30.09.2019 – Von Plum Trees nach Hiouchi

Es ist wieder eine sehr ruhige Nacht, ein wenig Regen fällt immer wieder mal vom Himmel, der Morgen ist dann trocken bei 11 Grad, später kommt die Sonne durch.

Als wir gegen 10.30 Uhr losfahren sind wir wohl die letzten Gäste für diese Saison, der Platzwart winkt uns zu und wird sich nun wohl mit seinem riesigen Wohnanhänger in den sonnigen Süden verziehen, dorthin, wo viele Rentner den Winter verbringen, Arizona, Südnevada, Südkalifornien oder gar auf der Bahia California in Mexiko.
Wir landen hoffentlich auch bald dort, denn das Wetter hier ist nicht gerade zum Verwöhnen, die Nächte ziemlich frisch, am Tag gerade mal so 11 bis 14 Grad, oft verdecken Wolken die noch immer kräftige Sonne. Der kalte Pazifik beeinflußt das Wetter hier in der Küstenregion ziemlich stark, viel Nebel, oft Wolken und Regen und natürlich kühle Winde vom Meer. Nun ja, wir werden noch 2 bis 3 Tage an der Küste bleiben, bis hinunter nach San Francisco, dann fahren wir wieder ins Landesinnere, allerdings liegen die Nationalparks, die wir besuchen werden, auch ziemlich hoch, also mit richtig schönem Spätsommerwetter ist wohl nicht mehr zu rechnen.

Wir fahren raus auf den Highway 101, die Küstenstraße nach Süden, – der Weg ist das Ziel und gibt immer wieder herrliche Ausblicke auf den Pazifik frei, zerklüftete Steilküsten, weitläufige Sandstrände und immer wieder spektakuläre Felsnasen und -klippen, die vor der Küste aus dem Meer schauen, – an den Stränden und in den Steilhängen der Küste immer wieder wunderschöne Häuser, traumhafte Anwesen mit genialen Aussichten auf Meer, – aber auch ständigem Brandungsnebel und dem ewigen Donnern der Wellen, – Geschmackssache.

Über „Port Orford“ und „Gold Beach“ erreichen wir „Brookings“, den letzten größeren Ort in Oregon, kurz danach wechseln wir nach California, – eine direkte Grenzkontrolle gibt es nicht, allerdings muß jedes Fahrzeug rechts raus und die Insassen werden nach mitgeführten Sachen befragt, speziell „Feuerholz“ und „frische Früchte“ interessieren, offensichtlich ist man darauf bedacht, keine Schädlinge eingeschleppt zu bekommen; – unsere paar Äpfel akzeptiert der Grenzer, zumal ich glaubhaft versichern kann, daß wir sie erst gestern drüben in Oregon gekauft haben.
Nun sind wir in California, – alles sieht irgendwie aus, wie anderswo auch, – Nadelwald, grüne Wiesen, vereinzelt Rinder und Schafe, die Küste, der Pazifik, Städte wie überall und 13 Grad, – irgendwie hatten wir eine andere Vorstellung von dem „Sonnenstaat“, – und warten fast schadenfroh auf den ersten Regen, – oder wie war das in dem Song von Albert Hammond ? – „It never rains in southern california“, – ok, wir sind gerade erst angekommen und ganz im Norden, California geht noch etwa 1.500 Kilometer weiter in den Süden, bis an die mexikanische Grenze, vielleicht stimmts ja wirklich.

Die erste Stadt in North-California ist „Crescent City“, dort beginnt der „Redwood National Park“, in dem die letzten Giganten der uralten Redwoodbäume für die nächsten Generationen gesichert sind. Im Visitor-Center holen wir uns Karten für die besten Plätze zur Besichtigung der Riesen und fragen nach vernünftigen Übernachtungsmöglichkeiten.
Im ersten Campground, direkt am Stadtrand stehen schon einige dieser mächtigen Bäume, – wunderschön anzusehen, direkt unter ihren riesigen Kronen die Übernachtungsplätze, – wir flüchten, – das ist so was von dunkel und bedrohlich, keine 5 Minuten könnten wirs dort aushalten, – gut gemeint, schön anzuschauen, aber nichts für die Nacht.
Wir fahren raus ins Licht, studieren die Karten, planen den Weg für morgen und finden landeinwärts in 30 Kilometer Entfernung, ein Stück hinter „Hiouchi“ den kleinen Stellplatz „Sand Camp“, zwar auch im Wald, aber hell und licht, ein kleiner Fluß führt daran vorbei, das wird was für die Nacht. ( N 41° 44′ 29.7″ W 123° 58′ 50.3″ )
Morgen früh sind es nur 10 Kilometer bis zum Anfang unserer Erkundungsrunde durch die Welt der Baumgiganten, auf dem Weg hierher konnten wir entlang der Straße schon einige Riesen bestaunen.

Tagesetappe:     180 km          Gesamtstrecke:     26.611 km

29.09.2019 – Von Dunes City nach Plum Trees

Still ruht der See, die Nacht ist wieder dunkler als dunkel, – noch nicht mal der Mond zeigt sich.
…und herrlich ruhig ist alles, selbst die Nachbarn lassen sich nicht mehr blicken oder was von sich hören.
Es regnet ein wenig in der Nacht, die Temperatur: 8 Grad in der Nacht, 10 Grad am Morgen.

Es ist wieder fast 11 Uhr als wir losfahren, zurück auf den Highway 101 und ab Richtung Süden, „Reedsport“, „Lakeside“, „Coos Bay“ und „Bandon“ heißen die Städtchen, durch die wir heute fahren.
Die „Oregon Dunes“ sind eine Enttäuschung, nachdem wir gestern oben im Norden kurz „reingeschaut“, aber nicht viel von den Dünen gesehen haben, finden wir hier, weiter unten, erst überhaupt keinen vernünftigen Zugang, der Highway führt meist durch Wald, die Dünen liegen wohl rechts hinter dem Wald, – aber Zufahrten dorthin, – Pustekuchen.
Wir nehmen immer wieder mal Anlauf und biegen auf Stichstraßen rechts rein, das endet jedoch entweder irgendwo im Wald, oder auf einem Parkplatz, auf dem „Quads“ vermietet werden, mit denen die Leute dann in den Dünen rumheizen, – die Zufahrt geht nur mit „Permit“ und sozusagen durch den Hof des Verleihers, – Kommerz durch und durch.

Unten bei „Lakeside“ starten wir noch einen Versuch, ein Schild verspricht „Zufahrt zu den Dünen“, wir fahren in den Wald hinein, dort hat man sogar eine Schneise durch die Bäume geschlagen und eine Piste „geschoben“, Fahrzeugspuren im Sand, überall, – wir fahren der Piste nach, – sie endet in einem Kreis und stellt sich irgendwie als „Rundkurs“ dar, auf dem wohl Offroad-Fahren geübt werden kann.
Uns reichts jetzt, – wir lassen das Thema „Oregon-Dünen“ hinter uns und fahren weiter nach Süden, durch die Bäume oder hinter einem schmalen Meeresarm schimmert immer mal wieder eine niedrige Düne hindurch, – mehr nicht.

Im weiteren Verlauf fahren wir immer mal wieder hinaus auf ein Cap, – die Ausblicke von dort auf den Pazifik sind phantastisch, – der Himmel zeigt sich heute durchmischt, Wolken und blauer Himmel wechseln sich ab, die Temperatur liegt bei 15 Grad, – zum Fahren ganz ok.

Am Abend fahren wir auf einen kleinen, versteckten Parkplatz draußen am Meer, einige Kilometer vom Highway, – natürlich wieder ein Platz, auf dem Übernachten nicht erlaubt ist, – allerdings ist hier gar nichts los, wir laufen ans Meer, ich schraube noch was am HerrMAN, – keine Menschenseele läßt sich blicken, – wir beschließen zu bleiben.
Es ist schon fast am dunkel werden, als natürlich wieder zwei „Parkwächter“ auf ihrem Golfcaddy gefahren kommen, witzige, bärtige Typen, – wir reden lange miteinander, am Ende des Gespräches, – es ist ihnen schon fast peinlich, – rücken sie raus und meinen, daß Übernachten hier nicht erlaubt sei, – auch mein Einwand, daß doch keine Seele hier sei und in der Nacht auch keiner mehr kommen wird, hilft nicht weiter, – alles sei kameraüberwacht und sie würden es ja gerne dulden, – dürfen aber nicht.
Naja, wenigstens haben sie noch eine Alternative für uns parat, – etwa 20 Kilometer südlich gibt es den kleinen Campground „Edson Creek“, – dort fahren wir hin, – er liegt 6 km landeinwärts vom Highway, ziemlich einsam in einem kleinen Seitental mit Bachlauf, – ruhig, sauber, wir stehen auf einer großen Wiese mit Picknickgarnituren und Feuerstellen, 8 Dollar, nun, das ist ok, nur 3 Plätze sind belegt, hier haben wir unsere Ruhe. ( N 42° 48′ 55.2″ W 124° 24′ 36.7″ )
Ein Schild am Eingang weist darauf hin, daß auch hier morgen früh um 11 Uhr für dieses Jahr dicht gemacht wird, – mit dem Ende des September werden das wohl einige andere Campgrounds auch tun, die Luft wird also noch dünner, – wir sind gespannt.

Tagesetappe:     169 km         Gesamtstrecke:     26.431 km

28.09.2019 – Von Newport nach Dunes City

Glück gehabt, – kein Ranger, kein Sheriff, – ruhige Nacht gehabt, – nur das Meer ist ziemlich laut, – erst heute morgen, als es hell wird, sehen wir, daß wir direkt hinterm Deich stehen, – naja und da waren noch die paar Regenstöber, die mit Macht auf unser Dach getrommelt haben……

Der Morgen ist dann freundlich, die schwarzen Wolken verziehen sich und die Sonne kommt raus, – wir gehen erst mal vor den Deich schauen, – oh ja, das sieht gut aus, – ein ewig langer und breiter Sandstrand zieht sich dort entlang, die mächtigen Wellen kommen hereingerollt und brechen sich unter Tosen und weiß schäumend am Ufer, – Menschen gehen spazieren, joggen, führen ihre Hunde Gassi, sammeln Muscheln oder suchen Treibholz, Surfer in dicken Neoprenanzügen testen die Wellen, – Strandleben, wie fast überall am Meer, nur mit Badebetrieb ist es hier mau, der Pazifik wird selbst im Hochsommer kaum 15 Grad warm, jetzt im späten September ist er um Einiges kühler und auch die Luft liegt jetzt gegen 10.30 Uhr noch bei 13 Grad, mehr wie 15 werden es heute den ganzen Tag nicht, trotz schönem Sonnenschein.

Wir machen uns dann mal los, wieder raus auf den Highway 101, – die Uferstraße, die bis ganz hinuter nach „Los Angeles“ führt.
Wir begnügen uns heute mit 140 Kilometern und den Städten „Waldport“, „Florence“ und „Dunes City“.
Allerdings fahren wir erst noch einmal zurück nach „Newport“, über die schöne Stahlbrücke und hinüber zur „Historic Bayfront“, – dort im alten Viertel herrscht ein buntes Treiben, an der Mole landen die Fischkutter an, Händler und Arbeiter der ansässigen, kleinen Fabriken kümmern sich um den Fang, – Touristen spazieren durch die Straße, – Kneipen, Restaurants und Souvenirläden bieten ihre Dienste an, – aus dem Hafenbecken hören wir irgendwie seltsame Laute, klingt wie tierisches Brüllen, – wir halten und schauen nach, – dort hat sich draußen auf dem Wellenbrecher und auf Plattformen im Hafenbecken eine Kolonie Seelöwen niedergelassen, – faul liegen sie in der Sonne, brüllen ein wenig vor sich hin und lassen es sich gut gehen.

Wir fahren jetzt nach Süden, die Uferstraße gibt immer wieder spektakuläre Ausblicke frei, es gibt genug Haltebuchten, wo wir anhalten, schauen, oder ein Foto schießen können, – toll, mit welcher Urgewalt das Meer gegen die Ufer knallt, – spektakulär, wenn dort Felsklippen sind und die Wellen donnernd darankrachen, aber auch dort, wo sie fast sanft gegen den weitläufigen Strand laufen sieht das wild aus, die Gischt leuchtet weiß und Sprühnebel zieht weit ins Land hinein, trotz Sonne ist die Uferstraße ständig in einen leichten Nebel gehüllt, – an vielen Stellen hat das Meer hohe Sandwälle aufgetürmt.

Richtige Dünen mit bis zu 150 Metern Höhe, die „Oregon Dunes National Recreation Area“ gibt es in einem weiten Wanderdünengürtel von „Florence“ bis hinunter nach „North Bend“, etwas mehr als 60 Kilometer lang ist das Gebiet, die Dünen sind streng geschützt und dürfen nicht betreten werden, – an drei Stellen sind kleinere Gebiete freigegeben, damit sich die Freaks mit ihren „Quads“, „Buggys“, „Enduros“ und allradgetriebenen Pickups austoben können.
Einen ersten Ausflug in das Gebiet unternehmen wir bei den „South Jetty Dunes“, gleich südlich „Florence“, allerdings nur für einen kurzen Blick, wir fahren dann weiter nach Süden, morgen bei „Reedsport“ werden wir noch einmal in die Dünen hineinfahren.

Heute ist etwas früher Schluß, – mal schauen, wie das mit der Stellplatzsuche heute ausgeht, – eine erste Empfehlung auf dem Parkplatz eines Wandertrails gefällt uns nicht wirklich, – weiter südlich auf der gegenüberliegenden Seite des „Tahkenitch Lake“ gibt es nach 4 km Schotterstraße eine kleine Stellfläche direkt am See, – oh ja, das wird was, – herrlich ruhig, einer der beiden Stellplätze ist schon mit einem Wohnwagen belegt, „Theresa“ unsere Nachbarin auf Zeit erklärt mir, daß sie und ihr „John“ hier dauerhaft wohnen, – auch nicht das Schlechteste. Wir jedenfalls bleiben, – herrliche Ruhe, der See ist fast komplett mit Grünzeug zugewachsen, Wasservögel gibt es, ein Nutria schwimmt gemächlich an seiner Oberfläche, um 19 Uhr ist es stockdunkel. ( N 43° 46′ 51.1″ W 124° 05′ 53.0″ )

Tagesetappe:     141 km                    Gesamtstrecke:     26.262 km

27.09.2019 – Von Sweet Home nach Newport

Die Nacht ist relativ mild, der bewölkte Himmel sorgt für Tiefsttemperaturen um 13 Grad, – der Morgen startet dann mit 15 Grad und langsam reißt auch der Himmel auf und läßt immer wieder die Sonne durch, – irgendwie ganz normaler Frühherbst, – wie er sich in Deutschland auch darstellt, – am Tag erreicht das Thermometer noch die 19 Grad, draußen am Meer dann wird es wechselhaft, Sonne und Regenschauer wechseln sich ab.

Nachdem uns der Platzwart noch einen Besuch abgestattet und wir ausgiebig mit ihm geplauscht haben, fahren wir wieder los.
Hinaus auf den Highway 20, er wird uns über „Lebanon“ und „Corvallis“ bis an den Pazifischen Ozean bei „Newport“ führen.

Zuerst queren wir einen Seitenarm des Stausees, dann fahren wir eine ganze Zeit lang durch dichten Nadelwald.
Dann wird der Wald langsam weniger, dafür die Häuser und Dörfer mehr, – aus den Dörfern werden zusehends Städte, die Gegend hier ist ziemlich dicht besiedelt, entsprechend ist auch der Betrieb auf dem Highway, – außerhalb der Siedlungen wird fleißig Landwirtschaft betrieben, meist Ackerbau, Getreide, Kartoffeln, auch Gemüse, wieder Cannabis und später auch einzelne Obstbaumplantagen, – in den Städtchen hat sich Gewerbe jeder Coleur angesiedelt, auch einige große Holzverarbeitungsbetriebe sind zu sehen, – hier wird der viele Wald verarbeitet, durch den wir gestern und heute gefahren sind, – Trucks karren die Bäume heran, in den Fabriken werden Bretter und Balken daraus gefertigt, in Folien verpackt und von anderen Trucks wieder weggebracht, betriebseigene Gleisanschlüße sorgen dafür, daß die fertigen Produkte auch mit der Bahn in alle Welt geliefert werden, sogar die Sägespäne werden noch irgendwie verwendet und in Waggons aus den Werken gefahren.

Die „Coast Range“, ein weiterer Gebirgszug, der sich von Nord nach Süd ausdehnt und sich zwischen Pazifik und die Prärie im Osten schiebt, fällt bei weitem nicht so hoch aus, wie wir es von den Karten her vermutet hatten, zwei kleine „Pässe“ mit gerade mal etwa 300 Metern Höhe, wieder etwas Wald, und das war es schon.
Im Nu sind wir drüber und nähern uns nun rasch der Stadt „Newport“ und dem Pazifischen Ozean.
„Newport“ ist eine Küstenstadt, wie so viele, – die Stadt selbst, eine Stadt, wie so viele andere auch, mit der entsprechenden Infrastruktur, – und halt seiner „Coastline“, die breiten Strände des Pazifik, blaues Wasser, weiße Wellen und oberhalb der Strände die entsprechenden touristischen Angebote, – Hotels, Motels, Restaurants, – die Uferpromenade ist an einigen Stellen parkähnlich angelegt, mit einem Fußweg, Rasenanlage und Ruhebänken, – von verschiedenen Aussichtspunkten hat man einen tollen Blick hinaus aufs Meer, auf die alten Leuchttürme, die am Ufer entlang stehen und auf die wunderschöne alte Stahlbrücke, die die „Yaquina Bay“ überspannt und die Stadt mit den südlichen Gefilden verbindet. Die „Yaquina Bay“, ein Meeresarm führt hinüber zum Hafen, zur Marina und der Altstadt, das werden wir uns morgen mal anschauen.

Heute haben wir Erledigungen auf unserem Plan, – also Tanken, Gas nachfüllen, Vorräte nachkaufen, ein paar Dinge im Internet erledigen, so ist es im Nu Abend und die Stellplatzsuche holt uns hier draussen wieder ein, – es ist einfach im Stadtbereich nichts wirklich Brauchbares zu finden, – alle Parkplätze entlang der Uferpromenade sind ab 22 Uhr gesperrt (?!?), selbst bei Walmart ist man hier „unfreundlich“ berichten die einschlägigen Apps.
So fahren wir am Abend noch auf einen RV-Campground, etwas südlich der Stadt, – der ist dann leider „full“, – so müssen wir mal wieder volles Risiko fahren und stellen uns auf einen Picknickplatz wenig abseits des Meeres, auf denen man eigentlich generell nachts nicht stehen darf, – ja nun, in Luft auflösen können wir uns auch nicht, also hier bleiben wir, – mal schauen, wie lange ? ( N 44° 36′ 05.0″ W 124° 03′ 53.6″ )

Tagesetappe:     183 km          Gesamtstrecke:     26.121 km

26.09.2019 – Von Mitchell nach Sweet Home

Unser heutiger Wald ist nicht so dicht, wie der von letzter Nacht, – so dringt am Morgen schon die Sonne zu uns durch und hilft, die Kälte der Nacht zu vertreiben, wir sind noch immer auf 1.400 Metern Höhe, in den „Ochoco Mountains“, die Nacht war wieder 2 Grad kalt..

Gegen 10 Uhr verlassen wir unseren Platz und fahren auf dem Highway 26 hinaus, weiter nach Westen, – dichter Wald begleitet uns über viele Kilometer, kräftige Pinien und Kiefern von enormer Höhe stehen in ihm, nicht sehr eng, so daß zwischen ihnen noch Grasflächen wachsen, auf denen die Rinder grasen.
Auf der linken Seite begleitet uns stets ein kleiner Fluß, der dann vor „Prineville“ zum „Ochoco Lake“ aufgestaut wird.
Nachdem wir uns nun tagelang weit abseits touristischer Pfade bewegt haben, waren gestern an den „Painted Hills“ wieder erste Touristen anzutreffen und heute hier am Stausee und auf dem Weg hierher begegnen uns sehr viele Wohnwagen und Reisemobile, – hier am See ist die gesamte Palette von Angeboten anzutreffen. Trotzdem ist es merklich ruhiger geworden, – Nachsaison, – die meisten Tourist-Informationen und viele Campgrounds sind bereits geschlossen, andere sind nur noch wenig besucht.

„Prineville“, das wir anschließend anfahren ist eine nette Kleinstadt mit entsprechender Infrastruktur.
Hier kommen wir an einem „Animal Hospital“ vorbei und statten ihm direkt einen Besuch ab, – Aspro hat wieder Schmerzen in den Kniegelenken und humpelt schon seit Tagen so vor sich hin. Der Arzt bestätigt die Diagnose, die schon unser Tierarzt in Deutschland und der auf Kreta vermutet hatten, – Arthrose. Sehr unschön, – Frauchen und Herrchen können das ganz gut nachvollziehen, Aspro ist nun der Dritte im Bunde, – hoffentlich bringen ihm die verordneten Tabletten Linderung.
Anschließend fahren wir auf einen kleinen Berg oberhalb der Stadt und geniessen den Blick über die City und hinaus in das weite Hinterland, aus dem wir gekommen sind.

Von „Prineville“ fahren wir über den Highway 126 nach „Sisters“ und dann auf dem Highway 20 weiter, bis wir dann morgen hoffentlich am Pazifik ankommen.
„Sisters“ ist ein kleines aber feines Städtchen, viel Grün in der Stadt, die „City“ im Wildwest-Stil, sauber und gepflegt mit kleinen Geschäften und Lokalen.

Hinter „Sisters“ geht es über die Berge der „Cascade Range“, – diese Bergkette, die sich von Nord nach Süd erstreckt, ist eine Wetterbarriere und hält das oft nasse und neblige Pazifikwetter westlich und läßt die Prärie im Osten vertrocknen. Nur vereinzelt schieben sich Wolken über die Bergkämme hinweg und lassen es an den Ostflanken der Berge immer wieder kurz regnen. So auch heute, wir sehen schon bei der Anfahrt, daß sich trotz blauem Himmel und 24 Grad dort hinten an den Bergen eine dicke, schwarze Wolke ausweint.
Als wir dann in die Berge hineinkommen, ist der schöne Spätsommer, den wir nun bald zwei Wochen lang geniessen konnten, zu Ende, – die Temperatur fällt auf 12 Grad, es regnet und wird neblig. Der Wald, durch den wir uns die nächsten zwei Stunden bewegen ist dicht und naß, das ist an den Zweigen der Bäume zu sehen, die oft dick bemoost oder mit langen Flechten bewachsen sind, – Regenwald.

Hinter dem fast 1.468 mtr. hohen „Santiam-Paß“ geht es dann bald 20 km lang ständig abwärts, bis wir auf etwa 200 Metern Höhe angekommen sind, – über die Berge hat es ständig weiter geregnet, hier unten ist es eher ein Sprühregen, die Temperatur hat sich bei 18 Grad eingependelt, – wir sind gespannt, wie das morgen draussen am Meer wird.

Gegen abend kommen wir endlich ein wenig aus dem ewigen Wald heraus, – bei „Sweet Home“ hat man den „South Santiam River“ aufgestaut, – rund um den schönen Stausee locken allerlei touristische Angebote, unter anderem der ziemlich große „Sunnyside Country Campground“, – dürften wohl weit mehr als 150 asphaltierte Stellplätze sein, – großzügig, parkähnlich angelegt, feiner Rasen, Ahornbäumchen, Picknickgarnituren, Feuerstellen, – ganz hinten am Ende sind zwei (!) Plätze belegt, – die Saison ist vorbei, eigentlich ist der Platz seit 23. Sept. geschloßen, – der Platzwart jedoch sieht uns und meint wir könnten gerne hier stehen, es wäre offen. Ok, wir bleiben, – wir stehen ziemlich weit vorne und sind ganz allein in dem großen Park. ( N 44° 25′ 41.6″ W 122° 36′ 40.8″ )

Tagesetappe:     225 km          Gesamtstrecke:     25.938 km

25.09.2019 – Von Unity nach Mitchell

Eine so ruhige und stockfinstere Nacht hatten wir seit langer Zeit nicht mehr, nur das Plätschern des Baches ist immer mal zu hören.
Die Pinien und Kiefern stehen so dicht und hoch, daß auch am Morgen kaum Licht zu uns durchdringt, – oben in den Baumwipfeln sieht man die Sonne scheinen, hier unten am Boden hängt noch die Kälte der Nacht, 2 Grad waren es, 4 Grad sind es jetzt.

Gegen 10 Uhr fahren wir los, – es sind tatsächlich 11 Kilometer bis hinaus auf den Highway 26, – so tief hatten wir uns im Wald „versteckt“.
Es gibt 3 Highways, um von „Salt Lake City“ an die Pazifikküste bei „Portland“ zu kommen, – den Interstate 84, eine breite Autobahn mit viel Betrieb und wenig Flair und die beiden schmalen Highways 20 und 26, – unser Reise-Handbuch empfiehlt den 26er, die Strecke ist zwar etwas kurviger und etwa 50 Kilometer länger, soll aber die Interessanteste sein.
Und genau so ist es: Gestern schon die Fahrt „über die Dörfer“ mit den grünen Auen, der endlosen Prärie und der trockenen, herrlichen Hochebene, – und nun heute erst, – eine ganz phantastische Landschaft, die wir durchfahren, – wunderbar anzusehen, total abwechslungsreich und auf dem Highway kaum ein Auto, also auch super zu fahren.
Zuerst, gleich hinter „Unity“ beginnt ein lichter Pinien- und Kiefernwald, – der Highway schlängelt sich durch eine Mittelgebirgslandschaft, – zwischen den Waldstücken immer wieder kleine Lichtungen mit Wiesen, meist fließt ein kleiner Bach hindurch, der das alles erst möglich macht, – ein Farmhaus mit landwirtschaftlichen Gebäuden und Rindern, die durch Wiesen und Wälder streifen, – schön zu sehen, wie diese Tiere halbwild ihre Freiheit geniessen können.

Nachdem wir den „Dixie-Paß“ überquert haben, geht es lange bergab, der Wald endet und die endlose und trockene Prärie beginnt wieder, sinnigerweise heißt der nächste Ort dann „Prärie City“.
Kurz hinter „Dayville“ machen wir einen Abstecher zum „Sheep Rock“, Highway und Fluß schlängeln sich durch einen engen Canyon, dessen rote Sandsteinfelsen senkrecht unter dem herrlich blauen Himmel leuchten, der „Sheep Rock“ liegt in einem kleinen Seitental und zeigt sich in verschiedenen Farben über den grünen Wiesen.

Ach ja, und wenn ihr Euch bisher Gedanken gemacht habt, wo die ganzen „Nike“-Schuhe herkommen, – die wachsen dort einfach so auf den Bäumen ! – so einfach geht das !
Gesehen zwischen „Sheep Rock“ und „Mitchell“.

Am späten Nachmittag, kurz hinter „Mitchell“ biegen wir rechts auf eine Stichstraße ab, – nach etwa 10 Kilometern erreichen wir die „Painted Hill-Region“, eine herrlich bunte Erosionslandschaft, – bunt gestreifte, vegetationslose Hügel leuchten in den tollsten Farben in der Mittagssonne, – dunkelrot mit weißen Streifen, – gelb mit roten und schwarzen Streifen und alles noch mit Zwischentönen, – ein wahres Meisterwerk der Natur, in Jahrmillionen von Wind und Wasser herausgewaschen und modelliert.

Wir fahren zurück auf den 26er und noch ein Stück nach Westen, – etwa 25 Kilometer hinter „Mitchell“ erblicken wir links den „National Forest Campground Ochoco Divide“.
Den steuern wir heute sofort an, damit der Tag nicht wieder mit elend langer Stellplatzsuche endet. Die „National Forest“-Plätze sind durchweg in Wäldern Oregons gelegen, großzügig angelegt und immer sehr sauber, – manche sind kostenlos, andere kosten 12 bis 15 Dollar im einfachen „Selfregistration-system“, das ist absolut ok.
So stehen wir heute in einem lichten Wald, nur wenige andere Camper sind noch da, die Feriensaison ist längst zu Ende, – Picknickplätze, Lagerfeuerstellen, Toilettenhäuschen, sogar Mülltrennung, – alles ist blitzsauber, – eine „gute Fee“ kümmert sich um alles. ( N 44° 29′ 53.5″ W 120° 23′ 15.2″ )

Tagesetappe:     255 km          Gesamtstrecke:     25.713 km

24.09.2019 – Von Jerome nach Unity

Die Nacht ist ok, nicht wirklich laut draußen, – der Morgen freundlich und warm, die Sonne scheint.

Heute machen wir einen Hüpfer Richtung Pazifikküste, – Highlights, die zum Anschauen wären sind wohl keine auf der Strecke.
Also raus auf den Interstate 84 nach Nordwesten, – nach gut 250 Kilometern dann auf den kleinen Highway 26.

Hinter Jerome geht es mit der endlos weiten Prärie weiter, – dürres, gelbes Gras und niedrige Büsche bis zum Horizont, – gelegentlich ein paar Rinder drauf, das ist alles, was hier zu sehen ist.
Lediglich der „Snake River“, der sich einen tiefen Canyon ins Land gegraben hat, bringt ein wenig Abwechslung.
Er verändert auch das Landschaftsbild, – in einem breiten Streifen sind Bewässerungskanäle angelegt und Leitungen verlegt, überall laufen die Bewässerungsanlagen, entsprechend fruchtbar zeigt sich plötzlich die Landschaft, – fett grüne Wiesen, – die Heuernte ist auch hier voll im Gang, – später dann auch wieder Mais- und Getreidefelder.
Entsprechend wird die Besiedelung dichter, – plötzlich stehen überall Farmhäuser, einzeln oder in kleinen Dörfern, – Lagerhallen, Schuppen und Getreidespeicher.
Was für ein Bild, die Hügel rechts und links des Tals sind staubtrocken und gelb verdörrt, – nur knapp daneben, unten im Tal dann diese grünen Oasen, – Wasser ist Leben, – zum x-ten mal kommt uns dieser Spruch in den Sinn und läßt uns seinen wahren Inhalt erst hier so richtig erkennen.

Nach etwa 180 Kilometern passieren wir Oregons Hauptstadt „Boise“, 200.000 Menschen leben hier, – mit den Vororten und den benachbarten Städten zieht sich eine Gewerbe- und Industrieregion über viele Kilometer bis hinauf nach Nampa, entsprechend wird der Highway vorübergehend breiter und der Verkehr dichter.

Wir bleiben noch bis zum Städtchen „Ontario“ auf der I 84, dann fahren wir ab auf den kleinen Highway 26.
Kurz vor „Ontario“ verlassen wir Idaho und kommen nach Oregon, – nicht direkt an der Grenze, erst etwa 90 Kilometer weiter im Land springt dann auch wieder unsere Uhr eine Stunde zurück, – ab jetzt gilt wieder die „Pacific Time“, – wir sind jetzt wieder 9 Stunden hinter der deutschen Zeit zurück, – in dieser Zeitzone werden wir nun wohl auch für ein paar Wochen bleiben.
Der Highway 26 führt durch ein grünes Tal, – Bewässerung machts möglich, – und durch kleine Dörfer, unglaublich viel Vieh wird hier gehalten, – riesige, offene Ställe sind zu sehen, in denen viele hundert Rinder stehen, – entsprechend „duftet“ die Gegend hier über Kilometer, – wenig später wird richtig viel Ackerbau betrieben, unendlich viel Mais, Getriede, sogar Cannabisfelder sind hier zu sehen, – und dann treibt es uns schier die Tränen in die Augen, – Zwiebeldunst hängt in der Luft, hektarweise werden hier Zwiebel angebaut und gerade mit Erntemaschinen von den Äckern geholt, – überall Zwiebel, – auf den Äckern, auf den Höfen, vor Lagerhallen, in großen Kisten, – zig Trucks begegnen uns, Muldenkipper, randvoll damit, – sogar auf dem Standstreifen des Highway liegen sie über viele Kilometer verstreut, offensichtlich hatte ein Truck etwas zu viel geladen und hat in jeder Kurve ein paar über die Bordwand rollen lassen.
Dann wird es schlagartig trocken, – noch ein wenig Weidewirtschaft, wieder Rinder in der Prärie und es geht hinauf in eine hügelige, baumlose Landschaft.
Selbst in der Hochebene, die wir bald erreichen, sind endlose Zäune rechts und links des Highway und vereinzelt stehen kleinere Rinderherden in der Prärie.

Tja, und da ist wieder unser Problem mit dem Stellplatz für die Nacht, schon seit vielen Kilometern halten wir Ausschau danach, – schöne Plätze gäbe es zur Genüge, nur hinkommen geht nicht, alles ist versperrt, – Zäune, Tore, Verbotsschilder, „Private“, „No Trepassing“, „Keep out“.
Lediglich oben in den Bergen gibt es rechts der Straße einen kleinen See mit einem kleinen, offenen Stellplatz, der ist allerdings so schräg, daß der auch nicht geht, – also fahren wir noch ewig weiter, irgendwann kommen wir in den kleinen Ort „Unity“, – dort weist ein Schild auf einen RV-Park hin, – als wir ankommen, stehen lediglich 3 oder 4 alte und ausgemusterte Wohnmobile dort, scheint eher ein Schrottplatz zu sein, also auch nichts.
Am Ortsausgang dann ein Schild „National Forest C.G.“, – C.G. könnte wohl Campground heißen, also hin, – und so fahren wir, – die Asphaltstraße endet nach einiger Zeit, eine Schotterstraße beginnt und wenig später ein lichter Kiefernwald, im nahen Tal fließt ein Bach und Rinder grasen, – wir fahren tief in den Wald hinein und glauben schon gar nicht mehr daran, als tatsächlich zwei Wohnwagen dort mitten im Wald stehen, – immer wieder sind freie Stellflächen unter den Bäumen am Bach, sogar mit Lagerfeuerstellen, die Plätze weit auseinander, – na also geht doch.
Hier loggen wir uns ein, – besser wirds nicht, – heute wird es wohl sehr früh, schon gegen 19 Uhr dunkel werden. ( N 44° 24′ 25.3″ W 118° 17′ 59.3″ )

Tagesetappe:     413 km          Gesamtstrecke:     25.458 km

23.09.2019 – Von Wendover nach Jerome

Solche Nächte sind das Salz in unserer Suppe, am Abend sitzen wir mal wieder gemütlich draußen, – niemand da, – Aspro kann endlich mal alleine die Gegend erkunden, – es ist lange angenehm warm, – der Blick geht ungestört bis zum endlos weit entfernten Horizont, – Wüstenfeeling, – die Nacht totenstill und mit 15 Grad angenehm warm, – hier läßt es sich locker länger als eine Nacht aushalten.

Der Morgenhimmel ist ein wenig bedeckt, es ist mit 19 Grad recht angenehm und später kommt dann auch die Sonne durch.
Gegen 10.30 Uhr machen wir uns los, zurück auf den Interstate 80.
Heute machen wir eine „3-Staaten-Tour“, wir starten hier in Utah, fahren nach wenigen Kilometern hinüber nach Nevada und wechseln am späten Nachmittag nach Idaho.
Es ist gerade ein kurze Strecke von etwa 200 Kilometern, die wir durch Nevada kommen, – diagonal durch die nordöstliche Ecke des Staates.

Kurz hinter „Wendover“ wechseln wir hinüber, „West Wendover“ empfängt uns, ein großes Spielcasino mit dem entsprechenden Umfeld empfängt die Besucher, – in Nevada scheint Glücksspiel erlaubt zu sein, so kommen die Gäste von überall, – Campgrounds, Hotels und andere Unterkünfte bieten ihre Dienste an, ein Flugplatz scheint gleich in der Nähe zu sein, während wir durchfahren landen 4 große Maschinen hintereinander, – wir fragen uns, ob die alle „zocken“ gehen ?
Beim Wechsel nach Nevada springt unsere Uhr wieder mal eine Stunde zurück, Nevada befindet sich in der Pacific-Time-Zone, – das ignorieren wir allerdings heute, denn am Nachmittag, wenn wir Idaho erreichen, springt sie wieder eine Stunde vor.
Von „West Wendover“ geht es etwa 80 Kilometer auf dem I 80 nach Westen, – die Landschaft ist der Hammer, – Prärie, so weit das Auge reicht, – und es reicht verdammt weit, – die Ebenen sind oft 20 oder 30 Kilometer lang, wir sehen das andere Ende ewig lang vor uns, bis wir endlich dort angekommen sind, – der Highway führt schnurgerade hindurch, – wie mit dem Lineal durch die Landschaft gezogen.
Er führt heute wieder stetig bergan, bis wir kurz vor „Wells“ auf 2.130 Metern Höhe den „Pequop Paß“ überqueren.
Bei „Wells“ biegen wir dann nach Norden, auf den kleinen Highway 93 ab, ich fahre diese kleinen Straßen recht gerne, sie sind gut ausgebaut, meist breit und wenig befahren, – er führt nun die nächsten etwa 100 Kilometer wieder langsam bergab, – auch hier durchfahren wir weite Ebenen, Prärielandschaften vom Feinsten, oft irgend ein Bergmassiv im Hintergrund, manchmal sogar mit schneebedeckten Kuppen.

Etwa 2 Kilometer vor dem Wechsel nach Idaho gibt es tatsächlich das Örtchen „Jackpot“, – ja und genau das ist es auch, – auch hier hat man einige Spielcasinos mit dem entsprechenden Umfeld auf die grüne Wiese gebaut, – Campgrounds, Hotels, Bars, Restaurants, eine Tankstelle und einen Laden.
Und es herrscht reger Betrieb hier, die Campgrounds stehen voll, – auf dem riesigen Parkplatz vor dem größten Casino stehen auch einige Trucks, – die Trucker halten an und gehen erst mal eine Runde „zocken“, – scheint überall in den USA eine beliebte Beschäftigung zu sein.
Die Uhr springt übrigens schon hier wieder die Stunde vor und ein Schild weist darauf hin, daß hier, obwohl noch Nevada, schon die Uhrzeit von Idaho gilt, – hat auch eine gewisse Logik, denn die einzige und nahe Zufahrt nach hier kommt aus Idaho, wohl auch die meisten Gäste, weshalb sollen die also ihre Uhren umstellen müssen ?

In Idaho ändert sich zunächst landschaftlich nichts, – erst als wir uns der Stadt „Twin Falls“ nähern, – mittlerweile sind wir wieder unten auf etwa 1.200 Metern angelangt, wird bewässert und Landwirtschaft betrieben, noch ein Stück weiter funktioniert dies offensichtlich sogar ohne Bewässerung, Maisfelder, Getreide und Weidewirtschaft sehen wir beim Durchfahren.

In „Twin Falls“ ist es uns noch zu früh für „Feierabend“, irgendwie ist die Stadt auch hektisch und laut, – wir fahren noch ein paar Kilometer weiter und landen letztendlich wieder mal bei Walmart, diesmal in dem kleinen Städtchen „Jerome“. ( N 42° 41′ 41.8″ W 114° 31′ 01.4″ )
Der Platz ist sauber und großzügig, Bäume bringen Schatten und schöner grüner Rasen für Aspros Abendrunde ist auch da, – der rege Betrieb läßt erfahrungsgemäß am späten Abend nach, – ich habe Platz rundum und beschäftige mich mal wieder mit HerrMAN´s Reifenproblem, 3 Räder kommen ab und werden über Kreuz getauscht wieder angeschraubt, – ist Plackerei, bei fast 120 kg pro Stück, aber geht ganz gut, 1 1/2 Stunden brauche ich dafür, – hier bleibt es jetzt auch wieder bis abends um 20 Uhr hell und die Stadt bietet einen Sonnenuntergang wie am Meer.

Tagesetappe:     308 km          Gesamtstrecke:     25.045 km

22.09.2019 – Von Evanston nach Wendover

Die Nacht ist ziemlich unruhig, – direkt am Gelände führt die Bahnlinie vorbei und der Highway verläuft nicht weit daneben etwas oberhalb am Hang, – entsprechend ist immer abwechselnd ein schwerer Güterzug zu hören, der bringt gar die Erde unter uns leicht zum Beben, oder eben die Trucks auf dem Highway. Naja.
…und kalt ist es, minus 1,5 Grad zeigt das Thermometer, der Morgen dann wieder ganz früh mit viel Sonne und blauem Himmel, bei zurückhaltenden 5 Grad.

Wie meist, so gegen 10.30 Uhr fahren wir los, raus auf den Interstate 80 und nach Westen, Zwischenziel wird „Salt Lake City“ sein, Ziel wohl irgendwo draussen in der Prärie.
Der Interstate 80 zeigt sich heute etwas freundlicher als gestern, heute ist Sonntag, es sind wesentlich weniger Trucks unterwegs, das ist angenehm.
Schon kurz hinter „Evanston“ verlassen wir „Wyoming“ und fahren nach „Utah“ hinein, optisch ändert sich dadurch nichts, die Landschaft bleibt karg, Prärieebenen, anfangs noch ein wenig aufgelockert durch Hügel und niedrige Berge, wir bewegen uns noch immer auf der Höhe von etwa 2.000 Metern.
Später wird es recht eintönig, die Ebenen weiter, länger, – der Highway schnurgerade, – schon am Morgen einschläfernd.

Etwa 45 Kilometer vor „Salt Lake City“ passieren wir auf etwa 2.100 Metern Höhe den Ort „Park City“, das Skigebiet Utahs überhaupt, – 2002 fanden hier Wettbewerbe der Olympischen Winterspiele statt, – vom Highway aus sind die Pisten in den Wäldern der Berge gut zu sehen, zusammen mit den Skiliften und einer große Doppel-Skischanze „verzieren“ sie die Berghänge, – der darunter liegende Ort am Hang wirkt alpin, unzählig viele Hotels und Unterkünfte, Restaurants und Geschäfte, – alle im Alpenlook.

Ab hier führt der Highway viele Kilometer lang stetig bergab, letztendlich landen wir bei 1.300 Metern in „Salt Lake City“.
Utah ist der Mormonenstaat in den USA, „Salt Lake City“ das Zentrum, – die 1830 von Joseph Smith gegründete „Kirche Jesu Christi von den Heiligen der letzten Tage“ hat sich hier gänzlich durchgesetzt, zwischen 50 und 80 % der Bevölkerung gehören ihr an und leben nach den von ihr gesetzten Regeln, sie lehnen Alkohol, Kaffee, Tee und Tabak ab, ebenso Empfängnisverhütung, die Kinderzahl ist hier um einiges höher, als in den restlichen USA, – den zehnten Teil ihrer Einkommen geben sie an die Kirche ab.
Die Mormonen gelten als fleißig und erfolgreich, „Salt Lake City“ ist zu einer Wirtschaftsmetropole geworden, neben Bürotürmen und Geschäftshäusern überwiegen in der Stadt jedoch immer noch die Mormonentempel, eine Vielzahl von sakralen Prunkbauten, die die Macht der Kirche nach außen hin verkörpern.

Unsere „Zuneigung“ zu großen Städten dürfte Euch mittlerweile hinreichend bekannt sein, zudem hat „Salt Lake City“ nicht wirklich viel zu bieten, – so fahren wir etwa 1 Stunde quer hindurch, vorbei an den Mormonentempeln und auf der anderen Seite wieder heraus. Die Stadt ist weitläufig, sehr sauber und aufgeräumt, es gibt eine große Zahl von Stadt- und Freizeitparks und auch sonst ist sie sehr grün, die meisten Straßen sind von Bäumen gesäumt, die Häuser erscheinen uns größer als anderswo.

Wir fahren wieder raus auf den Interstate 80, weiter nach Westen, immer südlich des „Great Salt Lake“ entlang, anfangs sieht er noch wirklich wie ein See aus, später sind dies eher sumpfige Pfannen mit mal mehr oder weniger Wasser, – das sieht alles irgendwie schmutzig aus, die Luft riecht auch nicht wirklich gut.
Etwa 150 Kilometer ist der See lang, zwischenzeitlich ist er vom Highway aus mal eine Zeit lang nicht zu sehen, dann taucht er wieder auf, – Salz wird gewonnen, riesige Halden leuchten in der Mittagssonne, sie sengt hier gnadenlos, selbst die Temperatur hat sich hier wieder bis auf 25 Grad hochgeschraubt.

Unser Tagesziel liegt bei „Wendover“, dort ist der „Bonneville Salt Flats International Speedway“, dieser weltweit bekannte Teil des Salzsees, auf dem immer wieder Hochgeschwindigkeitsrennen gefahren und „Weltrekorde“ mit Raketenautos aufgestellt werden.
Hier sieht der Salzsee wirklich traumhaft schön aus, er ist komplett vertrocknet, das Salz liegt wie Schnee über viele Kilometer als feste Kruste obenauf, dahinter der blaue Himmel und ein paar Berge, – wir spazieren ein Stück hinaus, andere fahren mit den Autos drauf rum.

Hier ist der See schmal geworden und findet sein Ende, wir kommen leicht auf die gegenüberliegenden Seite und finden dort unseren Nachtplatz, – endlich einmal in der freien Natur, – Wüstenfeeling !
Unterhalb der Berge führt ein Feldweg in die Salzwüste hinaus, in weiten Abständen bieten sich immer wieder kleine Stellflächen, wir finden unsere hinter einem Felsen, der Blick ist genial und jetzt schon am hellen Tag herrscht absolute Ruhe. ( N 40° 47′ 00.8″ W 113° 57′ 05.6″ )

Tagesetappe:     327 km          Gesamtstrecke:     24.737 km

21.09.2019 – Von Rock Springs nach Evanston

Ja, irgendwie ist es blitzschnell wieder Winter geworden, heute Nacht nur 3 Grad, der Tag heute nur zwischen 9 und 11 Grad, das ist nicht gerade sommerlich, obwohl der Himmel so tut, als ob, – herrlich blau, die Sonne scheint, immer wieder ein paar Wolken dazwischen, mal mehr mal weniger, aber optisch eigentlich Sommer, gefühlt eher Winter.

Heute fahren wir gegen 10.30 Uhr raus auf den Interstate 80, – nur das kurze Stück bis „Green River“, dann biegen wir auf den 530er bis „Manila“ und auf den 44er bis „Green Lake“, – über den 414er fahren wir wieder zurück auf den Interstate 80 und auf ihm bis nach „Evanston“.

Der 530er ist wieder so ein Highway, wie wir ihn mögen, – abseits der Hauptrouten, – wenig befahren, aber breit und gut ausgebaut, – und führt durch eine zauberhafte Landschaft, – durch eine endlos weite Ebene, – gesäumt von niedrigen Bergen, – nur weit hinten am Horizont sind schemenhaft hohe Gebirge mit schneebedeckten Kuppen zu erkennen. Gelb verdörrtes Präriegras und kleine Büsche bedecken das karge Land, – Rinderherden stehen immer wieder in den weiten Flächen, – auch die „Pronghorns“ haben sich wieder unter sie gemischt, offensichtlich klappt das Zusammenleben von Wild und Rind recht vernünftig, denn sie stehen oft nahe beieinander.
Erst später, nach etwa 60 Kilometern endet die Ebene, – die Landschaft wird bergig, – die Ausläufer des „Flaming Gorge Stausees“ sind zwischen den Bergen zu sehen, er erstreckt sich über eine Länge von 150 Kilometern, – sein südliches Ende ist unser erstes Tagesziel.

Vorher verlassen wir „Wyoming“ und kommen nach „Utah“, – plötzlich sind die Wiesen in den Auen grün, überall wird bewässert, die Zahl der Rinderherden ist erheblich höher, auf einigen Wiesen ist noch die Heuernte im Gang.
Nachdem wir in „Manila“ auf den 44er abgebogen sind, fahren wir die „Sheep Creek Road“ entlang, der „Sheep Creek“ ist ihr ständiger Begleiter. Bei einer Rast sehen wir, daß auch hier kleine Lachse bachaufwärts ziehen, – hier, mitten im Land, tausende Kilometer vom Pazifik entfernt, – fast nicht vorstellbar.
Dann erreichen wir die „Flaming Gorge“, eine Schlucht mit feuerroten Sandsteinfelswänden, durchzogen von weißen Adern und bespickt mit kleinen grünen Kiefern ist das ein herrliches Farbspiel, – und am Ende der Straße, am Anstieg in die Berge mischt sich noch das Blau des Stausees dazu, – ein wahres Kunstwerk hat die Natur hier hervorgebracht.

Wir drehen um und fahren zurück nach „Manila“ und wieder zurück nach „Wyoming“, – war erst mal nur ein kurzer Abstecher nach „Utah“, – fahren über den 414er zurück auf den Interstate 80.
Unterwegs durchqueren wir eine herrliche Erosionslandschaft, weißlich-grün-gestreifter Stein liegt hier blank in der Nachmittagssonne, – welch ein Farbenspiel.
Trotz seiner Schönheit ist auf keiner unserer Karten und in keinem unserer Reiseführer irgend ein Hinweis auf dieses Gebiet zu finden, – Glück gehabt und durch Zufall hier durch gekommen.

Hinter „Lyman“ erreichen wir wieder den Interstate 80, hier ist, wie gestern schon, richtig viel Betrieb, – die Trucks rauschen auf der Überholspur an uns vorbei, als wären wir zu Fuß unterwegs, – selbst überbreite Schwertransporte machen bei 110 km/h noch lange nicht Schluß.
In „Evanston“, vielleicht 1 Stunde vor „Salt Lake City“ machen wir heute Schluß, dort in „Salt Lake City“ sind keine vernünftigen Übernachtungsmöglichkeiten, außerdem brauchen wir endlich wieder mal eine Internet-Session, – die finden wir am örtlichen Visitor-Center, das funktioniert sogar ganz gut, bis gegen 21 Uhr haben wir dort zu tun, – dann fahren wir noch etwa 10 Kilometer in die Stadt, – ihr wisst schon: – zum Walmart-Parkplatz, – der ist heute ziemlich stark besucht, sogar Trucks stehen hier. ( N 41° 15′ 57.2″ W 110° 57′ 21.2″ ) Naja, wir wollen uns nur aufs Ohr legen, dunkel ist es eh schon lange, und dafür taugt der Platz allemal.

Tagesetappe:     265 km          Gesamtstrecke:     24.410 km