31.01.2023 – Flores

Gegen 23 Uhr am Abend wird es laut draußen, – es zieht wieder eine Horde Brüllaffen ganz in der Nähe durch die Baumwipfel, – welch ein Spektakel !
Sonst ist es wirklich traumhaft still hier im Wald.

Am Morgen treffe ich mich mit den momentanen Nachbarn, Elli und Volker aus Deutschland, – wir unterhalten uns recht ausgiebig über unsere Fahrzeuge, über Erlebtes und die Reisepläne, sprechen interessante Ziele ab, so wandern bei solchen Begegnungen immer wertvolle Tips hin und her.
Und während wir so stehen und plaudern, geht es oben in den Wipfeln der Bäume schon wieder rund, – lautes Brüllen kommt immer näher, – nun bei Tageslicht können wir auch ausgiebig beobachten, was sie da oben so tun und wie sie eigentlich aussehen, – und wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch langsam wieder in der Ferne.

Es ist schon nach 11 Uhr bis wir uns auf unseren Weg machen, – ich habe heute keine Eile, – nur 12 km rüber ins Städtchen, – dort am Kulturecenter gibt es einen riesigen Parkplatz mit einer Polizeiwache, – besser gehts ja kaum, – ich frage die Wache am Eingang, ob das in Ordnung geht, wenn ich hier ein paar Stunden stehe, – für sie kein Problem, sie haben den Platz im Auge.
Dann mache ich mich auf den Weg, – zu Fuß über den Damm hinüber auf die kleine Insel im See, auf der das Städtchen Flores bereits im 15. Jahrhundert erbaut wurde.

Bevor ich losgehe treffe ich am Parkplatz noch Jutta und Michael aus Österreich, – wir laufen uns seit gut und gerne 2.500 Kilometern immer wieder über den Weg, – sie kommen gerade aus dem Norden, – haben sich Belize und Tikal angeschaut.
Wir haben vereinbart, daß wir uns in etwa einer Woche im Süden des Landes wieder treffen, um über die Passage nach Panama zu sprechen, die wir beide im Sinn haben. Nach 15 Minuten trennen sich unsere Wege schon wieder.

Das Inselstädtchen Flores ist nicht sonderlich groß, vielleicht 500 auf 500 Meter, ziemlich rund und zeigt sich als Bergkuppe, die aus dem See herausschaut.
Auf ihrer Spitze steht die schneeweiße Kirche „Nuestra Senora de Los Remedios“, – drumherum führen kleine, gepflasterte Gassen wie ein Spinnennetz ring- und sternförmig zu ihr hin.
Die schmalen Gassen sind gesäumt von kleinen, bunten Häusern, die keineswegs irgendwie museal daherkommen, – nein, – hier wird richtig gewohnt, – es gibt kleine Geschäfte und auch administrative Gebäude, an der Kirche auch einen zentralen Park und an der äußeren Ringstraße, also an der Uferpromenade reihen sich kleine Hotels, Cafés und Restaurants aneinander, – kleine Boote kann man überall anmieten, mit denen man sich über den See hinüber in die „große Stadt“ oder auch zu den kleinen Ansiedlungen am nördlichen Ufer bringen lassen kann.

Nach zwei Stunden kenne ich (fast) jeden Stein und gehe über den Damm zurück, – finde endlich eine Bank, die Geld umtauscht, – die Landeswährung hier heißt übrigens Quetzal, – und laße mich dann in einem gemütlichen Restaurant nieder.

Für die Weiterfahrt nach Tikal ist es mir heute zu spät, – ich fahre wieder rüber in den Ixpanpajul Naturpark, – da habe ich letzte Nacht recht gut gestanden. ( N 16° 52′ 21“ W 089° 48′ 53“ )

Tagesetappe: ca. 25 km Gesamtstrecke: 51.576 km

30.01.2023 – Von Raxruhá nach Santa Ana / Flores

Die Nacht ist unglaublich still, nur der Fluß plätschert so vor sich hin.
Am Morgen allerdings wird es früh unruhig, – neben meinem Nachtplatz ist wohl die Tuktuk- Haltestelle und mit Sonnenaufgang um 6.30 Uhr beginnt das Knattern.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Flußes, – hinter dem hölzernen Steg, liegt das kleine Dörfchen der Keckchi-Maya, – offensichtlich führt keine Straße dort hin, – die einzige Verbindung zur „Welt da draußen“ führt über diesen Steg, so gibt es dort drüben auch keine Autos, lediglich ein oder zwei Mopeds habe ich gestern über den Fußgängersteg fahren sehen.
So bringen Tuktuks und Collectivos von hier aus die Kinder zur Schule und die Menschen für ihre Erledigungen irgendwohin, alle möglichen Sachen werden hier angeliefert oder abgeholt, die Brücke ist der Umschlagplatz, alles wird mit den Händen und auf dem Rücken nach Hause getragen.
Und so stehen die Tuktuks schon früh parat, um ihren Job zu machen, – die Menschen sind immer irgendwie gut drauf, – freundlich im Umgang miteinander und zu Fremden, – und sie ratschen und lachen unglaublich viel, – sie sprechen eine der alten Mayasprachen, – Viele verstehen kein spanisch, habe ich gelesen.

Gegen 10 Uhr mache ich mich los, raus auf die AV 9 und gleich nach 5 Kilometern links weg, Richtung Sayaxché, La Libertad, San Francisco und Flores, hier oben heißt die Straße jetzt PET 11.

Ich bewege mich zwar in den „Niederungen“, das heißt allerdings nicht, daß das Land hier flach ist, es ist weiterhin hügelig, – zwischendurch schauen immer wieder mehr oder weniger Karstberge hervor.
Es bleibt üppig grün, tropischer Wald und fast jede Art von Ackerbau ist zu sehen, – hier auch verstärkt riesige Palmenhaine, es wird Palmöl produziert, – weiter im Norden sind es dann wieder zunehmend Ranchos, Weideland und Rinderherden die die Landschaft prägen, viele Landstriche sehen eher naß aus, fast sumpfig, Bäche, kleine Flüße und Tümpel versorgen die Tiere und die Pflanzen mit reichlich Wasser.

Kurz hinter „Las Pozas“ ist für nördlich fahrende Fahrzeuge eine Kontrollstelle eingerichtet, an der auf Früchte kontrolliert wird. Fragt mich bitte nicht, warum das so ist und für was das gut sein soll, ich habe keine Ahnung.
Ich hatte nur gestern zufällig darüber gelesen und heute früh meinen Obstkorb entsprechend im Wäscheschrank deponiert. Der Kontrolleur war freundlich und beließ es bei einer Nachfrage, die natürlich jeder mit Nein beantwortet, – seinem Grinsen habe ich entnommen, daß auch er das weiß.

In Sayaxché steht die Überquerung des Rio de la Pasion an, – eigentlich nichts Besonderes, – nur mangels Brücken, geschieht dies hier mit einer kleinen, nicht mehr ganz so frisch aussehenden Fähre, – ich habe Glück und kann ohne Wartezeit direkt auffahren, – für umgerechnet 3 Euro bin ich in wenigen Minuten drüben, wo schon seit Minuten ein Krankenwagen mit „Blaulicht und Sirene“ auf die Ankunft der Fähre wartet.

Am späten Nachmittag erreiche ich Flores, wobei damit die Stadt am südlichen Ufer des Lago Peten Itza gemeint ist und es sich eigentlich um die Stadtteile San Benito und Santa Elena handelt, denn die eigentliche Stadt Flores liegt auf einer kleinen Insel, mitten im See und ist nur über einen schmalen Damm erreichbar. Der HerrMAN kommt da nicht hin, es ist alles zu eng dort drüben, außerdem ist die Durchfahrt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt.
Es ist heute auch nicht meine Absicht, ich werde morgen zu Fuß dort rüber gehen.
Heute fahre ich noch 10 km raus, in den Ixpanpajul Naturpark, dort soll es einen ruhigen Stellplatz in schöner Umgebung geben, die Stadt gibt diesbezüglich sonst so gar nichts Gescheites her.
Und so ist es, – weit von der Straße entfernt, – von Wald umgeben, – zwischen freilaufenden Schafen und Eseln gibt es Cabanas und Stellflächen, – ich bin wieder mal der einzige Gast, – erst gegen Abend trifft noch ein Fahrzeug ein, – und kommt sogar aus Deutschland. ( N 16° 52′ 21“ W 089° 48′ 53“ )

Tagesetappe: ca. 125 km Gesamtstrecke: 51.551 km
(Ab heute werde ich vorübergehend nur Circa-Angaben machen können, die ich mir aus der Routenplanung raushole.
Der Kilometerzähler des HerrMAN hat heute nach 79 km seinen Dienst eingestellt, Geschwindigkeitsmesser und die anderen Instrumente arbeiten einwandfrei, nur der Kilometerzähler will nicht mehr, – ist noch ein Alter mit Zählrädchen, also nichts Digitales.
Ich habe noch keine Ahnung, woran das liegen kann, ist jetzt auch nicht existenziell wichtig, – mal schauen.)

29.01.2023 – Von Lanquin nach Raxruhá

Nach ruhiger und trockener Nacht mache ich mich gegen 10.30 Uhr auf den Weg, – die Grutas von Lanquin erspare ich mir, – sicher für Interessierte ein lohnendes Ziel, – Kalkhöhlen mit hohen Domen und großen Hallen, – ist mir nach den Regentagen zu feucht und zu glitschig.
Meine Fernziele sind Flores und Tikal im Norden des Landes, – ich mache mich los.

So fahre ich auf der AV 6 zurück auf die RN 5 und dann zurück nach Coban, dort auf die AV 9 nach Norden, bis kurz vor Raxruhá, wo auch die RN 5 von Süden (Pajal-Sebol) ankommt.

WICHTIGER HINWEIS FÜR NACHFOLGENDE TRAVELLER:
Die Strecke der RN 5 von Pajal über Sebol nach Raxruhá, oder umgekehrt, ist auf den Karten ganz eindeutig die einzig Richtige, weil direkte und kürzeste Verbindung zwischen den beiden Orten, – natürlich führen auch die Navirouten alle über diese Strecke.
FAHRT SIE TROTZDEM NICHT, SIE IST DERZEIT (Januar 2023) EINE NO-GO-STRECKE !!!
Nicht nur, daß die 70 Kilometer in so grottenschlechtem Zustand sind, daß die Fahrt 7 Stunden Zeit in Anspruch nimmt, sondern weil dort derzeit irgendwelche Typen Straßenblockaden errichten und richtig aggressiv Geld einfordern.
Im iO stehen bereits entsprechende Warnhinweise, – diese verniedlichen jedoch die Situation, indem berichtet wird, daß die Jungs mit 25 Quezal zufrieden sind und passieren lassen.
DAS IST FALSCH ! – vielleicht war das mal so.
Traveller, die vor 2 Wochen die Route gefahren sind, haben berichtet, daß sie auf drei Blockaden aufgefahren sind und ihnen jeweils 300 Quezal (also ca. 40 Euro) abverlangt wurden, zum Teil unter Drohungen mit Steinen und zuletzt, bei entsprechendem Zögern oder gar verbaler Gegenwehr, gar unter Hinweis auf die Macheten, die sie wohl bei sich tragen.
ALSO, TUT EUCH DAS NICHT AN, FAHRT EINFACH DEN UMWEG !

So fahre ich also entspannt die RN 5 in westliche Richtung, – das ist die Strecke, auf der es vorgestern bei der Herfahrt so heftig regnete und der Nebel jede Sicht auf die Landschaft genommen hat.
Heute ist es ein einziges Vergnügen, – hinter jeder Kurve eine andere Sicht auf die Täler, die verstreuten Karstberge und die dahinterliegenden Gebirgsketten, – leuchtendes Grün, – tropischer Regenwald, – Maisfelder, – Kardamomfelder, – Kaffeeplantagen, – beeindruckend schön.

Heute ist Sonntag, – schön, am späten Vormittag so durch die Dörfer zu fahren, – es sind unglaublich viele Menschen auf den Straßen, – Kirchgang ist angesagt, – hier gibt es eine Vielzahl an Kirchen, wohl auch verschiedenster Glaubensrichtungen, wie unschwer an den jeweiligen Aufschriften zu erkennen ist.
Die Frauen und Mädchen haben sich heute in die Sonntagstracht geworfen, – noch bunter, noch leuchtendere Farben, als die Alltagstracht, – aber auch die Männer und Jungs sind heute sonntäglich gekleidet, die Familien gehen zusammen zur Kirche oder spazieren eine Runde durch ihren Ort.

In Coban wechsele ich dann auf die AV 9, – auch die ist recht vernünftig ausgebaut, – ja, – natürlich gibt es immer wieder mal Schlaglochpassagen, das sind aber meist nur kurze Stücke, der Großteil der Strecke ist gut ausgebaut, – sie ist nicht sehr dicht befahren, Schwerverkehr findet nur in geringem Maß statt.


So langsam verschwindet die Bergwelt aus den Augen, – die Landschaft bleibt aber hügelig und grün, der gesamte nördliche Teil des Landes, in dem ich mich die nächsten Tage bewegen werde, liegt auf einem Level von 300 bis 100 Meter ü.NN., – entsprechend hat sich heute die Temperatur schon bei 28 bis 32 Grad eingependelt und die Luftfeuchtigkeit ist wesentlich höher, als bisher.

Am späten Nachmittag, – ich bin jetzt heute bis hierher, wo auch die No-Go-Route Pajal-Sebol aus der anderen Richtung ankommt, gute 4 Stunden gefahren, – fahre ich hier zum Dörfchen Mucbilhá an den Candelaria-Höhlen, – unweit der Straße, in einem Waldstück am Fluß gibt es ein Camp, – naja, mehr wie ein Waldparkplatz ist es nicht, aber der bewachte Zugang zu den Höhlen ist direkt nebenan, – immerhin. ( N 15° 52′ 12.2“ W 090° 08′ 30.7“ ) Für Interessierte werden Führungen angeboten.

Ich laufe noch ein paar Schritte und schaue mir die Gegend an, – ein Holzsteg führt über den Fluß in die Auenwiesen, dort leben in einem kleinen Dörfchen Kekckhi-Maya, die Besucher gerne an ihrem Dorfleben teilnehmen lassen, im Moment findet allerdings gerade das sonntagnachmittägliche Fußballspiel der „Schülermannschaften grün gegen gelb“ statt, – diesbezüglich sind die Unterschiede auf dieser Welt gar nicht so groß.

Tagesetappe: 154 km Gesamtstrecke: 51.426 km

28.01.2023 – Ausflug nach Semuc Champey

Der Stellplatz hier am Hotel gefällt mir gut, – die Nacht ist ausgesprochen ruhig, – außer dem fast schon meditativen Trommeln des Regens auf dem Camperdach ist nichts zu hören.

Pünktlich zum Aufstehen wird es dann ruhig und wenig später ist der Himmel blau und die Sonne lacht vom Himmel, – unglaublich, wie schnell das hier geht.

Dann packe ich das heute noch mal an, – aber nicht mit dem HerrMAN, habe ich mir überlegt, – die Strecke dorthin hat mir gestern so gar nicht gefallen.
An der Hotelrezeption erhalte ich die Auskunft, daß 500 Meter weiter oben an der Straße, Pickup-Taxen ihre Dienste anbieten, aber auch die „Collectivos“, private Kleintransporter als Sammeltaxen nach Semuc Champey und zurück fahren.
„Collectivo“, – ja, genau, – das ist es, – Frühgymnastik mal ganz anders, – stehend auf der Pritsche eines Kleinlasters, mit 10 anderen Passagieren, 45 Minuten über Rumpelwege, steil auf- und abwärts, natürlich immer in Maximalgeschwindigkeit, – Muskelkater in den Oberarmen, vom Festklammern, vorprogrammiert, – umgerechnet 3 Euro, die einfache Fahrt.

Während der Fahrt über diese jämmerliche Piste stelle ich fest, daß meine gestrige Entscheidung, abzubrechen und umzudrehen, einfach nur richtig war, – auch bei trockenem Wetter, wäre ich da nie hingekommen, – viel zu eng der Feldweg, – bei Gegenverkehr kommen zwei normale Fahrzeuge nur mit Mühe aneinander vorbei, – an drei Stellen gefährliche, seitliche Hangabbrüche, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob die unter 10-Tonnen-Last nicht weiter abbrechen würden, – Bäume und Büsche viel zu weit und zu tief auf die Straße reichend, – Alles über 3 Meter Höhe braucht da nicht hinzufahren, und irgendwann, etwa in der Mitte der Strecke hängt zu allem Überfluß dann ein Kabel in Rohrstärke knappe 3 Meter über der Straße.
Also, – alles richtig gemacht, – „Collectivo“ fahren bringt den Spaß !

Gegen 12 Uhr sind wir da.
Das Naturwunder „Semuc Champey“, das sind riesige, ausgespülte Kalksteinplatten, in denen sich glasklare Badepools gebildet haben, die den blauen Himmel wiederspiegeln, – der Rio Cahabón taucht wie ein rauschender Wasserfall kurz vor den Pools unterirdisch weg, fließt unter diesen Platten hindurch und kommt später, weiter flußabwärts wieder an die Oberfläche.
Ein solches Naturparadies, inmitten des tropischen Regenwaldes mit seiner üppigen Vegetation, ist ein ganz besonderer und daher natürlich auch gerne und gut besuchter Ort, – Einheimische und Touristen aus aller Welt sind hier anzutreffen, – die meisten genießen ein Bad im glasklaren Wasser.
Hölzerne Stege führen durch den meist glitschigen Regenwald zu den Pools, – es gibt „Schließfächer“ für die Sachen der Badegäste, – sogar einen Bademeister hat man engagiert, der darüber wacht, daß es die übermütigen „Klippenspringer“ in den Pools nicht übertreiben, – mit einer roten Warnweste und Trillerpfeife steht er inmitten der Pools und tut seine Pflicht.
Immerhin muß man ca. 6,50 Euro Eintritt berappen, – die sind es aber allemal wert.
Garküchen und Straßenhändler erwarten sich ihre Geschäfte vor Ort, – ein Stück weiter vorne am Fluß haben sich kleine Unterkünfte und Zeltplätze angesiedelt, für diejenigen, die gerne etwas länger bleiben möchten.

Ich mache mich am Nachmittag wieder auf den Rückweg, 45 weitere Minuten Muskeltraining, wieder stehend natürlich, diesmal auf der Ladefläche eines Pickups.
Am HerrMAN angekommen, beschließe ich, noch eine Nacht zu bleiben und morgen erst weiterzuziehen.
Ich nutze auf der Hotelterrasse wieder mal ausgiebig das Internet und am Abend lockt mich wieder das Restaurant.
Samstagabend, – im Gegensatz zu gestern, als ich einziger Gast gewesen bin, sind heute auch mal andere Besucher anwesend.

Tagesetappe: 0 km Gesamtstrecke: 51.272 km

27.01.2023 – Von Cobán nach Lanquin

Endlich mal wieder ein wirklich ruhiger Schlafplatz, – lediglich am Abend klingt laute Musik über das Gelände, in der Cooperative gibt’s irgendwas zu feiern, aber Musik, zudem die hiesige, ist ja kein Lärm, ich empfinde sie als äußerst angenehm.

Der Regen hält an, nicht sehr stark, aber die Nacht durch, und auch in der Früh tröpfelt es immer wieder ein wenig, – wie ich heute noch lernen werde, regnet es in dieser Region ca. drei mal die Woche, das ist einer der Faktoren für den Anbau von Kaffee.

Mein Wecker klingelt um 06.40 Uhr, um 8 Uhr beginnt die Führung, – ich bin der einzige Gast.
Nunja, – da steht auch niemand im Weg rum.
Eine junge Guatemaltekin begrüßt mich, sie spricht englisch, zwar mit einem schwierigen Slang, ich kann sie aber trotzdem ganz gut verstehen.
Der Rundgang durch die Plantage mit anschließender Kaffeeverköstigung dauert gut 2 Stunden und kostet knapp 10 Euro.
Sie erklärt mir, daß hier vier verschiedene Sorten angebaut werden, die man äußerlich schon an der Strauchform und -größe erkennen kann und daß Kaffee nur in Höhen zwischen 1.300 und 1.800 Metern Höhe, – auf bestimmten Böden und unter eben diesen hiesigen klimatischen Bedingungen wächst.

Die Cooperative zieht ihre eigenen Setzlinge und pflanzt sie aus, wenn Sträucher, je nach Sorte, nach ca. 25 Jahren, keine vernünftigen Erträge mehr bringen, oder neue Flächen bepflanzt werden.
In der hiesigen Region gedeiht die Frucht am Besten im Halbschatten, deswegen pflanzt man hier vereinzelt Bananenstauden und andere, höhere Bäume zwischen die Sträucher, die den Schatten bringen.

Geerntet wird grundsätzlich von Hand, nur die dunkelroten Kirschen sind reif, rote oder gar grüne brauchen noch Zeit und kommen später dran.
Die Cooperative legt größten Wert auf den Anbau und die Verarbeitung nach rein biologischen Methoden, ohne Einsatz irgendwelcher Chemikalien, – auch bei gelegentlich auftretendem Schädlingsbefall oder Krankheiten, wird nur mit selbst erzeugten „Hausmitteln“ dagegen angegangen.

Die weitere Verarbeitung der geernteten Kirschen findet maschinell in den Gebäuden auf dem Gelände statt, das Rösten geschieht außer Haus in einer anderen Cooperative.
Die äußeren Schalen, die bei der Verarbeitung abfallen, werden kompostiert und als Dünger wieder in die Plantagen eingebracht.

Bei der anschließenden Kaffeeverköstigung wird nicht einfach Kaffee gekocht, – nein, – das darf man schon zelebriert nennen, – es beginnt bei der Auswahl des richtigen Filterpapiers und auch die Wassertemperatur wird genau eingestellt, ich konnte hier 92 Grad erkennen.
Wir probieren hier lediglich zwei Sorten, dabei kommen die geschmacklichen Unterschiede schon deutlich zum Vorschein.

Sie erzählt mir dabei über die Größe der Cooperative, spricht von 250 Hektar, dazu weitere 500 Hektar Wald, und daß man auf anderen Flächen auch andere Dinge anbaut, wie z.B. Bananen und Kardamom, damit man in der Zeit, in der kein Kaffee geerntet werden kann, auch zu tun hat und Einnahmen generieren kann.

Die Produkte der Cooperative gehen zu einem Großteil in den Export, der über große Handelsorganisationen abgewickelt wird, – etwa ein Viertel verkaufen sie direkt an die Endverbraucher.
Ich habe zwar noch Vorrat, – aber hier keinen Kaffee zu kaufen, wäre ein Frevel.

Gegen 11 Uhr mache ich mich dann auf den Weg, Lanquin und Semuc Champey soll mein heutiges Ziel werden.

Geregnet hat es dankenswerterweise heute früh nicht mehr, es ist aber mehr als Novemberwetter hier, – tiefhängende, dunkle Wolken und Nebel bestimmen das Bild, – die Temperatur liegt bei 19 Grad.

Zunächst muß ich wieder mal durch die Stadt, dann komme ich auf die RN 5 und fahre ostwärts, bei Pajal wechsele ich dann auf die AV 6 bis Lanquin.
Falls jemand die Strecke fahren möchte, – fahrt in der Stadt einfach den Schildern nach, die passen recht gut und sind zahlreich aufgestellt. Die Navigation mit Garmin und OSM funktioniert hier überhaupt nicht, es scheint ein „Riß“ in der Strecke zu sein und ein Umweg von weit über 2 Stunden wird angezeigt, – also tut nicht, was das Navi hier erzählt !

Die RN 5 ist erstaunlich gut ausgebaut, relativ breit und ziemlich sauber asphaltiert, – so wird die Fahrt durch die Berge, trotz wahnsinnig vieler Kurven, nicht zu anstrengend.
Was heute anstrengt ist das Wetter, es schüttet mittlerweile aus Eimern, 17 Grad, der Nebel ist teilweise so dicht, daß gerade noch der Straßenrand zu sehen ist. Schade, denn gerade hier oben sollen tolle Aussichten zu genießen sein, ich will hoffen, daß es für die morgige Rückfahrt besser wird und ich doch noch was davon mitkriege.

Ab Pajal führt die AV 6 bis Lanquin, – in meinen Büchern noch als üble Schotterpiste beschrieben, finde ich eine nagelneue, breit betonierte Straße vor, – na, das ist doch mal eine nette Überraschung.
So bin ich im Nu im kleinen Städtchen und mache mich gleich noch auf die letzten 10 Kilometer, hinüber nach Semuc Champey, – die haben es allerdings in sich, – ein schmaler Feldweg, übelster Ausführung, – steil und voller tiefhängender Äste, der im Moment mehr einem Sturzbach als einer Straße gleicht.
6 Kilometer vor dem Ziel gebe ich auf, das hat keinen Wert, die Steilstücke sind matschig und glatt, die Gräben rechts und links voller Wasser, die Straße zum Teil auch, ich laufe Gefahr, seitlich abzurutschen, – das laß ich heute mal lieber.
An einer einigermaßen geeigneten Stelle drehe ich um und fahre zurück nach Lanquin, mal schauen, wie morgen das Wetter ist, vielleicht greife ich noch mal an.

Die Stellmöglichkeiten im Örtchen sind nicht gerade üppig, – ein Parkplatz am Hotel El Recreo gefällt mir noch am Besten. ( N 15° 34′ 33.4“ W 089° 59′ 01.4“ )

Der entpuppt sich als recht angenehm, eine schöne, gerade Stellfläche unter Bäumen, der Hoteleingang nur 10 Meter daneben, los ist hier gar nichts, aber das hoteleigene Restaurant ist offen und lockt mich heute Abend.

Tagesetappe: 72 km Gesamtstrecke: 51.272 km

26.01.2023 – Von El Rancho / Tulumaje nach Cobán

Wider erwarten ist die Nacht nicht wirklich ruhig, – der Schlaf entsprechend dünn.
Stickig heiß, – selbst in der Früh, gegen 6 Uhr, sind es noch 28 Grad, und obwohl ich etwas zurückversetzt, im Hof der Tankstelle, übernachte, brüllt der Verkehr von der Straße gnadenlos herein.
Die CA 9 ist die Hauptschlagader zwischen Guatemala-City und dem Meer, – der Golf von Honduras im Norden war schon immer Umschlagplatz für Alles, was über den Atlantik transportiert wird. Die vollgepackten, schweren LKW fahren im Minutentakt, – alles diese ewig lauten und in der Regel uralten US-amerikanischen Trucks der Marken Freightliner, Kenworth und Mack, mit ihren brüllenden 12-Liter-Motoren und den furchtbar scheppernd röhrenden Motorbremsen.
Später hat sich noch ein Pickup zu mir gesellt, – fünf junge Kerle auf der Suche nach einem Schlafplatz, – offensichtlich Landarbeiter auf Reisen, – mitfahren tun sie hinten auf der Pritsche, – zum Schlafen legen sie eine Plane und ihr Bündel auf den Asphalt neben mir, – fertig ! Sie unterhalten sich noch bis spät in die Nacht, – Lachen, – telefonieren, – und in der Früh um 6 Uhr ist allgemeines Wecken angesagt, – sie ziehen weiter.

Hier im Städtchen verlasse ich heute die CA 9 und fahre auf der CA 14 weiter.
Beim Start, gegen 10 Uhr, sind es schon 31 Grad, – direkt hinter dem Ort geht es jedoch wieder in die Berge hinein und die Temperatur geht nach unten, – anfänglich als angenehm empfunden, denke ich später, als sie bei 19 Grad angekommen ist, daß es nun auch reichen würde und nicht noch kälter werden muß.
Ist schon echt belastend der stete Wetterwechsel beim Überlandfahren, – nicht nur von Tag zu Tag, – oft mehrmals am Tag, Sprünge von 10 bis 15 Grad und auch Wechsel von knalliger Sonne bis zu Novemberhimmel, – heute ziehen wieder die Nebelfetzen um die Berge, – und eben beginnt es draußen sogar ein wenig zu regnen.

Das macht auch den Unterschied:
Wo die Gegend gestern noch heiß und savannenmäßig trocken war, fahre ich heute durch üppige Wälder, – zunächst wieder schöne Nadelwälder, – die Landschaft wirkt alpenländisch, mit Hügeln und Bergen, üppig grünen Wiesen mit grasenden Rindern, – Holzwirtschaft ist hier angesagt, LKW fahren dicke Stämme in die kleinen Sägereien, wo sie zu Brettern und Balken geschnitten werden, die „Abfälle“ taugen bestens als Brennholz für die vielen Garküchen am Straßenrand. Kleine Handwerksbetriebe fertigen auch hier wieder Paletten und Kisten, aber auch Kleinmöbel und allerlei Dinge aus Holz.

Im weiteren Tagesverlauf werden die Nadelbäume seltener, – es wird tropisch, – feucht und grün, – deutlich erkennbar regnet es hier wohl öfters.
Es beginnt die Gegend der Kaffeeplantagen, – Bananenstauden, – Palmen und Gemüsebeete bestimmen die Optik.

Hinter Cobán gibt es die „Cooperativa Agricola Integral Chicoj“, sie zeigt interessierten Zuschauern alles rund um den Kaffee, führt durch die Plantagen und erklärt dessen Anbau und Herstellung.
Zudem bieten sie einen Stellplatz auf ihrem Gelände, – mein Ziel für heute. ( N 15° 27′ 40.1“ W 090° 25′ 04.5“ ) Morgen früh um 8 Uhr ist Führung, – das wird sicher spannend.

Tagesetappe: 129 km Gesamtstrecke: 51.200 km

25.01.2023 – Von Antiqua Guatemala nach El Rancho / Tulumaje

Nach einer weiteren, frischen Nacht verlasse ich heute die Stadt.
An der Tankstelle noch Wasser und Diesel fassen, dann geht es zunächst hinüber, ins nur 25 Kilometer entfernte Guatemala-City, ich muß mal wieder einen Supermarkt anfahren und einige Sachen einkaufen, die ich bei meinen Einkäufen in den kleinen Läden auf den Dörfern nicht kriege.
Dann mache ich mich auf den Weg Richtung Coban.

Aber, – sooo einfach ist das ja auch wieder nicht, – mal eben schnell in Guatemala-City was einkaufen ? Kann man vergessen !

Guatemala-City, – Hauptstadt des Landes, Millionen-Moloch nach offizieller Lesart, – Insider sprechen mittlerweile von weit über 2 Millionen Einwohnern.
Obwohl der von mir ausgesuchte Supermarkt direkt an der Durchfahrtsstraße CA 1 liegt, brauche ich für Anfahrt, Einkaufen und aus der Stadt heraus bis 15.30 Uhr am Nachmittag.
Meine schon seit Jeher bestehende Abneigung gegen solche Megastädte ist heute sicher nicht geringer geworden, – Du kommst einfach nicht vorwärts, – ein Stau folgt dem Nächsten, – dazwischen oft nur Schritttempo, – und die Stadt nimmt und nimmt kein Ende.

Naja, – Coban ist damit natürlich für heute unerreichbar geworden, – ich fahre halt so weit es eben geht und mache den Rest dann morgen.
Meine heutige Route:
Von Antiqua aus nehme ich die 10, dann die CA 1 und wechsele in Guatemala-City auf die CA 9 bis hierher nach El Rancho/Tulumaje.

Von unterwegs gibt es nicht viel zu berichten, – zuerst fahre ich viele Kilometer durch dichteste Bebauung, – die CA 9 führt dann langsam hinaus aufs Land, – sie ist recht brauchbar, autobahnmäßig ausgebaut, – was allerdings nicht heißt, daß nicht plötzlich irgendein knietiefes Schlagloch auftaucht oder ein Moped entgegenkommt oder sonst irgendetwas, für uns, Ungewöhnliches auf der „Autobahn“ auftaucht.
In der zweiten Streckenhälfte führt sie dann durch Täler und über Berge, – stetig auf und ab, mit vielen Kurven, – in der Summe gesehen aber überwiegend bergab, von 1.500 fahre ich hinunter auf etwa 300 Höhenmeter, ins Tal des Rio Motagua.

Ich merke es schon während der Fahrt, – das Thermometer steigt gnadenlos und pendelt sich irgendwo zwischen 34 und 36 Grad ein, – das ist verdammt heftig, nach den eher „niedrigen“ Temperaturen des Hochlandes.
Und auch jetzt, es ist mittlerweile 23 Uhr, zeigt das Thermometer noch 31 Grad, – es wird wohl eine richtige Tropennacht werden.

Als Stellplatz muß heute mal eine Texaco-Tankstelle mitten in der Stadt herhalten, – andere Plätze sind hier kaum zu kriegen, – sie ist im iO als sicher eingetragen, – das Personal ist freundlich und der Platz ist nicht so laut. ( N 14° 55′ 37.3“ W 090° 00′ 35.9“ )
Ich hatte mich vorhin schon einige Kilometer vorher an einer anderen Texaco „eingeloggt“, kleines Restaurant dabei, sah nett aus, – bin aber dann nach 10 Minuten geflüchtet, weil es dort dermaßen laut war, daß an Schlafen sicher nicht zu denken gewesen wäre.

Tagesetappe: 141 km Gesamtstrecke: 51.071 km

24.01.2023 – Antiqua Guatemala

Heute ist Stadtbesichtigung angesagt, – mit Stadtplan und Foto mache ich mich gegen 11 Uhr los, von hier sind es nur wenige Gehminuten bis zum „Zentrum“.

Antiqua Guatemala war über 200 Jahre lang, bis 1773, Hauptstadt und Zentrum der Provinzen Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica.
Es hat sich einen Teil dieser kolonialen Atmosphäre erhalten und ist seit 1979 UNESCO Kulturerbe der Menschheit.

Über 50 Kirchen gab es in dieser Zeit, das große Erdbeben am 29. Juli 1773 hat zusammen mit der Stadt auch viele davon zerstört, – sie sind heute noch immer als Ruinen zu besichtigen und zeigen trotzdem noch die einstige Größe und den Stil der Bauwerke, – einige sind wieder aufgebaut worden und zeigen sich in ihrer ganzen Schönheit.

Die Stadt ist relativ einfach zu erkunden, durch die Straßen, die in Nord-Süd und Ost-West-Richtung verlaufen, ist sie in Quadrate geteilt, die Orientierung ist recht einfach, – ziemlich in der Mitte liegt der „Parque Central“ mit dem 1739 erbauten, kunstvollen Springbrunnen um den sich Grünflächen, Blumenbeete und mächtige, schattenspendende Bäume ausbreiten, unter denen Ruhebänke beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen sind.

Die „Plaza Mayor“, wie der Platz auch genannt wird, wird eingefaßt von kolonialen Gebäuden, die einst Paläste der Generäle und des Erzbischofes waren und der Kathedrale „San José“.

Heute sind in den gut erhaltenen, überwiegend einstöckigen Häusern mit schönen schmiedeeisernen Ziergittern und schweren, hölzernen Einfahrtstoren, die entlang der Gassen stehen, Geschäfte, Cafés und Restaurants, Hotels, Reisebüros, Sprachschulen und Vieles mehr untergebracht.
Erstaunlich, was sich hinter den doch recht „verschlossenen und abweisenden“ Fassaden alles befindet, – gelegentlich steht eines dieser Tore offen und erlaubt einen Blick dahinter, – herrliche Anwesen mit Grünflächen, – schmucke Hotels mit schönen Innenhöfen, – oder gar ein Supermarkt.

Eine Stadt mit Charakter und Stil, – trotz vieler Touristen, die hier unterwegs sind, ist sie keinesfalls überlaufen oder gar hektisch, sie strahlt eher noch Ruhe aus, alles geht seinen Gang und Jeder findet so, was er braucht.
Im Reiseführer wird eine ausgeprägte Gastronomie beschrieben, die von Allem und für Jeden etwas bietet, angeblich soll es 365 gute Restaurants, also für jeden Tag des Jahres Eines geben.
Da kann was dran sein, – bei meinem Bummel über viele Kilometer sehe ich tatsächlich Viele und eine bunte Mischung aus aller Welt.
Nun gut, 365 Tage wollte ich jetzt nicht bleiben, so reicht mir Eines dieser Restaurants für heute, – und meine Auswahl war nicht schlecht, – klein, – nur wenige Sitzplätze, aber schön eingerichtet, – natürlich bunt, wie Alles hier in Guatemala, – netter Service und gutes einheimisches Essen zu einem äußerst moderaten Preis.

Alles in Allem, – top ! Antiqua, – mit Sicherheit einen Besuch wert, – hat mir sehr gut gefallen.

Tagesetappe: 0 km Gesamtstrecke: 50.930 km

23.01.2023 – Von San José Calderas nach Antiqua Guatemala

Ja, die Nacht ist richtig frisch, ab 06.30 Uhr scheint die Sonne und heizt, bis ich gegen 08.30 Uhr aus den Federn krieche, ist es schon recht erträglich.

Viel Strecke habe ich heute nicht vor mir, der Vulkan Fuego steckt mir noch in der Nase, so fahre ich erst mal 10 Kilometer auf der 10 in die entgegengesetzte Richtung, in der Hoffnung, den Acatenengo aus dem Blickfeld zu kriegen.
Das wird nichts, – ich drehe um und mache mich rüber nach Antiqua, der alten Hauptstadt Guatemalas.
Dafür nehme ich die CHM 11 nach Norden bis Parramos, dort biege ich nach Osten und später nach Süden ab und bin schon da.

Das Städtchen ist, wie der Name schon sagt „antik“, also viel alte Bausubstanz, die innerstädtischen Straßen mit groben Basaltsteinen gepflastert, es ruckelt und scheppert heftig beim Drüberfahren.

Mein Stellplatz für die nächsten 2 oder 3 Nächte ist der Innenhof der Touristenpolizei, ein schönes Gelände, großzügig, mit vielen großen Bäumen, die Schatten spenden.
Die Polizisten hier sind superfreundlich, etwas länger als ein paar Tage stehen ist auch kein Problem, und auf meine Frage, was ich zu zahlen hätte, kommt doch tatsächlich die Antwort: „Nichts“, – gibt es das auch noch ? ( N 14° 33′ 19.3“ W 090° 44′ 22.7“ )

Der Pförtner will lediglich kurz in meinen Paß schauen, damit er weiß, wer sich hier auf dem Gelände befindet, ich gebe ihm auf Nachfrage eine Kopie davon, – hier stehen ein paar Overlander aus aller Welt, US-Amerikaner, Schweizer, Deutsche, Brasilianer, aber auch Fahrzeuge aus Guatemala, – meist PKW, – einheimische Touristen, die die Stadt besuchen und hier in ihrem Auto übernachten.

Wenig später kommt ein anderer Polizist bei mir vorbei und bringt seine frisch erworbenen Deutschkenntnisse bei mir an, – holperig, – aber allen Respekt !
Es entwickelt sich eine nette Unterhaltung, – teils auf deutsch, – wenns klemmt, machen wir in Englisch weiter, das kann er auch.
Er bietet seine Hilfe an, wenn irgendetwas sein sollte, soll ich mich direkt an ihn wenden, – na das ist doch eine Ansage.

Den Nachmittag verbringe ich dann mit Ela und Martin aus Deutschland, die auch hier unter den Bäumen stehen, sie haben interessante Informationen aus dem Norden des Landes, wo ich anschließend hin möchte, und planen auch ihre Weiterfahrt bis nach Panama, – so plaudern wir uns fest, bis es kühl und schon bald dunkel wird.

Tagesetappe: 38 km Gesamtstrecke: 50.930 km

22.01.2023 – Von San Marcos La Laguna nach San José Calderas

Heute ziehe ich dann mal ein Stück weiter, ich möchte mir den Vulkan Fuego etwas aus der Nähe anschauen.
Dazu werden rund um Acatenango Hikingtouren angeboten, etwa 6 bis 10 Stunden Aufstieg, dann ist man ganz nah dran, – naja, so nah will ich das nun auch wieder nicht.

Gegen 11 Uhr mache ich mich los, – bis ich durch San Marco und den Nachbarort San Pablo durch bin, dauert es fast eine Stunde, – die Gassen sind so wahnwitzig eng und in San Pablo laße ich mich gleich in die Irre führen, komme ein kleines Stück zu weit in den Ort rein, – „fährst eine kleine Schleife, zweimal links rum, kommst Du drüben wieder raus“, denke ich. – Pustekuchen !
Der einzige Weg, der wieder aus dem Gassenwirrwarr hinausführt, ist mit einem Jahrmarkt zugestellt, – Buden, – ein Riesenrad, – alles dicht.
Da ist guter Rat teuer, – rückwärts geht nicht, da reiße ich alle Kabel über der Straße ab, bleibt nur umdrehen, – ungefähr so, wie auf einer Briefmarke Walzer tanzen, – da ist erst schon alles eng, dann sind die Ränder noch mit Tuktuks und Mopeds zugeparkt, – rauchende Grills und Verkaufsstände stehen rum, – Markisen und Vordächer reichen bis in die Fahrspur und die Menschen drücken sich neben dem HerrMAN noch durch den engsten Spalt, – keine Zeit, – Termine, Termine.


Mittlerweile habe ich vier Einweiser und etwa 30 Zuschauer, – Millimeterarbeit, – bestimmt setze ich 10 mal vor und zurück, – es geht, – aber wirklich um Haaresbreite, – da paßt rechts und links kein Zeitungsblatt mehr dazwischen, – wenigstens kriege ich ein paar Daumen hoch aus dem Kreis der Zuschauer, als ich durch bin.

Man kann lange drüber diskutieren, ob man den See besser nördlich oder südlich umfährt, ich habe mich für die nördliche Route entschieden, über die kleine Serpentinenstraße SOL 4 zurück auf die CA 1 bis Chimaltenango, dann über die 14 und die CHM 11 in das kleine Dörfchen am Fuß des Vulkans Acatenango.
Die Fahrt ist problemlos, dauert halt wieder mal fast 6 Stunden für die paar Kilometer, es geht ständig die Berge rauf und wieder runter, – Serpentinen, – Kurven, – Dörfer.

Oben, am Ende der Serpentinenstraße gibt es einen Aussichtspunkt, der seinem Namen wirklich gerecht wird, der Blick zurück auf den See ist grandios.

Auf dem weiteren Weg durch die Berge scheint das Töpferhandwerk weit verbreitet zu sein, – überall an den Straßen sind Geschäfte und Verkaufsbuden, die Töpferwaren in allen Größen und Ausführungen anbieten.
Später, als ich mich wieder um einige hundert Höhenmeter weiter unten bewege, wird Gemüse angebaut, große Felder sind zu sehen, auch Gewächshäuser und Folientunnel, – Zwiebel, Kohl, Möhren und Schnittlauch kann ich im Vorüberfahren erkennen.

Als ich gegen 17 Uhr hier ankomme erfüllt sich mein Wunsch näher an den Vulkan Fuego ranzukommen leider nicht, – andere Vulkane sind zu sehen, der Fuego versteckt sich aber hinter dem Acatenango, – auch die anderen Stellplätze hier im Bereich sind alle nördlich und haben das gleiche Problem, und dort, wo er wohl zu sehen wäre, nämlich von Süden, gibt es keine Straßen und keine Stellplätze.
Naja.

Mein heutiger „Stellplatz“ ist auf einem „Bolzplatz“ neben dem Haus der „V-Hiking-Tours“, die Trekkingtouren auf die Vulkane anbieten und wohl deshalb irgendwie in die Stellplatzliste geraten sind.
Das ist allerdings nicht mein Ansinnen, aber die Familie ist nett und freundlich, der Platz halt ohne Alles, – nur gerade ist er ! Das ist ja auch schon was.

( N 14° 33′ 05.8“ W 090° 52′ 12.1“ )
Ich bin hier wieder mal auf fast 2.300 Meter, – die Nacht wird frisch, waren vorhin, als ich angekommen bin, schon nur noch 18 Grad.

Tagesetappe: 136 km Gesamtstrecke: 50.892 km