30.05.2020 – Pepes RV-Park in Tepotzotlan, Tag 2

Auch diese Nacht ist mit 11 Grad ziemlich frisch, – das sorgt für einen angenehmen Schlaf.
Der Tag bringt sonniges Wetter, 20 bis 24 Grad, hie und da ein paar Wolken, – es erscheint uns hier so, wie es bei uns in Deutschland um diese Zeit auch ist.

Heute wollen wir kurz in die Stadt, – nochmal Geld besorgen, ein paar frische Lebensmittel für die letzten Tage und volltanken.
Gegen 11 Uhr fahren wir los, durch das Städtchen nach Süden, vorbei an der schönen Barockkirche und weiter Richtung Supermarkt und Tankstelle.

Geld fassen hat schon mal geklappt, – das war allerdings dann auch schon alles für heute.
800 Meter vor dem Supermarkt stoppt uns eine Streife, eine Polizisten versucht mir auf spanisch irgendetwas zu erklären, – ich verstehe nichts, erkläre ihr, daß ich nur deutsch und englisch spreche.
Dann drückt sie mir ihr Handy in die Hand, irgendeine Stimme versucht mir auf englisch klarzumachen, daß wir hier wohl nicht fahren dürfen, – ich verstehe wieder mal gar nichts.

Also, wir wissen, daß es für Mexiko-City besondere Einfahrtsbeschränkungen gibt, – verschiedene Fahrzeuge dürfen nur an bestimmten Tagen in die Stadt, das richtet sich nach der letzten Zahl des Autokennzeichens, – ja, aber wir sind noch 40 Kilometer von Mexiko-City weg, – das kann doch gar nicht sein.

Ich kann den Herrn am Telefon nicht verstehen, er spricht ein miserables Englisch, zudem befürchte ich, hat er wohl auch noch einen Mundschutz auf, so hört es sich jedenfalls an, – ich höre nur was von „Ticket“ und „office“ und „pay“, – das sind Worte, die ich schon gar nicht verstehe, auch wenn ich sie höre,  – ich geb der Polizistin ihr Handy wieder, zucke mit den Schultern und gebe ihr zu verstehen, daß ich nichts verstanden habe.
Sie spricht jetzt wieder mit ihm, gibt mir das Handy noch einmal, – der erzählt mir wieder das Gleiche, worauf ich mehrmal erwidere „I can´t understand“.
Allerdings wird mir die ganze Aktion jetzt auch irgendwie zu blöd, – ich gebe der Polizistin ihr Handy zurück, – ihr Kollege telefoniert mittlerweile auch mit irgendwem, und gebe ihnen per Handzeichen zu verstehen, daß ich jetzt zurückfahre und sage dazu, daß ich keine Lust mehr habe, mir das ganze hier zu blöd ist, – auf deutsch natürlich, versteht eh keiner.

Dann setze ich mich seelenruhig in den HerrMAN, – Heike schaut entsetzt, – ich starte und fahre los, – die beiden Polizisten schauen etwas entgeistert, – nach 100 Metern kann ich auf die Gegenfahrspur wechseln und fahre zurück, – dorthin, wo wir hergekommen sind. Im Rückspiegel sehe ich, wie die beiden in ihr Auto einsteigen und in die andere Richtung wegfahren.
Also geht doch, – manchmal muß man auch ein wenig frech sein.

Ok, bezweckt haben wir heute nicht wirklich viel, – dann starten wir halt Montag einen neuen Versuch.
Am Nachmittag machen wir schon mal ein wenig Service am HerrMAN, – heute sind das Führerhaus und die Staukästen dran, – aufräumen, ausräumen und putzen.

Nachtrag: Ich hatte Gelegenheit, mit Edith über das Erlebnis mit der Polizei zu reden, –
„Tepotzotlan“ gehört definitiv nicht zu der Sperrzone, – allerdings sind wir wohl tatsächlich etwa 3 Kilometer südlich über eine kleine Brücke über den schmalen „Rio Chico Tepotzotlan“ nach „Axotlan“ hinüber gefahren, wo sich der große Supermarkt befindet, – und dort beginnt wohl die „Sperrzone“.
Hoppla !
Naja, – Hinweisschilder, Sperrschilder, – Fehlanzeige, – wir waren auch definitiv keinen ganzen Kilometer drin, als die Häscher schon da waren. Egal.

Tagesetappe:    10 km                    Gesamtstrecke:     48.087 km

29.05.2020 – Pepes RV-Park in Tepotzotlan, Tag 1

Herrlich ruhig ist es hier auf dem Grundstück, von einer hohen Mauer umgeben, mit hohen Toren gesichert, viele Bäume, sehr gepflegt, – der Platz ist eine kleine Oase mitten in der Stadt. Wir schlafen allerbest, kühl sind die Nächte hier im Hochland, 12 Grad.

Am Morgen besprechen wir mit Benjamin unsere Pläne, – er hat gleich ein Problem für uns parat.
Wir brauchen ein frisches Gesundheitszertifikat für Aspro, damit er ausreisen darf, das haben wir nun noch nirgends erfahren oder gelesen, auch die Fluggesellschaft hat uns nicht darauf hingewiesen, obwohl wir natürlich ein Ticket für Aspro mitgebucht haben, – gut daß Benjamin Bescheid weiß.

Also zieht Heike mit Aspro gegen 11 Uhr los, – Benjamin fährt sie, – einen Veterinär aufsuchen, der die Untersuchung macht.
Das wird jedoch auf die Schnelle nichts, nach einer halben Stunde sind sie wieder da, der Erste kann oder darf das nicht machen, der Zweite hat gerade keine Zeit.
Benjamin telefoniert für uns und nachmittags um 2 Uhr kommt eine Veterinärin und ihr Mann zu uns auf den Platz, schaut sich Aspro an, checkt Papiere und Impfungen und schreibt dann ihren Untersuchungsbericht.
Dieser muß nun zum Flughafen gebracht und dort in einer „Behörde für die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten und Tieren“ als Zertifikat verfasst und beglaubigt werden, – vor unserer Abreise am Mittwoch müssen wir dort nochmal mit Aspro vorstellig werden für einen Schlußcheck.

Benjamin übernimmt für uns den Job, fährt hinein nach Mexiko-City zum Flughafen und besorgt das Zertifikat, – der Stapel an Papieren, Kopien, Vollmachten und Dokumenten, die Benjamin unter dem Arm trägt, als er losfährt, ist schier dicker als der bei einem Hauskauf.
Gut, daß er sich damit auskennt, hat das wohl schon öfters gemacht, sonst hätten wir am Mittwoch wohl ein Problem gehabt.

„Cecilia“, die Tierärztin vom Mittag ist eine Nette, zusammen mit ihrem Mann betreibt sie die Praxis, wir unterhalten uns über Aspro, seine Arthrose und Medikamente, die er schon einige Zeit nehmen muß. Sie erzählt uns, daß sie eine von zwei Tier-Chiropraktikerinnen in Mexiko ist und sich heute abend gerne mal mit Aspro beschäftigt, – ein wenig Chiropraktik, eine Akupunktur und er wird sich, zumindest ein paar Tage lang, besser fühlen.
Abends gegen 18 Uhr kommen sie zu uns an den Platz, – Aspro läßt alles geduldig über sich ergehen, wir unterhalten uns recht gut mit den beiden, – sie reisen auch gerne mal, da gibt es schnell viel zu erzählen. Wir sollen uns unbedingt bei ihnen melden, wenn wir im November hierher zurückkommen, – warum nicht, es hat Spaß gemacht mit den beiden.

So ist der Tag 1 recht schnell um, es ist schon spät am Abend, als Benjamin mit den Unterlagen aus der Stadt zurückkommt.

Tagesetappe:    0 km                    Gesamtstrecke:     48.077 km

28.05.2020 – Von Santa Cruz Ocotlan nach Tepotzotlan

Zum ersten mal seit Monaten schlafen wir bei geschlossenen Fenstern und decken uns schön fest zu, 12 Grad „kalt“ ist die Nacht, das ist total ungewohnt für uns, weniger als 25 Grad hatten wir in den letzten 3 Monaten wohl nie, auch nicht in der Nacht.
Zudem ist die nahe Autobahn hinter dem Tankstellengebäude kaum zu hören, wir schlafen wie die Murmeltiere.

Der Morgenhimmel ist nach dem abendlichen Gewitterregen noch ein wenig verschmiert, doch die Sonne schaut schon immer mal für Sekunden durch den Wolkenschleier hindurch, es ist 19 Grad warm, als wir gegen 10.30 Uhr losfahren.
Wettertechnisch ist die Fahrt heute zunächst recht angenehm, bei 22 bis 24 Grad wesentlich angenehmer als die letzten Tage, leichte Wolken und Sonne wechseln sich ab, – am späten Nachmittag verdunkelt sich dann der Himmel und das obligate Nachmittagsgewitter mit kräftigem Regenschauer prasselt auf uns hernieder, gegen 18 Uhr ist es stockfinster und es kühlt schnell wieder ab.

Unsere Route ist heute ziemlich „wild“, anfangs weiter auf der MEX 150 D bis kurz vor „Puebla“, dann schickt uns unser Navi auf einen Schlenker, den wir nicht wirklich nachvollziehen können, über die ziemlich neue MEX 140 D, Richtung „Veracruz“, bis „Huamantla“ und dann weiter auf der MEX 136, die bei „Sanctorum“ auf die M 40 D, den äußeren Ring um „Mexiko-City“ führt. Dort nach Norden bis hinüber nach „Teotihuacan“, – die weitere Beschreibung erspare ich Euch.

Auch heute sind wieder viele Strecken mautpflichtig, so kommen an mehreren Stellen schnell wieder insgesamt ca. 400 Pesos, also knapp 20 Euro zusammen.
Das ist für die hiesigen Einkommensverhältnisse schon ziemlich happig, allerdings gibt es ja die parallelen, „freien“ Strecken, die sogar als solche ausgeschildert sind.

Jedenfalls müssen wir nach „Tepotzotlan“, im Nordwesten von „Mexiko-City“.
Die Besonderheit dabei ist, daß wir halt den äußeren Ring nicht wirklich bis ganz nach Norden fahren und dann aus nördlicher Richtung nach „Tepotzotlan“ rein wollen, das sind 100 Kilometer mehr, – andererseits dürfen und wollen wir auch nicht direkt nach „Mexiko-City“ rein und dort zu unserem Ziel nach Norden, – den Stadtmoloch wollen wir uns nicht antun, zudem gibt es für den Hauptstadtdistrikt Einfahrtsbeschränkungen, die sich an der Schlußziffer des Nummernschildes orientieren, – wie dies genau funktioniert, wissen wir nicht, ist uns auch irgendwie zu kompliziert.
Also mogeln wir uns so durch, von „Teotihuacan“ quer durch die Trabentenstädte, – auch nicht die beste Idee.
Es ist eng, hat viel Verkehr, eine unglaubliche Zahl an „Topes“, dieser ekligen Straßenschwellen bremst jedes Vorwärtskommen im Keim aus, – nichts geht vorwärts und zudem schüttet es gerade aus Eimern, das Wasser steht überall in den Straßen, dreckig braune Brühe, die gegen Häuser und Passanten spritzt.

Egal, irgendwann, – es ist wohl schon bald 19 Uhr am Abend sind wir da.
„Pepes RV-Park“, – hier können wir ein paar Tage stehen, unseren HerrMAN reinigen und für die nächsten Monate einmotten, hier auf dem gut gesicherten Platz steht er gut bis wir Anfang November zurückkommen. ( N 19° 43′ 23.6″ W 099° 13′ 16.2″ )
Pepes Tochter, Edith und ihr Mann Benjamin empfangen uns nett und freundlich und bieten uns alle erdenkliche Hilfe an, wir verschieben alles, was zu besprechen ist, auf Morgen, heute sind wir platt.
Wir sind ganz alleine auf dem großen, sehr sauberen Platz, der eher einem kleinen Kurpark gleicht, nur etwa 15 abgestellte Fahrzeuge stehen auf den dafür vorgesehenen Plätzen.

Tagesetappe:    295 km                    Gesamtstrecke:     48.077 km

 

27.05.2020 – Von Los Manantiales nach Santa Cruz Ocotlan

Die Nacht ist ziemlich übel, es ist gnadenlos heiß und die vielen Trucks auf dem nahen Highway machen einen Höllenlärm, es ist wohl das einzige kurze Bergstück weit und breit, die LKW, die den Berg hoch fahren geben mächtig Gas und röhren entsprechend laut, die abwärts fahrenden lassen ihre Motorbremsen knattern.

Ziemlich gerädert machen wir uns gegen 10.30 Uhr auf den Weg, weiter Richtung „Puebla“ und „Mexiko-City“.
Dazu fahren wir zunächst auf der MEX 180 D weiter nach Westen, bei „Minatitlan“ auf die MEX 145 D, die später auf die MEX 150 D mündet, über „Cordoba“ und „Orizaba“ bis zu unserem Tagesziel etwa 100 km vor „Puebla“.
Das ist heute durchgehend zweispurige Autobahn, die D-Bezeichnung steht für Mautstraßen, und die ist ziemlich heftig, um die 700 Pesos, also fast 35 Euro zahlen wir an fünf verschiedenen Mautstellen. Dafür kommen wir halt auch zügig voran, wollen ja Strecke machen, für sightseeing hätten wir auf jeden Fall die fast parallel laufende Landstraße benutzt, sie ist schmaler, ein wenig kurviger, aber wesentlich interessanter und eben auch mautfrei.

Autobahn fahren ist ziemlich eintönig, vom Leben in den Dörfern und Städtchen kriegt man kaum was mit.
Zunächst fahren wir weiter durch eine Mischung aus Dschungel, Sumpfland und einigen wenigen landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Gegen Mittag befahren wir die Brücke über den „Istmo de Tehuantepec“, jetzt haben wir Mittelamerika wieder verlassen und sind zurück in Nordamerika.
Mit dem verlassen des Sumpfgürtels wird allmählich die Besiedelung dichter, es gibt mehr Dörfer und kleine Städtchen, mehr Acker- und Weideflächen.
Am Nachmittag fahren wir durch „Ananasland“, eine Gegend, in der über viele Kilometer die wohlschmeckenden Früchte auf den Feldern angebaut werden, am Straßenrand werden sie direkt zum Verkauf angeboten, das lassen wir uns nicht entgehen, frisch und günstig.
Über viele Kilometer folgen Zuckerrohrfelder und Weideland, das an manchen Stellen bewässert werden muß, um überhaupt etwas herzugeben.

Die Temperatur ist heute, wie sie die letzten beiden Tage schon war, bis 39 Grad steigt sie an, der Himmel ist diesig, verschmiert, die Sonne kommt kaum durch den Dunst hindurch. Hinter „Cordoba“ erreichen wir endlich das Hochland, von dem wir uns gemäßigtere Temperaturen erwarten.
In kurzer Zeit schrauben wir uns auf fast 2.200 Meter hoch, an den Bergen stauen sich die Dunstwolken zu einer bedrohlich aussehenden, schwarzen Wand und nur wenig später kracht und donnert es, Blitze zucken und es regnet kurz und kräftig, die Temperatur stürzt von 39 auf 16 Grad, – nun, das ist dann doch wider Erwarten heftig.
Heike freut sich wie ein Schneekönig, – ich gestehe, daß mir die Abkühlung auch nicht unangenehm ist, ganz so heftig hätte sie aber nun nicht sein müssen, – naja…..

Nachdem überall die Campgrounds noch geschlossen sind, bleibt uns auch heute wieder nur ein Stellplatz an einer Pemex-Station.
Die bei „Santa Cruz Ocotlan“ bietet hinter dem Tankstellengebäude sogar zwei Stellflächen für Wohnmobile, – nunja nichts Besonderes, etwas heruntergekommen, – aber immerhin hinter dem Gebäude und damit schon mal wesentlich ruhiger als in der letzten Nacht. ( N 18° 52′ 56.8″ W 097° 35′ 12.1″ )

Tagesetappe:    433 km                    Gesamtstrecke:     47.782 km

 

26.05.2020 – Von Nuevo Pital nach Los Manantiales

Irgendwann in der Nacht unterschreitet das Thermometer doch noch die 30-Grad-Marke, – knapp.
Ansonsten schlafen wir wie die Murmeltiere, obwohl auf der nahen Landstraße doch einige LKW unterwegs sind.

Der Morgen beginnt sonnig, – wir haben ein wenig Schatten unter einem großen Baum, – im Nu sind es wieder 34 Grad.
So fahren wir dann mal los, auf der MEX 186 nach Südwesten, immer Richtung „Villahermosa“, später dann Richtung „Veracruz“.

Die MEX 186 bleibt zunächst einspurig, erst im Bereich von „Villahermosa“ wird sie zur MEX 180 d und zweispurig, dort wird auch wieder mal Maut fällig.
So zahlen wir an 4 Stationen insgesamt etwa 200 Pesos, also knappe 10 Euro.

Auch heute dreht der mexikanische Sommer wieder mächtig auf, am Nachmittag erreicht die Temperatur die 40-Grad-Marke, wobei der Himmel meist ein wenig dunstig aussieht, – auch jetzt, kurz vor Mitternacht, sind es wieder mal noch windstille 33 Grad.

Die Landschaft heute, – zunächst wie gestern, ein wenig von diesem „Dschungelland“, Sträucher und halbhohe Bäume, so weit das Auge reicht.
Später dann wird die Besiedelung dichter und die landwirtschaftlichen Flächen werden mehr, meist nur wenige Ackerflächen, aber sehr viele Ranchos, also kleinbäuerliche Viehwirtschaft, – auf den Weideflächen, die jetzt hier oft zu sehen sind, stehen Rinder zwischen dem Buschwerk und fressen das spärliche Grün.
Die Dörfer, die wir heute öfters passieren, haben das typisch mexikanische Aussehen, – einfach, manchmal eher ärmlich, kleine Farmhäuser mit viel schattenspendenden Dächern rundherum, viele Dächer aus angerostetem Wellblech, irgendwie versprüht das einen maroden Charme.

„Villahermosa“ lassen wir rechts liegen, hier sind wir vor über 3 Monaten ausführlich gewesen, wir passieren die Peripherie und machen Strecke.

Heute muß eine Tank-, Raststätte für die Nacht ausreichen, andere Möglichkeiten hat es hier kaum, bei „Los Manantiales“ gibt es gleich 4 davon auf kurzer Strecke, die ersten beiden gefallen uns nicht, bei Nummer 3, einer Pemex-Station, loggen wir uns dann ein, hier ist es hell und sauber, wir stehen auf dem Parkplatz des italienischen Cafes, sie haben nichts dagegen, daß wir hier übernachten, machen eh um 20 Uhr zu. Die nahe Autobahn ist höllisch laut, erst gegen Mitternacht läßt der Verkehr ein wenig nach. ( N 18° 03′ 11.2″ W 094° 08′ 04.3″ )

Tagesetappe:      402 km          Gesamtstrecke:      47.349 km

25.05.2020 Von Chetumal / Calderitas nach Nuevo Pital

So, heute gehts wieder los, – endlich wieder „on the road“.

Bis wir startklar sind und uns von allen verabschiedet haben, ist es kurz nach 11 Uhr.
Von hier bis „Mexiko-City“ sind es etwa 1.300 Kilometer, wir werden heute zunächst die Yucatan Halbinsel von Ost nach West fast ganz durchqueren.
Dafür fahren wir durch „Chetumal“, im Westen hinaus auf die MEX 186, sie bleibt heute und morgen „unsere“ Straße, bis hinüber nach „Escarcega“, ein Stück dahinter weiter nach Süden Richtung „Villahermosa“.

Die Straße ist wie mit dem Lineal durch die Landschaft gezogen, endlos lang und schnurgerade zieht sie sich durch die Landschaft, eine meist breite, einspurige Landstraße, der Belag nicht immer im top Zustand, aber gut zu fahren, – kaum Verkehr am Anfang und im mittleren Teil, erst am späten Nachmittag, bei „Escarcega“ wird er dichter.
Die Landschaft ist durchweg eintönig, – flaches Dschungelland, – Buschwerk und niedere Bäume, so weit das Auge reicht, – hie und da bietet ein kleines Dörfchen ein wenig Abwechslung, dort sind dann meist ein paar wenige Ackerflächen und Viehweiden zu sehen, – kurz danach beginnt wieder der schier endlose Dschungel.

Mittlerweile ist es richtig Sommer geworden in Mexiko, auf unserem Campground hatten wir die letzten Wochen meist 32 Grad am Tag und 28 in der Nacht, aber stets eine angenehm frische Brise vom Meer, – also insgesamt recht erträglich.
Heute nun fahren wir bei 32 Grad los, – schon wenige Kilometer vom Meer entfernt werden es 35 Grad, die frische Brise ist nicht mehr, und dann steigt die Temperatur umso weiter wir uns in das Landesinnere bewegen, – bei 41 Grad bleibt das Thermometer dann stehen, allerdings sinkt die Luftfeuchtigkeit entsprechend, nur noch 50 % läßt die Hitze ein wenig angenehmer erscheinen.
Im Augenblick ist es kurz vor 23 Uhr und noch immer sind es 33 Grad, – es ist absolut windstill, – wird wohl eine richtig tropische Nacht werden.
Gedanken, evtl. irgendwie draußen im Freien zu bleiben, haben sich gerade eben zerschlagen, als und eine wunderschöne Vogelspinne fast über die Füße gelaufen ist.

Die heutige, erste Etappe ist mehr als entspannt, von „Coronastress“ so gut wie nichts zu spüren.
Entlang der Strecke, speziell bei den Städten, gibt es immer wieder mal eine Kontrollstelle, – alles geht unaufgeregt und korrekt von statten, wenn wir nicht sowieso durchgewunken werden, fragt man uns einfach nach dem Woher und Wohin, einmal werde ich gefragt, ob wir uns gut fühlen und gesundheitlich in Ordnung sind, eine Fiebermeßpistole wird kurz in meine Richtung gehalten, – ich glaube nicht, daß die in dieser einen Sekunde wirklich etwas messen konnte.
Auf dem flachen Land, in den kleinen Dörfern geht das Leben ganz normal von statten, alle Geschäfte sind offen, sogar viele Restaurants, – Mund- und Nasenschutz trägt hier kaum jemand, – in den Städten, also „Chetumal“ und „“Escarcega“ dann fast jeder, irgendwie ist die Situation dort wohl etwas angespannter.

Unser Tagesziel ist der Campground „Los Tucanes“, wenige Kilometer hinter „Nuevo Pital“, hier haben wir schon Mitte Februar auf der Herfahrt recht angenehm gestanden.
Wie wir erfahren, ist der Campground mit seinen 3 Swimmingpools und dem Restaurant erwartungsgemäß geschlossen, – allerdings das zweite Restaurant, nicht weniger schön, das als „Rasthaus“ für die vorbeiführende MEX 186 dient, ist geöffnet.
Als Heike nach dem Stellplatz auf dem Campground fragt, bietet man uns einen schönen Stellplatz auf dem Rasen zwischen dem Restaurant und dem leeren Pool an.
Nachts ist der Platz hell beleuchtet, ein Nachtwächter dreht ständig seine Runde, – hier stehen wir sicher meint der Besitzer, heißt uns willkommen und gibt uns zu verstehen, daß wir für den Platz nichts zu zahlen haben. Na, das ist doch mal eine Einladung. ( N18° 35′ 17.5″ W 091° 02′ 21.7″ )

Am Abend laßen wir uns drüben im Restaurant nieder, – was ein Gefühl, das erste mal seit mehr als 8 Wochen bewirten lassen, ein eisgekühltes Bier und eine herrliche Grillplatte, üppig und sehr geschmackvoll. Heute ist unser Glückstag.

Tagesetappe:    308 km                    Gesamtstrecke:     46.947 km

24.05.2020 – Wie geht es jetzt weiter ?

Nun, – unser ursprünglicher Plan war sowieso, unsere Panamericana-Reise Ende April für die Sommermonate zu unterbrechen und Anfang November wieder hier in Mexiko zu sein um die Reise fortzusetzen. Die Sommermonate wollten wir in Deutschland und auf Kreta verbringen.

Nun sieht es ja so aus, daß sich die Lage in Deutschland und Europa so langsam wieder normalisiert, auch Kreta wird wohl im Juli wieder zu erreichen sein, also denken wir daran, unser sicheres „Zuhause“ hier in Chetumal aufzugeben und nach Plan weiter zu reisen.

Heike wollte ja schon Ende März mit Aspro zurück, ihr ist es längst viel zu warm, also hatte sie schon mal einen Rückflug mit Condor ab Cancun am 31.03. gebucht.
Mit zunehmender „Krise“ wurde der gecancelt und auf den 25.04. verschoben, nochmal auf den 02.05. und letztendlich auf den 16.05., bevor er dann ganz abgesagt wurde. Cancun wird gar nicht mehr angeflogen, dorthin haben wir etwa 400 Kilometer.

Derzeit gibt es nur die Chance ab Mexiko-City wegzukommen, Anfahrt 1.300 Kilometer, Frankfurt wird derzeit nicht direkt angeflogen, die Lufthansa steht am Boden und dreht Däumchen, während andere Gesellschaften Europa anfliegen, KLM über Amsterdam nach Frankfurt, Turkish Airlines über Istanbul nach Frankfurt, Air Kanada über Toronto nach Frankfurt und letztendlich Air France über Paris nach Frankfurt.
KLM und Amsterdam ist unser Favorit, allerdings kriegen wir zu unserer Enttäuschung bei denen keinen Flug für Aspro, es bleibt nur Air France nach Paris.
Und diesen Flug haben wir jetzt für den 03.06. gebucht, wir sind gespannt, ob der tatsächlich stattfindet, oder auch wieder abgesagt wird.
Die Preise für die Tickets sind übrigens enorm in die Höhe gegangen, mittlerweile kostet der einfache Flug so viel wie sonst ein Hin- und Rückflug zusammen.

Wir werden uns jetzt am Montag mal auf die Reise Richtung Mexiko-City machen, wir haben gehört, daß man an Straßensperren mit Flugticket durchgelassen wird, wir sind gespannt.
Dort in der Peripherie von Mexiko-City auf einem Campground können wir dann unseren HerrMAN „einmotten“ und bewacht „übersommern“ lassen.
Vorher ist gründliches Putzen und Desinfizieren angesagt, bei der hohen Luftfeuchtigkeit ist die Schimmelgefahr enorm hoch, und sollten wir evtl. im November nicht wieder nach Mexiko einreisen dürfen, kann es passieren, daß er nicht nur 5 Monate dort parken wird, sondern länger.

Es bleibt spannend, wir werden sehen.

Tagesetappe:      0 km           Gesamtstrecke:      46.639 km

23.05.2020 – Urlaub in Chetumal / Calderitas

Seit mehr als 10 Wochen sind wir jetzt hier in dem kleinen Ort Calderitas bei Chetumal auf dem Campground „Yax-Ha“.

Mehr als 10 Wochen, – eigentlich nicht unser Ding, so lange an einem Ort zu bleiben, aber die Zeiten sind halt mal so.
Wir hatten Glück, daß wir Anfang März gerade hier eingetroffen sind, denn auch hier begann um diese Zeit „Corona“.
Zunächst war das alles noch in weiter Ferne, wir dachten schon ans Weiterfahren, als plötzlich die ersten Meldungen von geschlossenen Grenzen nach Süden und von Reisebeschränkungen hier eintrafen.
Als dann die Hotels hier an der Karibikküste schließen mussten und auch unser Campground  die Türen verriegelte, war erst mal Nachdenken angesagt.
Wir erhielten die Mitteilung, daß die Campgrounds landesweit geschlossen sind, aber auch gleichzeitig die erfreuliche Botschaft, daß wir bleiben können, – auf unbestimmte Zeit.
Reisen, auch innerhalb Mexikos wird für einige Zeit nicht mehr möglich sein, die Grenzen zwischen den Bundesstaaten sind oft blockiert, viele Straßen gesperrt, Städte abgeriegelt, es sind Kontrollstellen eingerichtet, reisen ist nur aus triftigen Gründen möglich.

Tja, und so kommt es dann, daß wir noch immer hier sind.

Uns geht es gut, – es fehlt an Nichts, außer halt an der Freiheit, zu reisen.
Der Campground „Yax-Ha“ ist wohl der Beste, den wir auf unserer gesamten Reise durch Mexiko zu sehen gekriegt haben, direkt am Meer, auf Rasen, unter Palmen, großzügig, sauber und gepflegt, die sanitären Anlagen gut in Schuß, ein großer, sauberer Swimmingpool, eine eigene Wäscherei, recht gutes WLAN und freundliches Personal, – und wir kriegen einen recht guten „Dauerbewohnerpreis“.
Schlichtweg, – es gibt schlimmere Orte zum Hängenbleiben.
Wir bleiben jetzt auf unbestimmte Zeit hier und beobachten, wie sich die Welt so verändert.

Mexiko befindet sich noch bis Ende Mai im „lockdown“, kurz nach unserer Ankunft schließen alle Restaurants rund um unser Domizil, viele Geschäfte machen ebenfalls dicht, die Menschen tragen schon früh Mund, -Nasenmasken, Plakate und Lautsprecherdurchsagen in der Stadt erklären die neuen Hygieneregeln, auch am Eingang zu unserem Platz gibt es eine Desinfektionsstation.
Wir sind hier ursprünglich zusammen mit noch 8 anderen Reisefahrzeugen hängengeblieben, dann entschließen sich einige ihre Reise abzubrechen und gehen mit den letzten Fliegern zurück in ihre Heimatländer, Australien, Schweiz, Luxemburg, Kanada.
Letztendlich bleiben neben uns Deutschen noch ein Paar aus Österreich, ein kalifornisch-englisches Paar und eine junge argentinisch/chilenisch/mexikanische Familie mit 2 Kindern, die eigentlich in Mexiko-City wohnen und vor Corona hierher geflüchtet sind, weil der 4-jährige Junge eine Atemwegserkrankung hat und sie schlichtweg Angst haben, in der Stadt zu bleiben.
Der Campground ist größer als ein Fußballfeld, also Platz für jeden von uns, genug um Abstand zu halten und uns zurückzuziehen, wir kommen aber auch immer wieder mit den anderen zusammen, mit gebührender Distanz, das klappt allerbestens.

Wir sind hier nicht eingesperrt, – nein, wir können raus in die Stadt, allerdings macht das in der momentanen Zeit nicht wirklich Spaß, wir fahren alle 10 Tage hinüber zum Supermarkt, einkaufen, mal in die Apotheke und mit Aspro zum Impfen zum Tierarzt oder zur Bank, überall geht es ziemlich gelassen zu, trotzdem ist die Atmosphäre halt alles andere als angenehm entspannt.
Leider sind die Restaurants ringsum alle geschlossen, so ist Selbstversorgung angesagt. Zu kaufen gibt es alles, – außer Bier, das ist allerdings bewußt von der Obrigkeit so angeordnet, man möchte vermeiden, daß über die Langeweile und Arbeitslosigkeit während des „lockdown“ zuviel davon genossen wird.
Naja, genutzt hat es nicht wirklich was, – gerade vorgestern war in den Nachrichten zu lesen, daß anstatt Bier nun billiger, selbstgebrannter Fusel getrunken wird, was landesweit in einer Woche zu mehr als 100 Todesfällen geführt hat, weil das Zeug übel gepanscht ist.

Wir bringen die viele Zeit recht gut rum, ein wenig was zu tun in „Haus und Hof“ gibt es immer, die Lust dazu ist bei der Hitze nicht wirklich groß, meist ist es erst abends nach 17 Uhr überhaupt möglich, etwas zu machen, – Hängematte und Pool helfen da ganz gut über die Zeit, irgendwie wird man richtig faul, es ist halt auch ziemlich warm, täglich so 32 bis 34 Grad, die Sonne brennt absolut senkrecht gnadenlos vom Himmel, die Nächte sind mit 29 bis 26 Grad ganz brauchbar, – angenehm ist die stets frische Brise, die vom nahen Meer herüberweht.
Allerdings beginnt seit knapp einer Woche schon die Regenzeit, die hier den gesamten Sommer anhält, noch regnet es nicht täglich, aber jeden zweiten Tag schon, immer in Schüben, öfters auch heftig mit Gewitter, jedenfalls wird es unangenehm drückend schwül, die Luftfeuchtigkeit liegt oft bei 95 %, das ist für uns Europäer nicht wirklich angenehm. Zudem beginnt im Juni dann die Hurrikanzeit, – es wird also jetzt Zeit zu gehen.

Wie unser Plan ist, erzähle ich dann morgen.

Monatsetappe:     160 km                    Gesamtstrecke:     46.639 km