Drückend warm ist es, bis spät am Abend, – es sind gleich mehrere einfache Restaurants in nächster Nähe, gegen 23 Uhr sind wohl die letzten Gäste gegangen, die Reggaebar schaltet die Lautsprecher ab, – jetzt rauschen nur noch die Wellen draußen am Strand.
Heute gönne ich mir einen Ruhetag, – ist schon lange mal wieder nötig, – jeden Tag fahren ist auf Dauer recht anstrengend, – im Landesinneren und in den Bergen war aber nicht wirklich ein Platz zum Bleiben.
Ausschlafen, – ewig mit der Kaffeetasse sitzen und aufs Meer schauen, – ein wenig das Internet quälen, hier gibt es seit längerer Zeit wieder mal bestes WLAN.
Ab Mittag sorgt der Reggaesound wieder für lockere Stimmung, – ich gehe dann mal an den Strand, – baden, schwimmen, lesen, faulenzen, – auch mal schön. Die Sonne brennt hier nicht wirklich, – auch heute ist der Himmel wieder bedeckt, – nur gelegentlich schaut sie kurz hindurch, – die Wellen sind ziemlich stark, – schwimmen ist mächtig anstrengend, – die Surfer mühen sich draußen an ihnen ab.
Gegen Abend plane ich dann meinen weiteren Weg nach und durch Panama und nutze die Gelegenheit für einen Besuch im platzeigenen Restaurant.
Endlich wieder mal eine ganz ruhige Nacht, – kein Sturm, kein Wackeln, kein Straßenlärm, keine tosenden Wellen, – nur Ruhe, – und endlich mal angenehme Temperaturen, – keine Hitze und keine Kälte. Entsprechend ausgeruht beginnt der Tag.
Heute fahre ich hinauf an die altlantische Küste Costa Ricas, – an das Karibische Meer. Dafür nehme ich die 10 bis Siquirres, dann die 32 bis Puerto Limón und dann die 36 bis hierher nach Cahuita.
Die Strecke ist heute recht einfach, über die 10 noch durch hügelige Landschaften mit etwas Kurven, – Zuckerrohrfelder und Kaffeeplantagen prägen hier anfangs das Bild, – später überwiegt der tropische Regenwald mit seinem üppigen Grün.
Hinter Siquirres beginnt die karibische Küstenebene, – flaches Land, es geht meist geradeaus, die Straße ist breit und gut ausgebaut, wird derzeit auf vier Spuren erweitert, was jede Menge Baustellen mit sich bringt, die allerdings nicht weiter stören, der Verkehr läuft einseitig weiter, es ist eh nicht viel los hier. Hier oben übernehmen zunächst Kakao- und Palmölplantagen das Bild, – dann beginnt das „Bananenland“, – Bananenplantagen, so weit das Auge reicht, – kilometerweit.
Mitte des 19. Jahrhunderts beschloß man, einen Hafen auf der Atlantikseite Costa Ricas zu bauen und diesen durch eine Eisenbahnlinie vom Land her anzubinden, damit man den Kaffee, der vorher umständlich über die pazifische Seite des Landes abtransportiert wurde, besser nach Europa und Nordamerika transportieren konnte. Für den Bau dieser Eisenbahn holte man eine Vielzahl Arbeiter ins Land, überwiegend aus dem karibischen Raum, teilweise auch Asiaten aus China. Sie sind geblieben und so ist heute dieser Teil Costa Ricas stark karibisch angehaucht, die Menschen dunkelhäutig, die Mentalität locker, ein Menschenschlag mit eigener Küche und eigener Sprache, – auch die Bauart der Häuser und Hütten erinnert eher an Jamaica, als an Costa Rica.
…und als während des Eisenbahnbaus so langsam das Geld ausging, kam der findige Ingenieur M.C. Keith Ende des 19. Jahrhunderts auf die Idee, den Eisenbahnbau durch den Anbau von Bananen zu finanzieren, – so wurden spontan 300.000 Hektar, – später noch wesentlich mehr, mit Stauden bepflanzt, – so wurde aus dieser Region das „Bananenland“.
Wenige Kilometer vor Puerto Limon, – bei Moin, hat man nach dem verheerenden Erdbeben von 1991, bei dem der Hafen von Puerto Limon durch die Anhebung des vorgelagerten Korallenriffs dauerhaft unzugänglich wurde, einen neuen Containerhafen gebaut. Schon viele Kilometer vorher führt die Straße an unendlich vielen Speditionshöfen und Unmengen von Containerdepots vorbei, „Dole“, „Del Monte“ und „Chiquita“ prägen hier das Bild.
Puerto Limon, die zweitgrößte Stadt des Landes ist nicht wirklich sehenswert, – sie ist schlichtweg zweckmäßig als Hafen und damit Arbeitsplatz für viele Menschen, – auch verschrien als Ort mit hoher Arbeitslosigkeit, – dadurch Brutstätte von Kriminalität, Prostitution und Alkoholismus, – ich fahre eine Runde hindurch, – eher beschaulich, das Städtchen, – draußen liegt ein Kreuzfahrtschiff der TUI, – keine Ahnung, was die hier wollen ?
Ich fahre gleich weiter, Richtung Cahuita, das geht immer am Meer entlang, – der kleine Flughafen der Stadt verläuft parallel zur Straße, so richtig los ist hier nichts, – ich kann kein einziges Flugzeug entdecken.
In Cahuita fahre ich den Campground „Reggae Bar und Cabins“ an, direkt an der Playa Negra, dem schwarzen Strand gelegen. ( N 09° 44′ 32.0“ W 082° 51′ 03.8“ ) Das Ambiente hier ist in der Tat karibische, Reggaemusik dröhnt 12 Stunden am Tag aus den Lautsprechern, macht irgendwie locker. Hier ist es touristisch, – aber weit von dem entfernt, was wir so unter touristisch verstehen, – es geht beschaulich zu, das Ambiente erinnert ein wenig an die Hippie- und Aussteigerzeiten der 70er Jahre, – die Straßen noch nicht asphaltiert, – die Restaurants und Bars einfach, – am Strand ein paar Surfschulen.
Unwirtlich ist das Wetter in der Nacht noch immer, – der Wind pfeift und es regnet auch irgendwann, – uuund kalt ist es, 4 Grad, – nichts wie weg hier.
Tja, und jetzt erschließt sich mir auch der Sinn des Online-Ticket-Verkaufs für den nächsten Tag. Das Wetter ist nämlich auch heute morgen noch so schlecht, daß ich mir jetzt am Schalter kein Ticket kaufen würde, – das heißt, bei schönem Wetter haben wohl früher die Leute den Vulkan gestürmt, bei Schlechtem war Ebbe. Jetzt, wo man am Vortag online bucht, hat man das 17-Dollar-Ticket in der Tasche und geht natürlich hin, egal, wie das Wetter ist, – clever gelöst. Aber für mich als Besucher nicht wirklich hilfreich, – der Himmel ist komplett zugezogen, Nebelfetzen werden vom kräftigen Wind über die Bergkuppen gejagt, es fällt Nieselregen und die Fernsicht tendiert gegen Null.
Nun ja, – pünktlich um 9 Uhr stehe ich am Einlaß und fahre rein zum Parkplatz, wo nochmal fast 5 Dollar fürs Parken fällig werden, – na prima. Als tröstlich betrachte ich den Umstand, daß der Parkplatz offensichtlich vom hiesigen Roten Kreuz betrieben wird, die Quittungen sind jedenfalls von ihm ausgestellt und auch dessen Personal ist hier tätig, – so bleibt wenigstens die Hoffnung, daß die 5 Dollar dem hiesigen Rettungssystem zu Gute kommen.
Dann gehe ich zu Fuß hinaus an den Kraterrand auf 3.310 Metern ü. NN, – der „Diego de la Haya-Krater“ ist gleich gar nicht zu sehen, – der Krater des „Irazu“ mit ca. 800 Metern Durchmesser und 275 Metern Tiefe ist nur schemenhaft zu erkennen, – schade, – immer wieder reißt die Nebeldecke für Sekunden ein wenig auf, – es bleibt also Hoffnung, – doch genauso schnell schließt sie sich wieder, – der Nieselregen bildet einen leichten Regenbogen im Krater, – die doch recht zahlreichen Besucher drücken sich alle noch irgendwie am Kraterrand rum und warten auf „bessere Zeiten“, aber irgendwann werden die Finger so klamm und die Jacken so naß, daß auch ich nur noch weg will.
Weg, – hinunter in die wärmeren Gefilde, – mein Weg führt heute durch das Orosital und weiter zum Angostura-Stausee bei Turrialba. Dazu fahre ich die Flanke des Vulkans auf der 219 hinunter, über Cot nach Cartago, auf die 10 nach Paraiso und dort auf die 224 bis Orosi. Eigentlich führt die 224 weiter und umrundet den Cachi-Stausee, – mein eigentlicher Plan, – ich hatte aber schon gelesen, daß das wohl nichts werden wird, denn in Orosi und auch Kilometer später an der Nordostspitze des Stausees sind zwei Brücken, die gewichtsbeschränkt auf 4 Tonnen und höhenbeschränkt auf 2,50 Meter sind, also nichts für den HerrMAN, – ich drehe in Orosi um, fahre zurück nach Paraiso und nehme dann die 10 nach Turrialba.
Das mit den wärmeren Gefilden funktioniert auch nicht wirklich, es ist heute kein Sonn(en)tag ! Dicke Wolken hängen über der gesamten Region, die Temperatur liegt immerhin wieder bei 20 Grad, aber immer wieder fällt Nieselregen vom Himmel, – erst am Nachmittag kommt kurzzeitig die Sonne durch, dann wird es recht schnell 26 Grad warm, bevor es wieder zu regnen beginnt.
Das Tal des Rio Grande de Orosi liegt herrlich eingebettet zwischen zwei Höhenzügen, die orangeblühenden Korallenbäume bilden einen schönen Kontrast zum auffälligen Grün der Senke.
Die 10 schlängelt sich dann durch die sanften Hügel der beginnenden Cordillera Central, – intensive Landwirtschaft, auch hier, – anfänglich alle Arten von Gemüse, auch Gewächshäuser und Folientunnel sind zu sehen, – später wechselt die Landschaft zu Zuckerrohr, riesige Felder durchziehen das hügelige Land und noch ein wenig später beginnen die Kaffeeplantagen, hauptsächlich an den steilen Hängen, – Kaffee ist sowieso Handarbeit, – aber auch zwischen den Bäumen der lichten Wälder werden die Sträucher gepflanzt.
Am späten Nachmittag erreiche ich kurz hinter Turrialba den Campground „Paradero Turistico San Buenaventura“, – ein großes Freizeitgelände am See, mit Spielplätzen, Palapas und Restaurant, – obwohl Sonntag ist, sind keine Besucher da, ist wohl dem „schlechten Wetter“ geschuldet, ich habe die freie Auswahl und nehme mir einen Stellplatz direkt am Seeufer. ( N 09° 52′ 04.3“ W 083° 38′ 41.7“ )
Irgendwo im Tal muß wohl ein Krankenhaus oder eine Feuerwehr sein, – am Abend höre ich mehrmals Einsatzsirenen in der Ferne heulen, das ist aber auch schon alles, – ansonsten ist es wunderbar still hier draußen, – weit in der Ferne, fast am Horizont sind die Lichter der Hauptstadtregion zu sehen.
Gegen 10 Uhr mache ich mich auf den Weg, – ich wage es mal wieder, – einmal quer durch das „Valle Central“, – etwa 80 Kilometer, – um ohne meilenweite Umwege an mein nächstes Ziel, den Vulkan Irazu zu kommen, muß ich dort durch, – ich möchte die Stadt, oder besser die Städte, denn mittlerweile sind sie alle mehr oder weniger übergangslos zusammengewachsen, auch gar nicht besichtigen, sondern einfach mal durchfahren, – anschauen, – Atmosphäre schnuppern und drüben wieder raus.
Und das geht besser, als ich es erwartet habe, – die Straßen sind in allerbestem Zustand, oft vierspurig, – leider mautpflichtig, aber moderat, – an vier Mautstellen habe ich insgesamt umgerechnet 5 Euro zu zahlen, – damit kann ich leben.
Die Planung überlasse ich heute mal komplett dem Navi, das wird’s schon richten, und bis auf zwei vorgeschlagene, völlig sinnlose „Abkürzungen“, die ich verweigere, macht es einen ganz guten Job. Von „Concepcion“ auf die 27, Guacima, Santa Ana, San José, dort die südliche Umgehung bis San Pedro, auf die 2, über Tres Rios bis Cartago, weiter auf der 219 über Cot bis hinauf zum Vulkan.
Die Städte machen einen aufgeräumten Eindruck, so gar nicht chaotisch, alles geht seinen geordneten Gang. Es sind ja nun auch keine wirklichen Megastädte, wie der Millionenmoloch Mexiko-City oder Guatemala-City, – klein, fast provinziell, – ein paar Hochhäuser, Geschäfte, Einkaufszentren natürlich, Unmengen von Werbetafeln entlang der Straßen.
Sehr positiv zu erwähnen ist an dieser Stelle, daß Costa Rica, sowohl draußen auf dem Land, als auch hier in den Städten das Müllproblem offensichtlich im Griff hat, an vielen Stellen stehen öffentliche Abfalltonnen und Papierkörbe, auch vor den Privathäusern sind Abfallbehälter installiert, die regelmäßig geleert werden, – hat zur Folge, daß solch teilweise erschreckenden Zustände, wie ich sie von Mexiko bis hierher an die Grenze zu Costa Rica in ganz Zentralamerika erlebt habe, wo jeglicher Müll an den Straßenrändern entsorgt wird, nicht zu sehen sind, – überall ist die Landschaft sauber, hauptsächlich die Straßengräben sind frei von Müll. – Bravo und danke.
Alles in allem bin ich in knapp 3 Stunden ziemlich gemütlich durch und beginne den Aufstieg in die Berge, – so bin ich gegen 10 Uhr auf ca. 500 mtr. ü. NN bei 31 Grad gestartet und komme dann am Nachmittag am Eingang zum Nationalpark auf 3.200 mtr. ü. NN bei 11 Grad an. Der Ausblick, schon bei der Anfahrt durch die Berge ist unglaublich, unten liegt das lange Tal mit Städten und Dörfern, im Hintergrund die Berge der „Cordillera de Talamanca“ und über all dem schwebt eine langgestreckte, weiße Wolkenschicht, die die Spitzen der Berge verdeckt und den Menschen in den Städten die Hitze durch Schatten erträglicher macht.
In dieser Region, – immerhin um die 3.000 Meter hoch wird intensiv Landwirtschaft betrieben, Gemüse in großem Stil angebaut, – die Böden sind äußerst fruchtbar, es regnet desöfteren und offensichtlich bleibt es auch im Winter und nachts hier frostfrei, denn auf den Feldern steht jetzt im Februar fast erntereifes Weiß- und Rotkraut, ganze Felder mit Zwiebeln sind frisch gepflanzt.
Am Zugang zum Nationalpark gibt es dann keine Tickets zu kaufen, – für heute schon gar nicht mehr, – ja verda…., – muß denn heute der ganze Krempel nur noch online erledigt werden, – manchmal könnte ich grad aus der Haut fahren. Online ! – hier am Berg hat es noch nicht mal Handynetze, – der Kontrolleur am Eingang verweist mich dann an das hauseigene WLAN, – naja, – so nach 30 Minuten habe ich dann endlich ein online-Ticket ergattert, – morgen früh um 9 Uhr bin ich dran, – der Einlaß ist nach Zeitgruppen gestaffelt, damit immer nur eine gewisse Anzahl Besucher am Vulkan sind und sie sich nicht gegenseitig auf die Füße treten, – knapp 17 Dollar kostet der Spaß, – und dafür muß man dann alle persönlichen Daten preisgeben, vom Namen über die Paßnummer, die E-Mailadresse bis hin zur Kreditkartennummer, – eigentlich, – normalerweise, – so „Hermannlike“, – hätte ich mich umgedreht und wäre gegangen, – nun bin ich aber doch extra so weit gefahren …. .
Stellplätze sind hier auch ziemlich rar, – eine Beschreibung gefällt mir, – an einem Restaurant, ein wenig talwärts, ich fahre da mal hin, – das Restaurant sieht verlassen aus, gibt’s wohl nicht mehr. Ein „Wilder“ ist noch beschrieben, auf einem Parkplatz nahe dem Eingang zum Nationalpark, am Mirador Volcan Turrialba, – das werde ich heute mal wagen, – hier oben sind relativ viele Besucher, der Ausblick lockt sie an, – der ist aber auch der Hammer, – über den Wolken, – dazwischen schaut der kleine „Volcan Turrialba“ heraus, und ganz hinten am Horizont, spitzt das Karibische Meer hinter den Wolken hervor. ( N 09° 58′ 54.6“ W 083° 50′ 04.8“ )
Zum Sonnenuntergang wird es nochmal grandios, – von überall her kommen Autos und Motorräder gefahren, die Menschen setzen sich einfach am Straßenrand ins Grüne, auf Decken oder in ihren mitgebrachten Klappsessel, – warme Decke drüber, – und beglücken sich an diesem Anblick, – die Sonne versetzt die weißen Wolken nach und nach in ein gelbes, später orangefarbenes und zuletzt dunkelrotes Licht, – in der Tat, kein alltägliches Spektakel.
Später am Abend wird es draußen stürmisch, der starke Wind pfeift um die Ecken, Staubwolken ziehen vorbei, – während ich hier schreibe, wackelt der HerrMAN gewaltig, – vor dem Schlafengehen ziehe ich nochmal um, etwa 100 Meter weiter ist eine etwa sportplatzgroße Senke umgeben von Büschen und Bäumen, – könnte fast ein uralter Vulkantrichter sein, – dort drücke ich mich an einen steilen und schützenden Hang, der den gröbsten Sturm abhält und hoffe in der Nacht Ruhe zu haben. ( N 09° 58′ 52“ W 083° 50′ 04“ )
Mit dem letzten Tageslicht parke ich am Abend auf dem Rasen des Campgroundes ein, für eine Platzrunde ist es dann aber schon zu dunkel, die hole ich heute morgen nach.
In der Nacht regnet es ausgiebig, – der Rasen ist komplett durchweicht, – ich mache mir schon ein wenig Sorgen, ob ich den nachher beim Rausfahren nicht komplett umpflüge, – aber es geht alles gut, nur leichte Druckspuren sind zu sehen. Der Platz ist ja wirklich ein Traum, – in der Tat ein kleiner Park, – mit vielen blühenden Büschen, Palmen und Blumen, – die Fußwege sauber gepflastert, – der Rasen sauber gestutzt, – mit Cabanas, Fahrzeug- und Zeltstellplätzen, sauber aufgeräumt, – der Gärtner recht schon frühs um 7 Uhr unter den Bäumen die abgefallenen Blätter zusammen, – in den zwei großen Teichen drehen Koikarpfen ihre Runden.
Ich beginne meine Tagesrunde gegen 10 Uhr und fahre hinaus auf die 141 über Ciudad Quesada und Zapote bis Naranjo, dort auf die 1, dann die 716 und die 135 bis Atenas.
Heute mache ich eine kleine Weltreise, – sie beginnt in Los Angeles, führt über Las Vegas (La Vega) nach Florenz (Florencia), weiter nach Lourdes, – Buenos Aires, San Francisco, San Antonio und La Palma laße ich rechts und links des Weges liegen, – und endet letztendlich in Athen (Atenas). ….und das alles, ohne Costa Rica verlassen zu haben und auf lediglich 120 Kilometern.
Aber jetzt ernsthaft: Auch heute früh regnet es immer wieder mal weiter, – bei 26 Grad gar nicht so unangenehm, – naß werden macht den Menschen hier so gar nichts aus, – sie tun einfach weiter das, was sie ohne Regen auch tun, – gehen spazieren, – fahren mit dem Moped oder Fahrrad, – bummeln durch die Stadt, – einen habe ich sein Auto putzen gesehen,- ohne Eile, ganz relaxed, – Regenschirme sehe ich fast keine, – die benutzt man hier eher, wenn die Sonne kräftig vom Himmel scheint.
Fruchtbarer Boden und dieser offensichtlich regelmäßige Regen sind die Basis für die intensive Landwirtschaft, die hier in dieser Region betrieben wird, alle Arten von Gemüse werden angebaut, zudem Zuckerrohr, Mais, Tabak, sehr viel Obst, – auf der Straße sehe ich komplette LKW-Ladungen mit Orangen, – später, in den Bergen wird Kaffee angebaut.
Auf der 141 schraube ich mich heute wieder mal in nicht enden wollenden, abenteuerlichen Kurven nach oben, heute die Nordhänge der „Cordillera de Tilaran“ hinauf, – die Straße ist recht eng, – oft wahnsinnig steil und zahlreiche schwere LKW sind unterwegs, – in einigen Kurven muß der Gegenverkehr anhalten, damit die langen Sattelauflieger ihre Fahrspur mitnutzen können, um überhaupt ums Eck zu kommen, – bis auf 1.900 Meter geht es heute hinauf, – auf der anderen Seite der Berge lacht die Sonne und der Himmel ist blau.
Hinter Zarcero erreiche ich wohl den Scheitelpunkt der Berge und habe einen unglaublichen Ausblick über das „Valle Central“, das zentrale Hochland, mit vier der größten Städte des Landes, San José, Alajuela, Heredia und Cartago, das eingebettet zwischen den „Cordillera Central“ im Norden und den „Cordillera de Talamanca“ im Süden, den Ruf geniest, das beste Klima des Landes zu haben, zudem die fruchtbarste Erde, was zur Folge hat, daß die Hälfte der Gesamtbevölkerung Costa Ricas hier in diesem Tal lebt.
An dem Aussichtspunkt halte ich neben der Straße an und erlebe wieder mal ein Paradebeispiel von Freundlichkeit der Menschen hier, – ich laufe ein Stück zurück, um einen unverstellten Ausblick für ein paar Fotos zu finden, als mich eine Frau aus ihrem Grundstück heraus freundlich ermuntert, doch die paar Schritte in ihren Garten zu kommen und zeigt mir einen Platz, an dem keine Bäume und Stromkabel den Ausblick stören. Gerne, – vielen Dank.
Weit im Hintergrund sind die Hochhäuser der Hauptstadt „San José“ zu erkennen. Ob ich mir morgen die Fahrt durch dieses Häusermeer antun soll ?
Von nun an führt die Straße wieder hinab bis auf etwa 500 Meter ü. NN., allerdings nicht so steil und abenteuerlich, wie sie auf der anderen Seite nach oben geführt hat.
Die Stellplatzmöglichkeiten sind hier im städtischen Bereich wieder mal äußerst dünn, ich nehme einen Umweg in Kauf und fahre hinüber nach Atenas, dort gibt es den kleinen Stadtpark „Prados“ mit allen möglichen Freizeiteinrichtungen, Fitnessgeräten, Grillplätzen und Palapas, einem herrlich sauberen Swimmingpool und der Möglichkeit zu campen. Aber es soll mal wieder nicht sein, – heute nehmen sie keine Gäste auf, morgen ist ein Event, vermutlich eine Hochzeit, und das gesamte Gelände ab morgen früh um 7 Uhr vermietet, – es hat wieder mal nicht sein sollen.
So fahre ich noch 10 km weiter zur Campsite „Las Tonas“, – am angegebenen Zielpunkt nirgendwo ein Hinweisschild, keinerlei Anzeichen eines Campingplatzes, außer einem schönen Wohnhaus mit einer richtig großen Wiese mit geraden Stellflächen ist nichts zu sehen und niemand anzutreffen, es ist grad zum ….., – gerade als ich umdrehen und wegfahren will, kommt der Hausherr gelaufen und heißt mich willkommen, – ich wäre schon richtig, – puuuh, – Glück gehabt, – das Grundstück ist groß und sauber und weit draußen am Ortsrand gelegen. ( N 09° 57′ 07.1“ W 084° 22′ 09.0“ )
Das Restaurant am Platz laße ich mir natürlich am Abend nicht entgehen. John-Paul sitzt mit anderen Gästen gleich hinter dem HerrMAN, vor dem Eingang zu Brauerei und Hotel, hier wird noch fleißig und lange Bier probiert, – es geht wohl lustig zu, wie das halt so bei solcherlei Proben ist. Irgendwann löst sich die Gesellschaft dann auf und es herrscht eine herrliche Ruhe hier draußen im kleinen Dschungel, – keine Autos, – keine Menschen, – keine brüllenden Affen.
Am Morgen erlaufe ich zunächst mal den kleinen Lehrpfad durch den Dschungel, – stellenweise ganz schön unheimlich, wenn man so alleine durch das Gestrüpp schleicht.
Eine Kolonie Blattschneiderameisen läuft mir über den Weg, – interessant denen zuzuschauen.
Immer wieder erwische ich einen tollen Ausblick hinaus auf den Arenalsee, – auf solch kleinen Lichtungen, versteckt im Dschungel, gibt es ein paar kleine Ferienhäuser, die zum Hotel gehören und vermietet sind, – auch nicht übel dort.
Gegen 10.30 Uhr mache ich mich auf den Weg, – hinaus auf die 142 und über das Westufer, einmal komplett an der Nordseite des Sees entlang, bis hinüber nach La Fortuna, unterhalb des Vulkans „Arenal“. Die Temperatur heute, – ungewohnt, – nur 26 Grad, – mal locker 10 Grad weniger, als die Tage vorher, – aber auch nicht schlecht, wenn die Sonne mal nicht so heftig knallt, – ein schönes Weiß-blau ziert heute den Himmel, – eine Mischung zwischen Sonne und Wolken, gepaart mit dem kühlenden Wind, – ein Grund dafür, daß sich die Menschen gerne hier am See niederlassen.
Am Westufer stehen auf den Hügeln einige Windräder, – im Gegensatz zu den Monstern, die bei uns installiert sind, müssen diese nicht unendlich in die Höhe gebaut werden, der Wind bläst auch in Bodennähe ziemlich stark, so sind sie meist niedrig, diese hier haben gar nur eiserne Gittermasten als Fuß, ähnlich den kleineren Starkstrommasten bei uns. Der Wind bläst kräftig, aber von 120 km/h sind wir noch weit entfernt, die Wellen haben etwas weiße Gischt, ein paar wenige Windsurfer sind draußen zu sehen. Drüben am Ostufer ist es wolkig und dunkel, – sieht nach Regen aus, – der Vulkan ist kaum zu erkennen.
Etwa auf halber Strecke liegt das Städtchen „Nuevo Arenal“, also das „Neue Arenal“, – es wurde in den 1970er Jahren errichtet, weil das alte Arenal durch den neuen Stausee geflutet wurde. „Nuevo Arenal“ hat sich in der Region als Kleinzentrum etabliert, in dem sich ein wesentlicher Teil des hiesigen Tourismus abspielt. Und hier habe ich heute mein „Highlight des Tages“, – schon 15 km vorher weisen Hinweisschilder auf eine „German Bakery“ hin, – das muß ich mir anschauen, – mal ein richtiges Brot, das wär´s doch. Was man hier in ganz Nord- und Mittelamerika als Brot anbietet, spottet jeder Beschreibung, ich verschmähe dieses „pappige Irgendwas“ komplett. Vor einigen Tagen, in der Nähe von Liberia habe ich schon einmal eine „German Bakery“ aufgesucht, die hatten jedoch leider den selben „Mist“ (sorry) in den Regalen, wie die Supermärkte, von „German“ war da nichts zu sehen. Aber heute: Ich trau meinen Augen nicht, – Roggenbrot, Haferbrot, Leinsamenbrot, Gemischtes, Dunkles, – das ist ja wie im Paradies hier, – und Laugenbrezel, ganz frisch gebacken und Apfelstrudel, – ich glaube, hier gehe ich nicht mehr weg.
Die nördliche Uferstraße ist relativ schmal und kurvig, an ihr entlang haben sich viele touristische Betriebe angesiedelt, – Hotels, Pensionen, Restaurants, Cafes, – aber auch private Häuser mit bestem Seeblick stehen hier und viele Schilder preisen noch immer Ufergrundstücke an. Leider gibt es so gut wie gar keine Möglichkeiten, mal anzuhalten und den Blick über den See schweifen zu lassen.
Am Ende der nördlichen Seeuferstraße führt diese dann fast einen Kilometer lang über die Staumauer nach Südosten und entfernt sich dann vom See in Richtung Vulkan.
Gleich hinter der Staumauer gibt es endlich mal einen Parkplatz, – Zeit für eine Pause. Hier treffen dann auch andere Gäste ein und schauen, was es so gibt bei den Menschen, – eine Nasenbärenfamilie kommt aus dem Wald und tummelt sich zwischen den Autos, – teilweise betteln sie regelrecht die Leute an, – sie wurden offensichtlich bereits „angefüttert“, denn Schilder weisen darauf hin, daß man das eben nicht tun soll.
Am Nachmittag komme ich nach La Fortuna, – der örtliche Supermarkt mit vernünftigem Parkplatz lockt mich zum Einkaufen.
Und tatsächlich beginnt es hier doch ein wenig zu regnen, – das tut es in dieser Region offensichtlich öfters, mir ist schon aufgefallen, daß die Straßenbankette ziemlich naß und aufgeweicht sind und immer wieder mal irgendwo Pfützen stehen, – auch die Natur zeigt sich grün und üppig, – das geht nur mit viel Wasser.
Dann mache ich auf einer kleinen Nebenstraße einen Abstecher von ca. 13 km nach Süden, für die Nacht habe ich mir einen Campground ausgesucht, der offensichtlich einen guten Blick auf See und Vulkan haben soll, – doch der ist wieder mal nicht aufzufinden. So komme ich kurz vor Einbruch der Dunkelheit zurück nach La Fortuna und begebe mich auf den Campground „Lagos del Rio“, – sehr hübsche Anlage, – parkähnlich angelegt, mit kleinen Weihern und einem Naturpool mit klarem, frischem Wasser, – in der Nähe des Flußes und zudem weit weg von der Straße. ( N 10° 27′ 26.3“ W 084° 38′ 43.1“ )
Irgendwo brüllt wieder so ein Affe rum, ziemlich nahe offensichtlich, – das ist aber auch Alles, was es hier in der Nacht zu hören gibt, und auch am Morgen bleibt es lange ruhig, – die Jungs, die gleich nebenan bis zur Dunkelheit gestern Abend an ihrem kaputten Kieslaster geschraubt haben, rücken dankenswerterweise nicht schon zu nachtschlafener Zeit an, um das Ding wieder fit zu kriegen.
Gegen 10 Uhr mache ich mich dann wieder los, aus der 160 ist mittlerweile die 21 geworden, die nehme ich bis hinter San Pablo, dort biege ich auf die 18, hinter La Palma dann die 1 und in Canas biege ich auf die 142 ab bis zur Laguna de Arenal.
Die Straßen hier „oben“ sind recht brauchbar, die 1 wird derzeit ausgebaut und wird eine richtig breite Autobahn, – ab Canas wird es wieder mal hügelig und kurvig, ich lande heute abend schließlich bei über 600 Metern u. NN.
Ich habe mich gegen die Fährfahrt entschieden, weil ich auf der anderen Seite des Nicoya-Golfes auch nach Nordwesten gefahren wäre, das kann ich auch auf dieser Seite, – Fähre macht nur Sinn, wenn man nach Südosten oder in die Hauptstadt weiterfährt.
Entlang der 18 wird intensiv Landwirtschaft betrieben, überall grünt es, riesige Melonenfelder säumen die Straße, – die Traktoren, die die Ernte abfahren ziehen gleich mal vier Anhänger hinter sich her.
Wenig später quere ich dann den Golf über die große Brücke „Amistad de Taiwan“, mein Tagesziel ist der Arenalsee mit den beiden Vulkanen „Tenorio“ und „Arenal“.
Eingebettet zwischen den beiden Gebirgszügen „Cordillera de Tilaran“ und „Cordillera de Guanacaste“ gab es schon immer einen See, der in den 1970er Jahren zu einem Stausee ausgeweitet und seine Fläche auf 80 Quadratkilometer verdreifacht wurde, – Stromerzeugung, – Wasserspeicher, auch zur Bewässerung in der Landwirtschaft und Tourismus waren die Gründe dafür, – und das scheint zu funktionieren.
Durch eine besondere Konstellation der Landschaft, also bis zu 2000 Meter hohen Gebirgszügen nordwestlich und südlich des Sees und den heftigen Temperaturunterschieden zwischen diesen Bergen und der Flachlandzone weht hier ein permanent starker Wind, der in Spitzen bis zu 120 km/h erreichen kann und die Westseite des Sees zu einem der weltweit besten Starkwind-Surfreviere gemacht hat. An der Süd- und Westflanke der „Cordillera de Tilaran“ macht man sich den Wind zu Nutzen und hat zur Stromerzeugung entsprechend viele Windräder installiert.
Auf meinem Weg hierher begleitet mich über lange Zeit zu meiner Linken der Kegel des Vulkans „Tenorio“, – allerdings versteckt er seinen Gipfel, wie fast jeden Tag, hinter einer dicken Wolkenschicht.
Gegen 16 Uhr komme ich bei Tejona an, wenige Kilometer hinter dem Städtchen Tilaran, und stoppe an einem Aussichtspunkt, der einen grandiosen Ausblick über den See und bis hinüber zum Vulkan „Arenal“ an der Ostseite des Sees bietet.
Wie so oft, bestaunen andere Besucher an solchen Plätzen gerne den HerrMAN und schießen ein Foto von ihm, – heute spricht mich einer dieser Besucher an, – ich sei herzlich willkommen, falls ich einen Übernachtungsplatz suchen würde, er betreibe 4 km weiter das kleine Hotel und die Microbrauerei „Lake Arenal“. Na, das ist doch was, – ich sage spontan zu und begebe mich dahin, wollte sowieso bald „Feierabend“ machen. Ich erinnere mich daran, daß ich zu Hotel und Brauerei auch schon mal einen Eintrag im iO gelesen hatte. ( N 10° 31′ 19.9“ W 084° 58′ 00.2“ )
Mein Gastgeber, John-Paul, ein US-Amerikaner, hat sich vor 33 Jahren dieses Kleinod hier gebaut und betreibt seitdem dieses Business, – ein schönes Hotel mit einem traumhaften Ausblick auf den See, mit Restaurant, Tennisplätzen und Swimmingpool, kleinem Lehrpfad durch den hauseigenen Dschungel, – und eben seiner kleinen Brauerei im Untergeschoß, – acht verschiedene Biere braut er hier und beliefert damit Bars und Restaurants in der Region. Gerne hätte er mich alle Sorten probieren lassen, – das hätte nun aber doch zu weit geführt, – zudem ich von Bier eh keine Ahnung habe, – so haben wir es bei einem belassen, – das war aber tatsächlich erfrischend und lecker.
Erfreulich ist der Zustand, daß heute der Wind hier nicht so stark bläst, und daß trotzdem die Temperatur hier oben in den Bergen wieder mal eine angenehme Nacht verspricht.
Eine angenehme Community hier auf dem holländischen Campground, – am Abend trifft man sich zum Absacker im überdachten Terrassenbereich, dort sind Toiletten und Duschen, gemütliche Sitzecken, eine Küche für Jedermann, – und die Bewirtung, – eisgekühlte frische Säfte und kaltes Bier, morgens kann man sich gerne auch mal ein Frühstück servieren lassen.
Am Abend fahren draußen noch ein paar Autos vorbei, dann wird es still, auch das Meer ist hier nicht mehr zu hören.
Am Morgen schaue ich mich auf dem Platz um, gestern Abend war es ja schon fast dunkel, als ich gekommen bin. Neben den paar Stellplätzen für Fahrzeuge gibt es im Schatten der vielen Zitrusbäume kleine Parzellen für die Zelte, aber auch platzeigene Hauszelte, die dauerhaft hier stehen und die sich Besucher mieten können, – der Platz liegt am Hang mit schöner Fernsicht über die bewaldeten Hügel bis hinaus an den Pazifik.
Gegen 11 Uhr mache ich mich auf den Weg, – meine Straße ist und bleibt die 160, – sie führt wohl einmal komplett um diese vorgelagerte Halbinsel, die Peninsula de Nicoya herum. Für die ersten beiden Stunden heute noch einmal Schotter, allerdings wird der Belag später besser, nicht mehr so ruppig und auch die tiefen Löcher werden wohl gelegentlich zugeschüttet. Später begegne ich gar einem Bautrupp, der Wasser auf den Schotter sprüht und sich irgendwie müht, die Oberfläche mittels Walzen zu befestigen.
An vier Stellen ist heute wieder der Fluß zu durchfahren, bei den niedrigen Wasserständen keine wirkliche Herausforderung, bei der letzten Durchfahrt allerdings führt der Weg für mich gute 100 Meter im Fluß entlang, weil den eigentlichen Weg auf dem Schotterbett am Flußufer entlang gerade mal PKW befahren können, denn in 2,50 Meter Höhe beginnen die dicken Äste der Uferbäume.
Ab Cobano beginnt dann wieder eine richtige Asphaltstraße, – eigentlich wollte ich ja noch einen Umweg über eine weitere Schotterpiste fahren, um mir die verschiedenen Playas von der Playa Hermosa bis runter zur Playa Cuevas anzuschauen, war schon abgebogen und habe dann wieder umgedreht, – irgendwann ist es dann auch genug mit Schotter, Staub und Holderdipolder.
An der Playa Tambor mache ich noch einen Zwischenstop, – kein Vergleich zu den Stränden von gestern. Hier entlang dieses Strandbogens hat man einen schicken Golfplatz mit Golfhotel erbaut, den eigenen Kleinflughafen gleich mit dabei.
Hinter Paquera führt eine Nebenstraße zum Fährhafen, von dort bringt eine Fähre Passagiere und Fahrzeuge in einer Stunde über den Golf von Nicoya hinüber nach Puntarena, – ich schaue mich dort mal um, informiere mich über Fährzeiten und Preise und entscheide dann, daß ich weiter die 160 nehme um hinüber aufs Mainland zu kommen.
Den Campground, den ich mir für heute ausgesucht habe, gibt es offensichtlich gar nicht mehr, zumindest habe ich an den angegebenen Koordinaten keinen gefunden, – dann nehme ich den Nächsten, – und irgendwie soll es heute wohl nicht sein, – wenige hundert Meter vor diesem Campground ist ein dicker Ast von einem Baum abgebrochen und hängt über der schmalen Nebenstraße, – kein Durchkommen für mich. Im Vorbeifahren hatte ich etwa einen Kilometer zurück an einem Gartenzaun ein kleines Hinweisschild „Camping“ gesehen, das schaue ich mir jetzt an, – und …
…werde dort auf deutsch begrüßt, – Stefan, der schon seit Jahrzehnten in Costa Rica lebt, ist gerade dabei, diesen Campingplatz zu bauen, – es ist noch lange nicht alles fertig, aber die Grundausstattung ist fertig, – für mich zum Hinstellen reicht das sowieso, – ich bin hier der Einzige am Platz und ich glaube auch der erste Gast. ( N 09° 53′ 52.9“ W 084° 56′ 05.7“ )
Nach knapp 400 Metern endet die kleine Seitenstraße an der Playa Gigante, – Stefan rät mir zu einem Besuch in einem kleinen Restaurant hinten an der Bucht, – na, den Rat nehme ich doch gerne an.
Nach ruhiger Nacht mache ich mich gegen 10.30 Uhr auf den Weg.
Heute werde ich, – wider jede Vernunft, die 160 am Pazifik entlang komplett abfahren, – 90 Kilometer Schotterpiste, – wahrscheinlich wieder übelster Art, – und ich weiß noch nicht, ob ich da überhaupt durchkomme, – am Campground spreche ich mit der Besitzerin, sie meint, daß es bis Samara auf jeden Fall geht, später aber könnte es brenzlig werden, – so what, – den Spaß tue ich mir und dem HerrMAN heute an, der will ja auch irgendwie artgerecht gehalten werden.
Auf den Karten ist die Strecke nicht wirklich durchgehend eingezeichnet, das Navi möchte mich auch irgendwie außen herum über die 150 schicken, – ich fahre einfach los und dann immer der Nase (160) nach, – umdrehen kann ich immer noch, – die Schilder ermuntern mich eher, denn sie weisen auf die Orte hin, die dort am Meer entlang liegen.
Fazit: Wer die Strecke fahren möchte, – sie geht durch, – ja, – aber das ist ein echtes Tagwerk, – ich fahre länger als 6 Stunden und es ist zwischendurch schon manchmal zum Haare raufen, – lediglich in und um Samara ist eine Asphaltstraße von wenigen Kilometern, der Rest ist grob geschottert, wellig, löcherig und ständig geht es steil bergauf und genauso steil bergab durch hunderte Kurven, – für normale Fahrzeuge echt hart, und der Umweg über Nicoya und San Pablo ist gewiss einfacher und schneller zu fahren.
Ich genieße es trotzdem, – herrliche Landschaften, – viel urwüchsige Natur, – ziemlich große Echsen huschen über die Straße, – auch wieder Flußdurchfahrten, – und natürlich die Strände, die auf dem Weg liegen, – unglaublich und bilderbuchmäßig schön, – Traumstrände, – riesig groß und breit und kaum jemand da, – Playa Samara, – Playa Carrillo, – Playa Islita, – Playa Corozalito, – Playa San Miguel und letztendlich hier die Playa Caletas, – an jeder möchte man am liebsten bleiben…….
Samara scheint einer der Hauptorte des hiesigen Tourismus zu sein, sieht alles ziemlich belebt, aber keinesfalls überlaufen aus. Entlang der gesamten, vermeintlich „unzugänglichen“ Strecke, stehen immer wieder Häuser der Einheimischen, auch kleine Ranchos, aber ebenso viele Ferienhäuser, Fincas, und überall wird Land zum Kauf angeboten. Im Lauf des Tages werde ich unterwegs mehrmals auf deutsch angesprochen, mit einem Franzosen unterhalte ich mich länger auf Englisch, gestern hatte ich diese lange Unterhaltung mit einem Österreicher und hier auf dem Camp sind lauter Holländer zu Gange, – diese Ecke hier scheint bei den Europäern ein beliebter Urlaubsort, aber auch ein beliebter Ort zum Leben zu sein, denn meine Gesprächspartner heute, leben wohl alle hier.
Für die Nacht habe ich mir einen Campground am Playa San Miguel ausgesucht, direkt am langen Palmenstrand, leider komme ich nicht durch das Einfahrtstor hinein, bei 3 Meter hat es einen Querbalken, – zu niedrig für mich, – der Besitzer empfiehlt mir weiter hinten einige wunderschöne, freie Stellflächen am Strand, – oh ja, die sind wirklich Klasse, – aber nein, ich laß es bleiben.
Ich fahre noch ein Stück, bis zur Playa Caletas bei San Francisco de Coyote, – die Sonne versinkt schon im Meer, – jetzt wird es Zeit für mich, – einen guten Kilometer landeinwärts bin ich am Campground Alouatta vorbeigekommen, dorthin verziehe ich mich, – ein schöner Platz auf einer Anhöhe, sauber und gepflegt, Holländer sind meine Gastgeber. ( N 09° 47′ 05.4“ W 085° 15′ 15.6“ )
Wochenende, – Samstag abend, – halb Costa Rica fährt ans Meer, – entsprechend gut besucht ist der Campingplatz, – überwiegend mit Auto und Zelt ist man hier unterwegs, – baden, – trinken, – Musik, – Spaß haben, heißt die Devise, – entsprechend ist es etwas länger laut am Abend, – das stört mich allerdings wenig. Die Nacht ist dann ruhig, – nur das Meer ist später zu hören, offensichtlich kommt jetzt die Flut.
Heute am Sonntag wollte ich eigentlich hier bleiben, aber als ich ans Meer gehe, ist das Wasser schon wieder verschwunden, – naja, baden wollte ich schon gerne mal, – also fahre ich weiter.
Über die kleine Nebenstraße 928 zurück und auf die 160, bis nach Garza, etwas südlich von Nosara.
Die 160 ist die einzige Straße, die küstennah nach Süden führt, – sie hat es in sich, – eine Schotterpiste, – anfangs mit heftiger Wellblechoberfläche, – da „fliege“ ich mit 55 km/h drüber, ohne viel davon zu spüren, – die Staubfahne, die ich hinterlaße ist gewaltig, – leider ist das Wellblech immer wieder durch heftige Schlaglöcher unterbrochen, wenn ich meine flüssige Fahrt dann unterbrechen muß, rumpelt und scheppert es gewaltig unter der Karosse.
Zwischendurch kommen immer wieder auch kurze Asphaltstücke und auch normale Schotter- und Erdpisten, – eine Menge PKW fahren hier durch, also kann es gar nicht so schlimm sein. Dreimal wird die Straße mittels einer Furt durch den Fluß geführt, – mal ist eine Brücke altersschwach und nicht mehr tragfähig für Fahrzeuge, – mal nur für Zweiräder und Fußgänger gebaut und zum dritten ist gar keine vorhanden, – um diese Jahreszeit ist kaum Wasser in den Flüßen, – also kein Problem, – allerdings habe ich gelesen, daß in der Regenzeit, mit hohen Pegelständen, hier öfters ein Weiterkommen nicht mehr möglich ist.
Über viele Kilometer reihen sich die Playas aneinander, leider immer nur durch kurze Stichstraßen zu erreichen, – kann ich unmöglich alle anfahren, – immer wieder führt aber die 160 auch ein Stück direkt am Meer entlang, – ich halte öfters an und schaue mich um, – schöne lange Sandstrände, an manchen Stellen mit schwarzem Sand, der ist besonders heiß in der Mittagssonne, – viele Strände naturbelassen, – menschenleer, – Treibholz ist das Einzige, was über Kilometer zu sehen ist, – hierher kommen die Meeresschildkröten, um ihre Eier im heißen Sand abzulegen, – leider nicht um diese Jahreszeit. Die Brandung ist stark, – schon wieder zu stark, um baden zu gehen, – anschauen muß reichen.
Meerseitig, am Pazifik findet der Tourismus statt, auf der anderen Straßenseite ist meist Wald zu sehen, aber auch immer wieder kleine Ranchos, Weiden und Viehherden, – an manchen Stellen auch kleine Häuser, – in der Regel Feriendomizile, – die Gegend hier ist für viele Ausländer aus Nordamerika und Europa zur Heimat geworden, – entsprechend ist die Straße gesäumt mit Schildern, die Häuser und Grundstücke offerieren. An einem der Strände spricht mich ein Österreicher an, der schon 20 Jahre hier lebt, – ein sehr interessantes Gespräch entwickelt sich daraus, über eine halbe Stunde sprechen wir miteinander.
Am späten Nachmittag erreiche ich die Playa Garza, einen langen Strandbogen vor dem gleichnamigen, kleinen Örtchen, – hier auf dem Campground Mirella laße ich mich nieder, nichts Besonderes, aber direkt am Strand ( N 09° 54′ 36.1“ W 085° 38′ 29.6“ ), – und endlich klappt das auch mit dem Bad im Meer, – herrlich erfrischend. Am Abend laufe ich mal Richtung Dörfchen, dort sind ein paar Restaurants, – die Gastronomie ist hier ganz anders, als in den anderen Ländern Mittelamerikas, dort war sie landestypisch, hier ist sie touristisch, – internationale Küche wird angeboten, Bars laden zum Sundowner, – eine italienische Pizzeria hat recht guten Zulauf, – und auch das Preisniveau ist eher international, – nämlich entsprechend hoch, – das wußte ich aber vorher schon.