31.10.2019 – Durch den Arches Nationalperk

Der heutige Wetterbericht: Etwas gemäßigter. Die Nacht war minus 9 Grad kalt, der Morgen noch minus 5 und als die Sonne über den Berg kommt, verlassen wir den Minusbereich, bis zum Nachmittag werden es immerhin 4 Grad plus, – der Wetterbericht verspricht, daß es täglich wieder ein wenig wärmer wird. Wir hoffen es.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, zunächst in die Stadt hinein, mal wieder zu Hause anrufen, dann gehts hinüber zum Eingang des „Arches Nationalpark.“
Wir haben die letzten Tage und Wochen schon so viele „Steine“ gesehen, die Erwartungen an „Neues“ sind nicht sehr hoch, das bisher Gesehene ist kaum zu toppen.
Doch jede Landschaft ist anders, jeder Park hat seine Eigenart, alles ist auf seine eigene, andere Art wieder schön, – so auch der „Arches Nationalpark“.

Eine etwa 30 Kilometer lange Asphaltstraße führt quer durch den Park, die Landschaft ist zauberhaft, abwechslungsreich und ständig für eine Überraschung gut.
Hochaufragende, rotbraune Felswände, gleich zu Beginn, – immer wieder weite Wüsten in den verschiedensten Ausführungen.
Die Besonderheit dieses Nationalparks sind die „Arches“, die natürlichen Felsbrücken, – durch Erosion und Unterspülung haben sich im Lauf von Jahrmillionen imposante Steinbögen gebildet, mal freistehend, mal in eine Felswand integriert, öfters auch mehrere neben- oder hintereinander.

Entlang der Straße sind reichlich Haltebuchten, um die Panoramen und „Arches“ ausführlich bewundern zu können, Einige sind von der Straße aus zu sehen, manche durch eine kurze Wanderung zu erreichen, ganz am nördlichen Ende der Straße gibt es dann einen „Trail“, über den man noch einmal eine Vielzahl dieser imposanten Bögen draußen in der Wüste erreichen kann, allerdings muß man dann schon mindestens 3 bis 11 km wandern, um dort hin zu kommen.

Wir begnügen uns mit den kurzen Wanderungen, in der Summe sind das auch einige gelaufene Kilometer.

Anfänglich sind noch die imposanten Sandsteinformationen zu bestaunen, riesige Mauern, Türme, tempelartige Gebilde, – rotbraun stehen sie in der Morgensonne, die Natur ist ein großartiger Architekt. Andernorts die steil aufragenden Finger, oft mit schweren Steinen als Abdeckung, manchmal sogar andersfarbig, – wieder andere Säulen balancieren riesige Steine in schwindelnder Höhe, „Balanced Rocks“, – unglaublich, daß sich diese tonnenschweren Brocken so in der Schwebe halten können.

Dann sehen wir die ersten „Arches“, – hier beginnt das Areal.
Über viele Kilometer verteilt stehen „North -“ und „South Window“, „Double Arch“, „Delicate Arch“, „Sand Dune Arch“, „Broken Arch“ und zuletzt der „Skyline Arch“, sie reihen sich hintereinander, immer wieder ein paar Kilometer Fahrt und einen kurzen Spaziergang dazwischen, sie sind herrlich anzuschauen, von gewaltiger Größe, in immer wieder anderen Formen und Farben.
So verbringen wir den gesamten Tag, – gegen Abend fahren wir zurück nach „Moab“, unsere Vorräte auffüllen.

Am Nachmittag haben wir Marion und Peter mit ihrem blauen Iveco wiedergetroffen, die wir vor fast 3 Monaten in Kennicott / Alaska kennengelernt haben, sie stehen ein paar Kilometer weiter nördlich auf einem freien Stellplatz an der „Willow Creek Road“, dort fahren wir später auch hin und suchen uns einen Nachtplatz. ( N 38° 41′ 47.7″ W 109° 40′ 30.9″ )

Tagesetappe:      124 km          Gesamtstrecke:      32.276 km

 

30.10.2019 – Vom Capitol Reef Nationalpark nach Moab

Der Sturm hat sich irgendwann in der Nacht gelegt, heute morgen wird der erste Blick aus dem Fenster spannend, – geschneit hat es nicht, dem Himmel sei Dank !
Aber minus 15 Grad kalt war die Nacht, richtig knackig, – der Morgenhimmel wieder stahlblau, – noch ist die Sonne hinterm Berg, 8 Uhr und 13 Grad minus, – Fluchtgedanken kommen hoch. Als die Sonne über den Berg kommt steigt die Temperatur rasch an, aber über 5 Grad minus geht sie nicht raus.

Prompt gibt es irgend ein Problem am HerrMAN, plötzlich zischt irgendwo Wasser im Innenraum, wir schalten erst mal die Pumpe ab, – Ruhe ist.
Nun geht die Suche los, aufgefroren kann nichts sein, die Heizung ist die ganze Nacht gelaufen, es ist angenehm temperiert hier drinnen.
Nach einer kurzen Suche finde ich den Fehler und kann ihn beheben, – Bastelstunde am Morgen.
Das Geheimnis: Am Warmwasserboiler sitzt ein Überdruck-Sicherheitsventil, das bei starkem Druck ein wenig Wasser nach draussen abläßt, – das ist wegen der laufenden Heizung offensichtlich in der Nacht ein- oder mehrmals der Fall gewesen, – nur ist dabei draussen unter dem HerrMAN der dünne Ablaufschlauch zugefroren, damit konnte der Überdruck nicht mehr nach draussen ablaufen und hat sich zischend seinen Weg nach innen gesucht.

Nach einer Stunde ist das Thema erledigt, es ist 11.20 Uhr, wir fahren los.
Wenigstens läßt uns der HerrMAN nicht im Stich, trotz der eisigen Kälte springt er tapfer an, schüttelt sich ein paar mal und marschiert dann treu und brav los.
Zurück auf die 24 bis „Hanksville“, dort nach Norden auf den Interstate Highway 70, über „Green River“ bis zum Abzweig zur 191, dort wieder nach Süden bis „Moab“.

Die Landschaft unterwegs bleibt nach wie vor spektakulär, – zunächst mit bunten Felsen auf beiden Seiten, dazwischen eine Talebene mit unserer Straße, einem kleinen Fluß mit etwas Wasser und kleineren Siedlungen oder vereinzelten Häusern, – Büsche und Bäume stehen entlang des Flußes, die Bäume noch in gelbem Herbstlaub, – hier ist ein wenig Landwirtschaft möglich, Wasser wird aus dem Fluß entnommen und auf den Wiesen ausgebracht, – eingelagertes Heu ist zu sehen, kleinere Rinderherden und Pferde.
Wenig später dann wieder Wüste, – blanker Fels, Lehmboden, Sand über viele Kilometer, – Mondlandschaft, – kaum Vegetation, – keine Siedlungen, – auch auf dem Highway 24 ist kaum Verkehr, nur ganz gelegentlich begegnet uns mal ein Fahrzeug. Bunte Felsen, wie wir sie schon seit Tagen hier in Utah zu sehen kriegen säumen auch hier die Straße, später kommt die „graue Phase“, über weite Strecken ist die Farbe raus, Fels und Lehm sind betongrau.

Auf dem Interstate ist ein wenig mehr Verkehr, – „Green River“ ist keine Stadt im eigentlichen Sinn, eher ein etwas größerer Versorgungsposten mit Tankstellen, Schnellrestaurants und Motels.

Am Nachmittag erreichen wir „Moab“, von hier sind die beiden Nationalparks „Arches“ und „Canyonland“ gut zu erreichen, hier werden wir uns wohl für zwei Tage niederlassen, – heute noch Propangas nachfüllen, das Visitorcenter aufsuchen und wieder mal unsere „Interneterledigungen“ hinter uns bringen. Morgen dann noch telefonieren und einkaufen.
Heute finden wir draussen am Stadtrand, in einem Seitental, direkt neben dem „Colorado River“ einen freien Stellplatz auf dem Campground „Goose Island“, schön, sauber, ruhig und bezahlbar. Das wird unser Nachtplatz, vielleicht sogar für 2 Nächte, mal schauen. ( N 38° 36′ 40.0″ W 109° 33′ 30.3″ )

Tagesetappe:      260 km          Gesamtstrecke:      32.152 km

29.10.2019 – Vom Bryce Canyon zum Capitol Reef Nationalpark

Still, dunkel, kalt.
Das ist die heutige Nacht, nirgendwo ein Laut zu hören, auch aus der Ferne nicht, von nirgendwo dringt ein Licht zu uns durch, 3 Grad minus kalt ist die Nacht, der kalte Wind schüttelt die Pinien um uns heftig durch, – der Winter bleibt uns, der Morgen begrüßt uns mit 0 Grad und auch der Tag wird nicht wärmer, oben in den Bergen, wir kommen heute noch bis auf über 2.900 Meter Höhe, sind es 3 Grad minus, kurz vor unserem Tagesziel „Capitol Reef“ beginnt es in den Bergen ein wenig zu schneien, aus ein oder zwei dicken, schwarzen Wolken fällt Schnee, irgendwie erreicht er aber gar nicht den Boden, – gut so !

Der Reihe nach.
Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, raus auf die 12 bis hoch nach „Torrey“, dort auf die 24 bis zum Ziel.
Über „Tropic“, Cannonville“ und „Henrieville“ immer am Nordrand des „Grand Staircase Escalante National Monuments“ entlang, dort gäbe es jede Menge Abstecher zu interessanten Landschaften zu machen, – aber irgendwann müssen wir ja auch mal weiterkommen, – also über „Escalante“ und „Boulder“ nach „Torrey“, dem Eingangsort zum „Capitol Reef Nationalpark“.
Unterwegs durchfahren wir interessante Landschaften, natürlich haben die es schwer, nach einem Besuch im „Bryce“ noch attraktiv zu wirken, aber doch, sie sind es, jede für sich hat ihre Eigenart, ihre Form und ihr Aussehen, hier heute sanfte Täler mit Präriecharakter, Weideland, immer wieder ein wenig Landwirtschaft, die Täler oft eingefasst von interessanten Felsformationen, die auch überall ein wenig Tourismus aufkeimen lassen.

Später, hinter Escalante schrauben wir uns immer höher in die Berge hinauf, bis auf über 2.900 Meter Höhe, entsprechend ist die Landschaft, hochalpin, karg, kurzes Mattengras, dürre Bäume, Steine und Felsen, aber Ausblicke zum „Niederknien“, der Blick geht weit übers Land , bis zum unglaublich weit entfernten Horizont, Himmel und Erde gehen in einem Dunstschleier ineinander über.

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Nationalpark, die 24 führt quer hindurch und etwa in der Mitte führt eine etwa 20 km lange, asphaltierte Stichstraße nach Süden, tief in das Tal hinein, irgendwann endet der Asphalt und eine Schotterpiste führt direkt in den engen Canyon hinein.
Wooowh ! Das hatten wir nicht erwartet, sie führt bis zum Ende des Canyons, wird immer enger, bis sie letztendlich endet und nur noch ein Wanderpfad weiterführt, – die steilen, ausgewaschenen Felswände werden immer enger, sie ragen direkt neben uns senkrecht nach oben, 100, ja vielleicht 200 Meter, was ein irres Gefühl, in diesen Schlund hineinzufahren. In den Felswänden ist die Urkraft des Wassers, das hier Jahrtmillionen lang durchgeflossen sein muß regelrecht zu sehen, ausgewaschen, mit tief eingefrästen Riefen, Strudel haben Löcher oder runde Wellen aus dem Stein gearbeitet, der Fels ist blank, ohne jeden Bewuchs.

Beeindruckt von dem Gesehenen fahren wir zurück auf die 24 und verlassen den Nationalpark in östliche Richtung, auch hier sind noch über einige Kilometer die Felsformationen entlang der Straße zu sehen. Zwei Dickhornschafe kreuzen die Straße und verschwinden schnell in den steil aufsteigenden Felsen.
Kurz nach dem Parkausgang biegen wir rechts ab, – dort, in etwa 4 km Entfernung gibt es an einem kleinen Bach einen „wilden“ Stellplatz, hier werden wir übernachten. Es ziehen schwarze Wolken auf und der Wind pfeift eiskalt um den HerrMAN, wir sind gespannt, was der Morgen bringen wird. ( N 38° 15′ 32.1″ W 111° 06′ 54.5″ )

Tagesetappe:     251 km                    Gesamtstrecke:     31.892 km

28.10.2019 – Von Mount Carmel Junction zum Bryce Canyon

Und es ist Winter geworden in Utah, die sternenklare Nacht ist minus 7 Grad kalt, draussen weht ein eiskalter Wind, am Morgen um 8 Uhr sind es immer noch minus 3 Grad und auch der Tag bringt es mit Ach und Krach über die Null Grad, am späten Nachmittag werden es gerade mal 3 Grad plus, und das trotz diesem herrlichen Sonnenschein. Aber wenigstens ist der Winter noch trocken, es ist derzeit kein Schneefall in Sicht, – es ist noch immer alles strohtrocken, auch die Luft, – nach den kalten Nächten ist nirgends eine Spur von Rauhreif zu sehen, – ungewohnt, – Tümpel und kleine Seen in den Bergen tragen die erste dünne Eisschicht, – diese Art von Winter mit blauem Himmel, Sonne und Kälte ist irgendwie zu ertragen.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, hinaus auf die 89 nach Norden, dort auf die 12 und hinüber zum „Bryce Canyon Nationalpark“.
Wir hatten schon vor Tagen auf einer Werbetafel an der Straße gelesen, daß in „Orderville“ die deutsche Bäckerei „Förscher“ ihre Backspezialitäten anbietet, „Orderville“ passieren wir kurz nach unserer Abfahrt, – doch dort die Enttäuschung, die Bäckerei ist seit 15. Oktober bis zur neuen Saison im Frühjahr geschlossen. Schade, so ein echtes deutsches Brot geht uns schon ziemlich ab.
Die Landschaft nach Norden ist nicht spektakulär, – wie kann sie auch, – zwischen „Zion“ und „Bryce“ gelegen hat sie keine Chance, aber schön anzuschauen ist sie allemal.
Prärienlandschaft, ein wenig Landwirtschaft mit Weideflächen und Farmhäusern, Pferde und Rinder auf den Weiden, der „Virgin River“ schlängelt sich durch das weite Tal, die Hügelkette an seinem Rand schmückt sich immer wieder mal mit diesen schöne bunte Felsen, die uns schon seit Tagen begleiten.

Nach dem Abzweig auf die 12 durchfahren wir den „Red Canyon“, eine geballte Anhäufung erstaunlich schöner, verwitterter, roter Felsformationen beidseits der Straße, die sozusagen als Krönung, ziemlich am Ende des Canyons durch einen natürlichen Sandstein-Torbogen führt.

Am frühen Mittag erreichen wir den Nationalpark, wir werden wieder mit unserem „Annual Paß“ eingelassen.
Durch den „Bryce Canyon Nationalpark“ führt eine etwa 30 km lange Asphaltstraße, – anders als beim „Zion“, wo wir die Schönheit des Canyon von der Talsohle aus bewundern konnten, führt hier die Straße oben am Canyonrand entlang, eine Vielzahl von Aussichtspunkten läßt uns dann die Schönheit dieser Zauberwelt geniessen.
Wir waren am „Grand Canyon“, – sehr schön, – wir waren im „Zion Canyon“, – auch sehr schön, – aber hier, der „Bryce Canyon“, – das ist das absolut Tollste, was wir jemals gesehen haben, ein wahres Weltwunder von faszinierender Schönheit, – mit Worten nicht zu beschreiben, – und auch die Fotos sind nur ein Abklatsch dessen, was es hier wirklich zu sehen gibt..
Wir befinden uns auf dem „Colorado Plateau“, hier speziell an der steil abfallenden Kante des „Paunsaugunt Plateaus“, – hier wurden in Jahrmillionen durch Erosion, durch Wasser, Wind und Eis die Erdmassen abgetragen und weggeschwemmt, die Türme und Schlote aus festerem Gestein sind stehen geblieben und bilden nun diesen sagenhaften Anblick, – pitoreske Skulpturen, Säulen, tempelartige Gebilde, – durch die verschiedenfarbigen Gesteinsschichten leuchten sie bunt gestreift in den tollsten Farben.
„Amphitheater“, „Wall of Windows“, „The Cathedral“ und „The Alligator“ sind die Namen, die man den verschiedenen Ensembles gegeben hat, und es ist nichts übertrieben, alles sieht so aus, wie man sich das unter diesen Namen vorstellt und man kann sich noch viel, viel mehr vorstellen, bei diesem Anblick, – mit ein wenig Phantasie, die ganze Welt.

Den gesamten Nachmittag verbringen wir damit, wir fahren von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, steigen immer wieder aus, pilgern auf die Aussichtsplateaus, schauen, staunen, fotografieren, wir können uns gar nicht sattsehen an dieser Zauberwelt.
Gegen Abend kommen wir am südlichen Ende der Straße, beim „Rainbow Point“ an, hier befinden wir uns auf 2.778 Metern über dem Meer.
Wir fahren die 30 km heute noch zurück, Übernachtungsmöglichkeiten gibt es hier unten keine, in der Mitte des Parks ist ein Campground, den lassen wir links liegen und fahren noch aus dem Park hinaus, – etwa 10 km weiter in den „Dixie National Forest“, dort gibt es einen ruhigen Stellplatz im Wald. Heute sind wir wieder mal alleine. ( N 37° 40′ 27.2″ W 112° 12′ 30.0″ )

Tagesetappe:     177 km                    Gesamtstrecke:     31.641 km

27.10.2019 – Vom Zion Nationalpark nach Mount Carmel Junction

Hier oben in den Hügeln ist ein Mountainbike-Gelände, noch lange am Abend strampeln die Biker an uns vorbei, mit der Dunkelheit wird es dann still.
Die Nacht ist wieder mal stockdunkel, der Sternenhimmel ausgezeichnet, alles klar und deutlich, – mit 7 Grad plus ist die Nacht deutlich wärmer als die Letzte.
Der Morgen, wie immer, sonnig, allerdings ist schon in der Nacht ein frischer Wind aus Norden aufgekommen, er bringt Kühle mit, zuerst schafft es die Sonne noch auf 18 Grad, als wir am Nachmittag den Park verlassen, fällt die Temperatur immer weiter, bis auf 10 Grad geht sie runter, – es wird wohl Winter in Utahs Bergen.

Es ist fast 11 Uhr als wir losfahren, hinunter auf die 9 und wieder über „Springdale“ hineien in den „Zion Nationalpark“.
Der Name des Parks „Zion“ und verschiedene Namen für die verschiedenen Felsmassive oder Abschnitte sind biblischen Ursprungs und wurden durch die Mormonen vergeben, die hier einst siedelten.
Heute mache ich mich zum Shuttle-Bus und lass mich durch den Nordteil kutschieren, Heike bleibt mit Aspro beim HerrMAN.
Der Nordteil ist ein knapp 10 Kilometer langer Canyon mit roten Sandsteinfelsen, die bis zu 500 Meter hoch senkrecht aufsteigen, der Canyon ist meist nur 100 Meter oder weniger breit, durch seine Talsohle läuft neben der Straße der kleine „North Fork Virgin River“, der dafür sorgt, daß der Canyon durchweg mit Gras, Büschen und Bäumen bewachsen ist, die jetzt ein herrlich gelbes Herbstlaub tragen, – unter ihnen stehen immer wieder Rehe, so gar nicht scheu, bleiben zwar ein paar Meter auf Distanz, fürchten aber den Menschen nicht wirklich, sogar auf dem Grünstreifen am Straßenrand legt sich eins zur Mittagsruhe, von dem Bus, der nur 2 Meter neben ihm vorbeifährt, läßt es sich nicht stören.

An verschiedenen Haltestellen steige ich aus, gehe ein Stück zu Fuß, schaue mir die mächtigen Felsen an und fotografiere, sie sehen unglaublich aus, riesig, mit Strukturen, die einem Kunstwerk gleichen, – Falten, Risse, Bögen, farbige Muster, wie aufgemalt, – an den steilsten Wänden hängen Kletterer in ihren Seilen, mir wird schon beim Hochschauen schwindelig. Das obere Ende des Canyons gleicht einem großen Kessel, der „Temple of Sinawava“ ist fast rundum durch steile Felsen verschlossen, nur zwei schmale, fast unsichtbare Öffnungen lassen den Fluß im Norden in den Kessel hinein und Richtung Süden, zusammen mit der Straße wieder hinaus.
Beim „Big Bend“-Haltepunkt gibt es einen „Kalifornischen Condor“ zu bestaunen, der sich dort angesiedelt hat, ein Ranger gibt Erklärungen dazu und hat ein Fernrohr auf seinen aktuellen Sitzplatz gerichtet, durch das ihn sich jeder mal aus der Nähe anschauen kann, – das ist ein mächtiger Kerl, mit fast 3 Metern Flügelspannweite.
Etwa in der Mitte des Canyon wird eine Lodge betrieben, ein Cafe und Restaurant wird von den Wanderern gerne besucht, natürlich sind hier auch Übernachtungen möglich.

Die Shuttle-Busse fahren in ziemlich kurzen Abständen, also aussteigen und später wieder einsteigen ist überhaupt kein Problem. So schaffe ich mich langsam wieder das Tal hinunter, nach mehr als 2 Stunden bin ich durch.

Dann fahren wir weiter, zur Parkausfahrt nach Osten, wo uns nach einigen ansteigenden Serpentinen der Tunnel erwartet.
Das Procedere ist recht einfach, der Verkehr wird angehalten, die „Dicken“ müssen ihre Gebührenquittung vorzeigen, es entsteht ein kleiner Stau, bis der Gegenverkehr durch ist, drüben auf der anderen Seite wird der Verkehr angehalten, der Ranger gibt noch ein paar Anweisungen, dann geht es los.
Naja, bei der Tunneleinfahrt zucke ich schon mal kurz, die sieht wirklich verdammt niedrig aus, aber wenn 4 Meter draufsteht, sollten 3,90 mtr. durchpassen, ich muß halt nur schauen, daß ich immer schön in der Mitte bleibe, rechts und links außen wirds durch die Wölbung zu niedrig, – eine durchgezogene Mittellinie hilft dabei, im Tunnel ist es stockdunkel, Beleuchtung gibt es keine, – die 1,8 Kilometer kommen mir lange vor, aber es funktioniert alles ohne Probleme.

Nach der Tunnelausfahrt fahren wir noch etwa 15 km durch den Ostteil des „Zion“, – was eine fantastische Landschaft, die Berge und Felsen rücken dicht an die Straße, leuchten in allen Farben und Schattierungen und tragen unglaubliche Strukturen in ihrer Oberfläche, Riffelungen, Absätze und gleichmäßige Risse sehen total irreal aus.

Dann fahren wir aus dem Park hinaus, kommen nach „Mount Carmel Junction“, – wir haben gelesen, daß im dortigen „Thunderbird-Restaurant“ tatsächlich anständig gekocht werden soll, mangels gestriger Gelegenheit holen wir Heikes Geburtstagsdinner hier und heute nach, – und tatsächlich, es gibt es, – gutes Essen, – Gastlichkeit, – ein Gläschen guten Wein aus heimischer Produktion und freundliche Bedienung. Wir hatten schon nicht mehr daran geglaubt.

Nach dem Abendessen fahren noch etwa 2 km hinaus in die Prärie, dort haben wir uns bereits vorhin einen kleinen, freien Stellplatz am Ufer des schmalen „Virgin River“ angeschaut und für gut befunden, unser heutiger Übernachtungsplatz. ( N 37° 12′ 32.5″ W 112° 41′ 12.9″ )

Tagesetappe:      84 km          Gesamtstrecke:      31.464 km

26.10.2019 – Von den Coral Pink Sand Dunes zum Zion Nationalpark

Nachdem am Abend irgendwann nach 23 Uhr noch so ein „Verrückter“ mit seiner Höllenmaschine in den Dünen rumknatterte, hatten wir schon Bedenken, daß es heute morgen um 6 schon wieder losgeht, aber alle sind gnädig, vor 9 Uhr ist absolute Stille. Vermutlich ist es ihnen zu kalt, denn die Nacht ist mit minus 7 Grad ziemlich unterkühlt und auch um 8 Uhr sind es immerhin noch 3 Grad minus, dann kommt die Sonne über die Dünen und schon um 9 Uhr erreicht das Thermometer 15 Grad, – so geht das in der Wüste.

Heute ist Heikes Geburtstag, wir werden wohl alles ein wenig ruhiger angehen heute, länger schlafen, länger frühstücken, rumtrödeln.
So ist es schon 11.30 Uhr als wir losfahren, auf die kleine Nebenstraße nach Süden, sie stellt eine Abkürzung dar auf dem Weg zum Westeingang des Zion Nationalparks.
Nur ist die Straße auf all unseren Karten gar nicht eingetragen, – auf einer ist sie drauf, ein Stück asphaltiert und der Rest als Schotterpiste, – wir versuchen es einfach, notfalls müssen wir umdrehen, das wäre jetzt auch nicht so schlimm, wären halt mindestens 50 km Umweg.
So fahren wir knappe 20 Kilometer und siehe da, wir erreichen den Highway 389, – natürlich gibt es die Straße, durchgehend asphaltiert, und nicht erst seit gestern, der Asphalt ist mindestens 10 Jahre alt, – das zum Thema Landkarten und ihre Aktualität.

Für ein paar Kilometer verlassen wir Utah, kommen nach Arizona zurück, – in Colorado City holen wir dann erst mal Heikes Glückwünsche aus dem Internet ab und kehren dann nach Utah zurück. Kurz vor der kleinen Ansiedlung „Apple Valley“ verlassen wir den Highway 389, hier bietet uns unsere Karte eine etwa 10 km lange Schotterstraße als Abkürzung zum „Zion NP“ an, Ersparnis noch einmal über 30 Kilometer, – beschildert ist sie nicht, aber mein Gefühl und das Navi führen uns hinüber nach „Springdale“. Allerdings sind die letzten 2 Kilometer eher grenzwertig, – absolut ruppig und grob ist die Straße, ausgeschwemmt und durchlöchert und wahnsinnig steil abwärts führend, aber langsam und vorsichtig schaffen wir auch das.
Die Anfahrt ist mehr als grandios, zuerst sind immer mal nur die rot-weißen Bergspitzen des gegenüberliegenden Gebirgsmassives zu sehen, dann das gesamte Massiv, – das ist schon beeindruckend, – und dann beim Näherkommen reicht der Blick zudem tief in den davor liegenden Canyon, vom Keller bis ins Dachgeschoß sozusagen, – das ist absolut unvergleichlich.

Dann sind wir da, „Springdale“ ist das Einfahrtstor zum „Zion Nationalpark“.
Der Zion hat eine Tücke: Mitten im Park gibt es einen fast 1,8 km langen Rundbogentunnel, der für Fahrzeuge über 3,40 mtr. Höhe gesperrt ist, also auf einer Seite rein und auf der anderen wieder raus geht hier nicht.
Deswegen ist der Plan, hier im Westen in den Park einzufahren, alles Sehenswerte zu besichtigen und am Tunnel umzudrehen, den Park im Westen wieder zu verlassen und etwa 100 km um den Park herum auf die Ostseite zu fahren und dort den Rest bis zum Tunnel zu besichtigen.
Am Einfahrtstor können wir wieder mit unserem „Americam Annual Paß“ einfahren, der hat nun sein Geld schon wirklich reichlich verdient.
Der Ranger am Kassenhäuschen fragt mich, ob ich ein „Permit“ für die Tunneldurchfahrt brauchen würde, – ich hatte davon gelesen, daß es Möglichkeiten gibt, doch durch den Tunnel zu kommen. Er erklärt mir, daß mehrmals am Tag der Tunnel kurz gesperrt würde, um ihn für Fahrzeuge bis 4 Meter Höhe befahrbar zu machen, sie können dann die beiden Fahrspuren mittig nehmen und so doch noch hindurchfahren, wir liegen so um die 3,90 Meter, das sollte gehen.
Man muß mit kurzen Wartezeiten rechnen und 15 Dollar „Gebühr“ berappen, – das machen wir, – 100 km Umweg sind auch nicht gerade billiger, ich bin gespannt, wie das morgen abgeht.

Der nördliche Teil des „Zion Nationalparks“ ist für jeglichen Individualverkehr gesperrt, Shuttlebusse bringen die Besucher von vielen Haltestellen quer durch den Ort in den Nordteil, dort sind 5 Haltepunkte, an denen man aussteigen, sich umsehen und in andere Busse wieder einsteigen, oder auch zu Fuß weitergehen kann.
Heute macht Heike den Ausflug, ich bin morgen dran, Aspro dürfen wir in diesen Teil des Parks und den Shuttlebus nicht mitnehmen, wir wollen ihn auch nicht so lange allein im HerrMAN lassen, warm ist es zudem, – gute 2 Stunden im Minimum dauert der Ausflug.

Für die Übernachtung fahren wir aus dem Park westseitig heraus und einige Kilometer auf der 9 zurück, dort führt die „Kolob Terrace Road“ nach Norden zu einem Stausee, hier entlang der Straße und weiter draußen in der Prärie stehen immer wieder Wohnmobile zum Übernachten, wir suchen uns einen freien Platz und bleiben. ( N 37° 12′ 46.4″ W 113° 10′ 39.8″ )

Tagesetappe:      107 km          Gesamtstrecke:      31.380 km

25.10.2019 – Vom Grand Staircase-Escalante National Monument zu den Coral Pink Sand Dunes

Traumhaft still ist die Nacht, stockdunkel und minus 3 Grad kalt.
Durch die Zeitverschiebung sind die Abende jetzt 1 Stunde länger hell, dafür braucht die Sonne am Morgen 1 Stunde länger, bis sie hinter dem Horizont aufsteigt und zu heizen beginnt. Trotzdem schafft sie es bald auf 13 Grad, – ihre Kraft ist unbeschreiblich, zudem ist es hier total windstill, so können wir schon ziemlich früh im T-Shirt draussen sein, am Nachmittag steigt das Thermometer auf 20 Grad. Der Himmel ist schon klasse hier, wir haben heute mal überlegt, wie lange wir schon strahlend blauen Himmel haben, wir können uns gar nicht mehr erinnern, wann die letzten Wolken am Himmel waren oder es gar mal geregnet hat.

Heute ist es fast 11 Uhr als wir losfahren, zunächst die Piste zurück bis zum Highway 89.
Auf ihm ein Stück nach Westen, dabei gewinnen wir allmählich an Höhe und die Landschaft ändert sich wieder mal, die Wildheit und Leere der Wüste schwindet langsam und mehr und mehr übernimmt Prärienlandschaft das Bild, zunehmend mit vielen grünen Büschen und Wacholder- und Pinienbäumen, am Horizont die zauberhaft schönen roten oder rot-weiß gestreiften Berge der „Vermilion Cliffs“. Zunehmend taugt das Land für Farmwirtschaft, jetzt sind öfters wieder Rinderherden auf den verdörrten Weiden zu sehen, in anderen Gebieten wird bewässert und sogar Getreide angebaut, neben den Farmhäusern sind Getreidespeicher zu sehen.

Wir erreichen den Abzweig zum „Johnson Canyon“, eine Asphaltstraße führt etwa 25 km nach Norden, die Landschaft ist nicht sensationell, aber schön anzuschauen, auch hier auf beiden Seiten der Straße schöne, bunte Felsformationen, rot und weiß, mit grünen Nadelbäumen und dem blauen Himmel darüber immer wieder ein Augenschmaus, hier kommt noch die Farbe gelb ins Spiel, denn hier im Canyon stehen vereinzelt Laubbäume, die jetzt ihr gelbes Herbstkleid tragen.

Wir fahren die 25 km hin und wieder zurück auf die 89, dann weiter bis „Kanab“, der hiesigen Kreisstadt, – tanken, eine Kleinigkeit essen und schon gehts weiter, auf der 89 nach Norden und nach einigen Kilometern auf die kleine Nebenstraße zu den „Coral Pink Sand Dunes“, die wir nach etwa 15 km erreichen.
Anfänglich sind weite Sandflächen mit spärlichem Bewuchs zu sehen, niedere Büsche und vereinzelt Nadelbäume, später dann sind die Dünen zu sehen, eine weite Fläche mit halbhohen Sicheldünen, – „State Park“ – Naturschutzgebiet. Das ist auch notwendig, denn überall sind hier ATV´s, Quads, Buggys und Enduros unterwegs, die auf jedem irgendwie zugänglichen Sandhaufen ihre Runden drehen.

Wir drehen um und fahren etwa 2 km zurück, dort hatten wir einen Stellplatz vor etwas kleineren Dünen gesehen, hier ist freies Stehen erlaubt, einige andere Camper stehen hier, alle haben sie irgend einen wüstentauglichen, fahrbaren Untersatz dabei und pflügen die Dünen und den Wald dahinter durch, – bis zum Einbruch der Dunkelheit knattert und staubt es gewaltig. Trotzdem bleiben wir hier, der Platz ist schön und sauber und die Kulisse ist auch nicht schlecht. ( N 37° 04′ 07.8″ W 112° 42′ 08.3″ ) Bis zum Sonnenuntergang sitzen wir noch draussen im Sand, die Sonne im Gesicht, Aspro räkelt sich im Sand, – Sandwüste mag er schon immer gern.

Tagesetappe:      178 km          Gesamtstrecke:       31.273 km

24.10.2019 – Von Page ins Grand Staircase – Escalante National Monument

Die Nacht ist ruhig, morgens beginnt der Betrieb halt ein wenig früher als irgendwo alleine, draußen in der Wüste, das ist aber ok.
7 Grad plus ist auch ok, frühmorgens Sonnenschein, wie jeden Tag, allerdings hat es seit gestern abend einen kalten Wind aus Nord, der läßt die Temperatur heute nicht über 14 Grad steigen.

Wie meist, fahren wir gegen 10.30 Uhr los, raus auf den Highway 89, Richtung Westen, – nochmal über die Brücke vor dem „Dam“, und dann hinaus in die Wüste.
Kurz hinter „Page“ steuern wir auf der rechten Seite einen super Aussichtspunkt an, von dort hat man einen 360 Grad Rundumblick vom Allerfeinsten, – im Osten der „Lake Powell“ mit dem „Glen Canyon“, „Antelope Point“ und „Wahweap“, die große Marina, – hinter „Antelope Point“ die 3 Schornsteine des „Navajo-Kraftwerks“, – im Süden die Stadt „Page“, deutlich zu sehen das leuchtende Grün des allgegenwärtigen Golfplatzes, dahinter die Klippen des „Vermilion Cliffs“, – im Norden die Canyons und Klippen der „Fiftymile Mountains“ in Utah und drüben im Westen die weite Wüste.

Nur wenige Meilen weiter westlich wechseln wir von „Arizona“ nach „Utah“, unsere Uhr springt wieder mal eine Stunde nach vorne, wir kommen von der „Mountain Time Zone Winterzeit“ in die „Mountain Time Zone Sommerzeit“ und sind jetzt nur noch 8 Stunden hinter der MESZ zurück.
Gleich kurz danach kommen wir zu einem Abzweig, der zum „Lone Rock“ führt, ein wahrlich lohnendes Ziel, – eine „Recreation Area“, wir können mit unserem „Annual Paß“ rein, – ein riesiges Areal mit weiten Sandfeldern und sogar einigen Dünen bis hin zum „Lake Powell“, auf denen man bis zu 14 Tage frei campen kann, hier ist es traumhaft schön, ein Stück Sandwüste mit See und der „Lone Rock“, ein bunter Felsen, steht mitten im Wasser, die Camper stehen verstreut überall im Gelände, natürlich mit Booten und ATV`s, so haben sie ihren Spaß, auf dem See mit den Booten, in den Dünen mit den ATV´s rumknattern, der Amerikaner liebste Beschäftigung.
Wäre es nicht gerade früher Morgen, wären wir hier sicher eine Nacht geblieben.

Nach einigen Meilen auf der 89 kommen wir nach „Big Water“, dort holen wir uns im Visitor Center ausführliche Infos und Karten für die Ziele der nächsten Tage.
Heute fahren wir erst mal eine schöne Piste, die „Cottonwood Road“, die etwa 60 km nach Norden führt, quer durch das „Grand Staircase – Escalante National Monument“, einem Naturschutzgebiet mit herrlichen Felsen. Die Piste führt durch das Tal des „Paria River“, viel zu sehen ist nicht von ihm, eher ein schmales Rinnsal, das sich hier durch die Berge windet, allerdings ist an seinem breiten, sandigen Bett deutlich zu erkennen, daß er auch anders kann. Einige Kilometer weiter nördlich werden gerade unzählige LKW-Ladungen großer Steine als Uferbefestigungen eingebaut, weil er offensichtlich bei seinem letzten Hochwasser begonnen hat, die Piste wegzuschwemmen.
Derzeit liegt er friedlich da, sein Wasser hat entlang des Flußbettes Bäume und Büsche wachsen lassen, die jetzt wunderbares Herbstlaub tragen, die „grüne Oase“ leuchtet in herbstlichem Gelb.

Wir fahren bis zum Beginn des „Hackberry Canyon“, das sind etwa 25 Kilometer, dort kehren wir um.
Eigentlich dient diese Strecke als Abkürzung auf dem Weg zum „Bryce Canyon“ weiter nördlich, den wir auch noch besuchen wollen. Allerdings haben wir zunächst noch einige Sehenswürdigkeiten hier unten anzuschauen und werden erst in etwa einer Woche beim „Bryce“ ankommen.
So fahren wir langsam zurück, – hier im „Escalante NM“ ist freies Campen erlaubt, wir haben uns im Visitor-Center ein „Permit“ dafür ausstellen lassen, – auf der Fahrt haben wir einige schöne Plätze dafür entdeckt, – einen davon suchen wir jetzt auf. Vor einem stark erodierten Bergmassiv liegen weit verstreut riesige Felsbrocken, die in früheren Zeiten von dort oben herunter gekommen sind, haushoch sind sie teilweise. Hier gefällt es uns und schön ruhig ist es zudem. ( N 37° 09′ 59.3″ W 111° 54′ 45.4″ )

Tagesetappe:     90 km                    Gesamtstrecke:     31.095 km

23.10.2019 – Von Lee´s Ferry nach Page

Der Nachtplatz ist Klasse, herrlich gelegen in dieser einmalig schönen Gegend, wunderbar ruhig und auch das Wetter paßt, am Abend bleibt es noch lange angenehm mild und auch die Nacht ist mit 8 Grad nicht sonderlich kalt. Am Morgen scheint die Sonne wieder früh und kräftig in das Tal herein, im Nu sind 15 Grad beieinander, dieses trockene und warme Spätsommerwetter kann gerne noch ein wenig so bleiben.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, zunächst zurück zur 89 A, – noch einmal vorbei an den „Balanced Rocks“, im hellen Morgenlicht sehen sie noch spektakulärer aus, als gestern Abend. Dann ein Stück in Richtung „Jacob Lake“, immer an der steilen Abbruchkante der „Vermilion Cliffs“ entlang, sie leuchten herrlich in der Morgensonne, ein paar interessante Steinformationen haben sich am Fuß der „Klippen“ gebildet und ein paar verlassene, ehemalige Behausungen der Navajo-Indianer sind dort zu sehen.

Nach diesem Abstecher fahren wir zurück, über die „Colorado Brücke“ bei „Marble Canyon“, weiter bis „Bitter Springs“ und dort auf die 89 nach Norden.
Der Highway führt hier in den Klippen, die wir vorhin noch von unten bestaunen konnten, steil nach oben und gibt einen sagenhaften Ausblick über die Wüste und die dahinterliegenden „Vermilion Cliffs“ frei.
Nach einer halbstündigen Fahrt durch die Hochebene führt die Straße drüben wieder in das Tal hinab, wir erreichen „Page“ und Umgebung mit dem „Lake Powell“, unser Tagesziel.

Kurz vor der Stadt ist links das Besucherzentrum „Horseshoe Bend“, – für 10 Dollar pro Fahrzeug Eintritt werden wir zu diesem attraktiven Naturwunder vorgelassen.
Vom Besucherparkplatz ist es einen guten Kilometer Fußweg bis zu dieser spektakulären, hufeisenförmigen Schleife, die der „Colorado River“ hier tief in die Erde eingegraben hat. 24 Grad erreicht das Thermometer heute, wie heiß die Sonne hier noch in den letzten Oktobertagen brennt, merken wir während dieser kurzen Mittagwanderung. Auf dem Wanderweg und an den Aussichtspunkten ist richtig was los, unglaublich viele Touristen haben diesen Platz auf ihrer „ToDo-Liste“, – nun ja für ein Plätzchen zum Schauen und ein paar Fotos reicht der Platz gerade noch so, – dann sind wir schon wieder weg.

Nächstes Ziel ist der „Antelope Canyon“, – nur wenige Kilometer weiter, herrlich farbige Sandsteinformationen, sogenannte „Slot Canyons“ soll es dort zu sehen geben.
Als wir ankommen, ist die Enttäuschung groß, – hier werden die Touristen so richtig „abgezogen“, – es ist eine Schande, – ich bin stinksauer und wir ziehen auf der Stelle weiter, soll „Antelope Canyon“ schauen, wer will.
Also zunächst soll jeder erst mal 8 Dollar Eintritt zahlen, damit er überhaupt durch die Schranke auf das Gelände darf, – dann hat man den Canyon in zwei Hälften aufgeteilt, den „Lower“ und den „Upper“, um in den „Lower“ reinzukommen verlangen sie 47 Dollar für den „Upper“ 58 Dollar, pro Nase wohlgemerkt, also zu zweit stolze 226 Dollar für das Vergnügen, und immerhin noch 132, falls man nur den „Upper“ besuchen möchte, der der Schönere sein soll. Sorry, so schön kann kein Canyon sein, nichts wie weg hier.
Wir entscheiden uns dafür, einen kurzen Abstecher zum „Antelope Point“, einem Aussichtspunkt zu machen, – auch hier steht kurz vorher ein Kassenhäuschen auf der Straße, der Besuch soll 30 Dollar pro Fahrzeug mit Insassen kosten. Hier haben wir Glück und unser „American Annual Paß“ wird akzeptiert, das heißt, wir können ohne extra zu zahlen passieren.
Ja, und was erwartet uns dort ? Nichts ! Ein asphaltierter Parkplatz mit einer „Slipanlage“ für Boote und einem wenig spektakulären Ausblick auf ein kleines Stück des „Lake Powell“. So ein Nepp, für Nichts ! Na, wenigstens hat der Ausflug nichts extra gekostet.
Also, wer irgendwann mal die Ecke hier besucht, „Antelope Point“ ist absolut gar nichts, „Antelope Canyon“, – ok, muß jeder selbst wissen, ob er sich das antun will.
Wir jedenfalls haben jetzt schon so viele wunderschöne Naturwunder gesehen, da müssen wir uns nicht für ein Weiteres ausnehmen lassen, wie eine Weihnachtsgans.

Nächstes Ziel ist dann die Stadt „Page“ mit dem „Glen Canyon Dam“ und dem „Lake Powell“, wir fahren zwei Aussichtspunkte an und dann über die Brücke vor dem Staudamm hinüber auf die andere Seite, dort, vom Parkplatz des Visitor-Centers hat man den schönsten Blick auf Damm und See.
Der „Glen Canyon Dam“ wurde in 1963 in Betrieb genommen und staut den „Colorado River“ auf einer Länge von 180 Kilometern, mit Seitenarmen sind das etwa 450 km Seelänge und über 3.000 km Uferzone, nur an 4 Punkten kann man mit dem Fahrzeug zum See gelangen, den Rest kann man nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichen.

Hier in der Stadt gibt es einen „Walmart“, der „Overnightparking“ toleriert. Wir fahren mal hin, Proviant müssen wir sowieso nachfüllen. Und das klappt, der Parkplatz hier ist riesig, eine ganze Ecke ist für die Camper „reserviert“, etwa 15 stehen schon da, sauber und ruhig geht es hier zu, wir bleiben. ( N 36° 54′ 11.4″ W 111° 29′ 09.8″ )

Tagesetappe:      155 km          Gesamtstrecke:      31.005 km

 

22.10.2019 – Vom Grand Canyon nach Lee´s Ferry

Die Nacht ist angenehmer als die Letzte, am späten Abend noch 7 Grad, gegen Morgen dann 3 Grad minus und der Morgen windstill und sonnig bei 10 Grad. Die Unterschiede sind schon beachtlich, obwohl wir vom gestrigen Nachtplatz nur etwa 60 km entfernt und auf gleichem Höhenniveau sind.

Als wir gegen 10.30 Uhr losfahren sind es bereits 15 Grad und die Sonne ist herrlich warm, – wir fahren raus auf 64, bei „Cameron“ auf die 89, machen einen Abstecher auf der 160 nach „Tuba City“ und auf der 264 bis „Moenkopi“, fahren dann zurück auf die 89 nach Norden, wechseln bei „Bitter Springs“ auf die 89 A und fahren dann bei „Marble Canyon“ in ein wunderschönes Seitental zur Oase „Lee´s Ferry“ am „Colorado River“.

Nach wenigen Kilometern erscheint auf der linken Seite ein tiefer Canyon, – erster Stop, – eine schöne Morgenwanderung führt an die Abbruchkante, – hier hat sich der „Little Colorado River“ sein Bett tief in den Stein gegraben, viel Wasser führt er derzeit nicht, das muß wohl zu früheren Zeiten anders gewesen sein. Lange nicht so gewaltig, wie sein großer Bruder, der „Grand Canyon“, aber durchaus beeindruckend und schön anzusehen.

Dann führt die 64 stetig talwärts, unten ist die endlose, brettebene Wüste Arizonas wunderbar zu sehen, – wir fahren bis „Cameron“, einem „Städtchen“, das man nicht wirklich gesehen haben muß, außer wenn man evtl. tanken möchte. In „Cameron“ führt die einzige Brücke im südlichen Bereich über den „Little Colorado River“, nach dessen Überquerung wir die gesamte Strecke, die wir westlich des Flußes nach Süden gefahren sind, östlich davon wieder nach Norden fahren, – meist schnurgerade führt der Highway 89 durch die endlos weite Wüste.
Wir haben von dem herrlich bunten „Coalmine Canyon“ bei „Tuba City“ gelesen, den wollen wir uns anschauen, also biegen wir zunächst auf die 160 und fahren bis „Tuba City“, dort zweigt in der Stadt die 264 nach Süden, ihr folgen wir 25 km und finden zunächst nichts, – die Landschaft ist ziemlich eben, von Bergen oder gar einem Canyon keine Spur, – Enttäuschung macht sich breit, – wir lesen die Anfahrtsbeschreibung des Buches noch einmal genau und finden ihn tatsächlich noch, – ein kleiner Feldweg führt beim Meilenstein 337 hinaus ins Land und nach wenigen Metern erscheint tatsächlich der Rand eines kleinen Canyons im Blickfeld, am Wasserturm einer Farm steht eine Rinderherde, die uns brav durchläßt und dann stehen wir plötzlich vor ihm, keine 800 Meter von der Hauptstraße entfernt.
Und das ist mal wieder ein Anblick: Wie aus dem Nichts scheint sich dieser Canyon gebildet zu haben, tief ausgeschwemmt stehen unglaublich viele Kegeltürme in diesem Riesenloch, das sich nach hinten in die weite, ausgeschwemmte Wildnis öffnet. Ein Mix aus Farben, – ein Traum, – die Türme weiß, durchzogen von roten Streifen mit grauen und schwarzen Einschlüßen, hier hat sich die Natur aber was ganz Spezielles einfallen lassen. Eine ganze Stunde bleiben wir hier. Ich habe mal die Koordinaten abgelesen, falls sich jemand demnächst dort umschauen möchte, – es lohnt sich. ( N 36° 00′ 41.4″ W 111° 02′ 49.6″ )

Wir folgen der 89 nach Norden, die endlos ebene Wüste wird zunehmend durch interessante Steinformationen ersetzt, – bunt gestreifte Lehmhügel, rote Sandsteinfelsen und gestreifte Bergketten lockern zunehmend die Fahrt auf, mit jedem Kilometer wird der Anblick grandioser, – machmal ist es schier unglaublich, welche Inszenierung wir zu sehen kriegen, – Arizona und seine Wüste übertrifft bisher alles, was wir gesehen haben.

Bei „Bitter Springs“ biegen wir auf die 89 A, die nach Nordwesten führt.
Und hier geht es jetzt erst richtig los, ein unglaubliches Bild ersetzt das Nächste, alles ist in tiefes rot getaucht, die Bergketten rundum, verwittert, steil abfallend, unwirklich, zerbröselt, – die flache Wüste davor, von rotem Sand und Stein überzogen, das alles vor diesem blauen Himmel, – unglaublich dieser Anblick.
Das zieht sich bis „Marble Canyon“ so hin, dort führt eine Brücke über den „Colorado River“, zum ersten mal kriegen wir ihn richtig zu sehen, – ja und der führt noch richtig Wasser, auch nach einem endlos langen und trockenen Sommer.

Im Örtchen weist eine Hinweistafel auf die „Glen Canyon Recreation Area Lee´s ferry“ hin, – „Recreation Area“ ist immer gut, dort gibt es oft einen Campground, also fahren wir mal in das Seitental hinein, auch dort geht es spektakulär weiter, hoch hinaufreichende, rote Sandsteinfelsen und -türme, die „Vermilion Cliffs“, – schwebende Steine, „Balanced Rocks“ und am Ende der Strecke eine kleine, grüne Oase direkt am „Colorado River“ mit dem erhofften Campground, einfach und bezahlbar, in einer herrlichen Kulisse, hier bleiben wir. ( N 36° 51′ 33.4″ W 111° 36′ 23.3″ )

Tagesetappe:     259 km                    Gesamtstrecke:     30.850 km