30.11.2019 – Von Mexicali nach San Felipe

Am Abend gehe ich noch mal los, – durch den Park rauf zur Hauptstraße.
Im Park werden abends zwei Garküchen aufgebaut, das riecht wunderbar, an ein paar anderen Ständen gibt es allen möglichen Krimskrams, von Heiligenbildern bis zum Weihnachtsschmuck.
Oben an der Hauptstraße hatte ich beim Vorbeifahren drei Wechselstuben gesehen, an zwei komme ich ran, allerdings wechseln die keine Euros, die dritte auf der anderen Seite kann ich nicht erreichen, es ist absolut unmöglich, irgendwie die beiden dreispurigen Fahrstreifen der Durchgangsstraße zu überqueren, der Verkehr rollt endlos durch die Stadt.

Naja, irgendwann am Abend wird er tatsächlich weniger und die Nacht wird unerwartet ruhig und angenehm.
Direkt neben unserem Nachtplatz ist die hintere Einfahrt zu einem großen Elektrogeschäft, ein Nachtwächter hält dort die Stellung, – die Plaza ist hell erleuchtet, – alles ist gut.

Am Morgen scheint die Sonne, der Verkehr ist etwas ruhiger, heute ist Samstag, – die Banken haben geschlossen, also fahren wir erst mal los und hoffen unterwegs irgendwo eine Bank oder einen Geldautomaten zu finden.
Hinaus auf die MEX 5 nach Süden, – wir werden die „Baja California“ in den nächsten Tagen oder Wochen bis ganz hinunter in den Süden befahren.
Die Straßen der Innenstadt sind in einem jämmerlichen Zustand, tiefe Schlaglöcher und Risse, mühselig zusammengeflickt, es rumpelt und donnert unaufhörlich, – auch eine Art Verkehrsberuhigung.
Erst die zweispurige Ausfallstraße Richtung Süden ist besser, gut ausgebaut und schön zu fahren, – wir passieren ein langes, schier unaufhörliches Gewerbegebiet, – Baustoffe, Tankstellen, Reparaturwerkstätten, kleine Betriebe, ein Umspannwerk und viele, viele kleine Läden reihen sich entlang der Straße, auch hier dampft es schon aus den Garküchen.
Wie alle großen Städte in der dritten Welt oder den Schwellenländern, hat man auch hier ein großes Müllproblem, – überall entlang der Straßen, in den Gräben, auf unbebauten Grundstücken und auch später außerhalb der Stadt auf freien Flächen und Äckern wird der Müll einfach hingeworfen, abgekippt,- der Wind verteilt alles schön sauber, kein schönes Bild, aber halt leider üblich.

Erst später, mit zunehmender Entfernung zur Stadt wird er weniger und verschwindet an manchen Stellen ganz, – es bleibt halt das Band der Überlandstraße, an der alles aus den Autofenstern geworfen wird und letztendlich im Graben landet, aber auch absichtlich abgestellte Müllsäcke, verlorene Ladungen, – viele Autoteile, die nach Unfällen einfach liegen bleiben, zerrissene Autoreifen in nicht vorstellbarer Menge, über Jahre angesammelt, – bis hin zu einem ausgebrannten Unfall-PKW, der seit Jahren im Straßengraben vor sich hinrostet.

Genug davon !
Natürlich gibt es jede Menge schöne Sachen zu sehen, – anfänglich, hinter der Stadt gibt es Felder und Wiesen, kleine Farmen, Rinderherden.
Dann beginnt wieder die Wüste, weite Flächen sind mit niedrigen Büschen bewachsen, – auf der rechten Seite die Berge der „Sierra de Juarez“, links beginnt eine weite Ödnis, flaches, vegetationsloses Land bis zum Horizont, – ehemalige Seeflächen, trockengelaufen, oft mit weißer Oberfläche, – Mineralsalz, – in einer Senke wird es industriell geborgen und verarbeitet.
Eine riesige Abraumhalde auf der rechten Seite ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit im nahen Kupferbergwerk.
Dazwischen immer wieder mal Sanddünenfelder, schön anzuschauen, – und gleich trifft sich hier auch die „ATV-Community“ mit ihren Knatterkisten, um im Sand zu wühlen.

Dann taucht irgendwann auf der linken Seite das Meer auf, wir erreichen den „Golfo de California“, hier entlang werden wir die nächsten Tage nach Süden fahren, ab hier beginnt auch die Touristenzone, immer wieder zeigen Schilder an, daß sich dort unten am Meer Campingplätze, Hotels und Resorts befinden.
Zur Mittagspause fahren wir zu einem dieser Resorts hinunter, wollen mal schauen, – dabei stellen wir hier und auch später in „San Felipe“ fest, daß hier alles geschlossen ist, offensichtlich gibt es hier eine Winterpause, Saison scheint im Sommer zu sein, so unterschiedlich ist das.
Trotzdem gefällt es uns hier gut, – weitläufige Sandlandschaften mit Büschen, niedrigen Bäumen und ersten Kakteen, Sandpisten hinunter zum Meer.

Vor, bei und in „San Felipe“ gibt es unzählige Resorts, Hotels und RV-Parks, – alle bieten sie irgendwie ein trostloses Bild, – geschlossen, leer, – Gehsteige hochgeklappt.
Wir fahren in die Stadt, – Bank, – Fehlanzeige, – ein Schild kündigt etwas außerhalb einen Flughafen an, den fahren wir an, in der Hoffnung, dort den ersehnten Geldautomaten zu finden, – naja, Flughafen ist wohl ein wenig übertrieben, ein kleiner Flugplatz, ohne wirklichen Betrieb, ein einsamer Security sitzt gelangweilt davor, – „Bankomat“, – nein, so was gibt es hier nicht.
Also wieder zurück, – mal runter zum Hafen, auch dort einige leere RV-Parks, die Tore geschlossen, die anderen, die offen haben, sehen ziemlich leer aus.
Wir finden eine Wechselstube im Städtchen, Heike geht rein, – und tatsächlich, für sie ist der Geldtausch in Euro ganz normales Tagesgeschäft, – kein Problem.

Ab sofort sind wir flüssig, schauen wir mal, was da so kommt.
Wir fahren aus der Stadt hinaus, – weiter nach Süden, – die MEX 5 mutiert hier zu einem besseren, asphaltierten Feldweg, – dort haben wir einen Tip für einen Stellplatz.
„Residence Betel II“, – ehemals wohl ein Traum von einem Campingplatz, – leichte Hanglage mit Blick über den herrlichen, palmenbewachsenen Sandstrand hinaus auf den Golf. Heute geschlossen, – kaputt, – dem Zerfall preisgegeben, – ein Anblick zum Weinen. „Ruben“ hat hier wohl die Funktion eines Aufpassers, wohnt in seinem Wohnwagen am Eingang zu dem Gelände und läßt einem für 200 Pesos, also etwa 10 Euro auf dem Gelände wohnen, irgendwo auf dem großen Areal kann man sich seinen Platz aussuchen, es sind nur drei oder vier andere da, – wir fahren bis an den Strand hinunter, ein wirklich traumhaftes Plätzchen. ( N 30° 56′ 22.9″ W 114° 43′ 44.4″ )

Tagesetappe:      245 km          Gesamtstrecke:      37.146 km

 

Das Video der zweiten Teilstrecke USA

In einem 33-minütigen Video habe ich hier die Highlights der zweiten Etappe unserer Panamericana-Reise durch die USA zusammengefaßt:

Im Mai 2019 starten wir zu unserer großen Panamericana-Reise, – mit dem HerrMAN von Alaska nach Feuerland. In 2019 / 2020 bereisen wir 1 Jahr lang Kanada, Alaska, die USA und Mexiko, – bevor wir im Spätherbst 2020 über Zentralamerika nach Südamerika bis Feuerland weiterreisen werden.

Teil 2 USA: Anfang September 2019 reisen wir, von British Columbia/Kanada kommend, in die USA ein, durchfahren den mittleren Westen, – Montana, Wyoming, South Dakota und Nebraska, machen uns dann auf den Weg nach Westen, an die Pazifikküste, dabei streifen wir ein erstes mal Utah, besuchen Idaho und Oregon, fahren an der Pazifikküste nach Süden bis San Francisco/Kalifornien und dann wieder ins Landesinnere, Nevada, Arizona und Utah, mit ihren unglaublich faszinierenden Landschaften und Naturparks, dann weiter nach Süden, Colorada und New Mexico und von dort unweit der mexikanischen Grenze wieder weit nach Westen, durch die Wüsten und bezaubernden Kakteenlandschaften Arizonas, hinüber nach Kalifornien und Ende November, nach knapp 3 Monaten und über 16.000 Kilometern zur nächsten Etappe hinüber nach Mexiko.

Viel Spaß dabei.

Reisevideo USA

P.S.: Nach dem Abspann nach Minute 33.08 haben sich irgendwie noch 4 Minuten schwarzes Bild an das Video angehängt.
Warum ? – Keine Ahnung.
Also, es kommt nach dem Abspann nichts mehr, ihr müßt nicht warten, bis der Clip bei Minute 37 angekommen ist.

Unsere Reiseroute durch die USA

Unten findet ihr eine Karte mit der detailierten Fahrstrecke unserer Panamericana-Reise, hier durch die USA.

Von British Columbia/Kanada kommend reisen wir in die USA ein, durchfahren den mittleren Westen, – Montana, Wyoming, South Dakota und Nebraska, machen uns dann auf den Weg nach Westen, an die Pazifikküste, dabei streifen wir ein erstes mal Utah, besuchen Idaho und Oregon, fahren an der Pazifikküste nach Süden bis San Francisco/Kalifornien und dann wieder ins Landesinnere, Nevada, Arizona und Utah, mit ihren unglaublich faszinierenden Landschaften und Naturparks, dann weiter nach Süden, Colorada und New Mexico und von dort unweit der mexikanischen Grenze wieder weit nach Westen, durch die Wüsten und bezaubernden Kakteenlandschaften Arizonas nach Kalifornien und anschließend hinüber nach Mexiko.

Durch Anklicken des Links unter der Karte öffnet sich ein Fenster mit einer digitalen Karte bei „kurviger.de“, in die ihr hineinscrollen könnt, um die Strecke und die Orte detailiert sehen zu können.
In der oberen, rechten Ecke des Bildschirms gibt es einen Bücherstapel, den ihr anklicken und damit auf andere Kartenformate umschalten könnt.
Im Original sollte dort „Kurviger Liberty“, eine Straßenkarte eingestellt sein, die gut gegliedert und übersichtlich gestaltet ist.

Durch Anklicken von „Esri Satellite“ öffnet sich ein Satellitenbild, in dem ihr Euch die besuchten Orte und Landschaften recht schön aus der Nähe ansehen könnt.

 

Reiseroute USA

 

29.11.2019 – Von Brawley (USA) nach Mexicali (Mexiko)

Gestern abend ist im Walmart noch die Hölle los, „Black Friday“ und Super-Sonderangebote ab 18 Uhr, – ich bin gegen 17.30 rein, noch eine Kleinigkeit besorgen, – der Laden ist komplett belagert, hunderte Menschen stehen in den Gängen, zwischen den Regalen und warten darauf, daß es endlich losgeht.
Die Nacht ist dann trotzdem noch ruhig verlaufen, der Trubel hat sich irgendwie schnell gelegt.

Heute ist „Grenztag“, was immer einen gewissen Stress bei uns erzeugt.
Wir haben gehört und gelesen, daß immer wieder verstärkte Kontrollen wegen Lebensmitteln durchgeführt werden, mitgenommen werden dürfen eigentlich nur „Konserven“, Frischware, speziell Früchte seien nicht erlaubt.
Also ist nach dem Frühstück erst mal „Verstecken“ angesagt, alles was uns lieb und vor allen Dingen teuer ist, verbunkern wir an den unmöglichsten Stellen, damit es bei einer Kontrolle nicht schon beim Öffnen der ersten Schranktür gleich ganz vorne steht.
Dann fahren wir los, in der Stadt noch beide Dieseltanks auffüllen, Diesel ist in Mexiko teurer, – und dann ab, Richtung Süden, „Calexico-Mexicali“ haben wir uns als Grenzübergang ausgesucht.
Auf dem Weg dorthin fahren wir noch einen kurzen Schlenker auf dem Interstate Highway 8 nach Westen, dort auf einer „Rest Area“ füllen wir unseren Wassertank ebenfalls randvoll und entsorgen alle Abwassertanks.
Nach unserer Mittagspause in „El Centro“ packen wir es an, – fahren hinunter nach „Calexico“ und kommen dort an den westlichen Grenzübergang, – es gibt einen westlichen und einen östlichen Übergang, die Unterschiede sind uns nicht geläufig.

Wir reihen uns in die Anfahrtsspur für Wohnmobile und Vans und kommen direkt zum mexikanischen Einreiseposten, – einen US-amerikanischen Ausreiseposten gibt es nicht, das hatten wir schon von anderen Reisenden gehört.
Eine Zöllnerin stoppt uns schon aus der Ferne, wir erkennen auch gleich das Problem, alle Spuren sind überdacht, jedoch für unser „Dickschiff“ viel zu niedrig, – ein Sprinter würde sicher noch durchgehen. Ein Kollege kommt dazu, sie beratschlagen und schicken uns an den etwa 20 km entfernten Ost-Übergang.
Dazu müssen wir auf einer gesonderten Spur zurück in die USA, und, – was soll ich sagen, – obwohl die dortigen Zöllner unserem Loop zusehen konnten, machen die eine komplette Einreisekontrolle, – Pässe, Papiere, – und dann „durchsuchen“ sie zu zweit unseren HerrMAN, – wir müssen zur Seite treten, auch Aspro muß raus. Nun, – was wollen sie finden, ist eh alles, was wir dabei haben, US-Ware. Nach einigen Minuten sind sie durch, wir kriegen unsere Papiere und können los.

Nach 30 Minuten sind wir drüben am Ost-Übergang, US-Ausreiseposten gibt es auch hier keinen, – über eine Brücke erreichen wir Mexiko.
Für die temporäre Fahrzeugeinfuhr gibt es eine spezielle Spur, dort weist uns die junge Zöllnerin einen Parkplatz zu, schaut sich den HerrMAN an, möchte ihn auch innen inspizieren, ich öffne ihr 3 Schranktüren, ihr Blick schweift einmal rundum, auch über unseren Obstkorb, in dem wir extra einen Apfel und zwei Mandarinen haben liegen lassen, – sie ist mit dem Gesehenen zufrieden und schickt uns dann mit unseren Papieren ins davorliegende Gebäude.
Dort füllen wir zusammen mit einer anderen Zöllnerin unsere beiden Touristenkarten aus, werden in die Bank im Nebengebäude geschickt, dort zahlen wir zusammen etwas mehr als 1.000 Pesos, etwa 50 Euro.
Hier am Schalter kriegen wir auch unser Dokument für die vorübergehende Fahrzeugeinfuhr ausgefüllt, das kostet nochmal etwa das selbe, – es dauert halt ein wenig, sie tun sich schwer mit den für sie fremden Dokumenten, aber zusammen kriegen wir es letztendlich doch noch recht gut hin.
Mit den Touristenkarten gehen wir zurück ins erste Gebäude, – dort werden sie abgestempelt und wir kriegen unsere Pässe zurück, – nun können wir 6 Monate bleiben.
Nochmal zurück zur Bank, – die gestempelten Päße vorzeigen und schon gibts das Dokument für den HerrMAN, – er darf jetzt 10 Jahre hier bleiben.
Das Ganze ging unglaublich flott und sehr angenehm über die Bühne, alle sind wirklich hilfsbereit und freundlich, – ohne Wartezeit und Anstellen, in nur 1 1/4 Stunden sind wir durch.

Allerdings müssen wir noch irgendwie die beiden weißen US-Ausreisezettel in unseren Päßen bei den US-Zöllnern loswerden, – wir wissen von anderen Reisenden, daß sie die selben Probleme hatten, – obwohl kein Ausreiseposten da ist, muß das Papier trotzdem irgendwie zurück, sonst kann es später bei einer evtl. Wiedereinreise Probleme geben.
Also gehe ich wandern, – zu Fuß über die Grenzbrücke zurück ins erste US-Einreise-Abfertigungsgebäude, die Zöllnerin hier kennt offensichtlich das Prozedere, nimmt mir die Papiere ab und ich kann wieder gehen, – natürlich nicht rückwärts, hier gibt es nur vorwärts, Richtung USA, – hinter dem Abfertigungsgebäude noch ein Stück weiter, bis die Zäune enden, dann rüber auf die andere Seite und den ganzen, langen Weg wieder rüber nach Mexiko, – gute 2 Kilometer, 30 Minuten, – naja, laufen soll ja ganz gesund sein.

Mittlerweile ist es 18 Uhr, es ist dunkel, – wir fahren noch nach „Mexicali“ rein, eine Stadt mit 900.000 Einwohnern, – und das zur Rushhour über deren 3 und 4-spurige Straßen, – nach einer Stadtrundfahrt von fast einer Stunde kommen wir am kleinen „Lazaro-Plaza“ an, einer kleinen Grünanlage mit Parkplatz mitten in der Stadt, – nicht wirklich toll, aber für eine Nacht ok, – morgen müssen wir uns zunächst mal etwas Geld und eine SIM-Karte besorgen, – von hier aus können wir alles fußläufig erledigen. ( N 32° 37′ 26.3″ W 115° 26′ 09.4″ )
Jetzt werden wir erst mal unsere Lebensmittel wieder in unsere „Speisekammer“ zurückräumen, – damit wir nicht eines unserer Verstecke vergessen und irgendwann hinter einem Handtuchstapel oder aus einem unserer Dachkästen schlechter Geruch emporsteigt.

Tagesetappe:      111 km          Gesamtstrecke:      36.901 km

 

28.11.2019 – Von Bombay Beach nach Brawley

Nachdem gestern am späten Nachmittag dicke Wolken aufgezogen sind, – der Wetterbericht hat für die nächsten 3 Tage Regen vorausgesagt, – sieht es heute morgen gar nicht nach Regen aus, die Sonne lacht von einem strahlend blauen Himmel, schnell sind 19 Grad erreicht. Auch die Nacht ist mild.

Gegen 10 Uhr fahren wir los, – Mexiko muß doch noch einen Tag länger auf uns warten, – wir haben im Reiseführer ein paar Ziele hier in der Nähe gefunden, die wir gerne noch anschauen würden. Also raus auf den Highway 111 und ab nach Süden.
Aber vorher fahren wir gerade noch nach „Bombay Beach“ am Salton Sea hinüber, bisher haben wir den Ort nur aus weiter Ferne gesehen.
Im Reiseführer wird berichtet, daß der Zustand dieses Ortes jeden Zufallsbesucher sofort die Flucht ergreifen lässt, – das müssen wir uns anschauen.
Schon beim Näherkommen hängt ein übler Geruch in der Luft, – das Wasser des Sees nimmt in den letzten Jahrzehnten immer mehr ab, der Salzgehalt ist wahnsinnig hoch und seine Farbe mittlerweile braun, – die Fische verenden und säumen die schlammigen Ufer, wohl der Grund für den Gestank.
Was in den 1960er Jahren mal ein aufstrebender Badeort mit Marina und zahlreichen Gästen war, ist nach und nach zum Hippielager verkommen und gleicht heute eher einem Schrottplatz, – vergammelte und halbzerstörte Baracken und Mobilheime bilden den Ort, tatsächlich lebt hie und da noch jemand darin, – offensichtlich alle Künstler, denn vor jeder Hütte sind „kleine Kunstwerke“ entstanden, – ein Baum voller Kaffeetassen, – ein Vorgarten, den Muster aus leeren Flaschen zieren und ein „abgestürztes Flugzeug“, das Einzige, was auch nur annähernd einen Hauch von Kunst versprüht.
Ein Deich schützt das ehemalige Dorf vor Überflutungen, die es offensichtlich immer wieder mal gegeben hat, die Straße davor steht unter Wasser, irgendwie drückt es durch den Deich. Wir drehen eine langsame Runde durch den Ort und ergreifen dann tatsächlich die Flucht. Das Kaff ist so schräg, daß es schon fast wieder eine Attraktion ist.

Nächster Halt ist etwa 20 Kilometer weiter südlich, am „Salvation Mountain“, – etwas abseits des Highway hat ein „Künstler“ einen künstlichen, bunt bemalten Berg erbaut, mit Sprüchen versehen und allerlei bunt bemaltes „Gerümpel“ davor drapiert. Auch total schräg, was es dort zu sehen gibt.
Und direkt daneben und dahinter haben sich seit vielen Jahren Hippies und Alternative in der Wüste niedergelassen um in „Slab City“, – so nennen sie das Camp, das letzte Stück Freiheit dieser Welt zu geniessen.
Ok, finden wir eine gute Idee und sind diesbezüglich auch tatsächlich tolerant, – allerdings zwängt sich uns die Frage auf, was an einer Freiheit auf einer staubigen und verlotterten Müllkippe schön sein kann ?

Nochmal einige Kilometer weiter südlich, am Südrand des 1.300 Quadratkilometer großen Sees, liegt das „Sonny Bono Salton Sea National Wildlife Refuge“, ein Vogelschutzgebiet, in dem im Winterhalbjahr zahlreiche seltene Vogelarten anzutreffen sind.
Bei der Anfahrt dorthin beginnt es tatsächlich zu regnen, – wir fahren durch ein Gebiet, in dem sich einige Geothermiekraftwerke die unterirdischen Aktivitäten des St.-Andreas-Graben zu Nutze machen.
Im Vogelparadies ist leider so gar nichts los heute, die Vögel haben sicher wegen des ungewöhnlichen Regens heute keine Lust auf Touristen, – lediglich draußen auf einigen landwirtschaftlichen Flächen, die es hier gibt, haben sich ein Schwarm Ibisse und einige Reiher niedergelassen.

Nach dem Mittagessen fahren wir über „Brawley“ weiter nach Osten, dort gibt es die „Imperial Sand Dunes“, ein weitläufiges Sanddünenfeld mit bis zu 90 Meter hohen Dünen, das sich von der mexikanischen Grenze bis hier rauf in einer Breite von fast 10 Kilometern hinzieht, – das wollen wir uns ansehen, – zudem gibt es dort Übernachtungsplätze, – mal wieder in den Dünen übernachten, das könnte uns gefallen.
Auf dem Weg dorthin durchfahren wir eine Zone intensiver Landwirtschaftsflächen, es wird heftig bewässert und Weidewirtschaft betrieben, über weite Strecken sitzen haushoch aufgesetzte Heuballen am Rand der Felder oder auf großen, mehrere Fußballfelder großen Lagerflächen, – auf halber Strecke passieren wir auf der linken Seite eine Farm, wie wir sie uns bis heute nicht haben vorstellen können, – in einem offenen Gehege, tief im eigenen Mist, stehen einige tausend schwarz-weiß gefleckte Rinder, schon Meilen vorher und auch danach stinkt es jämmerlich, die Tiere können einem nur Leid tun. Es ist eine unvorstellbar große Fläche, mindestens einen halben Kilometer lang und ebenso breit, auf der die Tiere Seite an Seite stehen, das können durchaus zwanzigtausend Stück sein.

Hier beginnt es jetzt kräftig zu stürmen und als wir die Dünenfelder erreichen fegt ein heftiger Sandsturm über uns hinweg.
Der größere Teil der Dünen ist für ATV und Offroadfahrzeuge freigegeben, entsprechend ist hier heute am Feiertag und langen Wochenende was los, – Unmengen von diesen Buggys flitzen durch den Sand, – Wohnwagen und Reisemobile mit großen Anhängern stehen auf mehreren großen Flächen im Sand, sie bleiben wohl länger.
Eine Vielzahl von Ranger-Pickups fährt Streife und sogar die Sheriffs haben einige von diesen Buggys mit Beschriftung und Blaulicht und fahren fleißig mit, um auch hier draußen präsent zu sein. Am anderen Ende des Dünenfeldes, bei „Glamis“, hat sich ein ganzes Camp gebildet, – ATV-Verleiher, Werkstätten, Gastronomie, Zubehörshops, alles ist vertreten, – und niemand läßt sich durch den heftigen Sandsturm den Tag verderben, der wird einfach ignoriert, – und weiter geht die Show.
Wir drehen um, oft kann man keine 100 Meter weit sehen, so weht der Sand durch die Luft, im Nu haben wir ihn innen im Führerhaus, obwohl alle Fenster zu sind, so langsam wird das Armaturenbrett und die Armstützen an den Türen leicht rotbraun obendrauf.
Wir beginnen, uns einen Nachtplatz zu suchen, obwohl wir uns mittlerweile nicht mehr sicher sind, ob das ein guter Gedanke ist, – an einer Rangerstation fahren wir mal rein, ich frage, wie das hier gehandhabt wird, ob man sich einfach einen Platz aussuchen kann und ob man ein Permit benötigt.
In diesem Moment hört der Sturm schlagartig auf, – in Sekunden ist die Luft klar und über uns ist ein Himmel zu sehen, der Angst macht, – kohlschwarz, – dicke, quellende Wolken, – Weltuntergangsstimmung, – und im selben Augenblick kriegen wir beide eine „Dringende Unwetterwarnung“ auf dem Display unseres Handys eingeblendet, eine „Flash Flood“ ist in den nächsten 2 Stunden für das hiesige Gebiet zu erwarten.
Nun, das wars dann mit der Nacht in den Dünen, – das wird uns zu heiß, denn mittlerweile schüttet es und wie schnell sich hier in der Wüste Sturzfluten bilden, haben wir im kleinen Maß schon erlebt, – also nichts wie raus hier und zurück nach „Brawley“.

Dort landen wir dann wieder mal auf dem Walmart-Parkplatz, asphaltiert, ohne Sturm und ohne Sturzflutgefahr, – nur weiter regnen tuts noch. ( N 32° 57′ 47.2″ W 115° 32′ 51.7″ )

Tagesetappe:      206 km          Gesamtstrecke:      36.790 km

27.11.2019 – Servicetag bei Bombay Beach

Der Campground ist gar nicht schlecht, – zwar riesig, aber alles verläuft sich irgendwie, – es geht eher ruhig und familiär zu.
Es gibt heiße Quellen und entsprechende Pools hier auf dem Gelände, bis abends um 21 Uhr hüpfen die Leute noch im Wasser rum und haben Spaß, lautes Lachen ist bis hier rüber zu hören.

Die Nacht ist ruhig und angenehm mild, – wir pennen bis in die Puppen, – ich glaube, wir brauchen alle drei wirklich mal Urlaub, auch Aspro macht keinen Mucks, bis wir aufgestanden sind.

Heute ist Service angesagt, – Heike hat Waschtag, nimmt gleich 3 Waschmschinen im Laundry in Beschlag, das geht dann flott vorwärts.
Ich beschäftige mich mit dem HerrMAN, da gibt es immer ein paar Kleinigkeiten zu tun, – auch Größeres, das hebe ich mir allerdings bis Mexiko auf, wo wir längere Pausen einlegen werden.
Vorne, über der Frontscheibe kriegt er einen neuen Schriftzug verpasst, -„Germany – Alemania“, – damit unsere Herkunft besser zu erkennen ist, da gab es die letzten Monate fast täglich Nachfragen.

Auf dem Platz sind auch einige Kanadier, ganz nette Leute, immer mal wieder kommt jemand auf einen Plausch vorbei, – sie sind auch sehr reisefreudig, da gibt es gleich viel zu erzählen, gleich mehrmals werden wir nach unseren Erfahrungen mit der Verschiffung über den Atlantik gefragt, sie würden auch gerne mal Europa mit ihrem Camper bereisen. Morgen ist „Thanksgiving day“ mit einem großen Abendbüffet oben im Restaurant, – wir sollten doch auch kommen.
Naja, das ist jetzt so gar nicht unser Ding, – ich sage ihnen, daß wir morgen abend schon in Mexiko sind.

So vergeht der Tag im Flug, Ausruhen war wieder nicht drin.

Tagesetappe:      0 km          Gesamtstrecke:      36.584 km

26.11.2019 – Von Palm Springs nach Bombay Beach

Die Nacht ist verdammt unruhig !
Um kurz nach Mitternacht, ich bin noch auf, klopft es an der Türe, – Security, – wir könnten hier nicht stehen bleiben.
Ich erkläre dem „Nachtwächter“, daß am Eingang zum Parkplatz ein Schild mit der Aufschrift „Welcome to Palm Springs Free Unlimited Parking“ steht, worauf er erwidert, daß das nicht für die Nacht gelten würde, – das kann und will ich nicht verstehen, erkläre ihm, daß „unlimited“ auch „unlimited“ bedeuten würde, – ich gehe mit ihm zum Schild hinüber, frage ihn, wo das mit dem Nachtverbot stehen würde, – das interessiert ihn sichtlich gar nicht, – er meinte dann „Er gäbe mir 5 Minuten, um zu verschwinden“, – das war wohl sein Fehler, denn so laße ich nicht mit mir rumspringen, – mit einem Fingerzeig auf das Schild frage ich ihn, ob er der englischen Sprache mächtig wäre und ob er die auch lesen könne, oder ob er nicht verstehe, was dort geschrieben ist, – dann laß ich ihn stehen, gehe zurück zum HerrMAN und schließe die Türe hinter mir ab. Er verzeiht sich.

Als sich mein Blutdruck wieder normalisiert hat, gehen wir schlafen.
Irgendwann mitten in der Nacht, es ist 3 Uhr, knallt es wieder an der Tür, nicht einmal, gleich zwei- oder dreimal, – Aspro tobt, – jetzt reichts mir endgültig, – das kann ich grad haben, wenn uns einer aus dem Schlaf reißt. Die Tür laß ich zu, werfe die Außenbeleuchtung an, öffne das Fenster und dann setzt es erst mal was, – ich laße ihn erst gar nicht zu Wort kommen, putze ihn runter, er solle gefälligst nicht mitten in der Nacht an unsere Türe poltern, außerdem wäre gesagt, was zu sagen ist und er solle sich mal schleunigst verzeihen, bevor ich richtig sauer werde. Dann kriegt er noch zwei Schimpfkanonaden auf Deutsch hinterher, – laut und gemein, – gut, daß er kein Deutsch versteht, die waren annähernd „knasttauglich“. Ich sag ihm unmißverständlich, daß er richtig Ärger kriegt, wenn er nicht auf der Stelle verschwindet oder uns noch mal wecken sollte, hau ihm das Fenster zu und laß ihn stehen. Er müht sich, irgendwen mit seinem Handy anzurufen, – vermutlich tut er nur als ob. Dann trollt er sich.

Naja, mit Schlafen ist jetzt nicht mehr wirklich viel. Irgendwann, vielleicht gegen 5 Uhr, oder so, fährt er wieder auf den Parkplatz, kontrolliert die dahinterliegenden Lokale und verzieht sich. Na also, geht doch ! Kann ich gerade verputzen, – solche Typen, die sich ihre eigenen Regeln schaffen, um andere Leute zu schikanieren !

Trotzdem scheint am Morgen wieder die Sonne und wir fahren los.
Allerdings haben wir jetzt die Schnauze von den großen Städten endgültig voll, die haben uns schon zuvor nicht wirklich gelockt, – „Los Angeles“ hatten wir letzte Woche schon aus unseren Gedanken gestrichen, wollten jetzt noch „San Diego“ machen, – das ist jetzt auch durch, es gibt einfach kaum Parkmöglichkeiten, die Verantwortlichen wollen keine Wohnmobile haben. Also bleiben wir weg, ganz einfach.

Wir beschließen, 3 oder 4 Tage früher zum Grenzübergang „Mexicali“ und hinüber nach Mexiko zu fahren, das ist von hier aus direkt nach Süden.
Heute ist dann großer Einkaufstag, – all die mittlerweile „guten“ Sachen kaufen, die wir evtl. in Mexiko nicht mehr kriegen werden, – in Palm Springs finden wir zufällig die erste „Aldi-Filiale“ in den USA, Heike will da unbedingt mal rein, – ja und, was soll ich sagen, – Weihnachten kann kommen, – Christstollen mit Marzipanfüllung, Nürnberger Lebkuchen und Eierlikör bringt sie mit.

Wir fahren heute den Highway 111 nach Süden, und siehe da, dort entlang finden wir auch die gestern vermissten Nobelorte, „Cathedral City“, „Rancho Mirage“ und „Palm Desert“, – Herrlich grüne Golfplätze, Feriensiedlungen, Freizeitresorts und Geschäfte ziehen sich in einem endlosen Band durch die Wüste, 4 bis 6 spurig die Straße, rechts und links edelster Rasen, Palmen und Blumenrabatten auf dem Mittelstreifen, – die Wassersprenger laufen wohl rund um die Uhr. Das Bild ist ähnlich, wie wir es von Spaniens Süden oder von Teneriffa oder Gran Canaria her kennen, – dort, wo nicht gegossen wird, herrscht die Dürre der Wüste.

Wir fahren über den Hwy 111, östlich des „Salton Sees“ vorbei, – dank Bewässerung wird dort über viele Kilometer intensive Landwirtschaft betrieben, riesige Felder mit Salat und Kräutern, es wird gerade geerntet, ganze Heere von Erntehelfern sind bei der Arbeit zu sehen. Ausgedehnte Zitrusplantagen folgen, – Weinfelder, – riesige Palmenwälder, – Datteln werden überall in den Ortschaften zum Kauf angeboten.

Der „Salton See“ liegt 69 Meter unter dem Meeresspiegel, wir fahren bis zum „Fountain of Youth Campground“, kurz hinter „Bombay Beach“. Dort werden wir für 2 Nächte bleiben, Heike möchte morgen nochmal einen Waschtag einlegen. ( N 33° 23′ 57.9″ W 115° 39′ 49.0″ )
Übermorgen beginnt dann der dritte Teil unserer Nordamerikareise – Mexiko.

Tagesetappe:     117 km                    Gesamtstrecke:     36.584 km

25.11.2019 – Von Joshua Tree nach Palm Springs

Welch ein unglaublicher Unterschied, – gestern Nacht 13 Grad plus, heute nacht 5 Grad minus, – und das, obwohl unser Nachtplatz eigentlich nur etwa 80 km weiter nördlich und nur 200 Höhenmeter höher liegt. Und heute abend in Palm Springs, wieder etwa 40 km südlicher, allerdings 600 Höhenmeter niedriger, ist es gegen 23 Uhr noch 16 Grad warm.
Die Nacht „im“ See ist ansonsten wunderbar, unglaubliche Stille rundum und klarer Sternenhimmel, – gegen 7 Uhr in der Früh beginnt die Sonne zu heizen, der ausgetrocknete See zieht für ein paar Minuten eine dünne Nebelschicht, fast könnte man meinen, daß sich unter dem Nebel tatsächlich ein See befindet.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, – heute wollen wir uns die „Nobelorte“ entlang des St.-Andreas-Graben anschauen, „Desert Hot Springs“, „Indio“, „Palm Desert“, „Cathedral City“ und „Palm Springs“. Dazu fahren wir auf den Highway 62 und nach Westen, später nach Süden, also in einem Halbbogen um den „Joshua Tree Nationalpark“ herum.

Anfangs stehen die „Joshua Tree´s“ noch in großen Mengen entlang der Straße und selbst in den Ortschaften, das sieht schon irgendwie urig aus, so außerhalb des Parks.
Der Highway führt bei „Yucca Valley“ und kurz darauf bei „Moronga Valley“ ziemlich stark abwärts, an die 600 Höhenmeter innerhalb weniger Kilometer, fast schnurgerade dem „St.-Andreas-Graben“ entgegen.
Die beiden, weitläufigen Täler sind bereits ziemlich stark bebaut, viele kleine Häuser, aber auch Mobilheime stehen weit verstreut zwischen dem kargen Bewuchs der Halbwüste.

Nach Verlassen des langen Tals wird es plötzlich stürmisch, – heftiger Seitenwind schiebt den HerrMAN fast aus der Bahn, – aus einem seitlichen Tal bläst der starke Wind mächtige Staubfontänen heran, die wir anfangs als Rauch einstufen, – auf den gegenüberliegenden „San Jacinto Mountains“ sind die mehr als 3.300 Meter hohen Bergspitzen schneebedeckt und auch dort oben fegt der Sturm den Schnee in großen, weißen Wolken vor den blauen Himmel.
Was wir als „heftig“ empfinden, scheint hier allerdings Normalität zu sein, – entlang des Highway weisen große Warntafeln auf den extremen Wind hin und in dem Seitental, auf den Hügeln daneben und den Ausläufern der davorliegenden Ebene stehen Hunderte, – nein, – vielleicht sogar Tausende Windkraftanlagen, – seit den 1980er Jahren ist hier einer der größte Windparks Kaliforniens entstanden, – nun, der Standort scheint gut gewählt.

Hier verlassen wir den Highway, fahren Richtung „Desert Hot Springs“ und dann auf der langen „Dillon Road“ nach „Indio“ hinunter.
Mit jedem Kilometer mehr wird unsere Enttäuschung größer, wir haben eigentlich Nobelorte mit Palmen und Blumenrabatten erwartet, sehen hier jedoch über viele Kilometer nur benutzte Wüste, überall stehen vereinzelte Häuser, teilweise wieder die üblichen „Baracken“ mit ihren privaten Schrottplätzen, Gewerbebetriebe, einige Steinbrüche und Kieswerke und gnadenlos Müll entlang der Straßen und Wege und in der Flur, – schon bei unseren ersten Besuchen ist uns aufgefallen, daß der „Musterknabe“ in Sachen Umweltschutz, in Sachen Müll und Dreck entlang der Straßen ein echtes Problem hat, nirgendwo in den USA haben wir so viel davon gesehen, wie in Kalifornien. Die Städte selbst sind sauber, sobald jedoch die Ausfallstraßen oder das flache Land beginnen, beginnt auch der „Saustall“ in den Straßengräben.

In „Indio“ fahren wir dann entlang des Interstate Highway 10 wieder nordwestlich, – in den Orten „Indio“, „Palm Desert“ und „Cathedral City“ sehen wir eigentlich nur „Resorts“, – Wohnanlagen, Ferienresorts und Golfplätze in abgeschloßenen, von Mauern und Toren umgebenen, künstlichen Nobel-Bereichen, – außerhalb ist Wüste, Staub und Dreck.

Am späten Nachmittag erreichen wir „Palm Springs“, zumindest hier erkennen wir beim hindurchfahren einen angenehmen und sauberen Ort, der Stadtkern hübsch aufbereitet, mit Geschäften und Restaurants, begrünt und sauber, so hatten wir uns das schon eher vorgestellt.
Die Stellplatzsuche gestaltet sich hier extrem schwierig, fast 2 Stunden kreisen wir durch die Stadt, bis wir auf einem öffentlichen Parkplatz einen einigermaßen brauchbaren Stellplatz finden, der liegt allerdings prima, nur 100 Meter dahinter beginnt die „Promenade“ mit Lokalen, Restaurants, Bars und Geschäften, – die Gäste flanieren, – Sturm hat es hier keinen, – es ist am Abend noch angenehm warm draußen, — die Promenade entlang leuchtet der städtische Weihnachtsschmuck. Ja ist denn schon wieder ……  ( N 33° 49′ 14.1″ W 116° 32′ 51.2″ )

Tagesetappe:     209 km                    Gesamtstrecke:     36.467 km

24.11.2019 – Durch den Joshua Tree National Park

Auch hier herrscht wunderbare Stille in der Nacht, – unten im Tal ist das unendliche Band des Interstate Highway zu sehen, rote Lichter rechts, weiße Lichter links, dankenswerterweise weht der Wind talwärts und es dringt kein Laut von dort unten zu uns hoch.
Die Nacht ist mit 13 Grad schon fast warm, der Morgen bringt wieder herrlich Sonnenschein mit sich, allerdings weht ein frischer Wind vom Norden.

Kurz nach 10 Uhr fahren wir los, heute einmal quer durch den „Joshua Tree National Park“, – zur Einfahrt ist es weniger als 1 Kilometer.
Im Visitor-Center zeigen wir unseren „All American Paß“, somit ist der Eintritt frei, und kriegen einen Straßenplan des Parkes dazu.
Wir fahren nordwärts und bergwärts, kommen so heute von etwa 500 auf knapp 1.600 Meter Höhe, entsprechend pendelt sich die Temperatur bei 16 Grad ein.

In der ersten Hälfte, bis zu einer Höhe von etwa 900 Metern durchfahren wir die übliche Wüstenlandschaft, hier ist es die „Colorado-Wüste“ mit Sand, Büschen, niedrigen Bäumen und vereinzelten Kakteen, oft „jumping“ Chollas´s, auch „Teddybär-Cholla´s“ genannt. Man sollte sich aber keinesfalls dazu verleiten lassen, den hübsch aussehenden „Teddybären“ anzufassen, – er ist ein überaus ekliger Kaktus, – das vermeintliche, weiße Blütenkleid besteht durchweg aus Stacheln, die sich mit ihren Widerhaken überall festhängen, sich bei Berührung „festbeißen“ und sich so gut wie nicht mehr entfernen lassen. Am Visitor-Center haben wir einer Frau zugesehen, wie sie einen stacheligen Ball an ihrer Hand mit der Schere abgeschnitten hat, ihr Begleiter hat sie dann mit dem Auto weggebracht, vermutlich mussten sie erst mal einen Arzt aufsuchen, um die Stacheln zu entfernen.
Ob sie den Teddy nun streicheln wollte, oder sich der ihr an den Hals geworfen hatte, – wissen wir nicht, – denn die Unart dieses Kaktus ist, daß er seine „Ableger“, also kleine, tischtennisballgroße Stücke seiner Arme abstoßen und bis zu 2 Meter weit „schießen“ kann.
Am „Cholla Cactus Garden“ stehen sie dicht an dicht auf einer mehrere Fußballfelder großen Fläche, – wunderschön anzusehen, – aber mit Vorsicht zu geniessen.

Die Asphaltstraße führt durch eine herrliche Landschaft, eine weite Wüste, rundum von Bergen eingerahmt.
Hier beginnt der Bereich der „Joshua Tree´s“, das sind yuccaähnliche Pflanzen in Baumform, vielastig und oft mächtig groß, in vielen Bereichen bilden sie ganze Wälder.
Wir erreichen die Höhenlage über 900 Metern und wechseln in die „Mojave-Wüste“, die Straße schlängelt sich durch die Gebirgsregion, überall säumen hier rundgeschliffene Granitfelsen die Straße, die „Joshuas“ stehen überall dazwischen, ein toller Anblick.
Heute ist Sonntag und ziemlich viel los, überall sind Wanderer unterwegs, – an einigen Granitfelsen mühen sich Kletterer ab und auf vielen Felsspitzen sitzen Menschen und bestaunen die herrliche Natur, – irgendwo zwischen zwei Felsspitzen haben Artisten ihr Hochseil aufgebaut und balancieren in schwindelnder Höhe über das Seil, – leider können wir hier nirgendwo anhalten.

Wir fahren auf den fast 1.600 Meter hohen „Keys View“ hinauf, die höchste Erhebung in den „Little San Bernardino Mountains“, von hier haben wir einen genialen Ausblick nach Westen und Süden, über den St.-Andreas-Graben hinweg bis hinunter zu den Nobelorten „Palm Springs“ und „Indio“ und zu den nördlichen Ausläufern des „Salton Sea“.

Wieder zurück vom „Keys View“ gibt es bei „Barker Dam“ eine schöne Sandpiste von einigen Kilometern Länge, die lassen wir uns natürlich nicht entgehen. An zwei Stellen geht es ziemlich „haarig“ zu, die dicken Äste der Joshuas hängen tief auf die Straße, ausweichen geht nicht, weil die Straße von Sanddämmen begrenzt wird, – mit ein wenig rangieren und „leichter Feindberührung“ kommen wir letztendlich schadlos durch, – Spaß hat es gemacht.

Die Campgrounds hier im Nationalpark liegen herrlich versteckt, zwischen den Granitfelsen, leider sind auch heute alle restlos belegt. Schade, wir wären gerne mal über Nacht geblieben, der Park ist so weitläufig und schön, daß man locker 2 oder auch 3 Tage hier verbringen kann.

Am späten Nachmittag erreichen wir den nördlichen Parkausgang bei „Joshua Tree“ und fahren in das Städtchen hinein, Heike holt ein paar Souvenirs, hier gibt es Samen dieser herrlichen Bäume, wir wollen mal ausprobieren, ob die auf Kreta überlebensfähig sind, das Klima könnte passen.
Dann fahren wir etwa 12 km nordöstlich ins Land hinaus, dort am „Sunfair Dry Lake“, einem ausgetrockneten See, oder besser im „Sunfair Dry Lake“ gibt es jede Menge freie Stellplätze für die Nacht, – ja hier steht man direkt auf dem Boden des ehemaligen Sees, – andere Camper sind schon da, – jeder hat etwa die Größe mehrerer Fußballplätze für sich allein. Hier bleiben wir, schon bei Tag gibt es keine störenden Geräusche mehr. ( N 34° 10′ 14.7″ W 116° 13′ 07.0″ )

Tagesetappe:     143 km                    Gesamtstrecke:     36.258 km