Irgendwann gegen 20 Uhr haben die Jungs genug vom Fußball und gehen nach Hause, wir sind jetzt ganz allein hier draußen am Seeufer.
Auch in dieser Nacht regnet es immer wieder mal und auch der Morgen bringt keine Änderung.
Unser Plan für heute:
Sonntag, – rüber nach Frutillar und bummeln, mittags Kuchen essen, abends ausgehen.
Das ist doch ein Plan, oder ?
Gegen 11 Uhr fahren wir, sind ja nur wenige Kilometer, immer am Seeufer entlang, über die V 155 und V 305 bis nach „Frutillar Bajo“.
Ein paar wirklich schmucke Grundstücke und Häuser hat man sich hier entlang des Seeufers errichtet, – wir fahren durch Wald, kleine Dörfchen und an Wiesen vorbei und sind nach 40 Minuten da.
„Frutillar“ ist wohl das Deutscheste unter den deutschen Dörfern hier in der Region, dereinst von deutschen Auswanderern gegründet, es wird noch heute teilweise deutsch gesprochen, Familiennamen und die Namen von Hotels, Pensionen und Restaurants deuten darauf hin.
das am Seeufer befindliche „Frutillar Bajo“ ist ein hübsches, kleines Feriendorf mit entsprechender Gastronomie, – wir sind noch nicht in der Saison, entsprechend wenig ist los, – schön so.
Hier bleiben wir heute, – im „Kuchenladen“, – ja, so heißt das Geschäft, Kaffee trinken und ein Stück Schwarzwälder Kirsch vernichten, lange nicht gehabt, gar nicht schlecht.
Wir bummeln durch den Ort, besuchen dann das „Museo Colonial Aleman“, ein kleines Freilichtmuseum mit Mühle, Schmiede, alten Gebäuden und einem schön angelegten Park, – irgendwie Schwarzwaldfeeling, – naja, wieso auch nicht.
Wir stehen, mangels vernünftigem Camping, direkt im Ort, am Straßenrand, vor dem „Club Aleman“ ( S 41° 08′ 08“ W 073° 01′ 39“ ), mehrere Restaurants direkt in der Nähe, natürlich die Gelegenheit, am Abend mal wieder auszugehen.
Wenig Verkehr, der nachher bestimmt ganz endet, nette Nachbarn, – hier bleiben wir für die Nacht.
Chile wählt heute einen neuen Präsidenten, – Stichwahl, – bisher ist für uns nichts davon zu merken.
Am Abend allerdings geht hier die Post ab:
Zunächst, – wir sitzen noch auf der Terrasse des Restaurants zum Abendessen, bricht im Lokal nebenan irgendwie Jubel aus, dann zieht eine kleine Gruppe junger Leute lachend über die Straße, rüber zum See, zwei von ihnen, eine Frau und ein Mann springen unter dem Johlen der Anderen vollbekleidet in den See und nehmen ein Bad, – 12 Grad Lufttemperatur, das Wasser wird wohl auch nicht viel wärmer sein, – filmen, – lachen, – johlen, – es geht wohl um die Einlösung einer Wette zum Wahlausgang.
Jose Antonio Kast, ein konservativer, 59 jähriger Jurist, deutscher Abstammung, gewinnt die Wahl mit 59 % der Stimmen, – hier bei uns im Ort waren es gar 68 % und entsprechend groß ist die Freude bei den Menschen hier, am Abend gegen 21 Uhr zieht ein kilometerlanger Autokorso hupend und fahnenschwenkend die Uferstraße entlang, – die Zuschauer klatschen und winken mit ihren Fahnen zurück, – schön anzuschauen, wie hier Politik noch gelebt (Wahlbeteiligung 85 %) und auch gefeiert wird. Nach einer halben Stunde wird es wieder still und gegen 23 Uhr kehrt Nachtruhe ein.
Tagesetappe: 18 km Gesamtstrecke: 76.434 km












