht zu geniessen.
Die Asphaltstraße führt durch eine herrliche Landschaft, eine weite Wüste, rundum von Bergen eingerahmt.
Hier beginnt der Bereich der „Joshua Tree´s“, das sind yuccaähnliche Pflanzen in Baumform, vielastig und oft mächtig groß, in vielen Bereichen bilden sie ganze Wälder.
Wir erreichen die Höhenlage über 900 Metern und wechseln in die „Mojave-Wüste“, die Straße schlängelt sich durch die Gebirgsregion, überall säumen hier rundgeschliffene Granitfelsen die Straße, die „Joshuas“ stehen überall dazwischen, ein toller Anblick.
Heute ist Sonntag und ziemlich viel los, überall sind Wanderer unterwegs, – an einigen Granitfelsen mühen sich Kletterer ab und auf vielen Felsspitzen sitzen Menschen und bestaunen die herrliche Natur, – irgendwo zwischen zwei Felsspitzen haben Artisten ihr Hochseil aufgebaut und balancieren in schwindelnder Höhe über das Seil, – leider können wir hier nirgendwo anhalten.
Wir fahren auf den fast 1.600 Meter hohen „Keys View“ hinauf, die höchste Erhebung in den „Little San Bernardino Mountains“, von hier haben wir einen genialen Ausblick nach Westen und Süden, über den St.-Andreas-Graben hinweg bis hinunter zu den Nobelorten „Palm Springs“ und „Indio“ und zu den nördlichen Ausläufern des „Salton Sea“.
Wieder zurück vom „Keys View“ gibt es bei „Barker Dam“ eine schöne Sandpiste von einigen Kilometern Länge, die lassen wir uns natürlich nicht entgehen. An zwei Stellen geht es ziemlich „haarig“ zu, die dicken Äste der Joshuas hängen tief auf die Straße, ausweichen geht nicht, weil die Straße von Sanddämmen begrenzt wird, – mit ein wenig rangieren und „leichter Feindberührung“ kommen wir letztendlich schadlos durch, – Spaß hat es gemacht.
Die Campgrounds hier im Nationalpark liegen herrlich versteckt, zwischen den Granitfelsen, leider sind auch heute alle restlos belegt. Schade, wir wären gerne mal über Nacht geblieben, der Park ist so weitläufig und schön, daß man locker 2 oder auch 3 Tage hier verbringen kann.
Am späten Nachmittag erreichen wir den nördlichen Parkausgang bei „Joshua Tree“ und fahren in das Städtchen hinein, Heike holt ein paar Souvenirs, hier gibt es Samen dieser herrlichen Bäume, wir wollen mal ausprobieren, ob die auf Kreta überlebensfähig sind, das Klima könnte passen.
Dann fahren wir etwa 12 km nordöstlich ins Land hinaus, dort am „Sunfair Dry Lake“, einem ausgetrockneten See, oder besser im „Sunfair Dry Lake“ gibt es jede Menge freie Stellplätze für die Nacht, – ja hier steht man direkt auf dem Boden des ehemaligen Sees, – andere Camper sind schon da, – jeder hat etwa die Größe mehrerer Fußballplätze für sich allein. Hier bleiben wir, schon bei Tag gibt es keine störenden Geräusche mehr. ( N 34° 10′ 14.7″ W 116° 13′ 07.0″ )
Tagesetappe: 143 km Gesamtstrecke: 36.258 km