31.07.2019 – Von Fairbanks zum Denali Nationalpark

Für die absolute Stadtnähe ist die Nacht bei Walmart nicht wirklich laut, – wenn halt ein amerikanischer Truck draussen an der Ampel auf die Motorbremse tritt, wirds richtig laut, – in vielen Städten ist das gar verboten, es scheppert halt richtig. Kommt aber nur wirklich selten vor.
Die Nacht ist mit 14 Grad nicht wirklich kalt, – Nordlichter sind leider keine zu sehen, Fairbanks rühmt sich damit, daß man an 240 Tagen im Jahr welche sehen kann, – es wird derzeit wohl zu hell dafür sein, – bis 23 Uhr ist es noch fast taghell. erst dann dämmert es ein wenig, richtig dunkel wird es gar nicht.
Schon früh am Morgen scheint heute die Sonne und sie bleibt uns wieder einmal über den Tag, das sorgt für sommerliche 23 Grad, erst jetzt am Abend gegen 21 Uhr zieht es zu und beginnt ein wenig zu regnen.

Am Morgen besuchen wir zunächst den „Pioneer Park“ in Fairbanks, hier werden Relikte aus der Pionierzeit ausgestellt, – eine wirklich schöne Sammlung an alten Häusern und Blockhütten, die man in der Umgebung abgetragen und hier wieder aufgebaut hat, einen alten Schaufelraddampfer, den Salonwagen „Denali“, mit dem der amerikanische Präsident im beginnenden 20. Jahrhundert Alaska bereist hat, Werkzeuge und Maschinen aus der Goldgräberzeit und einige Relikte der indianischen Urbevölkerung Alaskas.
Die ausgestellten Häuser sind keine toten Ausstellungsstücke, sie sind durch kleine Geschäfte, Ateliers, Cafe´s oder kleine Lokale belebt, so entsteht ein lockeres Miteinander, – ein schöner Morgenspaziergang.

Dann fahren wir aus der Stadt hinaus auf den „George Parks Highway“ (Ak 3) und Richtung Süden, unser nächstes Ziel ist der „Denali-Nationalpark“.
Der Highway führt, wie gewohnt, durch die weiten Wälder Alaskas, – zunächst über Hügelketten mit schönen Ausblicken und führt dann hinunter in das Tal des „Nenana“, eines mächtigen Flußes, der sich über weite Strecken neben unserer Straße entlang schlängelt.
Alaska ist entlang der Highways dichter bewohnt als Nordkanada, oft sind Häuser zu sehen oder Briefkästen, auch kleinere Ansiedlungen tauchen immer wieder auf.

Am späten Nachmittag, kurz bevor wir den „Denali“ erreichen, machen wir Schluß für heute, – in den Nationalparks ist meist das freie Stehen nicht erlaubt, also bleiben wir für die Nacht erst noch draussen. Links der Straße, versteckt hinter Bäumen liegt eine weitläufige, ehemalige Kiesgrube mit vielen freien Stellflächen, einem kleinen See in der Mitte und einem tollen Panoramablick auf die Berge des Alaska Range Massivs, ein sehr einladendes Plätzchen, – hier bleiben wir. ( N 63° 54′ 50.3″ W 149° 04′ 49.2″ )
In einer Ecke, vor einer Steilwand machen Jugendliche noch ein paar Schießübungen, nach 20 Minuten verziehen sie sich, es wird herrlich still und wir sind alleine.

Tagesetappe:     184 km                    Gesamtstrecke:     13.132 km

30.07.2019 – Vom Gerstle River nach Fairbanks

Der Elchbulle kommt leider nicht mehr zurück, – der Regen schon ……

…..allerdings erst, nachdem wir uns am Morgen von unseren Nachbarn verabschiedet haben, sie leben in Californien und haben uns eingeladen, sie zu besuchen, wenn wir im November dort vorbeikommen. Klar doch, machen wir.

Wir fahren hinaus auf den Alaska Highway und weiter nach Norden.
Im 25 Kilometer entfernten Delta Junction steht Milepost 1422, der letzte des Alaska Highway, er endet hier in Delta Junction, obwohl er eigentlich noch bis Fairbanks weitergeht, er heißt allerdings Richardson Highway, weil es ihn schon vor dem Bau des Alaska Highway gegeben hat. Nunja, …..
Dann fahren wir weiter Richtung Fairbanks.

Doch zunächst passieren wir das Städtchen „North Pole“ und hier ist schon wieder Weihnachten, – ganzjährig !
Vielen Kindern auf der Welt erzählen die Eltern, daß der Weihnachtsmann am Nordpol zu Hause sei, was die Kinder für bare Münze nehmen und ihre Weihnachts-Wunschzettel an den Weihnachtsmann in North Pole schicken. Dort kommen sie tatsächlich an und werden auch bearbeitet, – naja, erfüllt werden sie wohl nicht werden.
Jedenfalls hat man dort einen 12 Meter hohen Weihnachtsmann, den ganzjährigen Christbaum und das „Santa Claus House“ errichtet und alles weihnachtlich dekoriert. Drinnen ist ein megagroßer Shop, in dem es alles zu kaufen gibt, was irgendwie mit Weihnachten zu tun hat, – ganzjährig natürlich.

Das Wetter ist sehr wechselhaft heute, von Starkregen bis zu strahlendem Sonnenschein ist alles dabei, es wechselt im Halbstundentakt.

Die Gegend zwischen Delta Junction und Fairbanks scheint wesentlich dichter besiedelt zu sein, als wir dies aus dem Norden Kanadas gewohnt sind, entlang des Highway stehen auffällig viele kleine Häuser in den Wäldern, – top gemähte Rasen verraten dies, oder dort, wo die Häuser nicht zu sehen sind, reihen sich die Briefkästen an der Straße entlang.
Hier ist die „Kornkammer“ Alaskas, – in der Tat wird hier Landwirtschaft in größerem Stil betrieben, – Rinderzucht, – aber auch Getreide und Kartoffeln werden angebaut, – sollte man nicht glauben, daß so was auf den Permafrostböden möglich ist, – aber geht offensichtlich.

Als wir am späten Nachmittag in Fairbanks eintreffen, hat sich das Wetter für Sonnenschein entschieden, 20 Grad sind es nun auch geworden, – geht doch.
Wir fahren das Einkaufszentrum am Stadtrand an und füllen mal wieder unsere Vorratsschränke auf, den letzten Supermarkt hatten wir vor 2 Wochen. Es wird spät darüber.
So bleiben wir wieder mal bei Walmart auf dem Parkplatz stehen, wie vielleicht 20 andere Mobile auch. ( N 64° 51′ 29.2″ W 147° 41′ 20.8″ )

Tagesetappe:     205 km          Gesamtstrecke:     12.948 km

29.07.2019 – Von Chicken zum Gerstle River

Am Abend ist es zunächst ein wenig unruhig hier am Platz, man hört den großen Generator, der für die Geschäfte nebenan den Strom produziert, – irgendwann ist allerdings Schluß damit und es ist totenstill im „Chicken“-Wald. Der Regen hat in der Nacht aufgehört, der Morgen startet mit 13 Grad, die Wolken bleiben uns den gesamten Tag über und auch die Temperatur steigt nicht mehr an, – erst spät am Abend kommt die Sonne ein wenig durch und schnell sind 19 Grad erreicht.

Kurz nach 10 Uhr fahren wir los, zurück auf den Taylor Highway (Ak 5), der ab Chicken südwärts asphaltiert ist, – naja, so lala asphaltiert ist, zwischendurch hoppelt es teilweise schrecklich, viele Stellen sind geflickt, immer wieder sind auch Stücke von etwa 500 Metern nur geschottert, – warum auch immer.
Gegen Mittag erreichen wir dann wieder den Alaska-Highway (Ak 2) und fahren über Tok Richtung Fairbanks.
Der Alaska Highway ist wieder relativ breit, gut ausgebaut und schnurgerade, seit langer Zeit ist das Fahren wieder fast Erholung.

Bis zum Alaska Highway ist die Landschaft hügelig und mit diesen kümmerlichen Fichten bewaldet, ab dann wird es flacher, der Highway führt im breiten Tal entlang, seitlich sind Berge zu sehen, immer wieder kreuzen wir Bäche und Flüße, die Wälder sind hier mit Laub- und Nadelbäumen durchmischt.
Tok ist eine Ansammlung von Zweckbauten, – Tankstellen, Visitor-Center, ein paar Geschäfte, und fertig, – wir machen nur einen kurzen Halt, ein wenig Obst und Gemüse einkaufen, hatten wir ja alles aufessen müssen, – wieder voll tanken, in Alaska ist Diesel günstiger als in Kanada, und weiter.

Gegen Abend, wir sind schon auf der Suche nach einem schönen Nachtplatz, kreuzen wir den Gerstle River über eine lange Brücke, als ich unten im Kiesbett des Flußes einen mächtigen Elchbullen erkenne, – anhalten geht, ist gerade keiner da, – ein schnelles Foto, und nach der Brücke durch den Parkplatz über einen Feldweg ans Flußufer, der Elch hat sich allerdings leider schon verzogen.
Jedoch finden wir auf diese Art und Weise einen wunderschönen Nachtplatz, direkt am Flußufer, – hell und ruhig, – hinten tauchen aus den letzten Wolken die schneebedeckten Berge auf. Hier bleiben wir. ( N 63° 49′ 03.8″ W 144° 55′ 28.6″ ) Vielleicht haben wir ja Glück und der Elch kommt heute abend oder morgen früh noch einmal zurück.
Jedenfalls kommen später noch Nachbarn dazu, wir begrüßen sie und unterhalten uns und im Nu stellen wir fest, daß wir gemeinsame Bekannte haben. Kleine Welt.

Tagesetappe:     249 km          Gesamtstrecke:      12.743 km

28.07.2019 – Von Dawson City (Kanada) nach Chicken (Alaska, USA)

Gestern abend schon beginnt es zu regnen, in der Nacht regnet es weiter und auch heute morgen regnet es noch, – nicht sehr stark, aber stetig.

Gegen 10.30 verabschieden wir uns von unseren Nachbarn, unser Weg hat sich gekreuzt, sie fahren dahin, wo wir hergekommen sind, wir in die Richtung, aus der sie gekommen sind.
Doch zunächst machen wir noch eine Runde durch den Ort, – nur draussen die Hauptstraße entlang des Yukon-River ist asphaltiert, alle anderen Straßen im Ort sind geschottert, dort sieht es heute früh entsprechend „lustig“ aus, Wasserpfützen, Matsch und Schmiere, – gut, daß nach alter Tradition wenigstens die Gehsteige aus Holzstegen bestehen.
An der 8th Avenue sehen wir uns die alte Blockhütte an, in der Jack London sein Leben verbrachte, gleich daneben die von Robert Service, dem großen kanadischen Schriftsteller, drei Straßen weiter vorne dann das Dawson-Museum mit dem Lok-Schuppen, dort will ich unbedingt noch reinschauen. Im Museum befinden sich Dokumente und Bilder, Werkzeuge, Geräte und Inventar aus der Goldgräberzeit, – ein kompletter Gerichtssaal, ein Laden, die Hütte eines Goldgräbers, die Hotelreception und Vieles mehr sind hier originalgetreu nachgebaut und mit Gerätschaften ausgestattet, das vermittelt einen tiefen Einblick in die damalige Zeit.
Draußen im Lokschuppen stehen die Originale der alten Dampflokomotiven, die um diese Zeit Mensch und Gerät ins Yukongebiet transportiert haben, – echte Schmuckstücke, – auch kleine Feldbahnen, die auf den Claims eingesetzt waren, um Unmengen von Erde und Geröll hin und her zu bewegen.

Um die Mittagszeit fahren wir dann weiter.
Direkt am westlichen Ortsausgang von Dawson City endet der Klondike Highway, – mit der Fähre setzen wir über den Yukon-River und fahren weiter Richtung Alaska auf dem „Top of the World Highway“, der am anderen Ufer beginnt. Nach einigen Kilometern endet der Asphalt und es beginnt wieder eine Schotterpiste, – hoppla, das war uns nicht bewußt, – ist ja auch nicht wirklich schlimm, Schotter können wir ja nun schon, – aber am Freitag abend haben wir den HerrMAN geputzt, und heute, nach nur wenigen Kilometern auf dem schlammnassen Schotter sieht er schon wieder so aus. Und es regnet weiter, – naja vielleicht reinigt er sich ja von selber !?

Der Highway führt stetig bergauf, wir landen irgendwann auf etwa 1200 Meter Höhe, dort schlängelt er sich über fast 100 Kilometer immer über die Bergkämme, bei schönem Wetter sicher ein Erlebnis, – heute leider etwas gedämpft, – Regen, – immer wieder auch Nebelfetzen, – für wenige Minuten wirds dann wieder hell, die Sonne zeigt sich zaghaft hinter den Wolken, – aber immer nur kurz, – die Temperatur liegt bei 11 Grad.
Die Landschaft hügelig, bergig, Wälder und Tundra wechseln sich ab, immer wieder kommen wir auch über die Baumgrenze hinaus, wenn es gerade mal etwas heller ist und weniger regnet, erhaschen wir einige wirklich schöne Aussichten in weite Täler mit Bächen und kleinen Seen.

Gegen 16 Uhr dann erreichen wir den kleinen Grenzübergang von Kanada nach Alaska/USA.
Wir wissen, daß die Mitnahme von Lebensmitteln, speziell von Frischware, Obst, Gemüse, Brot, Fleisch, Fisch etc. nicht erlaubt ist und haben die letzten Tage unseren Speiseplan entsprechend danach ausgerichtet und nichts mehr nachgekauft.
Die Grenzabfertigung geht flott und freundlich, – wir werden nach drinnen gebeten, – Fingerabdrücke, Fotos, 6 USDollar Gebühr pro Nase, Stempel in den Paß und fertig, – keine Fragen, keine Kontrolle, Nichts, – freundliche Worte und das wars, – gute 10 Minuten und wir sind durch. Wenn das nur immer so ginge !

Jetzt sind wir in USA und (fast) Alles ist anders.
Hatten wir in Kanada noch Kilometer und Meter, Kilogramm und Gramm, Liter, kanadische Dollar und km/h, so gibt es hier in den USA jetzt Miles und feet, pounds und ounces, Gallonen, US-Dollar und mph, die Temperatur wird nicht mehr in Grad Celsius, sondern in Grad Fahrenheit angezeigt – umdenken ist angesagt. Ändern tut sich auch schon wieder die Zeitzone, aus der Pacifictime wird die Alaskatime, wir kriegen 1 Stunde geschenkt und sind jetzt 10 Stunden hinter der MESZ zurück.
Hinter der Grenze kommt bester, nagelneuer Asphalt, – herrlich. Doch nach 10 Meilen ist Schluß mit lustig und der „Top of the world Highway“ geht wieder als Schotterpiste weiter, die einige Meilen später in den „Taylor Highway“ mündet, und der ist der Hammer ! Übelst schlecht, unendliche Schlaglöcher, schmal, kurvig, es geht ständig bergauf und bergab und der Regen heute gibt ihm den Rest, es ist schmierig und gerade in den Gefällstrecken ist höchste Vorsicht geboten, seitlich geht es oft senkrecht abwärts, – Leitplanken Fehlanzeige. Später in „Chicken“ sehen wir einen Aufkleber „I drove the Taylor Highway and survived“, – wie treffend !

Die Fahrt geht durch das Tal des „Wade Creek“, der kleine Fluß schlängelt sich zwischen den Bergen hindurch, auch hier sind die Geröllhaufen im gesamten Tal verteilt, eindeutiges Zeichen für die Tätigkeit der Goldschürfer, bis heute sind sie auch hier noch am Werk. Viele der Glücksritter des beginnenden 20. Jahrhunderts sind den Yukon abwärts und an seinen Nebenflüßen hinauf gezogen, als die Claims rund um Dawson City alle vergeben waren, oder die Ausbeute zu gering geworden war. So kam der Goldrausch auch viele hundert Kilometer weiter bis tief nach Alaska hinein.

Auch nach „Chicken“, einer kleinen Goldgräbersiedlung, die wir gegen Abend passieren, eine riesige alte Dredge steht symbolhaft für die industrielle Förderung des Goldes, bis 1959 war sie in Betrieb, das Dörfchen hat 15 Einwohner, im Sommer 30, – 3 oder 4 Campgrounds mit Gaststätten, keinen Strom, kein Telefon, auch kein Mobilfunknetz, zweimal die Woche bringt ein Flieger die Post, im Winter ist die Zufahrt von beiden Seiten monatelang gesperrt. – Irgendwie auch idyllisch, oder ?
„Chicken“ bietet wenig bis gar nichts, hat aber aus der Not eine Tugend gemacht und kann sich bestens selbst auf den Arm nehmen.
Als vor mehr als 100 Jahren die ersten Goldgräber den paar armseligen Hütten hier einen Namen geben wollten, sollte es „Ptarmigan“ heißen, so wie das hier reichlich vorkommende Schneehuhn, als sich die Herren dann allerdings nicht auf die richtige Schreibweise von „Ptarmigan“ einigen konnten, waren sie der Meinung daß die Viecher ja Hühner sind und Huhn, also „Chicken“ als Name völlig ausreichend sei. Seitdem heißt der Ort hier „Chicken“.
Und seine Bewohner haben einen wahren Hype daraus gemacht, – im Ort stehen überall überdimensional große Chicken-Figuren, – alles ist irgendwie Chicken, der Chicken-Saloon, das Chicken-Cafe, natürlich gibts im Chicken-Restaurant jede Menge Chicken und der Chicken-Souvenirshop bietet auf großer Verkaufsfläche alles rund ums Chicken, T-Shirts, Pullis, Aufkleber, Käppis, Schlüsselanhänger, etc. und draußen, zwischen den Geschäften leben tatsächlich einige echte Chicken im Gehege, – na hoffentlich landen die zum Saisonende nicht im Chicken-Restaurant.

Direkt neben dem Chicken-Restaurant gibt es einen freien Campground (heißt der nicht Chicken-Camp ??), kein besonders „aufregender“ Platz, aber schön ruhig und sauber, für eine Nacht absolut ausreichend. ( N 64° 04′ 16.6″ W 141° 56′ 31.9″ )

Tagesetappe:     176 km          Gesamtstrecke:     12.494 km

27.07.2019 – Dawson City

Hier sind die Nächte schon wieder merklich „dunkler“, zumindest von 23 bis 2.30 Uhr ist es ein wenig finster.
Das mit dem Internet hier auf dem Stellplatz ist ein Flop, Internet ist wohl da, das funktioniert allerdings nicht mit dem Laptop, – keine Ahnung, was das ist, die Smartphones haben Empfang, der Laptop nicht, also kann ich nichts erledigen, auch keine Berichte einstellen, – muß ich morgen nach einer anderen Möglichkeit suchen.

Am Morgen begeben wir uns erst mal auf die Spuren der Goldsucher, fahren die Bonanza Creek Road entlang und viele Kilometer das Tal des Bonanza- und Eldorado Creek hinauf, kleine Bäche, die später bei Dawson City in den Klondike fließen. Dort, am Discovery Claim haben George Carmack, Skookum Jim und Tagish Charlie am 17. August 1896 ihre sagenhaften Goldfunde gemacht und damit den großen Goldrausch am Klondike ausgelöst. Innerhalb der nächsten Monate kamen bis zu 100.000 Goldsucher aus aller Welt unter abenteuerlichen Umständen hierher an Klondike und Yukon, um das große Geld zu machen, – so die Hoffnung.

Das Tal ist komplett zerwühlt, überall sind noch deutlich die Abraumhalden und Schutthügel zu erkennen, die die Goldschürfer hinterlassen haben, als sie anfangs mühselig, Zentimeter um Zentimeter des Talgrundes umgegraben und durchgewaschen haben um die begehrten Goldnuggets zu finden. Später sind dann die großen Minengesellschaften eingestiegen, haben die Claims erworben und das „Schürfen“ technisiert, mit Baggern, Raupen und eigens gebauten „Schaufelradbaggern“ wurde die Goldsuche in großem Stil weiter betrieben.
So steht weiter oben im Tal die Gold Dredge Nr. 4, – ein Monsterbagger, der mit Kettenschaufeln Unmengen von Erde und Gestein in sich hineinstopfte, dort das Gold ausgewaschen und den Abraum hinten wieder ausgespuckt hat, – damals ein Meisterstück der Ingenieurskunst, – heute ein Museum.

Auch heute noch betätigen sich einzelne Abenteurer an einigen Stellen als Goldschürfer, Gesellschaften mit schwerem Gerät sind dabei, das Tal und die umliegenden Hügel weiter umzugraben. Bisher wurde Gold im Wert von mehr als 500 Millionen Dollar gefördert.
Auch wir betätigen uns im Bach als Schürfer, so wie es wahrscheinlich Hunderte vor uns an dieser Stelle auch schon getan haben, – entsprechend groß ist unser Erfolg.

Am Nachmittag kommen wir zurück in die Stadt.
Am Visitor-Info-Center finde ich endlich den begehrten Internetanschluß und verbringe den Rest des Tages damit, alles aufzuarbeiten, was in den letzten 10 Tagen liegengeblieben ist. Heike erkundet so lange die Stadt, morgen früh werden wir uns noch ein paar Sehenswürdigkeiten ansehen.

Heute bleiben wir auf dem Parkplatz des Visitor-Info-Center stehen, treffen dort noch andere Reisende aus Deutschland, ein nettes Gespräch ist da schnell beieinander. ( N 64° 03′ 50.7″ W 139° 25′ 55.4″

Tagesetappe:     43 km                    Gesamtstrecke:     12.318 km

26.07.2019 – Von Moosehide nach Dawson City

5 Grad kalt die Nacht, 11 Grad der Morgen, aber blauer Himmel und strahlender Sonnenschein.

Noch etwa 150 Kilometer auf dem „Dempster Highway“ nach Süden, dann beenden wir unseren 8-tägigen 1.800 Kilometer-Abstecher an den Arktischen Ozean und kehren auf den „Klondike-Highway“ zurück um uns wieder auf die Spuren der Goldsucher und Glücksritter zu begeben, – „Dawson City“ ist unser Tagesziel.

Doch zuerst erleben wir noch einmal diese Traumlandschaft zwischen „Ogilvie-River“ und „Tombstone Mountain“, – weite, fast baumlose Tundra-Landschaft mit Flüßen und Bächen, eingefasst von zartgrün bewachsenen, sanften Hügeln, – im Hintergrund tauchen immer mal wieder schroffe Gebirgszüge auf, – in der Ebene unten am Fluß sind Pferde unterwegs. Der Himmel hat um die Mittagszeit wieder ein paar kräftige Wolken parat, die sich immer wieder vor die Sonne schieben.

Auf dem „Klondike Highway“ sind es noch etwa 45 Kilometer bis „Dawson-City“, jetzt wieder auf Asphalt, schon fast ungewohnt, nach so vielen Kilometern Schotterstraße.
Eine Elchkuh steht am Grünstreifen neben der Straße, sie verschwindet ganz schnell, als wir angebraust kommen. Wahrscheinlich hat sie unsere „Tarnfarbe“ so erschrocken.
Am frühen Abend finden wir an einer Tankstelle eine „Selbst-Waschanlage“, – kräftiger Dampfstrahler, – 5 Minuten für 3 Dollar, – mit 15 Dollar sind wir dabei und unser HerrMAN kann sich wieder in der Zivilisation blicken lassen, und auch die Türschlößer lassen sich wieder schließen, was bisher nur noch mit ziemlicher Gewalt ging.

Doch zunächst fahren wir am Rand der Stadt hoch auf den „Midnight Dome“, einen Berg mit fantastischer Aussicht auf die Stadt und die Umgebung. Nach dort oben haben sich Dawsons Bewohner immer zur Mittsommernacht begeben, um die Mitternachtsonne im Norden zu bestaunen und das Ereignis ausgiebig zu feiern.
Wir bestaunen die wirklich tolle Aussicht, – unten, wo der „Klondike River“ in den „Yukon River“ fließt, liegt das alte Städtchen, daneben im Tal des „Klondike“ sind die riesigen Erdhalden zu sehen, die die späteren Goldschürfer mit ihren riesigen Maschinen hinterlassen haben, sie haben quasi jeden Zentimeter umgeplügt. Die kleinen, privaten Goldsucher der Jahrhundertwende haben sich eher außerhalb der Stadt an den Bächen und Flüßen zu schaffen gemacht, um ihr Glück in Form von Gold-Nuggets zu finden.

Die Stadt selbst strahlt ein tolles Flair aus, noch immer schaut sie aus, wie vor mehr als 100 Jahren, – im Frühjahr 1897 noch 1.500 Einwohner, wuchs deren Zahl rapide an, als die Geschichte von den Goldfunden an Yukon und Klondike in den Zeitungen verbreitet wurde, und schon 1898 lebten 30.000 Menschen in der Stadt, eine Boomtown sondersgleichen. Schon 20 Jahre später waren es wiederum nur noch 975, heute wieder etwas mehr als 2.000. Viele der damaligen Gebäude stehen heute noch an gleicher Stelle, wurden stilgerecht erhalten, beim Gang durch die Stadt fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit von „Jack London“ und der Goldsucher.

Neben unserer „Waschanlage“ gibt es einen kleinen Stellplatz mit Internetanschluß, das nutzen wir heute mal wieder und bleiben dort über Nacht. ( N 64° 02′ 26.2″ W 139° 24′ 20.8″ )

Tagesetappe:     209 km                    Gesamtstrecke:     12.275 km

25.07.2019 – Vom Rock River nach Moosehide

Schön war unser Nachtplatz am Fluß, am späten Abend haben wir dann noch zwei Nachbarn bekommen.

Die Nacht war mild, der Morgen beginnt mit sonnigen 19 Grad, – dem Sommer geht aber relativ schnell die Puste aus, dunkle Wolken ziehen auf und ein scharfer Wind beginnt zu wehen, – so heftig, daß der HerrMAN immer wieder mal während der Fahrt heftig geschüttelt wird.
Dann beginnt es leicht zu regnen, nicht wirklich viel, aber es reicht aus, um die Straße richtig schön schmierig zu machen, es hilft nur langsamer fahren, – und der HerrMAN kriegt jetzt den Rest, gestern schon ziemlich dreckig, ist heute seine Farbe nicht mehr zu erkennen, schwarze Schmiere klebt an ihm, auf der Rückseite bis zu einem Zentimeter dick. Der Putztag wird sich richtig lohnen.

Besonderheiten gibt es heute nicht, die Landschaft ist wie gestern, durch die dunklen Wolken schlechter zu sehen und noch schlechter zu fotografieren. Es geht zurück über den Bergkamm, durch die kilometerlang verbrannten Wälder, die wir schon auf der Hinfahrt „bestaunt“ haben, – vorbei am Hinweisschild für den „Arctic Circle“, wir verlassen den Polarkreis.
Am „Eagle Plain“ ist ein Versorgungsposten, – Hotel, Restaurant, Campground, Werkstatt, Tankstelle und ein Posten der „Straßenmeisterei“, – freundlicherweise kurz vorher das Hinweisschild „Next Service 370 km“, – ok, 100 Liter Diesel fülle ich sicherheitshalber nach, bzw. lasse ich nachfüllen, so eine Zapfsäule habe ich noch nie gesehen, die braucht Personal um zu funktionieren, – selbstgebaut mit Rohren, Pumpe und Zählwerk, als Halterung für den Einfüllhahn dient ein altes Ölfaß, – aber geht !

Erst am frühen Abend hört der Nieselregen und der starke Wind auf und später kommt sogar die Sonne wieder durch.
Wir finden einen schönen Stellplatz auf einem Kiesfeld am Rand eines ehemaligen Steinbruchs, – hell, mit Fernsicht, von schönen Bergen eingerahmt, – und mit einem kleinen Bach, der vorbeifließt. ( N 65° 04′ 00.3″ W 138° 14′ 56.0″ ) Ideal, um heute abend schon mal die Scheiben, Lichter und Türgriffe vom gröbsten Dreck zu reinigen.

Tagesetappe:     288 km                    Gesamtstrecke:     12.066 km

24.07.2019 – Von Inuvik zum Rock River

Der Abend war wieder angenehm warm, die Nacht wieder taghell, zum Schlafen müssen wir tatsächlich die Rollos schließen, sonst wird es schwierig.

Heute beginnt die Rückfahrt, leider über die selbe Strecke, wie wir gekommen sind, – wir fahren sehr ungern gleiche Strecken, – es geht aber nicht anders, – gibt ja nur diese Eine. 750 Kilometer „Dempster Highway“, – Schotterstraße nach Süden, zurück auf den „Klondike“ nach „Dawson City“, mal wieder was Einkaufen, vielleicht gibts irgendwo Internet, – wir sind schon über 1 Woche „offline“, noch nicht mal Handynetze funktionieren hier draußen in der Wildnis, – nur direkt in den „Städten“ gibts Netz.

Die Landschaft, – wie auf der Hinfahrt, – hügelige Tundra wechselt sich mit flachen Waldstücken ab, – die Hügel-, bzw. Bergstrecken sind die Schönen, toll anzusehen.
Die Straße, – gut zu fahren, unterwegs sind immer mal wieder Trupps unterwegs, die Teilstücke mit Gratern in Schuß bringen, als „Bindemittel“ dient Wasser, das irgendwo nebenan aus einem See oder Sumpfloch gepumpt und mit großen Tankwagen aufgesprüht wird, darüber wird „Calcium“ gestreut, das wohl zur Festigung dient, – Schilder weisen darauf hin, – wir denken, daß es körniger Kalk ist, der dazu verwendet wird.
Jedenfalls dienen diese nassen Stücke weiter dazu, unserem HerrMAN den Rest zu geben, gestern schon hat er einen einheitlich grau-klebrigen Überzug erhalten, der sich heute weiter festigt. Wenn wir die nächsten Tage mal wieder normale Asphaltstraßen erreichen, ist wohl mal ein Putztag fällig, – auch innen, – der Staub kommt durch alle Ritzen, entsprechend sieht es drinnen aus.

„Fort McPherson“, das wir bei der Hinfahrt irgendwie verpasst haben, ist heute dran, wir fahren rein, einmal durch und wieder raus. Zu sehen gibt es nicht viel, eine Tankstelle, Polizeistation, Co-op Laden, Kirche mit Friedhof und eine kleine Gärtnerei. Die meisten Bewohner der Dörfer und Städte hier in den nördlichen Regionen sind Indianer und Inuit, viele Ortsnamen und Bezeichnungen für Flüße oder Seen, die angeschrieben sind, sind erkennbar in für uns schwer lesbarer Sprache benannt.

Wir queren bei „Tsiigehtchic“ wieder den „Mackenzie-River“ mit der Fähre und später den kleineren „Peel-River“ vor „Fort McPherson“.
Dann die „Grenze“ von den „Northwest-Territories“ zur Provinz „Yukon Territory“, die Uhrzeit springt wieder 1 Stunde vor, – jetzt passt das wieder mit den 9 Stunden vor der MESZ.

Kurz danach suchen wir uns im Flußbett des „Rock River“ einen schönen Nachtplatz, der Stein- und Kiesstrand ist breit, der River eher ein Bach, der so vor sich hinplätschert.( N 66° 54′ 54.9″ W 136° 20′ 48.4″ )

Tagesetappe:     287 km          Gesamtstrecke:     11.778 km

23.07.2019 – Ausflug ans Ende der Welt (nach Tuktoyaktuk)

Mitternachtssonne, – ein ganz besonderes Erlebnis, – bis um 2 Uhr in der Früh geistern wir umher, – doch irgendwann müssen wir doch mal schlafen gehen.
Die beiden ersten Fotos sind nachts gegen 1 Uhr aufgenommen, eins gegen die Sonne, das Zweite mit der Sonne im Rücken.

Der Morgen ist dafür trübe, dicke Wolken hängen über dem Städtchen, ohne Sonne bleibt auch die Temperatur bei 14 Grad hängen.
Heute fahren wir die letzten 145 Kilometer nach Norden, nach „Tuktoyaktuk“, – dort, am Eismeer, ist die Welt zu Ende, der amerikanische Kontinent, Kanada, die Straße, alles endet dort.

Bis vor 2 Jahren war Inuvik der nördlichste, erreichbare Ort, das Ende des „Dempster Highway“, dann hat man weitere 145 Kilometer Schotterstraße hinzugefügt, den „Mackenzie Valley Highway“, der bis hinauf an den Arktischen Ozean führt.
Und so kommt es, daß der neueste Highway der Schlechteste ist, – die Straße hat sich noch nicht fertig gefestigt, Bodenwellen, auch Schlaglöcher, oft weicher Untergrund oder aufgefahrene Rillen, – all das hindert oft am zügigen Fahren, – trotzdem gehen 50 km/h, öfters gar 70 km/h. Der arktische Winter mit 9 Monaten Frost tut sein Übriges, es wird noch viele Jahre dauern, bis sich der Highway so gefestigt hat, wie der „Dempster“, auf dem man tatsächlich unglaublich gut fahren kann.

Fast 3 Stunden brauchen wir bis zu unserem Ziel, „Tuktoyaktuk“ am Eismeer, – unterwegs fällt die Temperatur immer weiter, bis auf 11 Grad, dazu pfeift ein eisiger Wind direkt von der Arktis herunter, der die Temperatur gefühlt in den Minusbereich drückt, – so ist das im arktischen Sommer, – gestern noch hochsommerliche 24 Grad, – heute eisiger Winter.
„Tuktoyaktuk“, ein nicht wirklich einladend wirkendes „Kaff“, – schön ist hier kaum etwas, nur praktisch, – am Ortseingang erwartet uns ein großer, eingezäunter Müllhaufen, – nicht wirklich schön anzusehen, alles, von der Cola-Dose bis zum alten Auto wird dort hingeworfen, – dann folgen Öl- und Benzintanks, Baumaschinen, die im Freien vor sich hin rotten, Lagerhallen, Schneeschieber und Schneemobile vor den Häusern warten auf ihren nächsten Einsatz, – kleine Fischerhäuser, davor Pickups, rundum ziemlich viel Unaufgeräumtes, altes Zeug, Boote, Fischereizubehör, – Idylle geht anders.
Am Ende des kleinen Dörfchens auf einer Landzunge dann das Ende der Straße, ein Platz mit einer Infotafel, dem Hinweis auf den Arktischen Ozean, ein paar Picknickbänken und dem Blick hinaus aufs Meer, in den kleinen Buchten unglaubliche Mengen an Treibholz.
Hier erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise, ( N 69° 27′ 20.0″ W 133° 02′ 13.0″ ) – der Nordpol ist nur noch etwa 2.000 Kilometer entfernt.
Ein Fischer aus dem Dörfchen fährt mit seinem Quad eine Runde durch die wenigen Touristen, die sich hierher getraut haben und bietet geräucherten Fisch zum Verkauf, dabei erzählt er uns, daß sie sich mächtig freuen, jetzt eine Straße zu haben und daß Fremde zu ihnen kommen, letztes Jahr zum ersten mal, in diesem Jahr läuft die zweite Saison.

Unterwegs schlängeln wir uns meist durch weite, hügelige Tundra-Landschaften mit unglaublich viel Wasser, – Seen und Arme des weitverzweigten „Mackenzie-Deltas“, – Wälder gibt es hier oben keine mehr. Straßenschilder warnen immer wieder vor Grizzlys, Elchen und Karibous, – uns ist das Glück allerdings nicht hold, – wir kriegen heute keines dieser Tiere zu sehen, lediglich ein paar Raritäten aus der Vogelwelt zeigen sich, Küstenseeschwalben, die in jedem Jahr über 30.000 Kilometer reisen, um in den jeweiligen Polargebieten im Süden oder Norden den Sommer zu verbringen, – Trappen und Arktikschwäne.

„Grandma´s Café“ lockt uns ein Schild in eine Nebenstraße des Ortes. Es erwartet uns ein Wohnzimmer mit Eßtisch als Gastraum und vor dem Haus ein Imbißwagen, in dem Speisen zubereitet werden, die einzige Möglichkeit in „Tuktoyaktuk“ etwas zu Essen. Wir hatten davon gehört und auch, daß es urig und gut sein soll, also schlagen wir zu, es gibt Fisch und Fries, allerdings ist der Wohnzimmertisch mit 4 Leuten gut gefüllt, das „Restaurant“ also voll, – wir ziehen es vor im HerrMAN zu essen. Gut war es, – dann treten wir die Rückfahrt an.

Der Bereich um „Tuktoyaktuk“ ist das Gebiet der „Pingos“, das sind mittelgroße Erdhügel und kleine Berge, die durch den Permafrost entstanden sind, meist kreisrund, wie große Maulwurfhaufen, – durch den Wechsel von Frost und Tauwetter hat unterirdisches Wasser, das zu Eis geworden ist, diese merkwürdigen Gebilde hervorgebracht. Hier oben im Permafrostgebiet ist die Erde 30 Meter tief gefroren, selbst im 1.200 Kilometer weiter südlich gelegenen „Whitehorse“ noch 8 Meter, – nur die Oberfläche taut über den Sommer durch die intensive Sonne bis zu 3 Meter tief auf und läßt die Natur wachsen und erblühen, bevor im Herbst alles wieder zu Eis erstarrt.

Spät am Abend kehren wir wieder auf den Campground in „Inuvik“ zurück, das war ganz nett hier letzte Nacht, wir haben auch Einiges am HerrMAN zu machen, heute waren Teile der Strecke naß und schlammig, alles ist verdreckt, Fenster, Spiegel, Solarzellen, alles muß zumindest provisorisch gesäubert werden, – ich habe noch ein paar Kleinigkeiten zu reparieren, Heike hat gestern die „Waschnacht“ gefallen, sie macht heute gleich noch 2 Durchgänge, – erst gegen 23 Uhr ist heute Feierabend. ( N 68° 21′ 35.3″ W 133° 44′ 15.4″ )

Tagesetappe:     304 km          Gesamtstrecke:     11.491 km

22.07.2019 – Vom Rock River nach Inuvik

Die Nacht im Wald in der Senke des „Rock River“ ist mit 13 Grad wesentlich wärmer als die Letzte, angenehmer ist sie nicht, – der hohe Wald macht dunkel, alles ist feucht und ganze Geschwader von Stechmücken schwirren um uns.
Dafür ist der Morgen herrlich blau und schnell warm, 18 Grad schon gegen 9 Uhr und der Tag wird so herrlich blau bleiben und sogar hochsommerliche 24 Grad bieten.
Es ist schier unglaublich, – um so weiter wir nach Norden vordringen, umso wärmer wird es, – gerade eben, als ich den Tagesbericht von heute schreibe, ist es 23.30 Uhr, die Sonne steht noch hoch am Himmel, die Temperatur liegt bei 20 Grad, – draussen flanieren die Menschen wie an der Riviera in kurzen Hosen und T-Shirt, – an Schlafengehen denkt hier niemand wirklich, – es ist ein irres Gefühl, keine Dunkelheit zu haben.

Doch der Reihe nach,
am Morgen fahren wir zurück auf den „Dempster Highway“ und weiter nach Norden.
Nach 18 Kilometern verlassen wir die Provinz „Yukon Territory“ und kommen in die „Northwest Territories“.
Weil wir wieder ein Stück nach Osten gereist sind, springt jetzt die Uhr um eine Stunde vor, – wir sind nur noch 8 Stunden hinter der deutschen Zeit zurück. Weil wir aber nur 3 Tage hier bleiben, scheren wir uns nicht drum und machen unseren alten Rythmus weiter, der ständige Wechsel macht uns sonst noch ganz kirre. Außerdem ist es eh wurscht, ob wir nachts um 12 ins Bett gehen , oder um 1, oder um 11, – es ist sowieso hell, und genauso ist es mit dem Aufstehen, 7, 8 oder 9 Uhr, egal.

Direkt dort beim Schild zu den „Northwest Territories“ kommen plötzlich 2 prächtige Karibous aus der Weite der Tundra herauf und marschieren flotten Schrittes den Berg hinauf, – große, stämmige Tiere sind das, mit einem mächtigen Geweih, – eigentlich ziehen die Herden erst ab September südwärts, aber gestern erzählte uns ein Trucker, daß er schon eine Herde gesehen habe, – wir hoffen, daß wir die auch noch zu Gesicht kriegen.

Die Landschaft bleibt so toll, wie sie gestern schon war, – menschliche Spuren gibt es kaum, einmal tauchen unten am Fluß ein paar Häuser auf, – das wars dann auch schon für die ersten 100 Kilometer.
Kurz vor dem Ort „Fort McPherson“ kreuzt der Highway den „Peel River“, eine alte Kabelfähre bringt uns ans gegenüberliegende Ufer.
Den Ort „Fort McPherson“ haben wir irgendwie verpasst, – kann nicht wirklich groß sein, – nur ein kleines Schild weist darauf hin und schon sind wir vorbei, – naja, auf dem Rückweg schauen wir dann doch mal dort vorbei.

Fast 60 Kilometer weiter, beim Ort „Tsiigehtchic“ müssen wir über den breiten „Mackenzie River“, auch hier erledigt das eine Fähre, die ständig hin und her pendelt.
Die Fähren arbeiten nur in der frostfreien Zeit, – im Winter fahren die Fahrzeuge direkt über die zugefrorenen Flüße, – in der Zeit, in der die Flüße zufrieren und die Fähre nicht mehr fahren kann, das Eis aber noch nicht tragfähig ist, ist der Highway gesperrt, – so einfach geht das ! Ebenso im Frühjahr, zur Zeit der Schmelze, – wenn das Eis nicht mehr trägt und die Fähre wegen der Treibeisschollen, die der Fluß mit sich bringt, noch nicht eingesetzt werden kann.

Nach „Tsiigehtchic“ wird es für viele Kilometer ziemlich langweilig, das Land ist bretteben, rechts und links der Straße stehen diese „Stangenbäumchenwälder“ im Sumpf, die Straße ist schnurgerade, – wie ein Linealstrich durch die Landschaft, viele Kilometer weit, – eine Staubfahne in vielen Kilometern Entfernung kündigt den Gegenverkehr an, der uns irgendwann in mehr als 5 Minuten begegnen wird, – das ist auch ganz praktisch.

Gegen Abend treffen wir dann in „Inuvik“ ein, einer Siedlung mit 3.200 Einwohnern, die viele lange Jahre keine Zufahrt über Land hatte und nur übers Meer und durch die Luft versorgt wurde, – erst der „Dempster Highway“, diese 750 Kilometer lange Schotterstraße, die in den 1970er Jahren gebaut wurde, hat den Anschluß an den Rest der Welt gebracht. Im Ort gibt es einen Campground, den wir anfahren, Heike will noch einen „Waschtag“ einlegen, also eher eine „Waschnacht“. ( N 68° 21′ 36.2″ W 133° 44′ 15.4″ )
In „Inuvik“ endete bisher die Straße, seit 2 Jahren geht sie nun noch einmal 145 Kilometer weiter nach Norden, zu dem kleinen Ort „Tuktoyaktuk“, direkt am Arktischen Ozean. Das wird morgen unser Ziel werden.

Tagesetappe:     283 km          Gesamtstrecke:     11.187 km