Gestern abend, – ich sitze gerade im Restaurant beim Abendessen, – fällt doch aus heiterem Himmel ein Regenschauer, – kurz und heftig, – beim HerrMAN stehen alle Dächer auf, ist ja immer noch schwülwarm draußen, – kurzer Sprint, – eh zu spät, – unterhalb der großen Dachklappe ist ja „nur“ das Bett, – vielleicht kühlt ja das nasse Bettlaken ein wenig heute Nacht.
Die Nacht und auch der Morgen sind dann so richtig ungemütlich, der Himmel ist zugezogen, schon früh steigt das Thermometer auf schwüle 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist enorm hoch und es weht kein Lüftchen. Eigentlich wollte ich heute hier noch einen Faulenzertag dranhängen, – das ist aber selbst mir zu heftig, – ich muß eh frisches Obst besorgen, – also fahre ich mal ein Stück weiter, Richtung Hauptstadt und suche mir heute Abend eine andere Bucht am Pazifik, – der Fahrtwind, bei offenen Fenstern, läßt zumindest ein kleines, wenn auch warmes, Lüftchen um mich streichen und macht die Schwüle ein wenig erträglicher.
Es ist schon 11.30 Uhr, bis ich loskomme, – die 12 km über die 461 raus auf die 1 und dann immer ostwärts, kurz hinter Santiago dann auf die Nebenstrecke (ohne Nr.) und ca. 50 km nach Süden zur Playa Reina Mariato.
Die 1 ist auch in diesem Bereich autobahnmäßig ausgebaut, es geht also zügig voran, auch die letzten 50 km sind in gutem Zustand, teilweise neu asphaltiert.
Die Gegend hier, entlang des südlichen Küstenbereiches ist trocken, – licht stehender Trockenwald prägt das Landschaftsbild, – Landwirtschaft ist wohl kaum möglich, bewirtschaftete Felder sind keine zu sehen, – ein wenig Weideland, – kleinere Rinderherden stehen auf vertrockneten Weideflächen und unter Bäumen und suchen das letzte Futter zusammen.
Auffällig ist, daß in dieser Region Steinhäuser überwiegen, da sind teilweise richtig kleine Schmuckstücke mit gepflegten Vorgärten dabei und Einige gar mit schönen, verzierten Zäunen und Toren aus Schmiedeeisen.
Die Playa Reina ist eine bei Surfern beliebte Bucht, starke Wellen locken Besucher von weit her. Das Hotel „Playa Reina Mariato“ steht auf einer Klippe, direkt über der Bucht und bietet ein paar Stellplätze im Hof, vom Garten habe ich einen schönen Ausblick auf die Bucht, – bis hinüber auf die vorgelagerte „Isla Cebaco“, und kann schön zusehen, wie sich die Surfer draußen abmühen. ( N 07° 37′ 16.7“ W 080° 59′ 37.0“ )
Ja, doch, – hier läßt es sich aushalten, habe gleich gestern abend noch ein Bad im Meer genossen, – hier kann man wenigstens im Meer baden, – an vielen anderen Stränden ist das wegen mächtiger Brandung gar nicht möglich, – hier rollen die Wellen seicht an den über 30 Meter breiten Strand.
Die Nacht ist wunderbar ruhig, selbst das Rauschen der Wellen ist verhältnismäßig dezent.
Ich werde ein paar Tage hier bleiben, mal ein wenig ausruhen, – Urlaub vom Reisen, – Zeit habe ich noch, – Panama-City, mein Endziel ist nur noch 350 km weg.
Die Tage und auch die Nächte sind heiß, die Luft schwül, – eigentlich schwer erträglich, ein angenehmes Lüftchen vom Meer läßt es zumindest draußen im Freien ganz gut aushalten, – überall sind überdachte Flächen, die Schatten bringen, die hohen Palmen bringen auch dem HerrMAN ein wenig Schatten, ich hänge meine Hängematte unter die Palapa und laße es mir gut gehen.
In der Hängematte lesen, – am ewig langen Strand spazieren gehen, – das geht hier super, der Sand ist im Mittelbereich ziemlich fest, – im Schatten sitzen, – baden gehen, schwimmen ist wegen dem Wellengang ziemlich schwierig, – am Nachmittag gibt’s einen kleinen Umtrunk im Restaurant, der Nachbar feiert heute seinen Geburtstag und dazu treffen auch gleich noch ein paar Gäste aus Deutschland ein.
An den Abenden gönne ich mir jeweils einen Besuch drüben im Restaurant am Strand, es gibt einen hervorragenden Fisch und auf Bestellung für den Sonntag auch mal ein Steak, dazu reicht man hier, anstatt Pommes oder Reis, pfannkuchenähnliche Beilagen aus Kochbananen, schmecken lecker. So läßt es sich aushalten, – tagelang.
Gestern abend dann, es war wohl so gegen 22 Uhr, fährt draußen ein schwerer LKW vor, – plötzlich tauchen zwei Fahrzeuge mit Blaulicht auf, – und dann geht es ganz schnell. Innerhalb von 2 Minuten ist die Straße frei, – die Baumaschine brummt, – fährt also eigenständig weg, – die Akteure bauen ihren Zeltpavillon ab, räumen noch eine Nebenstraße frei, die sie mit schweren Betonteilen abgesperrt hatten. Puuuh ! Hoffentlich bauen die morgen nicht wieder auf.
Nun fahre ich aber nicht mehr los, wo soll ich auch hin, das wird schon irgendwie gehen, hier.
Die Nacht war friedlich und ruhig und der Verkehr nur mäßig.
Die Straße ist und bleibt offen, so mache ich mich gegen 10 Uhr auf den Weg in Richtung Pazifikküste im Süden. Der Umweg über einen fragwürdigen Feldweg durch den Regenwald bleibt mir erspart. Ich nehme die einzige Straße hier, die 11 bis Rambala, dort dann die 10 bis Gualaca. Auf der 21 geht es weiter bis Chiriqui, wo ich wieder auf die 1, die gute, alte Panamericana treffe und ostwärts bis zur Abfahrt auf die 461 bei San Felix weiterfahre, dort sind es nur noch wenige Kilometer bis zur Playa Las Lajas, einem Traumstrand an der pazifischen Küste.
Nach der Abfahrt in Almirante führt die Straße durch üppiges Grün, – tropischer Regenwald, – in den Bereichen entlang der Straße immer wieder auf beiden Seiten ausgelichtet und landwirtschaftlich genutzt, – kleine Bananenplantagen, – mal ein Maisfeld, – immer wieder mal auch Weideflächen mit Rindern unter den hohen Bäumen, – dazwischen die Behausungen der Kleinbauern, – oft armselige Bretterhütten mit verrosteten Wellblechen oder Palmwedeln auf dem Dach, – massiv gebaute Steinhäuser oder große Holzhäuser gibt es, sind aber eher die Ausnahme.
Immer wieder mal gibt es schöne Ausblicke hinaus auf das Meer, – auf die Bahia de Almirante, durch die einst Kolumbus anlandete und amerikanischen Boden betrat. Die 10 schlängelt sich hinter Punta Pena auf die Berge der Zentralen Cordilleren hinauf, über viele hundert Kurven geht es stetig auf und ab, bis auf etwa 1.200 Meter. Auffällig ist die große Anzahl von kleinen Brücken, die über unzählige kleine Bäche und Flüße führen, ein Zeichen für die ergiebigen Regenfälle, die hier in den tropischen Wäldern vom Himmel kommen, – über eine Steilwand, direkt neben der Straße, ergießt sich ein schöner Wasserfall hinunter ins Tal. Hier in den Bergen wächst eine ganz andere Art Wald, – die Bäume sind weniger üppig und kleiner, Blüten, Palmen und Bananenstauden fehlen gänzlich, manchmal sind gar Nadelbäume zu sehen, meist Pinien.
Hier oben erreiche ich die Wasserscheide, aber auch die Wetterscheide des Landes. Am Morgen noch bei bedecktem Himmel, angenehmes Reisewetter mit 27 Grad, auf der Nordseite der Berge dann teilweise naße Straßen von den Regenschauern der Nacht, dicke Wolken, 23 Grad und immer wieder fallen Schauer vom Himmel, es ist windig und kühl.
Auf der anderen Seite der Berge geht es genauso bergab, – kurvig und oft steil, – nur ist es hier auf der Südseite schlagartig trocken, – der Himmel offen, – blau, – mit einigen, kleinen, weißen Wolken, das üppige Grün endet bald und die Natur zeigt sich karg, gelb und braun. Während der Abfahrt ist der Ausblick hinunter in das Flachland und bis hinaus an den Pazifik einfach traumhaft schön und lockt hinter jeder Biegung zum Anhalten.
Fast schon wieder unten in der Ebene führt die Straße über die Staumauer des Fortunasees, den Stausee des Rio Brazo de Hornito und dann auf die Nationalstraße 1.
Die Straßen sind heute recht unterschiedlich, am Anfang, in den Bergen immer wieder Schlaglöcher im Asphalt, denen man aber mit ein wenig Geschick bei dem wenigen Verkehr ganz gut ausweichen kann. Dazwischen immer wieder recht gute Abschnitte, teilweise ziemlich neu asphaltiert. Die 1 ist dann eine bestens ausgebaute, vierspurige Autobahn, die letzten 60 Kilometer laufen wie geschmiert.
Die kleine Nebenstrecke 461 führt über 12 km hinaus an den Pazifik, ist recht schmal, dafür ist man fast ganz alleine dort unterwegs, der letzte Kilometer entlang des Meeres ist grob geschottert.
Ich hatte mir für heute den Campground „Las Lajas Beach Cabin“ ausgesucht, – für das, was da geboten wird waren mir dann aber 25 Dollar zu viel und ich bin wieder gegangen, etwa 400 Meter weiter vorne, beim Camping „La Estrello del Pacifico“ bin ich dann fündig geworden, gleiche Leistung, fast halber Preis, 14 Dollar, das ist ok. ( N 08° 10′ 10.0“ W 081° 51′ 58.1“ ) Nebenan sind fast gleichzeitig Nachbarn aus Deutschland angekommen, sind gerade mit dem Schiff aus Südamerika in Panama-City angekommen und jetzt hier gelandet. Haben uns im platzeigenen Restaurant zu einem netten Kennenlernplausch getroffen, es gibt Einiges an Infos auszutauschen. Morgen ist auch noch ein Tag.
Am Morgen mache ich mich etwas früher auf den Weg, – heute ist Grenztag, der letzte dieser Etappe. Gegen 09.30 Uhr fahre ich los, – raus auf die 36 und immer nach Süden. Die letzten 40 Kilometer in Costa Rica, – die Touristenzone endet gleich hinter Puerto Viejo, – hier widmen sich die Menschen wieder der Landwirtschaft, – zunächst aber behält der tropische Regenwald die Oberhand, – dann kommen, wie schon weiter nördlich, die Bananenplantagen, – kilometerweit, – in allen Alterstufen, – hier ist Chiquitaland.
Nach einer Stunde erreiche ich Sixaola, die Stadt diesseits des Grenzflußes Rio Sixaola. Die Abfertigung geht schleppend, – nicht daß es übermäßig Lauferei wäre oder gar Schikane, – nein, – es ist halt ein ewiges Warten, – obwohl kaum was los ist, geht irgendwie gar nichts. Später erfahre ich, daß das elektronische System wohl kurzzeitig ausgefallen ist und deswegen nicht abgefertigt werden kann. Für die Ausfuhrabfertigung Costa Ricas werden 8 US-Dollar Gebühren fällig, die man vorher schon online einzahlen muß. Das habe ich nun 2 Tage lang versucht und wurde immer wieder darauf hingewiesen, daß das System derzeit nicht erreichbar wäre, – so bin ich heute einfach hierher gefahren und will mal schauen, was passiert. Und was soll ich sagen, – das System ist schon tagelang nicht funktionstüchtig und somit ist den Reisenden heute die Gebühr erlassen, erfahre ich, als ich dran bin. (Wo ist denn hier wieder der Grinse-Smiley ?) Ich kriege den Ausreisestempel und auch das Austragen des TIP geht anschließend recht zügig.
Dann fahre ich über die Brücke hinüber nach Guabito, der Grenzstadt in Panama. Schon auf der Brücke kontrolliert ein Posten den Reisepaß und das ausgetragene TIP von Costa Rica und notiert die Daten in einer Liste, – dann fahre ich durch diese schrecklich nach Chemie stinkende Desinfektionsanlage, kriege gerade noch schnell genug die Fensterscheiben hoch. Dann weiter, Richtung Zollabfertigungsgebäude links unterhalb der Brücke, dort empfangen mich gleich 5 halbwüchsige Jungs, so zwischen 8 und 14 Jahren und rufen und winken, wollen mir einen Parkplatz zuweisen, – das kann ich gerade leiden … ! Ich parke ganz woanders und laufe zur Abfertigung, – die Kerlchen nebenher, – reden wild durcheinander, – jeder gibt sein Bestes, – gibt Tips, die ich sowieso nicht verstehe, – zeigt vermeintlich den Weg, – das nervt jämmerlich, – bis mir die Hutschnur reißt, – dann gibt’s erst mal eine Standpauke, – auf deutsch, – grimmig und heftig und mit einem energischen „Zisch“ am Ende, – und weg sind sie, – erstmal !
Auch hier zuerst den Paß und die Fahrzeugpapiere hinreichen, dann werden die Gebühren kassiert, alles zusammen 25 US-Dollar. Panama hat übrigens eine eigene Währung, den Balboa, den gibt es allerdings nur als Münzen, verwendet wird aber landesweit der US-Dollar, auch ganz praktisch.
Der Weg geht nun zur Einreisebehörde, den Paß einstempeln, das geht recht flott, – dann am Container nebenan eine Fahrzeugversicherung abschließen, – auch kein Problem, – kostet auch 25 US-Dollar und dann zum Zollgebäude wegen den Papieren für die vorübergehende Fahrzeugeinfuhr. Auch hier reiche ich wieder alle Dokumente im Original und zusätzlich eine Kopie von jedem, – eine Kopie vom CR-TIP wird auch noch verlangt, die muß ich erst anfertigen lassen, – macht die Dame vom Versicherungsbüro.
Ja, – und dann, – warten, – warten, – warten ….
Es ist 16.30 Uhr, als ich endlich fertig bin, – nee, Quatsch, bis die endlich fertig sind, mit den Papieren. Allerdings sind das nicht wirklich 5 Stunden Dauer gewesen, sondern nur 4, – die Uhr springt in Panama um eine Stunde nach vorne, aber 4 Stunden ist auch noch ganz schön happig.
Jetzt nichts wie weg, – natürlich lungern die Jungs jetzt um den HerrMAN rum, wollen Dollars abgreifen, war mir schon klar, – da sind sie bei mir aber an den Falschen geraten, ich laße sie abblitzen und fahre los.
Nach etwa 3 Kilometern kommt dann nochmal eine Grenzkontrollstelle, – Einreisestempel und das TIP werden kontrolliert und zwei Zöllner besichtigen die Wohnkabine von innen, – kurz und problemlos, – der „Chef“ läßt sich gerade noch von seinem „Helfer“ auf einem Foto festhalten, – HerrMAN kontrollieren hat man schließlich nicht alle Tage.
Dann gebe ich Gas, will noch ein Stück vorwärts kommen, – allerdings ist die Straße so grottenschlecht, daß mit Tempo nicht viel drin ist, – in der nächsten Stadt „Changuinola“ staut sich zudem der Verkehr, – hier gibt es tatsächlich mitten in der Stadt noch Straßenstücke, die noch nicht asphaltiert sind.
Bei Almirante führt die Straße wieder an die Küste heran, dort gibt es auch einige Stellplätze, alle nicht wirklich toll, aber immerhin, – einen habe ich mir ausgewählt …. ……und komme nicht hin. Am Ortseingang des Städtchens staut sich der Verkehr, es herrscht Durcheinander, Autos drehen um, Busse verbreiten Chaos, Menschen laufen hin und her. Es dauert eine Weile, bis mir klar wird, was hier abgeht, – eine Straßenblockade der örtlichen Bevölkerung, – na prima ! Eine Baumaschine steht quer über der Straße, Schilder stehen davor und ein Zeltpavillon mit den Akteuren steht daneben, – Hochkonjunktur für die Taxen, sie holen die Menschen ab, zu Fuß dürfen sie passieren, und so geht das auch mit den Bussen, auf einer Seite der Blockade steigen alle Passagiere aus, gehen zu Fuß durch die Blockade, auf der anderen Seite steigen sie in einen anderen Bus wieder ein, und weiter geht die Reise.
Für mich ist hier erst mal Ende, es gibt nur diese eine Straße von Nord nach Süd, irgend eine Umfahrung ist nicht möglich, und zurück geht auch nicht, – na Klasse, das kann ja heiter werden. Meine anfängliche Hoffnung, daß sich die Blockade mit Einbruch der Dunkelheit auflösen wird, zerschlägt sich, – drüben auf der anderen Seite steht die Polizei in gebührendem Abstand und schaut zu.
Mittlerweile habe ich mir hier am Straßenrand ein Stück Wiese ergattert, auf der ich stehe, – zumindest bin ich mal von der Straße runter. Ein Nachbar erzählt mir auf mein Nachfragen, daß es bei der Blockade wohl um länger offene Geldforderungen von Bauarbeitern geht, die zwar immer wieder versprochen, jedoch nie gezahlt wurden, – bis sie jetzt heute genug haben und nicht eher weggehen, bis das Thema erledigt ist. Die Blockade ist für heute und vier weitere Tage angesetzt, – tolle Aussichten ! Ich erzähle ihm, daß ich nach Panama-City möchte und nach einer Weile flüstert er mir, daß es einige Kilometer zurück und mit einem Umweg von etwa 25 km einen schlechten Feldweg gibt, über den ich es morgen probieren kann, – er kommt einige Kilometer südlich der Stadt wieder zurück auf die 11, so heißt die Straße hier. – Na, das wird spannend werden.
Mittlerweile richte ich mich für die Nacht ein, es ist jetzt 20 Uhr, ich muß dringend mal was essen, es gab schon wegen der Grenzabfertigung heute Mittag nichts. Draußen ist weiterhin reger Betrieb, die Busse pendeln, PKW kommen, drehen und verschwinden wieder und auch aus dem Städtchen kommen immer wieder Schaulustige, – endlich mal was los im Ort.
Ich parke nochmal ein paar Meter um und mache dann Feierabend für heute. ( N 09° 17′ 49.0“ W 082° 24′ 39.7“ )
Am Abend ist wieder Reggaetime angesagt, drüben in der Bar, – es wird getanzt und gelacht, – die Musik endet heute erst gegen Mitternacht.
….und weckt mich am Morgen gegen 7.30 Uhr, – Zumba an der Beach, direkt hinter dem HerrMAN, – naja, – eh Zeit zum Aufstehen.
Eigentlich will ich heute rüber nach Panama, habe aber kurzfristig entschieden, einen Tag länger hier in Costa Rica zu bleiben und mir die Gegend um Puerto Viejo und Manzanillo anzuschauen, – das ist alles nicht weit, verspricht also einen lockeren Tag.
So fahre ich gegen 10.30 Uhr los, heute ist der Himmel wolkenlos, die Sonne knallt und heizt schon jetzt auf 31 Grad auf. Über die 36 fahre ich nach Süden, gibt ja nur die eine Straße hier, und biege dann auf die 256 ab, bis hinunter nach Manzanillo. Rechts und links der Straße liegen touristische Einrichtungen im tropischen Regenwald, – nicht überlaufen, schön vereinzelt und dezent, – gefällt mir. Und hinter Puerto Viejo enden dann die schwarzen Strände, – sieht schon irgendwie komisch aus, wenn die Menschen auf ihren Handtüchern vermeintlich auf Kohlestaub liegen, – und es beginnen die hellen Sandstrände. Oh ja, – das hat was, – so liebe ich das, – türkisblaues Meer, – palmengesäumte Strände und, – eben, – heller Sand.
In Manzanillo endet die 256, ich mache eine erste Pause und geniese den Flair, – es sind nur vereinzelt Menschen unterwegs, – ein paar Wenige spazieren den Strand entlang, – ein paar Andere tummeln sich schon im Wasser, – einige Meter weiter drüben stürzt sich ein Braunpelikan auf der Jagd mehrmals ins Meer, – zwei Frauen fegen das abgefallene Laub unter den Bäumen des kleinen Parks zusammen, – Idylle.
Ich fahre dann die Straße langsam wieder zurück, mache die nächste Rast in Punta Uva, wo ich eigentlich übernachten und nochmal ausgiebig baden möchte. Ich sehe aber schon beim Einfahren in die schmale Seitenstraße, daß es da schlecht aussieht, – ich werde den Campground wohl nicht erreichen, – der Weg ist recht eng, – die Kabel hängen relativ tief und verlaufen längs der Straße, – ich könnte seitlich dran vorbeifahren, wenn da nicht die „netten Badegäste“ vom nahen Strand die eine Straßenseite komplett zugeparkt hätten. Ich gehe die Strecke zum anderen Dorfende komplett zu Fuß, immer in Sichtweite des Meeres, schön anzuschauen, – um mir den Campground trotzdem anzusehen, – der ist wirklich schön, und fast direkt am Strand, – ich werde mit der Betreiberin schnell über den Preis und den Stellplatz einig, muß allerdings beim Zurückgehen endgültig einsehen, daß das so nichts wird, ohne größere Schäden anzurichten, – Autos verkratzen oder Kabel abreißen ?? Beides irgendwie schlecht.
Etwas außerhalb im Wald finde ich dann einen wunderschönen Platz zum Baden, ein langer Strandbogen, sechs Menschen auf einem Kilometer, – ganz schön überlaufen … ! Hier verbringe ich den Nachmittag, genieße die Sonne und das Meer, – für die Nacht ginge das hier sicher auch, ist mir allerdings zu einsam hier draußen.
So fahre ich zurück in das Städtchen Puerto Viejo und stelle mich dort im „Camping IguAnitas Place“ ein, – ein netter, kleiner Platz, – hier treffe ich auch Nachbarn von gestern und vorgestern wieder. ( N 09° 39′ 14.4“ W 082° 46′ 06.6“ ) Am Abend laufe ich ins Städtchen, es gibt ein paar nette Restaurants dort, – unterwegs fällt ein kräftiger Regenschauer vom Himmel, – und, – ich kann es nicht glauben, – man kann den wirklich ignorieren, 29 Grad Lufttemperatur, bestimmt genauso warm ist das Wasser, das vom Himmel fällt, – ich laufe ganz ruhig weiter, – bin klitschenaß, – und freue mich, wie angenehm das kühlt. – Angekommen !
Drückend warm ist es, bis spät am Abend, – es sind gleich mehrere einfache Restaurants in nächster Nähe, gegen 23 Uhr sind wohl die letzten Gäste gegangen, die Reggaebar schaltet die Lautsprecher ab, – jetzt rauschen nur noch die Wellen draußen am Strand.
Heute gönne ich mir einen Ruhetag, – ist schon lange mal wieder nötig, – jeden Tag fahren ist auf Dauer recht anstrengend, – im Landesinneren und in den Bergen war aber nicht wirklich ein Platz zum Bleiben.
Ausschlafen, – ewig mit der Kaffeetasse sitzen und aufs Meer schauen, – ein wenig das Internet quälen, hier gibt es seit längerer Zeit wieder mal bestes WLAN.
Ab Mittag sorgt der Reggaesound wieder für lockere Stimmung, – ich gehe dann mal an den Strand, – baden, schwimmen, lesen, faulenzen, – auch mal schön. Die Sonne brennt hier nicht wirklich, – auch heute ist der Himmel wieder bedeckt, – nur gelegentlich schaut sie kurz hindurch, – die Wellen sind ziemlich stark, – schwimmen ist mächtig anstrengend, – die Surfer mühen sich draußen an ihnen ab.
Gegen Abend plane ich dann meinen weiteren Weg nach und durch Panama und nutze die Gelegenheit für einen Besuch im platzeigenen Restaurant.
Endlich wieder mal eine ganz ruhige Nacht, – kein Sturm, kein Wackeln, kein Straßenlärm, keine tosenden Wellen, – nur Ruhe, – und endlich mal angenehme Temperaturen, – keine Hitze und keine Kälte. Entsprechend ausgeruht beginnt der Tag.
Heute fahre ich hinauf an die altlantische Küste Costa Ricas, – an das Karibische Meer. Dafür nehme ich die 10 bis Siquirres, dann die 32 bis Puerto Limón und dann die 36 bis hierher nach Cahuita.
Die Strecke ist heute recht einfach, über die 10 noch durch hügelige Landschaften mit etwas Kurven, – Zuckerrohrfelder und Kaffeeplantagen prägen hier anfangs das Bild, – später überwiegt der tropische Regenwald mit seinem üppigen Grün.
Hinter Siquirres beginnt die karibische Küstenebene, – flaches Land, es geht meist geradeaus, die Straße ist breit und gut ausgebaut, wird derzeit auf vier Spuren erweitert, was jede Menge Baustellen mit sich bringt, die allerdings nicht weiter stören, der Verkehr läuft einseitig weiter, es ist eh nicht viel los hier. Hier oben übernehmen zunächst Kakao- und Palmölplantagen das Bild, – dann beginnt das „Bananenland“, – Bananenplantagen, so weit das Auge reicht, – kilometerweit.
Mitte des 19. Jahrhunderts beschloß man, einen Hafen auf der Atlantikseite Costa Ricas zu bauen und diesen durch eine Eisenbahnlinie vom Land her anzubinden, damit man den Kaffee, der vorher umständlich über die pazifische Seite des Landes abtransportiert wurde, besser nach Europa und Nordamerika transportieren konnte. Für den Bau dieser Eisenbahn holte man eine Vielzahl Arbeiter ins Land, überwiegend aus dem karibischen Raum, teilweise auch Asiaten aus China. Sie sind geblieben und so ist heute dieser Teil Costa Ricas stark karibisch angehaucht, die Menschen dunkelhäutig, die Mentalität locker, ein Menschenschlag mit eigener Küche und eigener Sprache, – auch die Bauart der Häuser und Hütten erinnert eher an Jamaica, als an Costa Rica.
…und als während des Eisenbahnbaus so langsam das Geld ausging, kam der findige Ingenieur M.C. Keith Ende des 19. Jahrhunderts auf die Idee, den Eisenbahnbau durch den Anbau von Bananen zu finanzieren, – so wurden spontan 300.000 Hektar, – später noch wesentlich mehr, mit Stauden bepflanzt, – so wurde aus dieser Region das „Bananenland“.
Wenige Kilometer vor Puerto Limon, – bei Moin, hat man nach dem verheerenden Erdbeben von 1991, bei dem der Hafen von Puerto Limon durch die Anhebung des vorgelagerten Korallenriffs dauerhaft unzugänglich wurde, einen neuen Containerhafen gebaut. Schon viele Kilometer vorher führt die Straße an unendlich vielen Speditionshöfen und Unmengen von Containerdepots vorbei, „Dole“, „Del Monte“ und „Chiquita“ prägen hier das Bild.
Puerto Limon, die zweitgrößte Stadt des Landes ist nicht wirklich sehenswert, – sie ist schlichtweg zweckmäßig als Hafen und damit Arbeitsplatz für viele Menschen, – auch verschrien als Ort mit hoher Arbeitslosigkeit, – dadurch Brutstätte von Kriminalität, Prostitution und Alkoholismus, – ich fahre eine Runde hindurch, – eher beschaulich, das Städtchen, – draußen liegt ein Kreuzfahrtschiff der TUI, – keine Ahnung, was die hier wollen ?
Ich fahre gleich weiter, Richtung Cahuita, das geht immer am Meer entlang, – der kleine Flughafen der Stadt verläuft parallel zur Straße, so richtig los ist hier nichts, – ich kann kein einziges Flugzeug entdecken.
In Cahuita fahre ich den Campground „Reggae Bar und Cabins“ an, direkt an der Playa Negra, dem schwarzen Strand gelegen. ( N 09° 44′ 32.0“ W 082° 51′ 03.8“ ) Das Ambiente hier ist in der Tat karibische, Reggaemusik dröhnt 12 Stunden am Tag aus den Lautsprechern, macht irgendwie locker. Hier ist es touristisch, – aber weit von dem entfernt, was wir so unter touristisch verstehen, – es geht beschaulich zu, das Ambiente erinnert ein wenig an die Hippie- und Aussteigerzeiten der 70er Jahre, – die Straßen noch nicht asphaltiert, – die Restaurants und Bars einfach, – am Strand ein paar Surfschulen.
Unwirtlich ist das Wetter in der Nacht noch immer, – der Wind pfeift und es regnet auch irgendwann, – uuund kalt ist es, 4 Grad, – nichts wie weg hier.
Tja, und jetzt erschließt sich mir auch der Sinn des Online-Ticket-Verkaufs für den nächsten Tag. Das Wetter ist nämlich auch heute morgen noch so schlecht, daß ich mir jetzt am Schalter kein Ticket kaufen würde, – das heißt, bei schönem Wetter haben wohl früher die Leute den Vulkan gestürmt, bei Schlechtem war Ebbe. Jetzt, wo man am Vortag online bucht, hat man das 17-Dollar-Ticket in der Tasche und geht natürlich hin, egal, wie das Wetter ist, – clever gelöst. Aber für mich als Besucher nicht wirklich hilfreich, – der Himmel ist komplett zugezogen, Nebelfetzen werden vom kräftigen Wind über die Bergkuppen gejagt, es fällt Nieselregen und die Fernsicht tendiert gegen Null.
Nun ja, – pünktlich um 9 Uhr stehe ich am Einlaß und fahre rein zum Parkplatz, wo nochmal fast 5 Dollar fürs Parken fällig werden, – na prima. Als tröstlich betrachte ich den Umstand, daß der Parkplatz offensichtlich vom hiesigen Roten Kreuz betrieben wird, die Quittungen sind jedenfalls von ihm ausgestellt und auch dessen Personal ist hier tätig, – so bleibt wenigstens die Hoffnung, daß die 5 Dollar dem hiesigen Rettungssystem zu Gute kommen.
Dann gehe ich zu Fuß hinaus an den Kraterrand auf 3.310 Metern ü. NN, – der „Diego de la Haya-Krater“ ist gleich gar nicht zu sehen, – der Krater des „Irazu“ mit ca. 800 Metern Durchmesser und 275 Metern Tiefe ist nur schemenhaft zu erkennen, – schade, – immer wieder reißt die Nebeldecke für Sekunden ein wenig auf, – es bleibt also Hoffnung, – doch genauso schnell schließt sie sich wieder, – der Nieselregen bildet einen leichten Regenbogen im Krater, – die doch recht zahlreichen Besucher drücken sich alle noch irgendwie am Kraterrand rum und warten auf „bessere Zeiten“, aber irgendwann werden die Finger so klamm und die Jacken so naß, daß auch ich nur noch weg will.
Weg, – hinunter in die wärmeren Gefilde, – mein Weg führt heute durch das Orosital und weiter zum Angostura-Stausee bei Turrialba. Dazu fahre ich die Flanke des Vulkans auf der 219 hinunter, über Cot nach Cartago, auf die 10 nach Paraiso und dort auf die 224 bis Orosi. Eigentlich führt die 224 weiter und umrundet den Cachi-Stausee, – mein eigentlicher Plan, – ich hatte aber schon gelesen, daß das wohl nichts werden wird, denn in Orosi und auch Kilometer später an der Nordostspitze des Stausees sind zwei Brücken, die gewichtsbeschränkt auf 4 Tonnen und höhenbeschränkt auf 2,50 Meter sind, also nichts für den HerrMAN, – ich drehe in Orosi um, fahre zurück nach Paraiso und nehme dann die 10 nach Turrialba.
Das mit den wärmeren Gefilden funktioniert auch nicht wirklich, es ist heute kein Sonn(en)tag ! Dicke Wolken hängen über der gesamten Region, die Temperatur liegt immerhin wieder bei 20 Grad, aber immer wieder fällt Nieselregen vom Himmel, – erst am Nachmittag kommt kurzzeitig die Sonne durch, dann wird es recht schnell 26 Grad warm, bevor es wieder zu regnen beginnt.
Das Tal des Rio Grande de Orosi liegt herrlich eingebettet zwischen zwei Höhenzügen, die orangeblühenden Korallenbäume bilden einen schönen Kontrast zum auffälligen Grün der Senke.
Die 10 schlängelt sich dann durch die sanften Hügel der beginnenden Cordillera Central, – intensive Landwirtschaft, auch hier, – anfänglich alle Arten von Gemüse, auch Gewächshäuser und Folientunnel sind zu sehen, – später wechselt die Landschaft zu Zuckerrohr, riesige Felder durchziehen das hügelige Land und noch ein wenig später beginnen die Kaffeeplantagen, hauptsächlich an den steilen Hängen, – Kaffee ist sowieso Handarbeit, – aber auch zwischen den Bäumen der lichten Wälder werden die Sträucher gepflanzt.
Am späten Nachmittag erreiche ich kurz hinter Turrialba den Campground „Paradero Turistico San Buenaventura“, – ein großes Freizeitgelände am See, mit Spielplätzen, Palapas und Restaurant, – obwohl Sonntag ist, sind keine Besucher da, ist wohl dem „schlechten Wetter“ geschuldet, ich habe die freie Auswahl und nehme mir einen Stellplatz direkt am Seeufer. ( N 09° 52′ 04.3“ W 083° 38′ 41.7“ )
Irgendwo im Tal muß wohl ein Krankenhaus oder eine Feuerwehr sein, – am Abend höre ich mehrmals Einsatzsirenen in der Ferne heulen, das ist aber auch schon alles, – ansonsten ist es wunderbar still hier draußen, – weit in der Ferne, fast am Horizont sind die Lichter der Hauptstadtregion zu sehen.
Gegen 10 Uhr mache ich mich auf den Weg, – ich wage es mal wieder, – einmal quer durch das „Valle Central“, – etwa 80 Kilometer, – um ohne meilenweite Umwege an mein nächstes Ziel, den Vulkan Irazu zu kommen, muß ich dort durch, – ich möchte die Stadt, oder besser die Städte, denn mittlerweile sind sie alle mehr oder weniger übergangslos zusammengewachsen, auch gar nicht besichtigen, sondern einfach mal durchfahren, – anschauen, – Atmosphäre schnuppern und drüben wieder raus.
Und das geht besser, als ich es erwartet habe, – die Straßen sind in allerbestem Zustand, oft vierspurig, – leider mautpflichtig, aber moderat, – an vier Mautstellen habe ich insgesamt umgerechnet 5 Euro zu zahlen, – damit kann ich leben.
Die Planung überlasse ich heute mal komplett dem Navi, das wird’s schon richten, und bis auf zwei vorgeschlagene, völlig sinnlose „Abkürzungen“, die ich verweigere, macht es einen ganz guten Job. Von „Concepcion“ auf die 27, Guacima, Santa Ana, San José, dort die südliche Umgehung bis San Pedro, auf die 2, über Tres Rios bis Cartago, weiter auf der 219 über Cot bis hinauf zum Vulkan.
Die Städte machen einen aufgeräumten Eindruck, so gar nicht chaotisch, alles geht seinen geordneten Gang. Es sind ja nun auch keine wirklichen Megastädte, wie der Millionenmoloch Mexiko-City oder Guatemala-City, – klein, fast provinziell, – ein paar Hochhäuser, Geschäfte, Einkaufszentren natürlich, Unmengen von Werbetafeln entlang der Straßen.
Sehr positiv zu erwähnen ist an dieser Stelle, daß Costa Rica, sowohl draußen auf dem Land, als auch hier in den Städten das Müllproblem offensichtlich im Griff hat, an vielen Stellen stehen öffentliche Abfalltonnen und Papierkörbe, auch vor den Privathäusern sind Abfallbehälter installiert, die regelmäßig geleert werden, – hat zur Folge, daß solch teilweise erschreckenden Zustände, wie ich sie von Mexiko bis hierher an die Grenze zu Costa Rica in ganz Zentralamerika erlebt habe, wo jeglicher Müll an den Straßenrändern entsorgt wird, nicht zu sehen sind, – überall ist die Landschaft sauber, hauptsächlich die Straßengräben sind frei von Müll. – Bravo und danke.
Alles in allem bin ich in knapp 3 Stunden ziemlich gemütlich durch und beginne den Aufstieg in die Berge, – so bin ich gegen 10 Uhr auf ca. 500 mtr. ü. NN bei 31 Grad gestartet und komme dann am Nachmittag am Eingang zum Nationalpark auf 3.200 mtr. ü. NN bei 11 Grad an. Der Ausblick, schon bei der Anfahrt durch die Berge ist unglaublich, unten liegt das lange Tal mit Städten und Dörfern, im Hintergrund die Berge der „Cordillera de Talamanca“ und über all dem schwebt eine langgestreckte, weiße Wolkenschicht, die die Spitzen der Berge verdeckt und den Menschen in den Städten die Hitze durch Schatten erträglicher macht.
In dieser Region, – immerhin um die 3.000 Meter hoch wird intensiv Landwirtschaft betrieben, Gemüse in großem Stil angebaut, – die Böden sind äußerst fruchtbar, es regnet desöfteren und offensichtlich bleibt es auch im Winter und nachts hier frostfrei, denn auf den Feldern steht jetzt im Februar fast erntereifes Weiß- und Rotkraut, ganze Felder mit Zwiebeln sind frisch gepflanzt.
Am Zugang zum Nationalpark gibt es dann keine Tickets zu kaufen, – für heute schon gar nicht mehr, – ja verda…., – muß denn heute der ganze Krempel nur noch online erledigt werden, – manchmal könnte ich grad aus der Haut fahren. Online ! – hier am Berg hat es noch nicht mal Handynetze, – der Kontrolleur am Eingang verweist mich dann an das hauseigene WLAN, – naja, – so nach 30 Minuten habe ich dann endlich ein online-Ticket ergattert, – morgen früh um 9 Uhr bin ich dran, – der Einlaß ist nach Zeitgruppen gestaffelt, damit immer nur eine gewisse Anzahl Besucher am Vulkan sind und sie sich nicht gegenseitig auf die Füße treten, – knapp 17 Dollar kostet der Spaß, – und dafür muß man dann alle persönlichen Daten preisgeben, vom Namen über die Paßnummer, die E-Mailadresse bis hin zur Kreditkartennummer, – eigentlich, – normalerweise, – so „Hermannlike“, – hätte ich mich umgedreht und wäre gegangen, – nun bin ich aber doch extra so weit gefahren …. .
Stellplätze sind hier auch ziemlich rar, – eine Beschreibung gefällt mir, – an einem Restaurant, ein wenig talwärts, ich fahre da mal hin, – das Restaurant sieht verlassen aus, gibt’s wohl nicht mehr. Ein „Wilder“ ist noch beschrieben, auf einem Parkplatz nahe dem Eingang zum Nationalpark, am Mirador Volcan Turrialba, – das werde ich heute mal wagen, – hier oben sind relativ viele Besucher, der Ausblick lockt sie an, – der ist aber auch der Hammer, – über den Wolken, – dazwischen schaut der kleine „Volcan Turrialba“ heraus, und ganz hinten am Horizont, spitzt das Karibische Meer hinter den Wolken hervor. ( N 09° 58′ 54.6“ W 083° 50′ 04.8“ )
Zum Sonnenuntergang wird es nochmal grandios, – von überall her kommen Autos und Motorräder gefahren, die Menschen setzen sich einfach am Straßenrand ins Grüne, auf Decken oder in ihren mitgebrachten Klappsessel, – warme Decke drüber, – und beglücken sich an diesem Anblick, – die Sonne versetzt die weißen Wolken nach und nach in ein gelbes, später orangefarbenes und zuletzt dunkelrotes Licht, – in der Tat, kein alltägliches Spektakel.
Später am Abend wird es draußen stürmisch, der starke Wind pfeift um die Ecken, Staubwolken ziehen vorbei, – während ich hier schreibe, wackelt der HerrMAN gewaltig, – vor dem Schlafengehen ziehe ich nochmal um, etwa 100 Meter weiter ist eine etwa sportplatzgroße Senke umgeben von Büschen und Bäumen, – könnte fast ein uralter Vulkantrichter sein, – dort drücke ich mich an einen steilen und schützenden Hang, der den gröbsten Sturm abhält und hoffe in der Nacht Ruhe zu haben. ( N 09° 58′ 52“ W 083° 50′ 04“ )
Mit dem letzten Tageslicht parke ich am Abend auf dem Rasen des Campgroundes ein, für eine Platzrunde ist es dann aber schon zu dunkel, die hole ich heute morgen nach.
In der Nacht regnet es ausgiebig, – der Rasen ist komplett durchweicht, – ich mache mir schon ein wenig Sorgen, ob ich den nachher beim Rausfahren nicht komplett umpflüge, – aber es geht alles gut, nur leichte Druckspuren sind zu sehen. Der Platz ist ja wirklich ein Traum, – in der Tat ein kleiner Park, – mit vielen blühenden Büschen, Palmen und Blumen, – die Fußwege sauber gepflastert, – der Rasen sauber gestutzt, – mit Cabanas, Fahrzeug- und Zeltstellplätzen, sauber aufgeräumt, – der Gärtner recht schon frühs um 7 Uhr unter den Bäumen die abgefallenen Blätter zusammen, – in den zwei großen Teichen drehen Koikarpfen ihre Runden.
Ich beginne meine Tagesrunde gegen 10 Uhr und fahre hinaus auf die 141 über Ciudad Quesada und Zapote bis Naranjo, dort auf die 1, dann die 716 und die 135 bis Atenas.
Heute mache ich eine kleine Weltreise, – sie beginnt in Los Angeles, führt über Las Vegas (La Vega) nach Florenz (Florencia), weiter nach Lourdes, – Buenos Aires, San Francisco, San Antonio und La Palma laße ich rechts und links des Weges liegen, – und endet letztendlich in Athen (Atenas). ….und das alles, ohne Costa Rica verlassen zu haben und auf lediglich 120 Kilometern.
Aber jetzt ernsthaft: Auch heute früh regnet es immer wieder mal weiter, – bei 26 Grad gar nicht so unangenehm, – naß werden macht den Menschen hier so gar nichts aus, – sie tun einfach weiter das, was sie ohne Regen auch tun, – gehen spazieren, – fahren mit dem Moped oder Fahrrad, – bummeln durch die Stadt, – einen habe ich sein Auto putzen gesehen,- ohne Eile, ganz relaxed, – Regenschirme sehe ich fast keine, – die benutzt man hier eher, wenn die Sonne kräftig vom Himmel scheint.
Fruchtbarer Boden und dieser offensichtlich regelmäßige Regen sind die Basis für die intensive Landwirtschaft, die hier in dieser Region betrieben wird, alle Arten von Gemüse werden angebaut, zudem Zuckerrohr, Mais, Tabak, sehr viel Obst, – auf der Straße sehe ich komplette LKW-Ladungen mit Orangen, – später, in den Bergen wird Kaffee angebaut.
Auf der 141 schraube ich mich heute wieder mal in nicht enden wollenden, abenteuerlichen Kurven nach oben, heute die Nordhänge der „Cordillera de Tilaran“ hinauf, – die Straße ist recht eng, – oft wahnsinnig steil und zahlreiche schwere LKW sind unterwegs, – in einigen Kurven muß der Gegenverkehr anhalten, damit die langen Sattelauflieger ihre Fahrspur mitnutzen können, um überhaupt ums Eck zu kommen, – bis auf 1.900 Meter geht es heute hinauf, – auf der anderen Seite der Berge lacht die Sonne und der Himmel ist blau.
Hinter Zarcero erreiche ich wohl den Scheitelpunkt der Berge und habe einen unglaublichen Ausblick über das „Valle Central“, das zentrale Hochland, mit vier der größten Städte des Landes, San José, Alajuela, Heredia und Cartago, das eingebettet zwischen den „Cordillera Central“ im Norden und den „Cordillera de Talamanca“ im Süden, den Ruf geniest, das beste Klima des Landes zu haben, zudem die fruchtbarste Erde, was zur Folge hat, daß die Hälfte der Gesamtbevölkerung Costa Ricas hier in diesem Tal lebt.
An dem Aussichtspunkt halte ich neben der Straße an und erlebe wieder mal ein Paradebeispiel von Freundlichkeit der Menschen hier, – ich laufe ein Stück zurück, um einen unverstellten Ausblick für ein paar Fotos zu finden, als mich eine Frau aus ihrem Grundstück heraus freundlich ermuntert, doch die paar Schritte in ihren Garten zu kommen und zeigt mir einen Platz, an dem keine Bäume und Stromkabel den Ausblick stören. Gerne, – vielen Dank.
Weit im Hintergrund sind die Hochhäuser der Hauptstadt „San José“ zu erkennen. Ob ich mir morgen die Fahrt durch dieses Häusermeer antun soll ?
Von nun an führt die Straße wieder hinab bis auf etwa 500 Meter ü. NN., allerdings nicht so steil und abenteuerlich, wie sie auf der anderen Seite nach oben geführt hat.
Die Stellplatzmöglichkeiten sind hier im städtischen Bereich wieder mal äußerst dünn, ich nehme einen Umweg in Kauf und fahre hinüber nach Atenas, dort gibt es den kleinen Stadtpark „Prados“ mit allen möglichen Freizeiteinrichtungen, Fitnessgeräten, Grillplätzen und Palapas, einem herrlich sauberen Swimmingpool und der Möglichkeit zu campen. Aber es soll mal wieder nicht sein, – heute nehmen sie keine Gäste auf, morgen ist ein Event, vermutlich eine Hochzeit, und das gesamte Gelände ab morgen früh um 7 Uhr vermietet, – es hat wieder mal nicht sein sollen.
So fahre ich noch 10 km weiter zur Campsite „Las Tonas“, – am angegebenen Zielpunkt nirgendwo ein Hinweisschild, keinerlei Anzeichen eines Campingplatzes, außer einem schönen Wohnhaus mit einer richtig großen Wiese mit geraden Stellflächen ist nichts zu sehen und niemand anzutreffen, es ist grad zum ….., – gerade als ich umdrehen und wegfahren will, kommt der Hausherr gelaufen und heißt mich willkommen, – ich wäre schon richtig, – puuuh, – Glück gehabt, – das Grundstück ist groß und sauber und weit draußen am Ortsrand gelegen. ( N 09° 57′ 07.1“ W 084° 22′ 09.0“ )