Der Abend ist schon fast kühl für hiesige Verhältnisse, die Nacht dann mit 17 Grad tatsächlich frisch, – zum Schlafen genau richtig.
Der Morgen beginnt sonnig und warm, – wir haben uns gestern abend einen schattigen Platz ausgesucht, – es ist angenehm, wenn morgens die Sonne nicht gleich so heftig aufs Dach brennt.
Draussen huschen immer wieder mal größere Leguane über das Gelände, – sie liegen auf Steinen oder glatten Flächen in der Sonne und strecken Kopf und Hals in die Höhe, – eine hellere Art klettert die dicken Bäume hoch und macht es sich dort oben gemütlich, – da sind schon ein paar mächtige Burschen dabei, 80 bis 100 cm die Männchen, die Weibchen ein wenig kleiner, – sie sind hier allgegenwärtig, – an einigen Stellplätzen und auf den Flächen der antiken Stätten sind sie uns schon mehrfach über den Weg gelaufen, sie wohnen in selbst gegrabenen Höhlen unter der Erde, – die großen Löcher der Eingänge sind meist recht einfach zu erkennen.
Es ist irgendwie ein merkwürdiger Campground hier, – es gibt keine Reception, aber auch keine Möglichkeit der „selfregistration“, wie wir sie in Nordamerika kennengelernt haben, – niemand läßt sich blicken, – die kanadischen Nachbarn berichten uns, daß immer mal jemand vorbeikommen würde. Warten wirs ab.
Als wir am Morgen gegen 10.30 Uhr abreisen, ist noch immer niemand erschienen, – die Kanadier sind schon um 8 Uhr abgereist, – naja, ruhig und friedlich haben wir trotzdem gestanden.
Zunächst machen wir eine Besichtigungsrunde nach „Merida“ rein, – heute ist Sonntag, das ist günstig, – die Millionenstadt wirkt verschlafen und unaufgeregt, die Straßen sind fast leer. Etwa 8 km sind es zum historischen Zentrum, – wir kommen problemlos dorthin, drehen eine ausgiebige Runde, finden sogar einen Parkplatz an einem großen Stadtpark und schauen uns ein wenig in der Gegend um.
Gestern schon und auch heute fällt uns bei der Anfahrt auf, daß „Merida“ irgendwie offen und großzügig ist, alles wirkt gegenüber den anderen mexikanischen Städten irgendwie aufgeräumt, modern und sauber, – die vielen kleinen, aber auch typischen, „Garagenläden“, auch die sonst hundertfach am Straßenrand qualmenden Garküchen gibt es hier nicht, – dafür Restaurants, richtige Läden und Werkstätten, Einkaufszentren, – auffällig viele amerikanische Marken sieht man hier, in der Gastronomie, den Autohäusern oder auch Niederlassungen der Filialketten, – Werbetafeln und -plakate verkünden ihre Botschaft meist auf englisch, – „Merida“ hat offensichtlich einen ziemlich hohen Anteil an hier lebenden Nordamerikanern.
Der historische Stadtkern ist bunt, wie in den meisten Kolonialstädten, schicke Häuser mit schmucken Fassaden, schmiedeeisernen Gittern und Lampen, immer wieder mal eine kleinere Kirche dazwischen, ein Stadtplatz, ein Hotel oder dann die große Kathedrale.
Auf den Plätzen, meist unter großen, schattigen Bäumen spielt sich das Leben ab, – die Menschen sitzen zum Plauschen auf einer der vielen gußeisernen Bänke, eine Gruppe junger Mädchen trifft sich zum öffentlichen „Tanztraining“, die Musik kommt aus dem mitgebrachten Stereoplayer.
Dann ziehen wir weiter, wieder nach Norden, über die MEX 261 bis hinauf an die Golfküste nach „Progreso“, – unterwegs gibts noch einen Boxenstop im Supermarkt, Vorräte und Trinkwasser bunkern, wir wollen endlich mal eine Woche „Urlaub“ an irgend einem schönen Strand machen.
In „Progreso“ staut sich der Verkehr, – irgendwie wollen alle dort hin, – als wir fast am Meer ankommen, erkennen wir den Grund, – die Hafenpromenade ist gesperrt, dort findet gerade der Karnevalsumzug statt, aus der Ferne sehen wir Motivwagen und hören laute Musik, – die Kühlbox geschultert, ziehen ganze Heerscharen zu Fuß in das abgesperrte Areal.
Wir sind froh, als wir den Stau hinter uns haben und fahren auf der YUC 27 weiter, sie führt immer an der Nordküste entlang, – irgendwann kilometerlang über eine Sandbank, von beiden Seiten von Wasser umspült, palmenbestanden und mehr oder weniger touristisch, – ein paar kleinere Hotels, Restaurants und Bars, die obligate Autovermietung, – Touristen sehen wir eher weniger, – werden wohl am Karnevalsumzug sein.
Am späten Nachmittag kommen wir an dem von uns angesteuerten Camp „Balneario Zac-Ha“ an, hier soll der Strand wirklich traumhaft sein, aus der Ferne können wir ihn sehen, weißer Sand, Kokospalmen, – sieht gut aus.
Allerdings können wir uns mit dem „Platzwart“ nicht auf einen fairen Preis einigen, – der Aushang am Kassenhäuschen neben dem Eingang weist fürs Campen 100 Pesos pro Person aus, also zusammen 200, so steht es auch in der „iO-App“, – er verlangt von uns das Doppelte, also 400 Pesos, – kurze Diskussion, – er besteht darauf, – danke, und Tschüs, – ich fahre. Wieder mal einer von der Sorte, der in die eigene Tasche wirtschaftet, – Quittung kriegt man hier sowieso von Niemandem, – der wird seinem Chef die regulären 200 abrechnen, die anderen 200 reißt er sich selbst unter den Nage, – sorry, nicht mit mir !
Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter und loggen uns dann in „San Crisanto“ am „Palula Beach“ ein, – nichts Besonderes, aber ein Platz zum Stehen unweit des Strandes, – auch hier weißer Sand und Palmen, – baden geht hier und an der gesamten Küste momentan sowieso nicht, – durch den nächtlichen Regen von vorgestern und den starken Nordwind der letzten beiden Tage ist das Meer aufgewühlt und sieht ziemlich braun aus, – nicht sehr einladend. ( N 21° 21′ 11.5″ W 089° 10′ 20.3″ )
Aus dem nahen Hotel / Restaurant „Los Arcos“ dringt mal wieder Livemusik zu uns herüber, – karibisch flott klingts, – Salsa- und Merenqueklänge, – die können gerne noch ein wenig weiter spielen, – uns gefällts.
Tagesetappe: 117 km Gesamtstrecke: 45.609 km