Die Nacht ist angenehm und herrlich ruhig hier am Kanal, – die Musik vom Segelschiff geht irgendwann einfach unter, Musik ist sowieso nie lästig, – vom Kanal weht immer wieder eine angenehm frische Brise hier herein.
Um 6.15 Uhr in der Früh wecken mich Lautsprecherdurchsagen, ein Moderater kündigt offensichtlich die ersten Athleten des Ironman an und feuert sie fleißig an, – Stadionatmosphäre.
Sonntag morgen, – irgendwie blöd, – aber trotzdem schlafe ich nochmal 2 Stunden weiter.
Ich habe heute nicht viel vor und laße mir entsprechend Zeit, erst gegen 12 Uhr fahre ich vom Platz, ich werde mir heute das Geschehen rund um den Panamakanal anschauen und am späten Nachmittag auf dem Stellplatz bei „Overland Embassy“ ankommen, wo ich dann den Rest der Woche verbringe.
Aber erstmal komme ich hier fast nicht vom Platz, – die halbe Südstadt ist auf den Beinen und jede Menge Straßen und Wege sind wegen des Ironman gesperrt, – bis ich auf der Straße draußen bin, sind bereits 45 Minuten vergangen, – die Parkplätze sind voll, – die Straßen beidseitig zugeparkt, – die einzige Ausfahrt führt fast 500 Meter durch parkende Autos, bis dann endlich ein Schild die Weiterfahrt versperrt (räusper !), – beim Reinfahren schon Millimeterarbeit zwischen den Bussen und PKW, und jetzt das Ganze rückwärts, – naja, – letztendlich gelingt es und ich komme schweißgebadet auf den großen Parkplatz, der allerdings keinen weiteren Ausgang hat, als den, zu dem ich reingefahren bin ??
Letztendlich reicht es mir dann und ich fahre über den Rasen und zwei Gehsteige hinaus auf die zweispurige Straße, – für was hat man denn nen Offroader ?
Dann etwa 12 Kilometer durch die Stadt, deren Straßen heute am Sonntag angenehm leer sind, bis zu einem Aussichtspunkt am Kanal, – einen wohl etwas besseren Aussichtspunkt ein Stück vorher verkneife ich mir, dort kassieren die doch mal eben 20 Dollar, um mal zum Kanal schauen zu dürfen.
Von meinem Aussichtspunkt schaue ich mindestens zwei Stunden dem Treiben zu, – für noch besseres Sehen, sitze ich oben auf dem Dach, – sehr interessant, wie die Riesenpötte hereingleiten, Lotsen übernehmen sie und am Kai werden sie von schweren Lokomotiven gehalten und in die Schleuse gezogen, – etwa alle 15 Minuten kommt wieder einer an.
Der Panamakanal – ein Jahrhundertbauwerk:
Bereits im Jahr 1871 werden erste Konferenzen einberufen, um ein Kanalbauprojekt durch Zentralamerika zu beraten, welches den Atlantik mit dem Pazifik verbinden soll.
Viele Jahre vergehen für Planung, Finanzierung, Genehmigung und Vorbereitung, bis endlich im Januar 1881 durch ein französisches Konsortium der erste Spatenstich erfolgt.
Geprägt von Fehlschlägen, Geldmangel und hauptsächlich von annähernd 20.000 Todesfällen innerhalb der aus dem karibischen Raum rekrutierten Bauarbeiter, die schwer von Malaria und Gelbfieber heimgesucht werden, einer Fastpleite und dem Tod des leitenden Bauingenieurs wird der Bau nach 17 Jahren im Jahr 1898 eingestellt.
In langwierigen Verhandlungen mit Kolumbien, das seinerzeit noch Herrscher über dieses Gebiet war, und später mit Panama, das sich zwischenzeitlich von Kolumbien abgespalten hat, erreichen die USA den Ankauf des Landes und den Weiterbau des Kanals im Jahr 1904.
1905 werden die Bauarbeiten erneut eingestellt, weil die Epedemien und Seuchen verheerend unter den Bauarbeitern weiter wüten, – erst durch groß angelegte Säuberungsaktionen beim Trinkwasser und in den Häusern kann die auslösende Mückenplage beseitigt und wieder mit dem Weiterbau des Kanals begonnen werden.
Endlich, am 07. Januar 1914 befährt dann das erste Schiff den fertiggestellten Kanal.
75.000 Bauarbeiter waren 33 Jahre mit diesem Mammutprojekt beschäftigt, 25.000 von ihnen haben ihr Leben dabei verloren.
Während des Baus wurden etwa 200 Millionen Kubikmeter Erdreich, Steine und Schlamm beseitigt und ein ca. 82 km langer Kanal von ca. 150 Metern Breite und ca. 14 Metern Tiefe durch das Land gegraben, den heute jährlich etwa 14.000 Schiffe, täglich also etwa 40, passieren.
Der Kanal erspart der Schifffahrt den mühselig langen Umweg um das Kap Horn in Südamerika, dafür beträgt die durchschnittliche Durchfahrtsgebühr pro Schiff etwa 80.000 Dollar und sorgt für 7.500 permanente Arbeitsplätze rund um den Betrieb und die Verwaltung des Kanals.
Am Nachmittag fahre ich dann in einer nördlichen Schleife in die Stadt hinein und zum Stellplatz, nicht ohne vorher, – weil ich mal kurz falsch abgebogen bin, noch über die zweite große Stahlbrücke über den Kanal, die „Puente Centenario“ zu fahren und nach einer Schleife gleich wieder über sie zurück in die Stadt zu fahren, – hat sich gelohnt, die Aussicht von dort oben ist phantastisch, und durch die Hin- und Rückfahrt konnte ich zudem den Blick nach beiden Seiten genießen.
Gegen 16 Uhr komme ich auf dem Stellplatz an, – es ist nichts Besonderes hier, aber halt zweckmäßig. ( N 09° 00′ 54.3“ W 079° 29′ 10.2“ )
Alejandro, den Besitzer von Overland Embassy haben wir im Dezember 2019 auf der mexikanischen Bahia kennengelernt, als er irgendwann mit seinem Landrover neben uns am Strand gestanden hat und auch dort mit uns den Abend und die Nacht verbracht hat.
Damals hat er uns schon eingeladen, uns unbedingt bei ihm zu melden, wenn wir dann irgendwann Panama passieren.
Mittlerweile, in 2021 hat er seine Firma gegründet, kümmert er sich um Alles, was mit Verschiffung und Storage beim Zoll zu tun hat, organisiert Werkstattbesuche und Waschtermine für die Fahrzeuge und hat jetzt hier direkt dabei diesen kleinen Stellplatz eingerichtet, in nächster Nähe sind Supermarkt und Wäscherei, also Alles, was so demnächst gebraucht wird.
Jutta und Michael und Linda und Marius, mit denen ich ein paar Tage durch El Salvador, Honduras und Nicaragua gefahren bin, sind auch schon hier, sie packen am Dienstag ihre Fahrzeuge in einen Container und verschiffen sie zurück nach Deutschland, und Gaby und Werner, die ich letzte Woche in Farallon getroffen habe, kommen später auch noch an, – sie haben ähnliche Pläne wie ich, – das Fahrzeug zunächst hier sicher abstellen, den Sommer in Europa verbringen und dann im Herbst mit dem Schiff weiter nach Südamerika reisen.
Wir werden sehen.
Tagesetappe: ca. 30 km Gesamtstrecke: 55.751 km














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