Die Nacht ist ruhig, – die Nachbarschaft läßt zwar am Abend noch mal ihren Generator brummen, sie sind aber weit genug weg und nur ganz leise zu hören.
Der Abend und die Nacht sind mild, allerdings soll sich das Wetter ändern, 3 Tage Regen und Gewitter sind gemeldet, sogar eine Sturzflutwarnung wurde für „Tucson“ herausgegeben.
Und so zeigt sich auch der Morgen, dicke Wolken hängen über der „Sonora-Wüste“, ein ungewohntes Bild, nach mehr als 6 Wochen strahlend blauem Himmel, – aber noch bleibt es trocken, die Temperatur ist niedriger als gestern, aber mit 24 Grad immer noch spätsommerlich warm.
Heute ist nun der „Saguaro-Nationalpark West“ dran, – wir fahren etwa 10 Kilometer über kleine Nebenstraßen durch die Wüste, – die Gegend hier scheint eine recht beliebte Wohngegend zu sein, denn überall in der Landschaft, zwischen Kakteen und Büschen stehen Häuser, eher großzügig, mit viel Platz drumherum, aber nur wenige Flecken, die nicht bebaut sind.
Eine Ringstraße führt uns auch durch diesen Park, etwa 15 Kilometer, nicht asphaltiert, aber ganz gut zu fahren, – die riesigen Saguaros sind hier noch ein wenig höher als drüben im Ostpark und der „Kakteenwald“ ist dichter. Ansonsten schön anzusehen, die Vielfältigkeit der Kakteen ist unglaublich, hier scheinen alle Arten irgendwie vertreten zu sein.
Die Ausblicke hinunter ins Tal und hinüber nach „Tucson“ sind schwer getrübt heute, der Himmel bedrohlich schwarz und an den Bergen im Osten sind die ersten Regengüße zu sehen, wie weiße Wände hängen sie vor den dunklen Wolken und hie und da fährt auch ein Blitz auf die Erde nieder.
Auf den letzten Metern Piste beginnt es auch bei uns zu regnen, allerdings nur ein wenig, wir erreichen die Asphaltstraße, ohne daß es matschig wird.
Wir haben unseren Reiseplan geändert, als nächstes sollte „Phoenix“ dran sein, das lassen wir ausfallen, – Megastadt, – nicht unser Ding, – außerdem gibt es dort eh nicht viel zu sehen und auf dem Interstate Highway fahren, finden wir mittlerweile auch langweilig.
Also nehmen wir die Nebenstrecke Hwy 86, die fast parallel zur mexikanischen Grenze etwa 200 km nach Westen führt, dort gibt es noch den „Organ Pipe Nationalpark“ anzuschauen, dann werden wir, auch wieder auf kleinen Straßen, ein Stück nach Norden und dann hinüber nach Südkalifornien fahren.
Als wir vom „Saguaro Park“ wegfahren, kommen wir mittenrein ins Inferno, – es blitzt und donnert, – es schüttet für eine kurze Zeit, die Temperatur fällt auf 16 Grad und der Gewittersturm schüttelt Bäume und Büsche kräftig durch, auch unser HerrMAN wackelt kräftig. Nach 10 km kehrt Ruhe ein, – die Wüste ringsum steht komplett unter Wasser, – klar, der Boden ist so trocken und hart, daß kein Tropfen Wasser in ihn eindringen kann, es bleibt oben stehen und fließt weg, im Nu bilden sich kleine Seen und Bäche, die sich ihren Weg über die Asphaltstraße suchen. Die nächsten zwei Stunden fahren wir durch einen Wechsel aus trockenen Passagen, Nieselregen und kurzen Schauern, insgesamt also nichts Aufregendes, das Unwetter ist fürs Erste durch.
Die Fahrt über den Hwy 86 ist super, eine fast 200 km lange, schnurgerade Straße, es hat wenig Verkehr und die „Sonora Wüste“ bietet weiterhin schöne, einsame und weitläufige Kakteenlandschaft, – wir sind im Grenzgebiet USA-Mexiko, es sind unglaublich viele Fahrzeuge der „Border Patrol“ unterwegs, eine feste Kontrollstelle liegt auch auf der Strecke, wir werden allerdings durchgewunken.
Gegen 16 Uhr kommen wir in „Why“ an, am Ortseingang gibt es den Campground „Coyote Howls Park“, den wir heute mal anfahren, – einer dieser Mega-Überwinterungscampgrounds, die es hier unten vielfach gibt, – alle „Winterflüchtlinge“ und „Zugvögel“ aus Kanada und den USA lassen sich auf ihnen nieder.
Riesig ist er, etwa 1 km lang und 1 km breit, – es gibt noch Größere, – unglaublich, – allerdings erstaunlich angenehm, es ist praktisch ein Stück eingezäunte Wüste, – naturbelassen, – nur ein paar Toiletten- und Duschhäuser hat man auf dem Gelände verteilt, – die einzelnen Plätze sind sehr großzügig, jeder hat genug Platz, momentan sowieso, erst Anfang Dezember geht die Saison richtig los, derzeit sind vielleicht nur ein Drittel aller Plätze belegt.
Und auch der Preis ist erstaunlich, – 10 Dollar pro Tag oder 125 Dollar pro Monat, bzw. 575 Dollar pro Jahr, das lockt Langzeitgäste an.
Wir suchen uns einen schönen Platz, freies WLAN gibts umsonst dazu. ( N 32° 15′ 49.3″ W 112° 44′ 03.5″ )
Tagesetappe: 214 km Gesamtstrecke: 35.503 km