31.08.2019 – Von Prince George nach Valemount

Gestern Abend haben wir noch lange über die Fahrstrecke der nächsten 2 Wochen beraten, Karten gesichtet und Reisebücher gewälzt.
Nächstes Ziel ist der „Yellowstone Nationalpark“ in Wyoming in den mittleren USA, gute 2.000 Kilometer südlich und es gibt halt mal mehrere Möglichkeiten, dort hin zu gelangen. Zwei Varianten stehen zur Auswahl, eine westliche Route über „Williams Lake“, „Whistler“ und „Vancouver“ nach „Seattle / USA“ und entlang des Highway 90 nach Osten. Und eine östliche Route, über „Clearwater“, „Kamloops“, „Golden“ und „Elko“ in die USA und dort über den Highway 15 nach Süden bis „Yellowstone“.
Wir müssen das hier und heute entscheiden, denn hier in „Prince George“ trennt sich der Highway in die eine oder andere Richtung.
Eigentlich gehört „Vancouver“ zu einer ausgiebigen Kanadareise, wie wir sie gerade machen einfach dazu, – wir entscheiden uns trotzdem dagegen und für die östliche Route, – unsere Abneigung gegen große Städte ist ja hinreichend bekannt, – wegen der paar Stunden Stadt, – lange halten wir es dort sowieso nicht aus, einen deutlich längeren Weg einschlagen, halten wir nicht für sinnvoll, – wir bleiben lieber noch länger in den schönen Landschaften, fahren noch einmal durch die „Rocky Mountains“, besuchen den „Wells Gray Park“ und „Glacier Nationalpark“, die „Waterton Lakes“ und den US-amerikanischen „Glacier Nationalpark“.

So machen wir uns heute früh auf den Weg, – bis wir aus der Stadt rauskommen ist es allerdings schon wieder 12 Uhr, – zunächst suchen wir eine Reifenwerkstatt auf, die machen noch immer Probleme, – es muß einfach mal die Spur vermessen werden, – ich finde auch gleich zwei Firmen, die das können, allerdings leider nicht heute, – ich könnte einen Termin am Dienstag haben, weil Montag ja Feiertag ist (sinnigerweise Tag der Arbeit !?). Wir verzichten und fahren weiter, versuchen es einfach am Dienstag nochmal in einer anderen Stadt, davon gibt es ja jetzt wieder genug.

Wir nehmen weiter den „Yellowhead Highway“ (16) bis „Tete Jaune Cache“ und dann den Highway 5 nach Süden.
Hinter „Prince George“ geht es wieder tiefer in die Wälder hinein, eigentlich fahren wir den gesamten Tag durch Wald, allerdings ist er angenehm und licht, die Seitenstreifen sind breit und übersichtlich, immer wieder gibt es auch Wiesen und Dörfer dazwischen, Seen und Flüße.
Bei uns in Deutschland kennen wir ja das Verkehrszeichen „Wildwechsel“ und manchmal darunter eine Entfernungsangabe „auf 2 km“ oder „auf 6 km“, – heute passieren wir hier irgendwann ein Schild mit der entsprechenden Warnung vor Elchen, Hirschen und Bären und dem Zusatzschild „auf 185 km“. Typisch für die unbeschreiblichen Weiten Kanadas.

Highlights, Erlebnisse oder Besonderheiten gibt es heute keine, – irgendwo im Wald springt mal wieder ein Schwarzbär vor uns über die Straße, nicht zu knapp, – also ohne viel Adrenalin.
Bald tauchen am Horizont die ersten Bergmassive der „Rocky Mountains“ auf, einige mit Gletscherhauben, – besonders auffällig ist der 3.395 m hohe „Mount Whitehorn“.
Entlang des Highway gibt es einige Versorgungspunkte, kleine Städtchen und Dörfer, – in der Nähe von „McBride“ wird verstärkt Landwirtschaft betrieben, einige schöne Farmen säumen den Weg, schicke Gutshäuser, aber auch manches vermeintlich heruntergekommene Anwesen.

Bald erscheint links am Horizont der „Mount Robson“, mit 3.954 m der höchste Berg der nordamerikanischen Rockies, – das relativ schöne Wetter von heute morgen hat sich hier in den Bergen verschlechtert, Wolken sind aufgezogen, Nebelfetzen hängen vor den Gipfeln, trotzdem läßt er sich noch ganz gut erkennen.
Dann erreichen wir bei „Tete Jaune Cache“, den Abzweig nach „Jasper“, bzw. „Clearwater“, wir fahren ein paar Kilometer Richtung „Jasper“ bis zu den „Rearguard Falls“, – nur einen kurzen Fußweg neben dem Highway stürzt hier der „Fraser River“ über eine Klippe nach unten und beendet dadurch die fast 1.300 km lange Wanderung der Königslachse vom Pazifik flußaufwärts, nur vereinzelt gelingt es einem, die Fälle zu überwinden.

Wir fahren die paar Kilometer zurück auf „unsere“ Strecke und schwenken Richtung „Clearwater“ auf den Highway 5 nach Süden, zunächst bis „Valemount“, auch dort kann man die Lachswanderung von einer Aussichtsplattform aus beobachten, – allerdings auch hier, wie schon an den Wasserfällen treffen wir keine an. Vermutlich sind sie in dieser Ecke noch gar nicht angekommen, 1.300 Kilometer gegen den Strom ist eine unglaubliche Leistung.
Hier im Örtchen bleiben wir für die Nacht, eine kleine Fahrt durchs Dorf und wir finden einen angenehmen Platz in der Nähe des „Recreation Centre“. ( N 52° 49′ 40.5″ W 119° 16′ 12.8″ )

Tagesetappe:     337 km          Gesamtstrecke:     19.463 km

30.08.2019 – Von Smithers nach Prince George

Der Morgen begrüßt uns mit Sonne, – so muß ein Tag beginnen. Auch die Nächte sind nun wieder weniger kalt, – die Heizung am Morgen können wir uns sparen.

Bis wir loskommen wird es 11 Uhr, wir fahren zurück auf den „Yellowhead Highway“ (16) mit Ziel Prince George.
Irgendwelche echten Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke stehen heute nicht auf dem Plan, – der Weg ist wieder mal das Ziel.

Der Landstrich zwischen „Smithers“ und „Prince George“ ist geprägt von Holzindustrie und Landwirtschaft, immer wieder tauchen im Wald oder auf der Flur riesige Holzlagerplätze auf, dort wird die Holzernte gelagert, umgepackt, verladen und teilweise auch weiterverarbeitet, große Fabrikhallen schlucken auf der einen Seite ganze Wagenladungen mit Baumstämmen und spucken auf der anderen Seite palettenweise Schnittholz, Bretter und Leisten wieder aus. Entsprechend viele LKW sind auf dem Highway in Sachen Holz unterwegs, ständig sehen wir mit Langholz beladene Trucks, aber auch welche, die die fertigen Produkte wieder ins Land hinaus bringen, außerdem eine fast endlose Kette spezieller LKW-Züge, die mit Holzspänen beladen nach Süden fahren und leer wieder zurück kommen, vermutlich werden daraus irgendwo Preßspanplatten gefertigt.
Der zweite Wirtschaftszweig scheint die Landwirtschaft zu sein, wie gestern schon sind Farmen zu sehen, Bauernhäuser, Maschinenhallen, Scheunen und Silos, große Wiesenflächen sind schon abgemäht, von anderen wird gerade das Heu geerntet, – Rinderherden, viele Pferde und vereinzelt sogar Schaf- und Ziegenherden kriegen wir zu sehen, – riesige Flächen, Wiesen und Wald sind eingezäunt, Rinder und Ziegen sind auch in den lichten Wäldern unterwegs um sich ihr Futter zu suchen.

Die Landschaft hat sich verändert, die riesigen Waldflächen sind verschwunden, es gibt noch Wälder in kleinerem Umfang, alles sieht ein wenig aus, wie eine Mittelgebirgslandschaft bei uns in Deutschland, – die großen Bergmassive sind verschwunden, nur mittelhohe Berge und Hügel säumen die Straße, kleine Flüße und Seen durchziehen das Tal, sie sehen „gezähmt“ aus, ruhig und friedlich, – so ganz anders als die riesigen, wilden Flüße des Nordens.
Wir sind zurück in der „Zivilisation“, – hier gibt es ständig Siedlungen, Dörfer und Städte, Farmen oder einzelne Häuser entlang der Straße, – auch versorgen geht nun immer und überall, – und der Verkehr ist dichter geworden, – die Menschen irgendwie anders.

Das Wetter läßt sich angehen, – die Sonne bleibt uns den gesamten Tag erhalten, 20 Grad zeigt das Thermometer, allerdings wird es jetzt abends schon gegen 20 Uhr dunkel. – irgendwie ungewohnt.

Am frühen Abend kommen wir in „Prince George“, einer Stadt mit 75.000 Einwohnern an, – am „Cottonwood Park“, einem schönen Naherholungsgebiet am „Fraser River“ finden wir unseren heutigen Übernachtungsplatz. ( N 53° 55′ 24.0″ W 122° 43′ 54.8″ )

Tagesetappe:     379 km          Gesamtstrecke:     19.126 km

29.08.2019 – Von Meziadin Junction nach Smithers

Trotz der Nähe zum Highway ist auch hier die Nacht sehr ruhig, – wie überall in den abgelegenen Gegenden Kanadas und in Alaska fährt nachts kaum ein Fahrzeug, wenn es abends dunkel wird kehrt Ruhe ein, – lange Strecken durch die ewigen, unbewohnten Wälder und das viele Wild auf den Straßen, dazu 8 Monate lang winterliche Bedingungen, die eine Panne schnell zum lebensgefährlichen Risiko werden lassen, haben dies zur Gewohnheit werden lassen. Erst gegen Morgen, wenn es hell wird, hören wir die ersten Laster brummen.

Das Wetter meint es wieder gut mit uns, die Sonne scheint, der Tag beginnt mit 12 Grad, wird schnell wärmer und am Nachmittag erreicht das Thermometer 22 Grad, – endlich können die Winterklamotten raus, es scheint sich doch bemerkbar zu machen, daß wir jeden Tag weiter nach Süden kommen.

Heute wieder auf dem „Cassiar Highway“ (37), Attraktionen sind keine angesagt, fahren ist Tagesziel, Strecke machen.
Der „Cassiar“ ist recht gut ausgebaut, die Seitenstreifen über weite Strecken gut übersehbar, das macht Spaß. Dort, wo die Seitenstreifen hoch mit Gras und Gestrüpp bewachsen sind, ist es wesentlich anstrengender, das Auge scannt ständig die Ränder nach Bewegung und dunklen Schatten, … und trotzdem wäre es fast passiert, irgendwann steht plötzlich ein schwarzer Jungbär direkt am Asphaltrand auf dem Grünstreifen, – unvorhersehbar, – die Reaktionszeit reicht noch nicht mal zum Anheben des Fußes, und schon bin ich vorbei, – dankenswerterweise überlegt es sich der Kleine anders und dreht um, denn hinter uns fahren noch zwei dicke Brummer, die hätten ihn mit Sicherheit erwischt.

Einen ersten kurzen Stop machen wir in „Kitwanga“, einer alten Indianersiedlung, – die einfachen neuzeitlichen Fertighäuser geben nichts her, – allerdings steht in der Mitte des Ortes eine Ansammlung alter, schön geschnitzter Totempfähle und etwas weiter vorne eine alte Holzkirche mit einem noch älteren Glockenturm daneben.
Heike macht nach der Besichtigung eine kleine Runde mit Aspros und auch ein Bewohner des Indianerdorfes geht mit seinem großen Hund unten am Flußufer spazieren, – als es alle plötzlich eilig kriegen, – erschrocken springt ein kräftiger Schwarzbär am Ufer entlang, – wer jetzt vor wem mehr erschrocken war, ließ sich letztendlich nicht mehr klären.

Nach dem Überqueren des „Skeena River“ fahren wir auf dem „Yellowstone Highway“ (16) in Richtung „Prince George“ weiter.
Unser nächster Stop gilt dem Städtchen „Old Hazelton“, – eine alte, einspurige Stahlbogenbrücke führt in 80 Metern Höhe über den „Hagwilget Canyon“, da müssen wir natürlich schnell mal hinüber und gleich wieder zurück fahren, die eisernen Gitterroste als Fahrbahnbelag lassen „tief“ blicken.

Die Gegend hier ist landwirtschaftlich geprägt, Wiesen und Felder tauchen auf, Rinderherden auf der Weide, Schafe und Ziegen, kleine Bauernhöfe, Traktoren – die Heuernte ist in vollem Gange, – alles total ungewohnt und irgendwie fremdartig, wochenlang haben wir nur Wildnis gesehen. Wir haben gelesen, daß sich vor langer Zeit hier in dieser Gegend sehr viele Deutsche und Schweizer niedergelassen haben, sicher ist es diesem Umstand geschuldet, daß es hier so „heimisch“ aussieht.

Endstation machen wir heute in „Smithers“, – schon vorhin in „Hazelton“, aber auch hier ist es deutlich zu sehen, daß wir die Wildnis Kanadas und Alaskas nun allmählich verlassen haben, die Städtchen sehen gepflegt aus, gemähte Böschungen und Parks, angelegte Gehwege, schmucke Häuschen, – das haben wir lange nicht gesehen, – und natürlich, – plötzlich gibt es wieder die üblichen Einkaufszentren in den Städten, – alle hier gängigen Warenhausketten, Burgerbrater, – Canadian Tire, Safeway und Co, – alle sind wieder da, – nicht daß wir sie wirklich vermißt hätten, aber es fällt halt auf, wenn sie nicht da sind, – die letzten haben wir in Alaskas größter Stadt, „Anchorage“, gesehen und das liegt schon seit 3.700 Kilometern hinter uns.
Wir loggen uns heute mal wieder auf einem ihrer Parkplätze ein, füllen einige Vorräte auf und geniessen ein gut funktionierendes Internet. ( N 54° 46′ 24.5″ W 127° 09′ 15.2″ )

Tagesetappe:     277 km          Gesamtstrecke:     18.747 km

28.08.2019 – Von Hyder (Alaska/USA) nach Meziadin Junction (Kanada)

Die Nacht ist klar und 6 Grad kalt, – der Morgen sieht gut aus, – die Sonne scheint schon früh auf die Schneereste drüben auf den Bergspitzen, zu uns ins Tal braucht sie noch ein wenig, – aber immerhin, es gibt sie noch !

Heute fahren wir gegen 10.30 Uhr los und hinter „Hyder“ eine rumpelige Schotterstraße am „Salmon River“ entlang, hoch in die Berge, – dort hinten gibt es den gigantischen „Salmon Glacier“ anzuschauen, einen eindrucksvollen Gletscher, der vom Bergmassiv herunter stürzt und sich kilometerweit in das Tal des „Salmon River“ hinunterschiebt.
Nach einigen Kilometern Fahrt, mitten auf dem rumpeligen Feldweg, verlassen wir plötzlich Alaska wieder und kommen zurück nach British Columbia / Kanada, – nichts, außer einem kleinen Willkommensschild der Kanadier weist sonst darauf hin.
Schon unterwegs ist der Gletscher tief unter uns immer wieder stückweise zu sehen, – als wir nach fast 1 1/2 Stunden und 27 Kilometern den „Summit Viewpoint“ erreichen, erwartet uns ein wahnsinns Ausblick mit einem unglaublichen Panorama. Das Wetter spielt mit, der Himmel ist makellos blau !

Hier oben würden wir es wohl noch sehr lange aushalten, aber nach 1 Stunde fahren wir dann doch zurück, es zieht uns weiter.
Wieder die 27 Kilometer rumpelige Schotterpiste zurück, – wir bereuen keinen Meter davon, – irgendwann kommen wir vom kanadischen Territorium zurück nach Alaska.
Fast unten im Ort, an einem ruhig fließenden Seitenarm des „Salmon River“, sieht Heike im Vorbeifahren, wie ein großer Raubvogel ansitzt, um sich an den Lachsen zu bedienen. Wir halten an und beobachten durchs Fernglas, man kann von hier aus die Rückenflossen der Lachse erkennen, sie schauen aus dem Wasser heraus, – es sind mächtige „Brummer“ dabei. Als der Räuber dann irgendwann zuschlägt, geht alles ziemlich schnell, – Heike fotografiert, kriegt ihn aber leider nicht ganz aufs Bild. Naja, immerhin kann man sehen, wie er den Lachs aus dem Wasser zieht.
Weiter unten machen wir noch einmal einen kurzen Stop an der Aussichtsplattform am „Fish Creek“, – aber auch heute läßt sich um diese Zeit kein Bär blicken, – überhaupt haben wir hier in „Stewart“ und „Hyder“ eigentlich noch keinen Bären zu sehen gekriegt, – gestern Abend ist wohl einer an unserem Camp entlang spaziert, wurde uns erzählt, wir selbst haben ihn nicht gesehen.

Von „Hyder“ fahren wir zurück nach „Stewart“, die kanadische Grenzbeamtin schaut sich die Pässe an und stellt die obligaten Fragen, – nach zwei Minuten ein netter Gruß von ihr und wir sind durch, zurück in Kanada.
Alaska meint es zum Abschied gut mit uns, – heute strahlender Sonnenschein und 20 Grad, – ein wirklich schöner Sommertag, – nach all dem Regen der letzten Tage. So verabschieden wir uns nach fast 4 Wochen, – das war heute unser letzter Abstecher nach Alaska, wir lassen nun auch den südlichen Teil Alaskas hinter uns, – jetzt geht es noch einige Tage, so um die 1.500 Kilometer durchs westliche Kanada nach Süden, in die USA, die „Lower 48“, wie die Bewohner Alaskas sagen.

In „Stewart“ tanken wir Wasser und Diesel, schauen noch mal kurz ins Internet und, obwohl schon später Nachmittag, fahren dann noch aus dem Städtchen hinaus auf den „Stewart Cassiar Highway“ (37a) nach Osten zurück, vorbei am „Baer Glacier“ und durch das herrliche Alpenpanorama bis ins knapp 60 Kilometer entfernte „Meziadin Junction“, wo wir wieder auf den „Cassiar Highway“ (37) treffen, den wir gestern von Norden gekommen sind und heute nach Süden weiterfahren.
Auf der Strecke von „Stewart“ nach „Meziadin Junction“ kreuzen 3 Schwarzbären, jeweils Einzelgänger, unseren Weg, – unser HerrMAN ist ziemlich laut, deswegen verschwinden sie immer ziemlich schnell.
Nach etwa 15 Kilometern gibt es rechts der Straße einen großen, geschotterten Parkplatz, mit Blick auf den „Meziadin Lake“ und die mit Schnee bedeckten Berge, hier bleiben wir für die Nacht ( N 56° 04′ 40.8″ W 129° 16′ 28.1″ )
Als wir es uns gerade gemütlich machen, kommt am Ende des Parkplatzes, etwa 25 Meter vor uns eine Schwarzbärenmutter mit zwei Jungtieren aus dem Gebüsch, kreuzt die Straße und verschwindet drüben die Böschung hoch.

Tagesetappe:     135 km                    Gesamtstrecke:     18.470 km

27.08.2019 – Von Bell 2 Crossing (Kanada) nach Hyder (Alaska/USA)

In der Nacht schüttet es weiter, der Morgen jedoch läßt Hoffnung aufkeimen, immer mal wieder kommt ein zaghafter Sonnenstrahl durch die noch immer dicken Wolken und spiegelt sich auf der Oberfläche des Sees, an dem wir stehen.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, wieder auf den „Cassiar Highway“ (37) nach Süden, wieder alpenländische Landschaften, – und so langsam können wir auch wieder ein wenig was davon sehen, die Sonne setzt sich tatsächlich zunehmend durch, – alle paar Kilometer verschwindet sie wieder und immer wieder regnet es auch ein wenig, – aber immerhin werden die Lichtblicke länger und die umliegenden Berge sind zu sehen.
Nach etwa 100 km, bei „Meziadin Junction“ biegen wir auf den „Stewart Cassiar Highway“ (37 a) Richtung „Stewart“ ab. „Stewart“ ist über den „Portland Canal“, einem mehr als 150 Kilometer langem Fjord mit dem Pazifischen Ozean verbunden und ist der nördlichste ganzjährig eisfreie Hafen Kanadas, die Berge rundum sind mit zahlreichen Gletschern bedeckt unter denen wertvolle Bodenschätze liegen. Schon seit dem 19. Jahrhundert werden Gold, Silber und Kupfer abgebaut und auch heute noch leben viele Menschen des kleinen Städtchens vom Bergbau.

Draußen vor der Stadt empfängt uns der „Baer Glacier“, eine Gletscherzunge des riesigen „Cambria Icefield“, die weißblau in der Mittagssonne leuchtet. Unglaublich viel Wasser strömt aus ihm heraus und unzählige Bäche und Wasserfälle stürzen von den umliegenden Bergen ins Tal herunter.
„Stewart“ besteht aus einer bunten Mischung von Häusern, teilweise aus den 1970er Jahren, als hier die Bergwerke ihre Blütezeit hatten, zum anderen Teil aber auch gut erhaltene Gebäude aus der vorletzten Jahrhundertwende, denn auch an „Stewart“ ging der um diese Zeit überall herrschende Goldrausch nicht unbemerkt vorbei.

Von „Stewart“ fahren wir 4 Kilometer weiter und kommen nach „Hyder“. „Hyder“ gehört zu Alaska / USA, ist aber nur über diese Straße erreichbar, es gibt keinen anderen Zu- oder Ausgang, deshalb wird hier Grenzabfertigung auch nicht wirklich Ernst genommen, zwar reisen wir offiziell in die USA ein, – die Zeit springt wieder um, – andere Maße und Gewichte gelten, – natürlich auch andere Gesetze, – nur, – schert es eigentlich niemanden, – Grenzer sind keine da, man fährt einfach rein und gut ist es, auch die geänderte Uhrzeit nimmt niemand wirklich Ernst, – außer auf dem Postamt wird auch überall mit kanadischen Dollar bezahlt. Geben tut es eh nicht viel, – ein paar alte Häuser, zum Teil noch aus der Gründerzeit, ein Saloon, – hier gibt es keine Sperrstunde, weshalb die kanadischen Gäste aus „Stewart“ am Abend lieber hier trinken gehen, – ein kleines Hotel und ein Campground, das wars schon, – unten am Fjord scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, die Hafenanlagen werden kaum noch genutzt.
Was wir hier wollen ?
Hier ziehen im August Schwärme von Lachse zum Laichen über den „Portland Canal“ den „Fish Creek“ herauf, – und hier ist Bärenland, – überall an den Straßen warnen Schilder vor kreuzenden Bären, – uns kreuzt heute nur Einer, andere erzählen uns von 10 oder 15, die ihnen die letzten 50 Kilometer vors Auto gelaufen sind.
Dann gibt es gleich hinter „Hyder“ eine über den Fluß gebaute, „bärensichere“ Aussichtsplattform, von der aus man zusehen kann, wie sich die Bären am Flußufer im Wasser stehend ihren Anteil am Lachszug holen, sie schlagen sich die Bäuche voll um für den kommenden Winterschlaf gerüstet zu sein.
Eine gute Stunde sind wir dort, das Glück ist uns nicht hold, – außer dem Spektakel der zu Tausenden ziehenden Lachse und vieler Möven, die sich ihren Teil davon holen, gibt es leider heute nichts zu sehen. Vielleicht klappt es morgen noch, – mal schauen.

Heute fahren wir noch etwa 1 Kilometer in den Wald hinaus, – dort, auf einem lichten Schotterplatz finden wir unseren Stellplatz für die Nacht.
Zwei weitere Fahrzeuge mit Reisebekanntschaften, die wir in den letzten Wochen mehrfach getroffen haben, gesellen sich noch dazu, – am Abend gibt es Lagerfeuer und wie immer Geschichten aus aller Welt zu hören. Ich bin mir sicher, daß der eine oder andere Bär hinter dem Busch bestimmt auch zuhört. ( N 55° 58′ 21.1″ W 130° 03′ 40.6″ )

Tagesetappe:     161 km                    Gesamtstrecke:     18.335 km

26.08.2019 – Vom Dease Lake nach Bell 2 Crossing

Die Nacht ist wieder sternenklar, 3 Grad kalt und herrlich ruhig.

Auch der Tag beginnt sonnig, das dauert aber leider nicht lange an.
Gegen 10.30 Uhr machen wir uns auf den Weg, hinaus auf den „Cassiar Highway“ und weiter nach Süden.
Nach etwa 25 Kilometern erreichen wir das Örtchen „Dease Lake“, – einer der wenigen Versorgungspunkte auf der langen Strecke, – eine Tankstelle, ein Laden mit Bistro, eine Autowerkstatt, ein paar wenige Häuser und eine Schule.
Heike kauft ein paar frische Sachen, – wegen der andauernden Grenzübertritte sind unsere Bestände ganz weit unten, – Frischware ist beim Grenzübertritt nicht erlaubt und wird bei Kontrollen konfisziert und entsorgt, egal in welche Richtung der Weg geht.
Ich kann in der Zwischenzeit an der 3 Kilometer entfernten Autowerkstatt unsere Gasflasche auffüllen lassen, – bei dem derzeitigen Winterwetter müssen wir doch öfters mal die Heizung anwerfen, da kann ausreichend Gasvorrat nicht schaden.
Dann fahren wir zur Schule, dort gibt es „free WiFi“, – wir machen wieder mal unsere Internet-Erledigungen, – das dauert bis zum Mittag, – in der Zwischenzeit hat sich der Himmel, wie jeden Tag, schon wieder zugezogen, dicke Wolken hängen über uns und es regnet schon wieder mal.

Bis wir richtig weiter kommen, ist es früher Nachmittag. Mittlerweile sind wir beide heftig wetterfrustriert.
Schon viele lange Tage geht das so, – ein wenig Sonne, dann ist schnell alles dicht und Novemberwetter bei 9 Grad übernimmt das Kommando.
Wie gut, daß wir unsere gedruckten Reiseführer dabei haben, – die erzählen uns am Vorabend schon, daß wir morgen ja wieder mal eine der schönsten Strecken überhaupt befahren werden und wie toll die Berge und Seen sind, und die Farben, und überhaupt ….., – so wissen wir wenigstens, was wir alles verpassen und können uns ausmalen, wie es hinter den Nebelschwaden und über den dicken Wolken aussieht.
Wir fahren schon tagelang, jeden Tag viele Stunden durch die ewigen Wälder Alaskas und Kanadas, – rechts Wald, – links Wald, – vorne Straße, – hinten Straße, – oben eine fette wabernd weiße Schicht aus Dunst und Wolken, – das ist wie die Fahrt durch ein ewiges Tunnel, – über hunderte Kilometer, – es ist zum Haare raufen und stinkelangweilig.

Auch heute wieder gibt es kaum Fotos, außer Landschaft bietet die Strecke kaum etwas, und die versteckt sich, – ja und nicht einmal ein Elch oder ein Bär zeigt sich, die bleiben schön in ihrer Höhle, – schlau sind sie.

Fahren macht auch nicht wirklich Laune, der Highway ist schmal und rutschig, die Spurrillen stehen voll Wasser, oft geht nicht mehr als 60 km/h, wir fahren heute extra lange, hoffen auf Besserung, – Pustekuchen, es schüttet weiter.
Auf einer Rest Area mit Picknicktischen, Bäumen und Büschen, hinter „Bell 2 Crossing“, direkt am Ufer des „Mehan Lake“ stellen wir uns schließlich für die Nacht ein, – eigentlich ein schöner Fleck, – wenn da nicht …… ( N 56° 43′ 34.8″ W 129° 46′ 48.3″ )

Tagesetappe:     278 km          Gesamtstrecke:     18.174 km

25.08.2019 – Von den Blue Lakes zum Dease Lake

In der Nacht regnet es weiter, – außer dem fast spirituellen Trommeln auf dem Dach ist es aber herrlich ruhig hier am See.

Heute morgen sieht die Welt viel besser aus, – die Sonne schaut tatsächlich wieder mal vom Himmel, der Regen hat irgendwann in der Nacht aufgehört, 13 Grad, – das geht doch.
Wir sind fast fertig zur Abfahrt, als draußen Besuch auftaucht, Tanja und Hans-Peter fahren zufällig bei uns vorbei und kommen rein, sie sind schon fast 1 1/2 Jahre hier in Kanada und den USA unterwegs auf Reisen und so gibt es gleich wahnsinnig viel zu erzählen, Infos und Adressen werden ausgetauscht, Geschichten erzählt, Routen und Erlebnisse besprochen. Es ist schön, mal wieder Menschen zu treffen, die unsere Sprache sprechen und ähnlich „ticken“, so vergeht die Zeit im Flug und es ist fast 15 Uhr am Nachmittag, als wir endlich aufbrechen.

Weit kommen wir heute nicht mehr, aber ein Stückchen geht noch.
So fahren wir raus auf den „Cassiar Highway“ (37) und weiter nach Süden, die Straße ist lange nicht so komfortabel wie der Alaska Highway, aber auch bei Weitem nicht so schlecht, wie wir es teilweise gelesen haben, etwas schmaler, etwas rauher im Belag, aber ansonsten absolut in Ordnung.

Schon gestern Abend einige Kilometer und auch heute auf den ersten 15 Kilometern fahren wir durch ein Waldgebiet, das vor schätzungsweise 3 bis 6 Jahren abgebrannt ist, die angekokelten, meist dürr gewordenen Stangen stehen ohne Zweige irgendwie trost- und nutzlos herum, viele sind später umgefallen, ein Wirrwarr von Holzstangen liegt auf dem Waldboden. Tröstlich anzusehen ist, wie schnell sich die Natur nach einer solchen Katastrophe erholt, – überall zwischen den verkohlten Stämmen kommt frisches Grün, die ersten Laubbäumchen sind schon fast 2 Meter hoch, es wird viele lange Jahre dauern, aber irgendwann ist alles wieder, wie es vor dem Feuer einmal war.
Unsere 180 Kilometer, die wir am Nachmittag noch fahren sind „einfach“, – nur auf dieser einzigen Straße nach Süden, eigentlich nur durch diesen ewig langen Nadelwald, der dankenswerterweise später wieder grüne Zweige trägt und nicht mehr so trist ausschaut.
Gleich nach etwa 20 Kilometern erreichen wir den „Boja Lake“, einen schönen kleinen See mit glasklarem Wasser, das türkis in der Sonne leuchtet, im Hintergrund ein kleines Bergmassiv mit frischem Schnee als Haube obenauf, – schön anzuschauen.
Auf dem kleinen Seitenweg dorthin begegnet uns dieser wunderschön gefärbte Fuchs, total zutraulich wartet er am Straßenrand, als wir anhalten läuft er nicht etwa weg, – nein, – er sitzt sich hin und schaut uns erwartungsvoll an, – was ein Bild, – der wäre auf Zuruf sicher mit uns gekommen. Um welche Gattung es sich handelt, versuchen wir noch rauszukriegen.

Wenig später passieren wir den kleinen Ort „Good Hope“ und den „Good Hope Lake“, einen kleinen See mit einer Insel mittendrin, – wie immer türkisblau vor traumhafter Bergkulisse.
Dann „Jade City“, ein kleines „Nest“, in dem traditionell Jade abgebaut, bearbeitet und verkauft wird, beim Passieren erkennt man Maschinen, Steinlager und natürlich den Laden, der weithin sichtbar um Besucher wirbt.

Bis auf über 900 Meter Höhe führt die Straße durch die Berge, von den anfänglichen angenehmen 18 Grad am Mittag sind nur noch 9 übrig geblieben, auf den höheren Bergen rechts und links neben uns fliegt Schnee aus dunklen Wolken, hier unten bei uns kommt er als Nieselregen an.

Kurz vor dem Städtchen „Dease Lake“, – wir sind wieder auf 700 Meter herunter gefahren, das Wetter hat sich gebessert und die Sonne scheint zwischen den Wolken durch, – kommen wir an den langgestreckten See mit gleichem Namen, dort gibt es einen schönen Stellplatz direkt am Ufer, den nehmen wir für heute Nacht. ( N 58° 41′ 18.3″ W 130° 03′ 52.4″ )

Tagesetappe:     180 km                    Gesamtstrecke:     17.896 km

24.08.2019 – Von Takish zu den Blue Lakes

In der Nacht regnet es nicht, – nein ! – es schüttet aus Eimern, bei 7 Grad.

Gegen 10.30 Uhr fahren wir los, – noch etwa 20 Kilometer auf der „Takish Road“, dann sind wir zurück auf dem „Alaska Highway“ und fahren für den Rest des Tages auf ihm weiter Richtung Osten.

Die Tagestemperatur pendelt sich bei 10 Grad ein, das Novemberwetter und der Regen bleiben uns ganztägig erhalten, – mit Fotos ist wieder ziemlich mau heute, alles einheitlich unschön und grau, auch sehen können wir nicht wirklich viel. Tröstlich für uns ist nur, daß wir zurück fahren und unsere heutige Strecke auf dem „Alaska Highway“ schon bei der Herfahrt vor Wochen ausführlich bestaunen konnten, – trotzdem wäre es halt schön ……., naja.

Wir fahren durch die Provinz „Yukon Territory“, von „Jakes Corner“ über „Teslin“, „Johnsons Crossing“, „Swift River“ und „Rancheria“ bis kurz vor „Watson Lake“, die Provinzgrenze „Yukon Territory“ und „British Columbia“ läuft exakt auf dem 60. Breitengrad, der Highway läuft parallel, pendelt aber mehrmals hin und her, das spielt allerdings nicht wirklich eine Rolle, weil es fast unmerklich geschieht, nur kleine Schilder weisen uns jeweils darauf hin, daß wir jetzt gerade eine Provinz verlassen, bzw. in eine Andere einfahren, – die Straße ist gut ausgebaut, fährt sich eigentlich richtig gut, – allerdings ist sie heute durch den Regen und die Nässe ziemlich rutschig, also gehts etwas langsamer.
Sie führt wieder durch eine schöne Mittelgebirgslandschaft, schemenhaft können wir hie und da die Berge erkennen, auch den „Teslin Lake“, neben dem sich die Straße eine ganze Zeit entlangschlängelt, Nadel- und Laubwald säumt unseren Weg, die Blätter der Laubbäume und die Büsche werden zusehends herbstgelb.
Gestern Abend auf dem Campground haben wir uns mit kanadischen „Nachbarn“ unterhalten, die dort ihr Wochenende verbringen, im Gespräch erzählen sie uns, daß hier im Bereich von „Watson Lake“ vor etwa 5 Tagen schon einmal 25 cm Neuschnee vom Himmel gefallen sind, – im August ? – wir können es kaum glauben.

Heute bei der Annäherung an die Region glauben wir es dann schon, denn auf den angrenzenden Bergen liegt der frische Schnee, hier ist es zwar grün, allerdings ist deutlich zu sehen, daß recht viel Schnee gelegen hat, denn Gras, Sträucher und niedere Büsche sind ziemlich plattgedrückt, und als wir dann gegen Abend etwa 20 Kilometer vor „Watson Lake“ vom „Alaska Highway“ auf den „Cassiar Highway“ (37) abbiegen, sehen wir im Wald die ganze Bescherung, – die Laubbäume sind umgebogen, teilweise abgebrochen, viele halbhohe Jungbäume sind komplett mit ihrer Wurzel aus dem Boden gerissen und umgefallen, – der Schnee kam wohl zu früh und die Schneelast war zu groß.

Auf dem „Cassiar Highway“ geht es jetzt die nächsten fast 1.000 Kilometer stur nach Süden, von hier nach „Vancouver“ sind es immer noch 2.000 Kilometer, – hoffentlich wird das Wetter bald wieder weniger winterlich.
Gute 20 Kilometer hinter dem Abzweig „Highway 37 Junction“ finden wir an den „Blue Lakes“ einen schönen Nachtplatz, direkt am See, wieder mit Picknickgarnitur, – naja brauchen wir heute eher nicht. ( N 59° 49′ 36.5″ W 129° 07′ 53.1″ )

Tagesetappe:     380 km          Gesamtstrecke:     17.716 km

23.08.2019 – Von Skagway (Alaska/USA) nach Tagish (Kanada)

Absolut ruhig ist die Nacht, 7 Grad kalt und es regnet wieder ein wenig, – kurz nach 7 Uhr in der Früh fährt das erste Auto, die Grenze ist offen.

Gegen 10 Uhr machen wir uns los, „Klondike Highway“ heißt unsere Straße, – die Grenze ist gleich etwas weiter oben am Berg, die Grenzstation erst in gut 15 Kilometern, die Abfertigung durch einen kanadischen Zöllner kurz und knapp, – wir sind wieder gleich dran, – Papiere, ein paar Fragen, fertig, – und ab gehts.
Hier in Kanada gibt es wieder Kilometer und Kilogramm, Grad Celsius und Liter, die Uhr springt wieder eine Stunde vor, – wir sind jetzt nur noch 9 Stunden hinter der deutschen Zeit zurück, – es reicht jetzt auch langsam mit dem ewigen Hin und Her der Uhrzeit, mittlerweile ist unser Rythmus ganz schön durcheinander, – auch Aspro schaut uns beim Füttern immer öfter fragend an, – mal sind wir zu früh, mal zu spät, – keine Ahnung, was sie noch so denkt.

Die Landschaft hier oben ist wieder spektakulär, eine Hochebene mit kargen Felsen, die mit hellen Flechten bewachsen sind, kleine Fichtenbäume dazwischen, immer wieder Wasserflächen, in den etwas größeren Seen sind oft kleine Inselchen, meist mit einer kleinen Baumgruppe drauf, das sieht absolut schön aus.
Leider ist der Himmel novembertauglich, dunkelgrau verhangen, immer wieder tröpfelt es aus den schweren Wolken, Nebelfetzen hängen vor den Bergen, – keine guten Voraussetzungen für ein paar schöne Fotos. Wenn es mal für einen Augenblick etwas heller wird sieht man das Wasser in den Seen türkisblau leuchten, sonst ist es so dunkelgrau wie die Wolken darüber. Schade.

Wir kommen über den berühmt berüchtigten „Whitepass“, 1.003 m hoch, über den in der Anfangszeit des Goldrausches viele der ersten Goldsucher gezogen sind und nicht wenige, sowie hunderte ihrer Packpferde ihr Leben verloren, – die Route war wegen Schnee und Eis einfach zu gefährlich, Abstürze an der Tagesordnung. Heute bequem zu fahren, gut ausgebaut und asphaltiert.
Bald danach erreichen wir den türkisblauen „Tutshi Lake“, die Farbe läßt sich meist nur erahnen, aber wir können es erkennen.

Und danach den nicht weniger schönen „Bennet Lake“, der bis „Carcross“ hinauf reicht und dort die Weiterfahrt für Schiffe in den „Tagish Lake“ und „Atlin Lake“ ermöglicht.
Dies hat „Carcross“, das wir wenig später erreichen, um die vorletzte Jahrhundertwende zu einem wichtigen Verkehrsknoten zwischen Wasser und Schiene gemacht, – die Straße gibt es erst seit 1978, – am „Bennet Lake“ wurden Schiffe gebaut, Güter, die mit der Bahn von „Skagway“ oder „Whitehorse“ angeliefert wurden, wurden mit den „Starwheelern“, den Schaufelraddampfern in die weit entfernten Gegenden der beiden anderen Seen geschafft.
„Carcross“ liegt an der schmalsten Stelle des Sees, die auch von den im Spätherbst nach Süden ziehenden Caribouherden als Durchlaß genutzt wird, daher hat „Carcross“ seinen Namen, der in Langform eigentlich „Caribou Crossing“ heißt.
Die Anlagen rund um die alte Schmalspurbahn, also Gleise, den schönen kleinen Bahnhof, die alte Eisenbahnbrücke, die Reste der „S.S. Tutshi“, dem größten Schaufelraddampfer der damaligen Zeit, der leider irgendwann ein Raub der Flammen wurde, ein altes Hotel und den General Store hat man stilgerecht erhalten, die Züge fahren noch bis hierher, allerdings nur noch mit und für Touristen, – so ist dort auch einiges an touristischer Infrastruktur entstanden, Souvenirgeschäfte, Läden, ein Cafe und Restaurant, der große Parkplatz für die Busse der Kreuzfahrtschiffgäste aus Skagway darf nicht fehlen.

Wir fahren dann ein Stück nach Norden, dort stapfen wir durch die kleinste Wüste der Welt, – nachdem wir schon in vielen richtig großen Wüsten dieser Welt unterwegs waren, wollen wir uns das nicht entgehen lassen. Die „Carcross Desert“ ist nur 2 km breit, hat aber richtige Dünen aufzuweisen, die zudem wandern und den einen oder anderen Baum unter sich begraben, – der Sand stammt noch aus der letzten Eiszeit, der stete starke Wind vom „Bennet Lake“ schafft dann dieses kleine Wunderwerk daraus.

Wir nehmen die „Tagish Road“ als Abkürzung hinüber zum „Alaska Highway“, auf dem wir morgen weiter nach Osten fahren werden.
Bei „Tagish“ bleiben wir auf dem örtlichen „Tagish Campground“ zum Übernachten hängen, wieder einer diesen netten Freizeitanlagen der Yukon Territory. ( N 60° 18′ 56.8″ W 134° 15′ 34.2″ )
Am Abend habe ich noch Reifenservice am HerrMAN zu erledigen, 2 Räder gegeneinander austauschen, die sich unschön abfahren, ein schwerer Job, aber läßt sich durchaus alleine machen, ich hatte schon seit Tagen nach einer Reifenwerkstatt Ausschau gehalten, das wäre natürlich einfacher gewesen, ist allerdings die letzten 900 Kilometer keine zu finden gewesen und voraussichtlich die nächsten 1.000 km auch nicht, – also „Selbst ist der Mann“, in dem Fall der Hermann.

Tagesetappe:     123 km          Gesamtstrecke:     17.336 km

22.08.2019 – Von Haines nach Skagway

Hier auf Meereshöhe ist die Nacht nicht ganz so kalt, 8 Grad.
Der Morgen hat dann ein wirklich tolles „Abenteuer“ für uns parat.
Nach dem Frühstück, – Heike kommt gerade vom obligaten Morgenspaziergang mit Aspros zurück, sie schlendern den Waldweg im Campground entlang, sind noch etwa 10 Meter weg, – ich schaue ihnen von drinnen durchs Fenster zu, – als keine 25 Meter hinter den beiden, ebenfalls lässig schlendernd, ein stämmiger Grizzlybär den Waldweg daher kommt. Ich reiße die Türe nach draußen auf, rufe „Schnell rein, der Bär“, – können ganz schön flott werden, die beiden !
Dann beobachten wir ihn, – lässig schlendert er bis etwa 8 Meter an uns heran, schnuffelt alles aus, juckt sich an der Picknickgarnitur den Rücken, trottelt hinüber zu den Toilettenhäuschen und zum (abgeschloßenen) Müllcontainer und kommt nochmal zurück, – wir filmen und fotografieren was das Zeug hält, – eine solche Wildlife-Show kriegen wir sicher so schnell nicht mehr geboten, – dann trollt er langsam weiter und ist weg.

Der morgendliche Rundgang ums Auto fällt heute etwas knapp aus, – rein und weg.
Gegen 10 Uhr fahren wir los, – noch einmal die 8 Kilometer zurück ins Städtchen, das Internet an der Bücherei nutzen, um mal mit zu Hause zu telefonieren, – dann wieder die 4 Kilometer rein zum Fährhafen, um 11.30 Uhr müssen wir da sein, – einchecken, – etwas warten, – drauffahren, – und los gehts. Wie ruhig und friedlich das hier alles geht, – wir sind ja bekanntlich seit vielen Jahren „Kretafahrer“ und mit der Fähre fahren ist für uns nichts Neues, – was wir aber dort manchmal an Hektik und Schreierei erleben.

Leider ist das Wetter heute wieder mal richtig schlecht, – schon in der Nacht hat es immer wieder ein wenig getröpfelt, heute morgen ist alles zugezogen, dicke Wolken hängen über dem Fjord, Nebelfetzen bedecken die Bergspitzen und immer wieder regnet es ein wenig, – schlechte Voraussetzungen für eine schöne Fahrt durch die Fjorde. Nun, wenigstens ist es nicht windig, das Wasser ruhig, – unsere Fahrt dauert auch nur 1 Stunde, – wir fahren das „Lutak Inlet“, die Bucht von „Haines“ nach Süden und nebenan das „Taiya Inlet“, die Bucht von Skagway wieder nach Norden.
Beide Buchten sind schmal, das Wasser ist milchigblau und ruhig, die Berge rechts und links ragen steil nach oben, – immer wieder stürzen kleine Bäche und Wasserfälle von den Bergen in die Bucht herunter, – nur wenige kleine Boote sind heute unterwegs.

Schon kurz vor unserer Ankunft in Skagway sehen wir den Bug eines Kreuzfahrtschiffes aus der kleinen Seitenbucht herausschauen, später noch zwei Weitere. Skagway ist der nördlichste Hafen der „Inside Passage“ und entsprechend belebt, das kleine Städtchen hat eigentlich nur 900 Einwohner, wird in der Saison aber permanent von bis zu 6 Kreuzfahrtschiffen täglich angefahren, – entsprechend ist hier was los. Unzählige Touristen füllen den Ort mit Leben, Busse bringen sie an die Sehenswürdigkeiten, Hubschrauber und Kleinflugzeuge fliegen sie zu den umliegenden Gletschern, – heute für uns glücklicherweise nur Wenige, die Sicht ist einfach zu schlecht; – und eine alte Schmalspur-Dampfeisenbahn, die „Whitepass & Yukon Route Railroad“ bringt die Touristen standesgemäß im Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts auf der historischen Strecke der Goldsucher von damals durch das wunderschöne Tal des „Skagway River“ hinauf auf den 20 Kilometer entfernten Whitepass.

Das Städtchen selbst ist recht nett anzuschauen, – im Stil der Zeit des Goldrausches erhalten, versetzt es einen zurück in die Zeit als im Jahr 1897, als die Kunde von den legendären Goldfunden an Klondike und Yukon um die Welt ging und innerhalb weniger Monate mehr als 40.000 Goldsucher hier durchgezogen sind, – das Städtchen, ein Jahr vorher nur aus wenigen Trapperhütten bestehend innerhalb kürzester Zeit auf 20.000 Einwohner angewachsen war. Mit Schiffen kamen sie aus den USA, landeten hier an und zogen dann zu Fuß oder auf Pferden, unter härtesten Anstrengungen, im eisigen Frost der arktischen Winter die Trails über Berge und Pässe und entlang der Flüße hinauf bis ins nördliche Kanada und den Yukon hinüber bis tief nach Alaska hinein. Erst der Bau dieser Eisenbahnlinie, die sich wie hingeklebt an den Hängen der Berge entlang nach Norden schlängelt, machte den Weg für Mensch, Material und Güter einfacher, – erst viel später kam dann eine erste Fahrspur, – Straße kann man das noch gar nicht nennen, übers Land hinzu.

Am Nachmittag schauen wir uns das Städtchen an, leider regnet es weiter, – gehen am Abend wieder mal essen und fahren dann noch aus der Stadt hinaus.
Auf der Suche nach einem freien Stellplatz kommen wir heute zu schnell in die Berge hinauf, sie beginnen ziemlich schnell hinter der Stadtgrenze, – die steilen Hänge rechts und links bieten keine Möglichkeiten, – erst ziemlich weit oben auf fast 800 Metern finden wir ein wenig abseits der Straße einen großen Schotterplatz, der für die Nacht taugt. ( N 59° 35′ 44.7″ W 135° 11′ 02.8″ )
Der Verkehr geht hier gegen Null, – der Grenzübergang USA-Kanada in wenigen Kilometern Entfernung schließt von 23 bis 7 Uhr seine Pforten.

Tagesetappe:     49 km                    Gesamtstrecke:     17.213 km